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Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot

geschrieben von mjke 
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
17. Mai 2018 09:08
Hallo

Am Anfang ist der Wille stark und die Euphorie gross, doch nach der 100sten Kenterung kann das schon mal nachlassen. Ich denke auch, dass es besser ist sich mit verschieden Booten ran zu tasten. Um sicher zu werden hilft nur eins: üben. Man muss die warme Jahreszeit nutzen, möglichst täglich auf’‘s Wasser. Wenn das Boot zu anspruchsvoll ist, verliert man schnell die Lust. Selbst mit Talent und starkem Willen dauert es lange um im Rennboot sicher zu werden. Wie hier schon geschrieben: es macht keinen Spass wenn ständig die Angst mit fährt und im Boot sitzen bleiben reicht nicht um gut vorwärts zu kommen.

Grüsse
Martin
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
23. Mai 2018 22:09
Heute bin ich wieder mit dem kippeligen Boot gefahren und wieder war es etwas besser - aber ich fahre auch gleich mehrfach in der Woche und lege mal schnell eine Einheit am Abend ein. Das Bootshaus ist nahe, die vielen Flüsse ebenso.

Das erste Mal bin ich in einem größeren Fluss mit hoher Stromgeschwindigkeit gefahren und es ging. Weiche Knie hatte ich schon, war aufgeregt, ohne es zu 100% zu merken. Auf dem Nebenfluß angekommen, fuhr ich etwas schneller und flog rein. Aber was soll ich sagen? Ich nahm es mit Humor und stieg wieder ein, es nimmt mir auch mehr und mehr die Furcht vor der Kenterung, die nicht mal so stark wegen des Wasser war, eher wegen des schwierigen Austiegs aus dem engen Abfahrtsboot (man muss sich erst mal befreien). Vorm Kentern an sich habe ich keine Angst und derweil sind die Temperaturen gut genug, um auch dem letzten Schneeschmelzwasser zu trotzen.

Ich bin einfach nur begeistert, weil ich einen Lerneffekt sehe und es immer besser wird. Warum macht man das, so wurde es gefragt: Es ist doch eine Freude, nun noch schneller unterwegs zu sein, wenn man sich zuvor mit dem Seekajak abgemüht hat. Nun gleitet das Boot "einfach so" auf dem Wasser und man muss sich kaum mehr anstrengen; umso besser für viele Sprinteinlagen und hohe Dauergeschwindigkeiten. Eine Herausforderung ist es ohnehin und gibt einem mehr Selbstvertrauen und Lässigkeit.
Re: Pullbar
17. August 2018 12:27
Zitat
ak67
Mein Kajakkonstruktionsprogramm behauptet, dass (bei einem Speed um 12 km/h) 2 kg weniger Verdrängung das Boot ca. 0,1 km/h schneller machen.

Da ich, angeregt durch eine ähnliche Diskussion auf Surfski.info, diese Faustregel noch mal überprüft habe, hier die Abschwächung ...

Die Ruderer liefern uns dadurch, dass sie ansonsten sehr ähnliche Boote mal mit und mal ohne Steuermann fahren, ziemlich gute Anhaltspunkte dafür, was ein zusätzliches Kg Totgewicht kostet (siehe Effect of deadweight on boat speed, zu dem entsprechenden Abschnitt scrollen).

Die Ergebnisse sagen, dass ein Prozent zusätzliches Gewicht ein sechstel Prozent Speed kosten .

Wenn ich das mal auf ein Kajak anwende und davon ausgehe, dass auch bei meinen niedrigeren Geschwindigkeiten die gleiche Verlustrate gültig wäre, dann hätte beispielsweise eine Reduzierung von 13 auf 10 kg mich beim diesjährigen Bodenseemarathon um gerade mal 0.05 km/h schneller gemacht.

Bei diesen doch bescheidenen Dimensionen würde ich mal sagen - tausend Euro mehr für z.B. einen 1.5kg leichteren Surfski lohnen sich eigentlich nicht wirklich, zumindest für alle, die nicht um den Sieg fahren. Dass es noch andere Vorteile von leichten Booten gibt, sei hier unbenommen.
Re: Pullbar
17. August 2018 14:37
Zitat
ak67
tausend Euro mehr für z.B. einen 1.5kg leichteren Surfski lohnen sich eigentlich nicht wirklich, zumindest für alle, die nicht um den Sieg fahren. Dass es noch andere Vorteile von leichten Booten gibt, sei hier unbenommen.

