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Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot

geschrieben von mjke 
Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
02. Juli 2015 10:00
Liebe Paddelfreunde,

meine kurze Vorstellung: Ich bin 40 Jahre alt und seit rund 25 Jahren paddelnd unterwegs, allerdings mit stark schwankender Aktivität. Ich bin jahrelang alte WW-Abfahrtsboote gefahren und habe erst relativ spät den Schritt zum Rennboot gemacht, was dann doch nochmal eine ziemliche Umstellung war. Im Verein haben wir eine ganze Reihe klassischer Struer- und Kirton-Rennboote, X-Lancer, Ranger, Tiger etc. Alle stammen allerdings aus der Ära vor der Änderung des 51cm-Reglements, sind also in Punkto Stabilität nicht mehr mit dem aktuellen Rennsport-Material vergleichbar.

Nun denke ich seit einiger Zeit über die Anschaffung eines modernen Marathon-/Fitness-Bootes nach. In meinem Umfeld werden allerdings eher gemütliche Wanderboote gefahren, so dass ich aktuell keine Möglichkeit habe, die Stabilität von Nelo-, Kape- etc.-Kajaks der 48cm-Klasse mal in der Praxis zu testen. Mir ist natürlich klar, dass Kippligkeit und Stabilität immer auch subjektive Eindrücke sind. Aber vielleicht kann man diese schmale Freizeitboot-Klasse zumindest global verorten: Ist sie mit dem klassischen Rennboot der 80er Jahre vergleichbar oder liegen die Dinger doch eher noch weiter in Richtung aktuellem Rennsport-Material? Kommt man mit einer Viper 48 klar, wenn man einen X-Lancer beherrscht? Über Einschätzungen würde ich mich sehr freuen.

Es ist übrigens sehr schön zu lesen, dass auch Paddlerinnen und Paddler in fortgeschrittenem Alter sich an sportlichere Boote wagen. Für Späteinsteiger kann der Umstieg nämlich schon deprimierend sein. Ich sehe das im Verein: Wer seit Kindesbeinen im Rennboot gesessen hat, hat einfach eine Lockerheit und Sicherheit, die für ältere - wenn überhaupt - nur noch sehr schwer erreichbar ist.

Viele Grüße
mjke
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
02. Juli 2015 10:45
Hallo mjke,
bin jetzt nicht wirklich der beste "Ratgeber" da ich nicht aus dem Rennsport komme, habe aber trotzdem etwas Erfahrung die dir nützlich sein könnte in Bezug auf deine Frage.
Wir hatten vor einigen Jahren in unserem Verein zwei alte klassischer Struer Rennboote in denen ich einige Zeit mal gefahren bin (nur im Hafen ohne Wellen).
Ich empfand die Stabilität als "wackeliger" als z.B. jene einer Lettmann Speedmaschine mit 46 cm Breite (mit der ich auch noch auf dem Rhein etwas fahren konnte).
Wahrscheinlich liegt es an dem stärker gerundeten Unterwasserschiff der alten Rennboote das sie sich kippeliger anfühlen als die Speedmaschine mit ihrem leicht abgeflachten Rumpf im Sitzbereich.
Leider kann ich dir zu anderen Modellen (Marathon-/Fitness-Boote im 48 cm Breiten-Bereich) nicht viel sagen da ich hier keine echten Erfahrungswerte habe.
Lediglich einen Eigenbau von "Waterwilly", der hier auch im Forum schreibt, habe ich mal fahren können, es verhält sich gefühlt ähnlich wie oben schon beschrieben.

Viele Grüße
Jörg
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
02. Juli 2015 11:26
Hallo,

wenn du die alten Rennboote fahren kannst, stellen die 46er und 48er Boote für dich keine Herausforderung dar. Es könnte höchstens sein, dass sie dir im Vergleich zum Rennboot etwas "leblos" vorkommen. Das war jedenfalls mein Problem, weshalb ich weiter Rennboot fahre.

