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Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot

geschrieben von mjke 
Re: Pullbar
19. Oktober 2017 19:53
Hallo mjke,
bei meinem Neumann Adler sieht das Stemmbrett ähnlich klein aus. Bei mir ist außerdem der Fußraum so eng, dass ich nur mit den Ballen auf das Stemmbrett komme und die Füsse mit Schuhgröße 43 strecken muss.
Das finde ich im Vergleich zum Surfski ziemlich unbequem, ich habe auch öfters Wadenkrämpfe gehabt.
Hilft denn dann bei einer solchen gestreckten Fusshaltung überhaupt eine Pullbar oder Schlaufe?
Passt denn da überhaupt eine rein?
Fotos von Stemmbrettern von neueren K1 lassen mich vermuten, dass die Stemmbretter dort so groß sind, dass man auch die Ferse auf das Stemmbrett bekommt. Stimmt das?

Norbert
Re: Pullbar
19. Oktober 2017 22:09
Hallo Norbert,

von den Struer-Formaten und -Abkömmlingen, die ich so fahre, kenne ich solche Probleme eigentlich nicht. Der Fußraum ist nicht üppig, aber mit rund 1,80 m kann ich die Sitzposition samt Stemmbrett variabel ein Stück vor oder zurück setzen, so dass ich noch nie in der Verlegenheit war, das Stemmbrett in die vorderste und damit für die Füße engste Position bringen zu müssen. Meistens sitze ich sowieso eine Spur hecklastig. Eine Fußstreckung gibt doch eigentlich der Winkel des Stemmbrettes gar nicht her?
Auch mit Krämpfen, eingeschlafenen Gliedmaßen oder anderen Unbilden der Sitzposition hatte ich im Rennboot bisher wenig Probleme. Im Gegensatz zum Abfahrtsboot empfinde ich die Rennboot-Sitzposition als geradezu komfortabel. Durch die Beinarbeit kommt man andererseits auch nicht in Verlegenheit, schlaff wie ein Pfannkuchen ins Boot zu sinken, wie es im Wanderboot oft der Fall ist, wenn man sich nicht etwas am Riemen reißt.
Pullbar müsste schon machbar sein, so rein vom Platz her. Meine Sorge gilt da eher dem Erhalt der Steuerfähigkeit.
Moderne Stemmbretter scheinen in der Tat oft etwas mehr Fläche zu bieten. Das ist bestimmt nicht schlecht. Andererseits fahre ich auch im Sommer selten barfuß, und mit Gummisohle hat die Ferse auf dem rauen Glasfaserboden ganz guten Halt.

VG
mjke
Re: Pullbar
20. Oktober 2017 08:40
Hallo Mjke

Wie wird denn das Stemmbrett im Boot befestigt? Musst du dahinter greifen? In dem Fall wäre vergrössern oder gar eine Vollplatte wohl nicht möglich.
Bei der Pullbar von Kirton mit den Halterungen auf dem Stemmbrett würde ich meine Füsse nicht rein bekommen, das wäre mir viel zu eng. Ausserdem lässt sie sich nicht in der Neigung verstellen und dadurch nicht richtig anpassen.
Wieviel Luft hast du noch seitlich vom Stemmbrett? Wenn die Möglichkeit besteht würde ich eine breitere Pullbar nehmen und seitlich hinter dem Stemmbrett befestigen. Dann hast du immer noch die volle Breite vom Stemmbrett zur Verfügung.
Die Steuerfähigkeit wird durch die Pullbar nicht beeinträchtigt. Der Steuerhebel läuft über der Pullbar. Beim voll einlenken muss man einen Fuss zur Seite bzw. nach unten nehmen aber i.d.R. fährt man ja gerade aus.

Grüsse
Martin
Re: Pullbar
20. Oktober 2017 18:14
Hallo Martin,

Zitat
master119
Wie wird denn das Stemmbrett im Boot befestigt? Musst du dahinter greifen? In dem Fall wäre vergrössern oder gar eine Vollplatte wohl nicht möglich.

Guter Punkt. Ich muss in der Tat dahinter greifen. Ist schon jetzt ein ziemliches Gefummel, die senkrechten Schrauben von unten mit Flügelmuttern an den seitlichen Halteleisten zu sichern. Großartig vergrößern lässt sich die Platte bei diesem System wohl nicht.