Spannende Seite und Aussagen.
Wenn ich als Touren-Seekajaker mir überlege für ein 6 kg leichteres Kajak 1400 € mehr zu investieren, dann wende ich mal Formel 7.9 an.
Angenommen das leichtere Boot wiegt 20 kg und Paddler mit Zubehör sind 90 kg => W = 110 kg.
Das 6 kg schwerere Boot bewirkt 116 / 110 = 1.0545 = 5.45 % Zunahme an Gewicht.
Damit wird das Boot 5.45 / 6 = 0.91 % langsamer.
Bei Wandertempo von 6 km/h erreicht man bei gleicher Paddelleistung "nur" noch 5.95 km/h. Also hängt man 50 Meter bzw. 30 Sekunden hinterher.

Effektiv ist es bei einer Stunde paddeln meist nicht das Boot sondern der Paddler, der den Unterschied macht.
Was ist eure Erfahrung? Spürt ihr den Unterschied auf dem Wasser bei gleichem Bootstyp und verschiedenen Gewichtsklassen?
Anonymer Teilnehmer
Re: Pullbar
17. August 2018 16:13
"0.05 km/h schneller"

Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass es so viel ausmacht. Die Zahl ist natürlich klein und kleine Zahlen wirken so, als wäre es wenig. Wenn ich mein Einkommen auf Millarden Dollar pro Minute umrechne, könnte ich beweisen, dass ich von quasi nichts lebe. Ein anderer der auch nichts hat, hat also keinerlei Grund sich zu beschweren (!?)

0,05 km/h sind pro Stunde aber 50 Meter mehr, in 4 Stunden entsprechend 200 Meter und die hätte man geschenkt bekommen, ohne dafür nur einen Finger krumm zu machen. Bei 2 Minuten Fahrt wären es immerhin 1,67 m. Da ist auf Zielfotos aber schon um weniger gefeilscht worden. Genau genommen erklärt das, wieso die Gewichtslimits so genau eingehalten werden, wieso vor Meitserschaften die letzten Kratzer geglättet werden.
Ein Paddelkamerad hat für Marathons ein klitzekleines Gewicht und bei "normalen" Regatten entsprechend gut 4 Kilo eingebaut. Ob man mit oder ohne fährt soll mächtig was ausmachen.

Als Privat- und Freizeitfahrer würde ich bei Fenn z.B. trotzdem die GFK-Variante nehmen, weil es mir darauf nicht ankommt und weil die Boote gut verarbeitet sind. Oft ist das aber anders. Die Einsteigerklasse ist weicher, aus preisgünstgerem aber deswegen nicht bessern Material, hat einfachere Einbauten und hat nicht selten einen geringeren Lieferumfang. Damit relativiert sich der Aufpreis.

VG, Chris
Re: Pullbar
17. August 2018 16:40
Zitat
Haubentaucher
Bei 2 Minuten Fahrt wären es immerhin 1,67 m.

Jetzt ist der Groschen gefallen. Darum fährt meine Frau immer schneller als ich.
Sie bringt mit Körper- und Bootsgewicht 20 kg weniger auf die Waage (allerdings mit einem 17 cm kürzeren Kajak).
D.h. nach der Formel macht das 200 m pro Stunde oder 3.3 Meter pro Minute. Das sind ja in zwei Minuten mehr als eine Bootslänge.
Da heisst es jetzt aber mit Gewicht und Wasserlänge aufrüsten winking smiley
Re: Pullbar
17. August 2018 17:00
"in 4 Stunden entsprechend 200 Meter und die hätte man geschenkt bekommen"

jaja, das ist schon so. Wobei ich jetzt kürzlich eine wesentlich wirkungsvollere Bremse erlebt habe, von der ich bisher dachte, sie macht nicht viel aus: der Lenzer im Surfski. Der in mittlerweile vielen Skis verbaute und extrem wirksame De-Brito-Bailer macht mich ca. 0,2km/ langsamer. Letztens beim Ostseecup (19 km eher flach, so dass man weit mehr auf die Wettbewerber als auf die Wellen geachtet hat) habe ich mit offenem Bailer angefangen und den dann irgendwann zugemacht, und prompt war ich einer Gruppe weggefahren, an der ich vorher kilometerlang nicht vorbeigekommen war. Deswegen öffnet Oscar Chalupsky diesen Lenzer nach eigenem Bekunden auch nur nach Bedarf. Der kostet nämlich auf 20 km ca. 400 m!