Grüße, vauWe
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
02. Juli 2015 11:49
Hallo,
da schließe ich mich Jörg an. Auch ich habe keine Rennsporterfahrung, paddle aber bei "guten" Bedingungen häufig mit einem Nelo Classic.
Das ist in Punkto Stabilität, Kippeligkeit, aber auch Agilität kein Vergleich zu Booten wie Nelo Viper 48/51 oder Plastex Master.
Wie dann bei längeren Strecken und raueren Bedingungen wirklich der Geschwindigkeitsvorteil ausgenutzt werden kann, ist individuell unterschiedlich.
Motorbootwellen, bei denen ich mit meiner Viper 51 stumpf weiterfahre, muss ich beim Classic stützen.

Grüße
Thomas
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
02. Juli 2015 12:11
Schließe mich VauWe an, zumindest was die Viper48 angeht. Die alten Rennboote sind im hinteren Rumpfbereich oft nicht so flach gehalten wie die Viper. Insgesamt hat die Viper wahrscheinlich ein breiteres Einsatzspektrum und bei Wellen evtl. dadurch auch ein höheres Geschwindigkeitspotential (allerdings neigt das Heck bei Seitenwind zum Ausbrechen, ich rüste demnächst eine Vorfinne nach). Ob sich der Umstieg für dich lohnen würde? Vermutlich sind die Unterschiede eher marginal…
Den Nelo Classic kann man bei Welle nur sehr schlecht fahren, weil der Bug viel zu schnell abtaucht, ansonsten wäre der aber eher mein Favorit. Aber weil ich trotzdem mehr wollte, habe ich jetzt einen Nelo560 Ski, wackelig und fast so schmal wie ein Rennboot aber Wiedereinstieg nach Kenterung ist möglich und klappt (allerdings fahre ich damit noch nicht so schnell wie mit der Viper).
Gruß Matthias
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
02. Juli 2015 13:00
"Aber vielleicht kann man diese schmale Freizeitboot-Klasse zumindest global verorten: Ist sie mit dem klassischen Rennboot der 80er Jahre vergleichbar oder liegen die Dinger doch eher noch weiter in Richtung aktuellem Rennsport-Material? Kommt man mit einer Viper 48 klar, wenn man einen X-Lancer beherrscht? Über Einschätzungen würde ich mich sehr freuen."

Meine Vorredner haben ja schon fast alles geschrieben, dem möchte ich mich anschließen.

Schau Dir mal das Unterschiff eines alten Rennbootes an, dann wirst Du sehen, dass es sich nicht wirklich von den neuen ohne Mindestbreite unterscheidet, nur die äußeren Ecken sind breiter aber die liegen ja oberhalb der Wasserlinie.

Ein alter Struer X-Lancer oder Cleaver ist mit Sicherheit kippliger als eine Nelo Viper 48 und auch wesentlich schneller was die erreichbare Höchstgeschwindigkeit im Sprint angeht. Auf langen Strecken relativiert sich das allerdings und der Unterschied, was das Geschwindigkeitspotential betrifft ist fast nicht mehr vorhanden, sondern wird fast ausschließlich durch den Motor/Paddler bestimmt.

Im Gegensatz zu modernen Rennkajaks haben die alten Dinger noch so was wie eine Rest-Endstabilität, durch die Ecken, die bei Neigung etwas Auftrieb erzeugen, ähnlich wie ein schneller Surfski durch den voluminösen Bug.

Masterrennboote haben dagegen ein etwas breiteres und eventuell etwas flacheres Unterschiff (je nach Model) und somit eine etwas höhere Anfangsstabilität und sind in Wellen entspannter zu fahren, sozusagen ein Mittelding zwischen Touring- und Rennboot.