Zitat
master119
Bei der Pullbar von Kirton mit den Halterungen auf dem Stemmbrett würde ich meine Füsse nicht rein bekommen, das wäre mir viel zu eng. Ausserdem lässt sie sich nicht in der Neigung verstellen und dadurch nicht richtig anpassen.

Ein bisschen geht das schon. Es gibt an der Seite Verschraubungen, so dass man die Platte in drei verschiedenen Neigungspositionen sichern kann.

Zitat
master119
Wieviel Luft hast du noch seitlich vom Stemmbrett? Wenn die Möglichkeit besteht würde ich eine breitere Pullbar nehmen und seitlich hinter dem Stemmbrett befestigen. Dann hast du immer noch die volle Breite vom Stemmbrett zur Verfügung.

Ich schätze 3-5 cm, je nach Position des Stemmbrettes. Bei nächster Gelegenheit messe ich mal.

VG
mjke
Anonymer Teilnehmer
Re: Pullbar
21. Oktober 2017 11:31
Liebe Leute, wir sind ja alle ganz individuell, jeder ist ganz unterschiedlich und trotzdem kaufen wir Schuhe und Klamotten von der Stange und können Fahrräder und Autos fahren, die nicht extra auf uns angemessen wurden. Bei den gannzen Verstellmöglichkeiten haben 90% aller Padddler den Kram auf Mitte stehen. Die Sitzposition einen Tacken vor oder zurück mal ausgenommen.

Die Verstellmöglichkeiten verkomplizieren die Apparatur lediglich und mit jeder Stahlschraube nehmen Gewicht und Anfälligkeit zu.

Eine Pullbar deckt die Zehenspitzen nicht so gut ab, aber das macht sich nicht bemerkbar. Groß genug und genug gepolstert kann jeder damit gut fahren. Lediglich ein Kind hat von seinen Eltern zu seinem Nelo eine Pullplate spendiert bekommen, stellte sie fast täglich anders ein, weil es nach jedem Umstellen woanders drückte und hat jetzt endlich ein Polster drauf. Es ging nicht anders, denn ein Stück Alurohr mit Heizungsisolator wäre beim Auto des Papas definitiv nicht in Frage gekommen. Je starrer etwas ist, umso genauer muss es passen. Man vergleiche Holzklonten mit Gummistiefeln und die mit Wollsocken.
Was für den deutschen Marathonmeister und für Medallien bei der Deutschen reicht, wird für den Privatfahrer nicht unbrauchbar sein. Anders ausgedrückt: wenn es gar nicht klappt, liegt es meistens an was anderem. Wer unbedingt einen draufsetzen möchte, nimmt eine ovale Pullbar und ein dünneres Polster. Das verbessert einen Effekt, der auf neuhessisch mit "response" umschrieben wird.

mein Alltime-Favourite: (katalogbild) ... geht aber leichter.
wer´s etwas schicker haven will: (katalogbild) oder komplett: (anderes katalogbild) dazu gibts Aluplatten von Nelo mit Original-Nelo-Löchern. Wer selber schon mal dünne Bretter gebohrt hat, wird das allerdings auch alleine hinkriegen.

... wegen der teils so genannten Rolle: die Schrauben müssen richtig angezogen sein, sonst ist das ein ziemliches Geeier. Mit einer Rolle würde sicherliich niemand gerne fahren.

Chris

ps.: Man möge mir meinen missionarischen Eifer nachsehen, finde aber, wenn man unbedingt 70 € raushauen will, sollte es etwas ein, wovon man keine Blasen kriegt.
Re: Pullbar
21. Oktober 2017 14:31
Ich habe mir das Teil von Birgit Fischer angesehen , fotografiert und vermessen und dann habe ich es mir passend für meinen Escape nachgebaut. Das hat alles zusammen keine 5€ gekostet, nicht mehr als eine Stunde Arbeit gemacht und sieht nach 2000km noch aus wie neu.
PS.: das Teil auf dem Foto gehört B. Fischer
Anhänge:
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Re: Pullbar
23. Oktober 2017 08:51
Hallo Mjke

Man sollte die Pullbar in der Neigung verstellen können um den Abstand zum Stemmbrett oben und unten auf seine Füsse anzupassen. Das ist ja das Gute daran. Richtig eingestellt sitzt es wie ein Schuh. Wenn man nur das Stemmbrett in der Neigung verstellen kann, nützt das nichts. Aus meiner Sicht sind die Stemmbretter von Kirton nicht ganz zu Ende gedacht. Befestigungen dahinter machen für mich keinen Sinn genau so wenig wie die Halterungen einer Rolle oder Pullbar mitten auf dem Stemmbrett. Im Grunde wäre ein kompletter Neubau mit Halterungen vor dem Brett das Beste aber das wäre natürlich ein rechter Aufwand.