"Ein Paddelkamerad hat für Marathons ein klitzekleines Gewicht und bei "normalen" Regatten entsprechend gut 4 Kilo eingebaut. Ob man mit oder ohne fährt soll mächtig was ausmachen."

Ich habe schon den Eindruck, dass die Rennpaddler den Gewichtseffekt etwas überschätzen. Kürzlich hat mir einer gesagt, diese 4 kg zwischen Standard- und Marathonboot würden 0.5 km/h ausmachen (ein anderer Kamerad hätte das getestet bei ca. 13 km/h). Damit wäre der positive, aber kleine Effekt von mageren Booten fast zehnfach überschätzt.
Re: Pullbar
17. August 2018 20:38
Wenn der Bierbauch weg ist aber dann...
Re: Pullbar
18. August 2018 07:11
Zitat
Käptn-Blubber
Wenn der Bierbauch weg ist aber dann...
Du kennst wohl meine Frau?
Die hat auch gesagt: nix neues Boot - ABNEHMEN !!!
Anonymer Teilnehmer
Re: Pullbar
18. August 2018 15:59
Privat für Spaß- und Freizeitfahrer lohnt sich bei einigen Herstellern höchstens die bessere Qualität der höheren Materialkllassen. Die Gewichtsunterschiede unter den verschiedenen Typen und Herstellern sind oft größer als die der Materialklassen untereinander.

Der Vortrieb beim Paddeln ist aber ganz anders als bei einem kleinen Boot mit Einbaudiesel. Einen Teil seines Körpers und damit Körpergewichts verbindet der Paddler mit der Zughand. Das ist nichtmal arg wenig. Die Zughand wird nicht beschlleunigt, sondern sie bleibt einen kurzen Moment zurück. Ein anderer Teil schiebt das Boot nach vorn. Er wird von der Zughand beschleunigt. Noch ein Teil, ein dritter, hängt in Bezug auf den unmittelbaren Vortrieb während des Schlags mehr oder weniger nutzlos am und im Boot. Der Teil spielt dann schon eine gewisse Rolle.

VG
Re: Pullbar
20. August 2018 09:59
Hallo

0,5 km/h schneller durch 4 kg weniger Bootsgewicht kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Das wären auf 1 km über 10 Sekunden Unterschied.
In einem Artikel über Krafttraining im Kanusprint habe ich gelesen, dass bei einem Gewichtszuwachs (Gesamtgewicht) von 20% der Reibungswiderstand um 10% steigt. Bei mir würden dann 4 kg mehr Bootsgewicht das Gesamtgewicht um 3.8 % erhöhen, den Reibungswiderstand um 1.9 %.
Ich denke, dass das Gewicht (von Rennkajaks) beim Beschleunigen und bei Tempo deutlich über der Rumpfgeschwindigkeit einiges ausmacht. Ein leichtes Boot bringt man sicher schneller in (Halb)Gleitfahrt. Bei konstanter Fahrt bis zur Rumpfgeschwindigkeit wird Gewicht weniger ausmachen, vermute ich…
Bei der Optimierung der Geschwindigkeit sehe ich im Steuer einiges an Potential. Ich habe 2 unterschiedlich Grosse und bilde mir ein, dass es mit dem Kleinen leichter, jedoch weniger stabil und natürlich weniger spurgetreu läuft. Darum wechsle ich je nach Bedingungen.