Grüße Bernd.
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
02. Juli 2015 13:11
Hallo,

wenn Du das "alte" Material beherrscht ist der Sprung in ein aktuelles reinrassiges Rennboot nicht mehr weit.
Klar würdest Du am Anfang einige Male im Bach liegen, dafür erfährst Du aber auch eine unglaubliche Dynamik sobald der Knoten geplatzt ist.
Mit Deiner bereits gesammelten Erfahrung und dem zarten Alter von gerade mal 40 (du hast ja das halbe Paddler-Leben noch vor Dir) sollte der Umstieg kein Problem sein.
Aus meiner Erfahrung ist der Unterschied zwischen (X-) Lancer, Ranger,.. zu aktuellen Fitnessbooten nicht allzu groß. Schade ums Geld wenn Du über den Verein eh auf die alten Modelle zugreifen kannst.
Dann dreh lieber noch ein paar Runden mit dem Lancer um sicherer zu werden und hol dir dann was ordentliches. (Quattro oder ähnliches).

Du wirst Deine Freude daran haben!

Gruß,

Alex
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
02. Juli 2015 15:56
Hallo Jörg, vauWe, Thomas, Matthias, Bernd und Alex,

vielen Dank für die vielen konstruktiven Antworten und die tolle Resonanz. Jetzt kann ich die angesprochenen Boote besser einordnen.
Wenn die Bootstypen so dicht beieinander liegen, spricht in der Tat einiges dafür, zunächst den Vereinsboot-Park weiter durchzutesten.

Ich muss sagen, dass mir das Rennboot-Fahren vor ein paar Jahren nochmal einen ganz neuen Motivationsschub gegeben hat. Es ist einfach ein viel konzentrierteres Fahren und anfangs auch eine tolle psychologische Erfahrung: In welchem Maß die Angst vor der Kenterung die Sicherheit im Boot auch objektiv beeinflussen kann, das war mir seinerzeit neu. Im Grund erreicht man Stabilität durch Entspanntheit und Angstfreiheit. Alleine der Gedanke "was machst du hier überhaupt gerade" hat mich anfangs an den Rand des Badespaßes gebracht. Wenn sich dann langsam Sicherheit einstellt: Das ist eine unbezahlbare Erfahrung.

Viele Grüße
mjke
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
02. Juli 2015 17:47
Hallo Mike,
da sprichst Du einen sehr wahren Punkt an! Hab mich am Anfang gefragt, ob ich es mir nur einbilde, aber es stimmt wirklich: sobald man im Kopf Zweifel bekommt, fällt man schon ins Wasser. Diese mentale Herausforderung ist für mich auch der Hauptantrieb für diesen Sport. Ich kenne nichts anderes, wo man wirklich so bei der Sache sein muss wie beim Rennboot.
Grüße Matthias
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
02. Juli 2015 17:51
"... Ich kenne nichts anderes, wo man wirklich so bei der Sache sein muss wie beim Rennboot. !

--> dann geh mal klettern winking smiley

smileys with beer Grüße aus dem Leipziger Neuseenland, welches seit Mai mit dem "Zwenkauer See" ein neues Schmuckstück zu bieten hat,
Andi
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
02. Juli 2015 18:01
Zitat
a-kite
--> dann geh mal klettern winking smiley

voll nicht mein Ding. Hab Höhenangst. Und die ganzen anderen "Action-Sportarten" wie Downhill fahren oder Base jumping können wir auch außen vor lassen ;-)
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
02. Juli 2015 18:49
Zitat
Vanderalm
Ich kenne nichts anderes, wo man wirklich so bei der Sache sein muss wie beim Rennboot.
Grüße Matthias

Segeln, z.B. mit International Moth
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
02. Juli 2015 20:37
beim SchachTurnier muss ich auch immer "voll bei der Sache" sein.
Ein falscher Zug und alles ist im Eimer.... smoking smiley
Anonymer Teilnehmer
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
03. Juli 2015 00:10
Zitat
mjke
Liebe Paddelfreunde,
... Im Verein haben wir eine ganze Reihe klassischer ... Rennboote ... allerdings aus der Ära vor der Änderung des 51cm-Reglements, sind also in Punkto Stabilität nicht mehr mit dem aktuellen Rennsport-Material vergleichbar.

Nun denke ich seit einiger Zeit über die Anschaffung eines modernen Marathon-/Fitness-Bootes nach.