Letztendlich soll natürlich jeder für sich entscheiden, was er in sein Boot baut. Ich habe alles durch probiert. Als ich das erste Mal ein Boot mit einer Pullbar fuhr, habe ich mich dann gefragt warum so etwas nicht serienmässig verbaut wird. Ich bin mir sicher, dass man im Profibereich kaum noch etwas anderes sieht, genau wie eine Vollplatte als Stemmbrett. Die Pullbar von Nelo kostet bei Gusser 25 €, die von Vajda bei Kajak Nord kostet 50. Ich finde das gut angelegtes Geld, zumal man sie beim Bootswechsel mitnehmen kann. Meine ist mit Neopren abgepolstert. Da drückt nichts. Das Mehrgewicht (50 g?) spüre ich nicht, den Kontakt zum Boot schon.

Grüsse
Martin
Re: Pullbar
24. Oktober 2017 21:50
Hallo Chris, Martin und Brigge,

vielen Dank für das reichhaltige Feedback. Jede Lösung hat, wie immer, ihre Fans und Skeptiker, und vermutlich muss man jede Erfahrung selber machen, ehe man das passende System gefunden hat. Da es mir vorerst um die Modifikation von Vereinsmaterial geht, muss ich die operativen Eingriffe gering halten, und da ist die gepolsterte Alurollenvariante erst einmal im Vorteil.

VG
mjke
Anonymer Teilnehmer
Re: Pullbar
25. Oktober 2017 09:39
Zitat
master119
Befestigungen dahinter machen für mich keinen Sinn genau so wenig wie die Halterungen einer Rolle oder Pullbar mitten auf dem Stemmbrett.

Ich behaupte mal, dass "mitten auf dem Stemmbrett" die einzige Variante ist, die es nirgends gibt.

Es ist ansonsten ein Riesenunterschied, ob ein Boot als Vereinsboot gefahren wird, oder als Privatboot. Bei einem Privatboot wird der Kram, v.a. das Stemmbrett einmal in der Reichweite eingestellt und bleibt dann so lange montiert, bis die Steuerseile ersetzt werden müssen oder es verkauft wird. Dann gibt es Unterschiede, ob das Boot unter das Mindestgewicht von 12 kg fällt oder nicht, und wenn, wo das Gewicht sitzen soll. Irgendwo oder möglichst in der Mitte und am tiefsten Punkt, deutlich unter der Wasserlinie?

12 kg braucht man nicht, um ein haltbares Boot zu bauen. Knapp 9 kg können genügen, unter 8 spart man an der Substanz.
Bei 12 kg hat man also genug Raum für allerlei Spielereien, z.B. für eine "Sitzanlage" oder neigungsverstellbare Stemmbretter, die anatomisch zwar wenig Sinn machen, aber einen vermeintlichen Mehrwert darstellen, weil der eine ja offensichtlich was hat, was der andere nicht hat. Interessanterweise konnte jeder Struerboote fahren, deren Einbauten sich bis auf den höhenverstellbaren Sitz ab X-Lancer nur entlang Kiellinie verstellen ließen. Aber das war mal, denn heute sind wir alle ganz verschieden und ganz individuell, haben alle seltene Krankheiten und Lactoseintoleranz, können dies nicht und machen jenes nicht. Wer Breschnew noch aus den Fernsehnachrichten kennt braucht es jedenfalls nicht.

8 bis 9 kg reichen, um ein haltbares Boot zu bauen, sofern man den konstruktiven Spielraum dem Rumpf zugute kommen lässt und den ganzen Rest entsprechend leicht baut. Mein Neumannsitz wiegt inklusive Befestigung nicht mal die Hälfte eines "normalen" Rennbootsitzes, zu dem noch die Aluschienen, Schrauben und die Platte darunter hinzukommen. Die Schienen, eher Laminatstreifen, für das Stemmbrett würde man mit einer Vollplatte überlasten, aber dafür sind sogar die Sicherungsschrauben leichter. Statt dicken Gewindestangen an der Pullbar habe ich dünne (4 mm) mit Zentrierhilfe durch Aluhülsen geführt.