Grüsse
Martin
Re: Pullbar
22. August 2018 22:45
Hallo,

beim Paddeln macht sich der Gewichtsunterschied am deutlichsten an Land bemerkbar. Auf dem Wasser würde ich den Punkt von Haubentaucher aufgreifen: bewegte Massen sind anstrengend. Das betrifft insbesondere auch das Gewicht in Bug und Heck, die sich bei dem nichtlinearen Antriebssystem Paddler permanent heben, senken und seitlich bewegen. Alle diese Bewegungen kosten Energie und die macht sich auf längeren Distanzen negativ bemerkbar. Dementsprechend ist ein 12kg Renneiner mit 2 - 4 kg Zusatzgewicht um den Sitz herum deutlich agiler als eines mit 12kg Bootsgewicht. Mit dem reduzierten Gewicht geht aber auch ein Verlust an Steifigkeit des Bootsrumpfs einher, der beim Sprinten wiederum einen Unterschied machen kann.

Beides ist rechnerisch gar nicht so leicht hinzubiegen und mit Zahlen zu versehen. Aber die Effekte sind grundsätzlich da. Gleiches gilt auch für Seekajaks, wobei da die Steifigkeit kaum ins Gewicht fällt. Die bewegten Massen am Bootsende merkt man dann wieder bei Welle.
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
29. August 2018 23:13
Moin,

ich habe mich auch in den letzten paar Jahren als Späteinsteiger vom Seekajak ans Rennboot rangetastet. Bisher war ich immer nur sporadisch im Urlaub ein paar Kilometer damit unterwegs, dieses Jahr konnte ich aber meine Angst vor den Motorbooten zuhause überwinden und habe nach dem Urlaub weitergemacht.
Zum Training kann ich ein vereinseigenes Rennkajak aus DDR-Beständen (VEB Rostock Eikboom aus den 70ern) nutzen. Schön ist der nicht mehr und ich hadere mit dem Abstand Sitz zu Stemmbrett, der sich einfach nicht passend einstellen lässt, aber das Boot ist da und schwimmt noch.
Ich weiß, dass die alten DDR K1 relativ gutmütig sein sollen und kann das durchaus bestätigen, auch wenn ich mit 65 kg leider nicht den zusätzlichen Stabilisierungseffekt durch erhöhten Tiefgang nutzen kann. Nach noch nicht allzuvielen Runden bin ich aber mittlerweile schon halbwegs sicher damit unterwegs, wenn auch noch lange nicht locker und entspannt.
Trotzdem fange an über ein eigenes Rennboot nachzudenken. Mir schwebt da ein älterer Struer K1 in Holz vor, z.B. Joker, Ranger, X-Lancer oder Tiger.
Von der Bootsstabilität her würde ich gerne etwa auf dem bisherigen Niveau bleiben, kann aber überhaupt nicht einschätzen, wo ich den "Eikboom K1" im Vergleich zu den Struer-Booten einordnen soll. Kann eine/r von euch mir da eventuell weiterhelfen?

Gruß
Lars
Anonymer Teilnehmer
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
30. August 2018 05:39
Moin Lars,

ich fahre auch regelmäßig einen blauen Rostocker aus den 70ern. Struer Tiger und Cleaver liegen schon ne Weile zurück, die sind nach meinem höchst subjektiven Empfinden einen Hauch kippliger und irgendwie agiler.
In meinem Paddelrevier fange ich mit dem Bug öfter mal Kraut mit dem Bug. Dann schaukel ich kräftig mit dem Oberkörper vor und zurück, sodass der Bug aus dem Wasser wippt und das Grünzeug ist weg.
Bei Tiger/Cleaver geht das leichter, vermutlich wegen des stärkeren Kielsprungs. Die Ecken für die Mindestbreite scheinen auch etwas höher zu liegen, d.h. steilerer Anstieg der "Wände". Folglich schmalere Wasserlinie?
Wäre der Ranger nicht was für dich, ist doch genau für deine Gewichtsklasse gemacht. Den fahren in unserem Verein die "Alten" wegen seiner stabilen Wasserlage, obwohl sie allesamt eigentlich zu schwer dafür sind.