Salut,

warum zum Geier?
wegen den milden Temperaturen heute abend haben wir eben mal eine Runde Probefahren veranstaltet. Einiges gehört nicht hierher. A-Bär ich habe in einem älteren Rennboot* aus den 80ern gesessen. Im Grunde ein extrem freundliches Boot, denn es zeigt gleich, dass es hektisches Gezappel des Paddlers nicht leiden kann. Nimmt man das zur Kenntnis belohnt es mit einer Endstabilität, die man angesichts der Anfangsstabilität niemals erwarten würde. Paddel mal leicht verschnitten? Na und? Kleine Motorbootwellen machen gar nichts. Der Rundspant wird viel weniger vom Wasser bewegt und läuft schon bei mäßigem Druck mit einem M-Paddel wie auf Schienen.

Die ganzen unten abgeflachten Teile machen das Gegenteil: Sie täuschen Dir eine Stabilität vor, die sie letztlich nicht haben. Beim Probewackeln am Steeg fasst man schnell erstes Vertrauen, aber dann kommt nix nach. Der gewisse Punkt kommt schnell und erbarmungslos. Das Boot versucht sich mehr am Wasser abzustützen, womit es Dir zwar helfen möchte, aber wobei es versagt, wen n das Wasser nicht glatt genug ist und selbst das Boot bewegt. Dazu kann ich mir nicht vorstellen, dass die abgeflachten irgendwie schneller laufen. Mein dumpfer Verdacht ist, dass vieles davon nicht Fleisch und nicht Fisch ist. Deswegen sehe ich bei günstigen Bedingungen die alten Rennboote als die viel freundlicheren Boote an. Die neuen Altherrenflitzer als die Dampfer, die dem Wanderbootfahrer über die ersten 500 Meter helfen. Das deltaförmige Deck bei den älteren Rennnbooten ist halt keine Augenweide für Ästheten, aber wenn Du drinn sitzt siehst Du es ja nicht.

Auch aus den 80ern sind nicht alle gleich: einen älteren Neumenn (Kolibri?) mit relativ hohem Sitz kann ich nicht fahren. Dazu fehlen mir einfach ein paar Häärchen im Innenohr. Die Breite oben hat ja nichts mit der Wasserlinie zu tun. Ähnlich gibt es bei den modernen auch Boote, die kippliger sind und andere, falls Dich die 51er-Optik doch stört.

Warum kein dänisches Tourenboot für den Winter oder etwas bewegteres Wasser und ein besonders freundliches Rennboot für den Sommmer ... so ab 15 Grad Wassertemperatur für den Anfang (?)