Bei jedem Leichtbau, ob Boot, Rennrad, Solarwagen, Segelflugzeug, ... es sind immer nur ein paar Gramm hier, ein paar dort, die man spart, und am Ende hat man ein atemberaubendes Ergebnis.

Guckt Euch mal diesem Leichtbau die "Sitzanlage" und die Pedale(?) an. Die wären beim ADAC-Campingtest ohne mit der Wimper zu zucken durchgefallen winking smiley
Re: Pullbar
25. Oktober 2017 14:04
Ein interessantes Rad. Mit Sicherheit äußerst leicht. Aber es ist auch mit Sicherheit nicht äußerst schnell im allgemeinen Anwendungsbereich eines Rennrades, wo es mehr auf die Aerodynamik als auf das Gewicht ankommt. Aerodynamisch sind auf den Bildern deutliche Defizite erkennbar. Man darf sich eben nicht nur auf einen einzigen Wirkungsfaktor beschränken, wenn man ein komplexes System wirkungsvoller in seiner Anwendung machen möchte. Man will das Rennrad schließlich nicht hauptsächlich in der Vertikalen bewegen, sondern vor allem in der Horizontalen, wo das Gewicht eben unbedeutender ist als andere Wirkungsfaktoren. Übrigens hatten selbst unsere Stahlrenner zu Breschnews Zeiten gewisse Vorteile gegenüber dem Leichtbau-Rekordrad. Auch zu diesen Zeiten gab es Leichtbaufetischisten, die die Kurbelarme und Bremsen zwecks Gewichteinsparungen durchbohrt haben. Diese Räder wurden dann während der Fahrt noch leichter, weil abgebrochene Teile verloren wurden. Die gewichtsoptimierte Shimano Dura Ace Titan-Tretlagerachse hat sich auch mal gern bei Belastung zweigeteilt. Soll heißen: auch der Leichtbau kann Nachteile haben. Interessanterweise ist das wirklich effektive nicht immer modern und begehrt.
Zurück zu den Booten. Bei dem Einen passt der Standard, beim Anderen eben nicht. Mit einer Pedalsteuerung komme ich auch zügig voran. Angenehmer ist mir jedoch eine Zastera Rennsteueranlage mit Pullbar. Bei der Nelo-Carbonpullbar hatte ich auch schon offene Scheuerstellen am Fuß, weil dort nicht alle Kanten vom Polster abgedeckt werden. Das gibt es z.B. bei der Zastera-Carbonpullbar nicht. Ein gutes Preis-Leistungsverhältnis bietet nach meinen Erfahrungen die Vajda-Rolle. Zu einem relativ günstigen Preis bietet sie alles, was man braucht - auch das wesentliche Montagematerial - und leistet sich in der Praxis keine wesentlichen Schwächen. Da lohnt sich das Selberbauen definitiv nicht, denn allein den effektiven Neopren-Überzug würde man dann wahrscheinlich vernachlässigen.
Mit sportlichen Grüßen
Uwe
Re: Pullbar
26. Oktober 2017 08:20
Hallo

"Ich behaupte mal, dass "mitten auf dem Stemmbrett" die einzige Variante ist, die es nirgends gibt."

Damit meine ich natürlich nicht auf der Mitte aber eben auf dem Stemmbrett. Ich musste schon einige Male Boote (K2) fahren, bei denen das so war, da passten meine Füsse entweder gar nicht zwischen oder nur ganz knapp und das war äusserst unbequem.
Mein Tipp: die Rolle so breit wie möglich und neben bzw. hinter dem Stemmbrett befestigen. Auch wenn man kleine Füsse hat ist es besser, da man so noch etwas Spielraum zum Steuern hat ohne jedes Mal einen Fuss raus ziehen zu müssen.
Ausserdem würde ich versuchen die Rolle unter dem Steuerhebel, also relativ weit unten zu montieren. Sie sollte am Fussrücken auf liegen, nicht auf den Zehen.