Grüße Labskaus
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
30. August 2018 09:05
Hallo Lars,

die Eikboom K1s dürften in etwa auf dem Level eines klassischen Lancer liegen, d.h. der Ranger wäre etwas gutmütiger, ein X-Lancer etwas kippeliger und Tiger / Cleaver noch etwas kippeliger. Persönlich fand ich den Schritt vom Ranger zum X-Lancer nochmal sehr groß, von dort zum Tiger dann nochmal spürbar, aber nicht mehr ganz so erheblich. Das lag aber vermutlich auch daran, dass ich mit 75 kg für einen X-Lancer eher schon zu schmächtig bin, was sich in deinem Falle nochmal verstärkt auswirken dürfte. Ich mag sie eigentlich alle, die alten Boote, jeder Typ hat einen ganz individuellen Charakter. Geradezu genial ist - im Vergleich zu so manch modernem Boot - die feine Rasterung zur Einstellung der Sitzposition.

Wenn du allerdings vorhast, irgendwann nochmal den Schritt in die K1-Neuzeit zu nehmen, würde ich mich gleich in Richtung Tiger orientieren. Dann hast du genug Reserve, um dich gleich in einen Nelo Quattro Classic oder Vajda Spirit zu setzen.

Letztlich ist es so: Von unten betrachtet sind die Unterschiede in Sachen Kippeligkeit riesig. Wenn man die Leiter aber hinaufgeklettert ist, schmelzen diese Abgründe auf relativ kleine Stufen zusammen. Und dieser Weg ist kürzer, als man denkt: Ein paar hundert Kilometer reichen - zumindest, um relativ entspannt unterwegs zu sein. Bis sich die Bootsbeherrschung dann allerdings in höheren Geschwindigkeiten niederschlägt, ist es meist ein weiter Weg. So zumindest meine Erfahrung.

VG
mjke
Anonymer Teilnehmer
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
30. August 2018 10:35
"In einem Artikel über Krafttraining im Kanusprint habe ich gelesen, dass … "
Die Botschaft ist zwar schon deutlich, aber der Reibungswiderstand / die Schleppspannung ist eine von mehreren Komponenten. Sie losgelöst von anderen Größen zu betrachten ist so nutzlos, wie Ergebnisse von einem Boot aufs andere übertragen zu wollen. Unterschiedliche Boote sind nur dann gleich, wenn man in beiden gleich schnell kentert. Es ist auch nicht gesagt, dass die beiden Größen linear zueinander verlaufen.

Zum Umstieg von Eikboom auf Struer wäre ein Ranger bis 70 ... 75 Kilo interessant und ohne Abstriche fahrbar. Beide Lancer, ob mit oder ohne X, sind für Gewichtsklassen ab +/- 80 und bis knapp 100 gut fahrbar. Mit einem Eikboom hat vor zwei Jahren ein 11jähriges Mädchen auf 500 bei guter Konkurrenz einen 4. gefahren, Sie wog sicherlich weit unter 40 Kilo. Die Boote der anderen waren nicht schlecht. Darunter, wie üblich, auch mehrere Athenas.
Fährst Du einen Lancer, obwohl Du etwas zu leicht bist, fährt er sich zunächst mal zäher als ein passenderes Boot, wie z.B. ein Ranger. Das Gekippel kriegt man auch anders weg. Wenn Du Deine Stabilität verbessern willst, schaue zu, dass du die Sitzfläche niedriger kriegst. 1 cm kann man mit Feile und Säge machen, man kann natürlich auch öfter Pommes und Wurst essen und am Tiefgang arbeiten. 1 cm bleibt 1 cm.
Gute Ranger werden gehegt und gepflegt, weil sie flott und recht stabil sind. Lancer, das Boot für die größeren, findet man eher mal gebraucht, ist unter 75 Kilo aber Käse. Zur Zeit des Cleaver war der Stern in Struer schon am sinken, weil es Konkurrenten wie u.a. den Kolibri gab, die zwar noch etwas instabiler aber dafür deutlich schneller waren. Man ging zu der Zeit den Weg, den Booten einen tieferen, mehr in Richtung V gehenden Rundspant zu verleihen, als einen fast schon abgeflachten wie in den vorherigen Struergenerationen. Entsprechend gering die Wertschätzung, die man alten Holzbooten entgegenbrachte. Viele sind in Rauch aufgegangen. Bevor Du ein kippliges altes Holzboot fährst, das Deinem Angstschweiß keinen echten Gegenwert gegenüberstellt, kauf Dir lieber für etwas mehr einen Accelero S (oder auch M). Es gibt immer mal welche, die als Schüler rauswachsen und was dickeres suchen. Die Erfahrungen mit den Accceleros sind durch die Bank gut.
… und last not least der Hinweis darauf, dass es gute Skis gibt. Es gibt Skis die so gut laufen wie ein Vanquish und dabei stabiler liegen als ein Lancer. Sie kriegen wegen ihrer Länge lediglich keine DKV-Plakette und manchmal auch nur erschwert einen Bootshausplatz (im Land der 5.20er).