so als Anstoß ...
VG Chris

* in genau dem Boot, allerdings bin ich das nicht auf dem Foto
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
03. Juli 2015 10:13
Werde die Anregung von Haubentaucher und die aktuell sehr warmen Wassertemperaturen heute auch mal nutzen, um mal wieder eines der alten Vereins-Stephan-Rennkajaks aus den 1980ern für eine Proberunde zu nutzen.
Die Beobachtung, dass sich rundere Querschnitte von (seitlichen) Wellen weniger beinflussen lassen als abgeflachte, habe ich auch mit meinen Booten gemacht, wie diese Tatsache wohl auch zum Allgemeinwissen fortgeschrittener Paddler gehören dürfte.
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
03. Juli 2015 20:18
Hallo Mjke,
ich habe 1979 paddeln gelernt und war in der Jugend ganz gut im Rennboot unterwegs, habe dann 25 Jahre das Paddel in die Ecke gestellt und konnte nach so vielen Jahren auf an hieb in den alten blauen DDR Booten los Paddel, erst auch sehr unsicher aber nach einer Eingewöhnung Zeit klappte es wieder, ich wollte auch nicht mehr in den alten Vereinsbooten rum gurken sonder was eigenes haben und habe dann auch mit den Fitness Booten wie Kape 46 und sowas angefangen, aber wenn man was schnelleres fahren kann ist das Boot bald langweilig, beim Kape 46 hatte ich nach einer Zeit den Eindruck als wenn da was an der Flosse hängt und Bremst , hatte dann auch ein aktuelles Rennboot was mir aber zu schmal in der Luke war und ich die Hüfte nicht richtig verdrehen konnte, bin jetzt beim Nelo Quattro Classic gelandet es ist ein gemütliches Rennboot mit dem ich auch bei schlechten Wetter und auf der Elbe bei Strömung und Schiffsverkehr zurecht komme, von der Stabilität ist der Nelo vielleicht etwas schärfer als alten Rennboote,
Vom Speed sind die Boote aus den 80er Jahre alle schneller als die modernen Fitness Boote, ich habe auch noch ein Holz Rennboot Baujahr 62 Jachtwerft Berlin, der läuft für einen Anfänger auch sehr sicher und geht auch besser ab als ein modernes Fitnessboot, die Fitnessboote sind gebaut für späteinsteiger oder Paddler die vom Wanderpaddeln kommen und sich auf dem Wasser austoben wollen, so ein Boot kann man recht schnell erlernen und kommt auch zügig vorwärs.
Aber wenn Du Rennboot in 80ern fahren gelernt hast kommst Du mit neuen Rennbooten auch nach gewisser lern Phase zu recht, ich war mit dem Zastrera Master recht zu frieden oder bei Nelo ist der Classic oder der Vintage L ein guter wieder einstieg wichtig ist auch ob dein Gewicht zum Boot passt, man kann aber auch noch die Bootssicherheit mit den alten Booten trainieren, mit einen hohen Sitz, oder mal ne Runde mit dem Stechpaddel fahren rechts und links, oder das Paddel in der Luft drehen unterm Boot durchziehen, die Paddelbewegung ohne Paddel machen, solche Übungen bieten sich bei dem warmen Wetter gut an.
Viel Spass im Rennboot
Olli
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
06. Juli 2015 15:10
Chris und Olli,

danke für eure nachdenkenswerten Ausführungen.
Nun gehöre ich allerdings gerade nicht zu denen, die das Rennboot-Fahren von der Pike auf gelernt haben. Ich bin mittlerweile zwar im Allgemeinen entspannt unterwegs, aber es gibt auch Wellen- und Wetterlagen, bei denen die Hauptbeschäftigung darin besteht, nicht zu kentern. Von daher besteht beim Bootsmaterial also "Luft nach unten": Etwas mehr Reserve, etwas trockenerer Lauf, etwas stabilerer Aufbau. Das dürfte schon sein.

Andererseits: Ich bin am Wochenende mal kurz den Streamliner S gefahren. Obwohl das ja noch ein supersicheres (Wander-)Boot ist, stimmt es total, was Chris geschrieben hat: Wenn man das Rennboot gewohnt ist, wundert man sich über die nur sehr zögerlich einsetzende Stabilisierung des bewegten Bootes. Im alten Kirton ist es dagegen, als würde ein Schalter umgelegt. Oftmals bin ich anfangs auch eher im Versuch gekentert, mich durch die Wellen durchzustützen. Einfach durchpauken wäre wahrscheinlich besser gewesen.

Mal eine Frage an die Rennboot-Spezialisten: Könnt ihr im offenen Wasser pausieren, was essen, die Flasche rauskramen, kurz entspannen, oder ist es einfach normal, dass man im Renn- / Marathonboot durchziehen muss?

Viele Grüße
mjke
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
06. Juli 2015 18:52
Hallo Mjke,

auf deine Frage:
Mal eine Frage an die Rennboot-Spezialisten: Könnt ihr im offenen Wasser pausieren, was essen, die Flasche rauskramen, kurz entspannen, oder ist es einfach normal, dass man im Renn- / Marathonboot durchziehen muss?

Im klassischen Rennboot ist es wohl die Ausnahme, dass das klappt. Mag sein, dass der Eine oder Andere die Fähigkeit hat für
90 % dürfte das aber nicht der Fall sein.
Ich fahre ein Master-Kajak mit 39 cm Wasserlinie, da geht das gerade noch.