@Chris: Wieso bist du sehr auf das Gewicht des Bootes bedacht? Geht es da um das einfachere Tragen zum Steg oder die Fahreigenschaften? Ich habe mein Boot kürzlich renoviert, d.h. lackieren lassen und zusätzliche Verstärkungen einlaminiert und nun ca. 1,5 kg mehr, insgesamt nun ca. 13 kg. Ich merke keinen Unterschied. Ich denke da kann man beim Fahrer einfacher einsparen, z.B. Körperfett grinning smiley

Die vielen Verstellmöglichkeiten in den neuen Booten sehe ich nicht unbedingt als unnützes Extra oder Marketing, sondern eher als technischen Fortschritt (solange diese nicht elektrisch sind)

Grüsse
Martin
Re: Pullbar
26. Oktober 2017 15:29
Zitat
master119
Hallo

Ich habe mein Boot kürzlich renoviert, d.h. lackieren lassen und zusätzliche Verstärkungen einlaminiert und nun ca. 1,5 kg mehr, insgesamt nun ca. 13 kg. Ich merke keinen Unterschied. Ich denke da kann man beim Fahrer einfacher einsparen, z.B. Körperfett grinning smiley

Mein Kajakkonstruktionsprogramm behauptet, dass (bei einem Speed um 12 km/h) 2 kg weniger Verdrängung das Boot ca. 0,1 km/h schneller machen.

Wie du schon sagst, ist es jedem selbst überlassen, wie er diese Ersparnis bewerkstelligt. Größere Geschwindigkeitszuwächse sind jedenfalls nur durch weniger Körpergewicht erreichbar, aber gerade bei uns alten Säcken ist das ja sehr oft eine Strategie mit viel Erfolgspotenzial >grinning smiley<
Re: Pullbar
26. Oktober 2017 16:14
Arnim, damit liegt deine Software tatsächlich sehr nah an der von mir zurückliegend selbst erfahrenen Realität.

Meine beiden vormaligen Neumann Escape MK I und MK III unterschieden sich im Gewicht um 2,8 kg und trennte im effektiven Durchschnitt auf meinen GA-Strecken lediglich 0,1 km/h (Garmin Forerunner 310XT und ST3 ausgewertet).

Preis-/Leistungsmäßig war diese Feststellung im Nachhinein natürlich eine eindeutige Sache.

Wenn da nicht das eigene Ego nach immer leichter, steifer, härter, ..., verlangt hätte ... winking smiley

Heute sehe ich es anders, weshalb mein aktuelles Winterboot ohne Sandwich- u. Vakuum-Bauweise auskommt und trotzdem sehr viel Freude und zugleich körperliche "Leiden" beschert.


VG
Frank
Re: Pullbar
26. Oktober 2017 17:01
Hi Frank,

man kann natürlich 0.1 km/h für vernachlässigbar halten, und in der Tat glaube ich, dass so ein Unterschied wahrscheinlich schwer wirklich nachzuweisen wäre. Aber es ist trotzdem nachvollziehbar, dass die Marathon-Kanuten leichte Boote haben wollen. 0.1 km/h summieren sich bei Renntempo von Spitzenfahrern (13 km/h) über 35 km zu ca. 270 Metern auf. Das ist im Ziel dann schon ein ordentlicher Rückstand. Wenn man nur allein und gegen sich selbst unterwegs ist, fällt sowas natürlich nicht auf, aber wenn man eigentlich vorhatte, zu gewinnen, sieht das ganz anders aus.
Anonymer Teilnehmer
Re: Pullbar
26. Oktober 2017 17:38
@Uwe:
Das hängt davon ab. Bergab läufts von alleine und bergauf muss man meistens 5 km durchhalten. Bei 30 km 500 m rauf und wieder runter überwiegt zwar die Bewegung in der Horizontalen, aber gut bergauf ist trotzdem wichtiger als schneller bergab.

Natürlich gibts Grenzen beim Leichtbau, etliche davon hast Du genannt. Dazu gehört ganz sicher auch, in ein ohnehin grenzwertig konzipiertes Teil Löcher reinzubohren, um mal zu gucken, was als nächstes passiert. Bei dem Nelo 'Quattro Marathon' mit 6½ kg frage ich mich schon, ob das denn alles wirklich stabil ist, wenn man Dachträgergurte für eine Autobahnfahrt spannt oder mal auf ein Stückchen Treibholz semmelt. Deswegen finde ich die Idee mit dem stabilen Rumpf und dem Verzicht auf Schnickschnak gut. Ein 12fach horizontal-, 4fach höhen- und neigungsverstellbaren Sitz, oder eine Stemmplatte wie genannt hat ja nichts mit Robustheit zu tun – eher mit Vereinstauglichkeit.