Rüdiger
Anonymer Teilnehmer
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
07. Juli 2015 11:41
"Nun gehöre ich allerdings gerade nicht zu denen, die das Rennboot-Fahren von der Pike auf gelernt haben." Habe ich auch nicht, es hat nur mal einer gesagt "das schaft der nie" das hat geholfen*. In dem Boot habe ich vor drei Jahren noch keine 50 Meter geradeaus geschafft. Er ist mir sogar einmal voll abgesoffen, weil er nicht geschottet ist. Ich will den jetzt, im Sommer, so lange und so oft fahren, wie es geht. Ich tue mich mit der Paddeltechnik auch leichter als in dem Dänentourer.

"Etwas mehr Reserve, etwas trockenerer Lauf, etwas stabilerer Aufbau. Das dürfte schon sein." = Dänentourer? Später, wenns kälter wird, kommt wieder der Escape dran, der ja auch gar nicht schlecht ist. Er ist halt gutmütiger. Mit Spritzdecke drauf auch dann noch stabil, wenn sich eine einzelne Welle mal an meiner Kötze bricht. Eine Zwischengröße finde ich überflüssig. Für alle Hardcore-Fälle habe ich meine OC und den Olympia. Wer damit kentert, sollte ohne Begleitung das Haus nicht verlassen.

"Einfach durchpauken wäre wahrscheinlich besser gewesen." Richtig, gibs ihm, quäl Dich, je flotter desto stabiler.

"Könnt ihr im offenen Wasser pausieren, was essen, die Flasche rauskramen, kurz entspannen, oder ist es einfach normal, dass man im Renn- / Marathonboot durchziehen muss?"
Auch in dem Rennboot, dem 80er-Jahre-Boot, kann man prima rumsitzen und wenigstens mal nichts tun. Apfel essen sollte auch gehen. Der schwimmt wenigstens, wenn ich nicht recht habe.
Ich verstehe inzwischen gar nicht mehr, wie ich vor ein paar Jahren mit dem Bootstyp fast pausenlos kentern konnte. Das Ding liegt jetzt wie ein Brett, ein schmales Brett und ist sicherlich auch nicht so schnell wie ein neuer Nelo oder Vajda. Es reicht aber um Spaß zu haben. Ich gucke nachher mal, ob ich irgendeine Herstellerplakette finde.
Gleichgewicht hat aber auch viel mit den Augen zu tun. Deswegen ist Kittel an- oder ausziehen immer etwas grenzwertig. Auch nach unten oder nach oben gucken. Evtl. bei milden Temperaturen die Füße beidseitig in den Bach halten, damit stabilisieren und in der Zwischenzeit rumfummeln – solange das Wasser spiegelglatt ist ... steht zwar in keinem DKV-Trainerbuch, kannte ich aber vom Surfen und klappt.

Chris

* jetzt sagt er halt "der kriegt mich nie"
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
07. Juli 2015 12:21
Könnt ihr im offenen Wasser pausieren, was essen, die Flasche rauskramen, kurz entspannen, oder ist es einfach normal, dass man im Renn- / Marathonboot durchziehen muss?

Eine Hand sollte schon am Paddel bleiben, dann kann man mit der anderen auch nach der Flasche kramen, ein Päuschen ist schon möglich, ein Nickererchen aber nicht.

Die von Olli genannten Übungen sind ok um ein Gefühl für das Boot zu bekommen, wellenfest machen sie aber meiner Meinung nach nicht, da hilft nur rann an die Welle und üben um die entsprechenden Reflexe zu entwickeln bzw. zu lernen Überreaktionen zu vermeiden.

Wenn Du aber nicht unbedingt streckenweise sehr schnell fahren möchtest also auch mal einen Sprint oder 1000 m in Dein Training einbauen willst, brauchst Du kein Rennboot, da ist zB eine Viper 51 besser und auf langen Strecken auch sehr schnell.

Grüße Bernd
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