@Martin:
Ich kenne niemanden, der nicht auf Gewichte bedacht ist nicht nur aber auch beim Boot. Gewicht steht für Verlustleistung. Es geht in erster Linie um die Fahreigenschaften. Ein Vajda Next kostet rund dreizehnhundert Euro mehr, wenn er 5 Kilo leichter und empfindlicher ist. Einem Paddelkamerad hatte ich eine dünne Schicht gespritzten Klarlack für seinen Sitz (nur den Sitz!) angeboten, der von einem Reißverschluss etwas zerkratzt ist. Seine Aw.: "Das Boot ist auf 12050 Gramm austariert, damit ich etwas Luft habe, wenn die Wage nicht genau geht oder wenn ich mi eine Macke gefahren habe. Danke aber da kommt nichts dran oder ab."
Natürlich machen bei einer Gesamtfuhre von 95 oder 100 Kilo 50 Gramm nicht viel aus, aber es ist ja nicht wie bei einer Planierraupe oder einer Rangierlok, dass alles starr miteinanderverbunden ist, ein paar Schwingmetalle vielleicht ausgenommen, sondern der Antrieb, der Körper schiebt das Boot mit dem Fuß auf der Zugseite ja nach vorn. Ein Teil der unteren Hälfte wird zwar mitgeschleppt, aber der obere nur marginal, denn er bewegt sich ja und gibt gleichzeitig einen Impuls nach hinten. Die Stärke des Impulses könnte man sicherlich messen und einem Programm zuführen. Man kann es auch lassen und sich sagen, ich habe ohnehin ein PE-Boot, was viele sicher tun werden.
Wenn ich in meinem Escape eine Flasche Wasser und vielleicht Wechselklamotten dabei habe, merke ich das jedenfalls. Den Struer nehme ich ja nicht für "Gepäckfahrten".
Segele ich ein sportliches Boot und hänge im Trapez, ist die Verbindung zum Boot auch nicht starr. Das Boot kann in einer Böe beschleunigen, ohne mich 1:1 sofort mitzunehmen. Es gibt auch Boote, die man im Ausreitgurt mit dem Hintern in Gleitfahrt schiebt, wenn nur noch eiin Fitzelchen fehlt. Das alles bringt tierisch was. Es wird einiges getrieben, um das Gewicht bei Konstruktionsklassen günstiger zu platzieren. Die spinnen nicht alle, sondern haben auf Regatten messbar was davon. Ich kann z.B. meinen Spaß messen, der mit jedem Gramm weniger zunimmt.
Ähnlich beim Fahrrad: Meins wiegt wegen der rustikalen Straßenbeläge hier inkl, Federgabel 12 Kilo. Bergauf mit einer vollen Flasche Wasser merke ich schon, auch leichtere Bereifung. Natürlich nahte ich deswegen nicht ab, aber man merkt es. Auch da ist die Verbindung nicht starr, sofern man nicht gerade fährt wie ein Rentner mit Pfeife und Prinz-Heinrich-Mütze auf seinem Bäckerfahrrad.

Zum Kajak zurück, erinnere ich mich an eine schöne Aussage zu einem Paddel mit 3 mm breiterem Blatt (ML statt M): "Nach 20 km merkst Du alles." Soisses (!) Man muss dafür sicher kein Medallienkanute sein, sondern kann einfach abends oder sonntags mit ein paar Kameraden eine Runde drehen. Schon merkt man, ob man mehr hinterherhechelt oder eher locker mitfährt. wenn einer ruft: "Jetzt nochmal volle Möhre", sieht man sehr deutlich, ob man nach 200 Metern eine virtel Bootslänge verloren hat, weil man Gerümpel mit sich rumfährt, oder schlimmer noch, sich reingeschraubt hat.

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Die Idee mit dem Fußrücken ist etwas unpraktisch, weil man ja wirklich auch mal beim Fahren einen Fuß rausziehen will. Natürlich nur bei engeren Kurven, denn Steuer mag ich relativ direkt, kurz übersetzt. Entweder ist es so oder es wird so. Kann man nebenbeibemerkt nicht einstellen, sondern muss es ändern. Vielleicht ist das ja eine Marktlücke?


Grüße, Chris
Re: Pullbar
26. Oktober 2017 22:34
Zitat
Haubentaucher
Natürlich gibts Grenzen beim Leichtbau, etliche davon hast Du genannt. Dazu gehört ganz sicher auch, in ein ohnehin grenzwertig konzipiertes Teil Löcher reinzubohren, um mal zu gucken, was als nächstes passiert. Bei dem Nelo 'Quattro Marathon' mit 6½ kg frage ich mich schon, ob das denn alles wirklich stabil ist, wenn man Dachträgergurte für eine Autobahnfahrt spannt oder mal auf ein Stückchen Treibholz semmelt. Deswegen finde ich die Idee mit dem stabilen Rumpf und dem Verzicht auf Schnickschnak gut. Ein 12fach horizontal-, 4fach höhen- und neigungsverstellbaren Sitz, oder eine Stemmplatte wie genannt hat ja nichts mit Robustheit zu tun – eher mit Vereinstauglichkeit.

Mein Nelo Quattro Marathon (bzw. E) wiegt 7,8kg. Es könnte sein, dass der Rumpf auf die 6,5kg kommt und Sitz, Steuerseile und Stemmbrett den Unterschied machen. Gewicht gespart wird da am Stemmbrett (Steuerseile direkt dran) und am Sitz (keine Platte, keine Befestigung unten in der Mitte, nur links und rechts je eine Aluschiene, der Sitz selbst ist ebenfalls deutlich leichter als beim Vorgänger). Die Steuerseile sind aus Stahl, hier könnte man wohl noch ein paar Gramm einsparen und es hat eine Pullbar sowie Full Plate Stemmbrett. Das ist aber alles gar nicht so entscheidend für das Fahrgefühl.

Der Hauptunterschied zu meinem Vorgänger (Vanquish I in F) ist vor allem in der bewegten Schwungmasse zu finden. Ob ich 75 oder 80 kg wiege macht dabei im subjektiven Fahrgefühl weit weniger aus, als das Gewicht in den Enden des Bootes. Wer es nicht glaubt, der kann sich gerne Wasserflaschen in die Bootsenden schieben. Das unterschiedliche Gewicht macht sich dabei vor allem bei schnellen Richtungsänderungen (links, rechts, Beschleunigung, Bremsen) bemerkbar. Dies ist im Marathon durchaus wichtig ... man möchte ja gerne mal durch einen Sprint die Position auf der Welle oder im Feld ändern. Nennt sich Fahrdynamik und spielt im Motorsport eine enorm wichtige Rolle.
Den Sitz ein wenig kippen zu können und die Pullbar wirklich an den Fuß anpassen zu können, macht ebenfalls viel aus. Es ist ein völlig anderes Fahrgefühl als mit der Selbstbaulösung im Vanquish I. Diese nutze ich nur noch in einem Neumann Zweier (da ist die Verarbeitung der Einbauten eh Grütze) und einem alten Holzboot (70er, schmales Stemmbrett)

Zur Frage der Robustheit der Marathonboote:
Youtube Waterland Marathon, Portage
Re: Pullbar
27. Oktober 2017 10:14
@Chris
Ich habe geschrieben, dass das besagte Leichtbaufahrrad mit Sicherheit nicht äußerst schnell ist im allgemeinen Anwendungsbereich eines Rennrades, wo es mehr auf die Aerodynamik als auf das Gewicht ankommt. Der allgemeine Anwendungsbereich eines Rennrades wird überwiegend geprägt durch flachere Geländestrukturen. Steiles Bergauffahren ist eher die Ausnahme. Nach meinen mehr als 100.000 km im Rennsattel kann ich für einen normalen Rennradfahrer keine Anwendung dieses extremen Leichtbaurades erkennen. Selbst bei einem Ötztaler Radmarathon mit 5500 hm auf ca. 250 km benötigt man ein ausgewogeneres Rennrad als dieses kompromisslose Leichtbau-Showobjekt. Es gibt genügend ausgewogen konzipierte Rennräder, mit denen man schnell bergauf, schnell und sicher bergab und sich in der Ebene schnell in den Rausch fahren kann. Du gehst überhaupt nicht auf das Fahren in den ebeneren Bereichen ein. Dabei fährt man hier am meisten mit dem Rennrad. Und ein in der Ebene gut laufendes Rennrad beflügelt enorm. Ich habe immer das Gefühl das ich über den Asphalt fliege. Dabbei beinhalten für mich die ebeneren Bereiche auch kleinere, die andere schon als Berge bezeichnen würden. Schließlich unterschätzt Du die Bedeutung der Bergabfahr-Qualitäten eines Rennrades. Das besagte Leichtbaurad bietet sich insbesondere an für intensive Steigungen. Bei den darauf folgenden Abfahrten wird man locker 70 - 80 km/h und mehr erreichen. Diese Geschwindigkeiten möchte ich ehrlich gesagt nicht auf dem Leichtbaurad erleben. Das schnelle Abfahren ist genauso wichtig wie das schnelle Bergauffahren. Und das Beste ist: es gibt bereits Räder, die beides gut können. Warum soll ich da Kompromisse eingehen? M.E. ist das Leichtbaurad ein Extrem-Rennrad mit äußerst begrenztem Einsatzbereich, nämlich das Bergzeitfahren. Leider ist es auch dafür nicht geeignet, da es das von der UCI vorgeschriebene Mindestgewicht um mehr als die Hälfte unterschreitet. Da bleibt fast nur noch der Show-Raum übrig. Ich gehe davon aus, daß man derartige Räder genauso wenig auf der Straße sehen wird wie Herrn Smoliks 5-kg-Rennrad aus den 80er Jahren. Es gibt genügend 7-8 kg leichte Räder, die bestens im gesamten Anwendungsspektrum der Rennradpraxis laufen.
Re: Pullbar
27. Oktober 2017 10:21
Zitat
Synchronreaktanz
Gewicht gespart wird da am Stemmbrett (Steuerseile direkt dran)

Finde ich lustig, bei meinen Supersonic 03, der 7,6 kg auf die Waage bringt musste ich lachen als ich das Stemmbrett das erste mal heraus gebaut und in der Hand hatte, im Gegensatz zum Bootskörper kam es mir sehr sehr schwer vor. Ebenfalls Full Plate mit Pullbar, welche zwar aus Carbon ist, im Gegensatz dazu aber die Full Plate aus massiven sehr schweren Sperrholz.
Da ist man bei Vajda offensichtlich einen anderen Weg gegangen und versucht durch schwere Einbauten an das Mindestgewicht für Marathonboote von 8 kg heranzukommen. Auch die Sitzanlage unterscheidet sich nicht von der 12 kg Sprintversion, es gibt zwar einen speziellen Marathonsitz, der hat aber nur eine etwas andere Form (passt halt besser für lange Strecken).
Den Bootskörper würde ich trotz des sehr geringen Gewichts als überdurchschnittlich robust, strapazier- und leidensfähig bezeichnen, also das ganze Gegenteil von "Vorsicht zerbrechlich".
Falls (was ich nicht glaube) mir noch mal ein anderes Boot für Binnengewässer zulege wird es definitiv wieder eine Marathonversion.

Grüße, Bernd

PS die von Arnim aufgestellte Rechnung ist durchaus realistisch, bedeutet zB bei nur 10 kg Gewichtsunterschied und gleicher Antriebsleistung eine Geschwindigkeitsdifferenz von einen halben km/h. Bei Geschwindigkeiten so um die 11 km/h etwas weniger aber immer noch recht viel.
Schlussfolgerung: da der Altherrenwohlstandsranzen nur sehr schwer abbaubar ist bleibt uns Spätpubertierenden nichts anderes übrig als am Bootsgewicht zu sparen, wenn man rechtzeitig zum Abendbrot mit dem Training durch sein will. >grinning smiley<
Re: Pullbar
27. Oktober 2017 11:54
Hallo

Eine Gewichtsersparnis von bis zu 5 kg macht natürlich Sinn. Ich glaube auch, dass ein leichtes Boot agiler ist und spontaner reagiert.
Was sich meiner Meinung nach nicht rechnet, ist der Verzicht auf eine stabile Vollplatte mit Pullbar. Ich habe neulich bewusst darauf geachtet: wenn Unruhe ins Boot kommt und ich dann mehr Druck auf die Fersen gebe, bekomme ich schneller wieder Ruhe ins Boot. Es bringt mir eindeutig mehr Sicherheit. Der nächste Punkt ist, dass die Waden viel weniger beansprucht werden, was wiederrum Kraft spart. Macht mal Kniebeugen auf den Fussballen und dann auf dem ganzen Fuss ;-) Die Kraftübertragung ist entspannter, man kann besser rotieren.

Grüsse
Martin
Re: Pullbar
28. Oktober 2017 07:38
Vajda hat meiner Meinung nach auch das bessere Layup im Marathonbereich. Ich müsste mal nachsehen, was der Rumpf wiegt, wenn man die Einbauten rausnimmt ... Das Stemmbrett ist jedenfalls ein ordentliches Geschoss.
Nelo Marathon Stemmbrett

Übrigens gäbe es noch das hier: Heel Support als Option für diejenigen, die kein Full Plate nachrüsten aber das Fahrgefühl nicht missen wollen.
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