Grüße, Chris
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
30. August 2018 22:41
Vielen Dank für eure Einschätzung.

Surfski ist auch eine interessante Sache, wobei ich nicht so gern im Wasser sitze. Zum sicher schnell fahren habe ich auch noch einen Probst Swift (ja, auch für den bin ich ein bisschen leicht).
Beim Rennboottraining geht es mir auch mehr darum das Boot beherrschen zu lernen um irgendwann mal entspannt und mit sauberer Technik damit zu fahren. Ein weiteres Ziel wäre meinen Radius zu erweitern, da ich mehr auf Langstrecken ausgelegt bin. Meine derzeitige Trainingsrunde sind nur 7 km. Ambitionen in ein modernes Rennboot zu wechseln habe ich daher eher nicht.
Achso, ein Struer soll es werden, weil mich die Holzboote optisch einfach faszinieren.

Ich denke den Tiger werde ich mal von meiner Liste streichen, da zu wenig stabil. Ebenso die Lancer aufgrund der falschen Gewichtsklasse, auch wenn die Stabilität (bei richtiger Belastung) eventuell passen würde. Der Ranger könnte für mich und den angedachten Einsatzzweck wirklich die beste Wahl sein. Den hatte ich aufgrund der Angaben zu Stabilität und Gewichtsklasse bisher auch schon ziemlich weit oben auf meiner Liste. Leider war in meiner Umgebung in letzter Zeit keiner im Angebot.

Kennt jemand den Struer Joker? Da ist gerade einer in ereichbarer Distanz auf dem Markt. Laut der Angaben im Internet ist der für leichtere Paddler ausgelegt und von der Stabilität in der gleichen Gruppe wie (X-)Lancer.

Gruß
Lars
Anonymer Teilnehmer
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
31. August 2018 09:42
... die erreichbare Distanz ist immer so ein Faktor. Die Transportkosten fallen unter die Beschaffungskosten und sollten bei einer eher rationalen Herangehensweise als solche betrachtet werden. Auf die Weise habe ich nette Leute von Holland bis Marseille, von Sachsen bis zur Bretagne kennengelernt. Mal waren sie es, die sich auf die Socken machten, mal ich.

Ranger und der Ur-Lancer gelten als die ganz großen Würfe von Struer, wenn es auf Beherrschbarkeit in Verbindung mit etwas Rennbootfeeling ankommt. Leider sieht man außer vernachlässigten und auch restlos verhunzten Booten immer wieder Boote, die mit hochwerigen Materialien regeneriert wurden, aber bei den Vorarbeiten (oder der Verarbeitung) fehlte entweder Wissen oder die Bereitschaft es anzuwenden. Wenn das Gesamtergebnis so ist, dass man das Versäumte leicht richten kann, würde ich so ein Boot nicht ausschließen. Moderne 2K-Lacke sind allerdings eine harte Nummer, weil die zum Draufbleiben optimiert wurden. Wie wäre es zu fragen, ob er einen Hunderter mehr als gefordert nimmt, wenn er dafür das Boot vollkommen ablackt. 2 Hunderter weniger, wenn ich es muss?

Ja, der Joker ist auch aus Holz. Sieht übrigens gut aus, wenn es der ist, den man jetzt sehen kann. Wenn der Oldtimerfaktor eine wesentliche Rolle spielst und du damit zurechtkommst - warum nicht. Wenn das Fahren eine größere Rollle spielt, kämst du dann allerdings auch ganz locker und flockig mit einem Accelero zurecht und der läuft! 3/4 der Angebote liegen preislich je nach Zustand und MK von knapp unter dem gerade in der Box angebotenen Joker bis zu ganz deutlich darüber.

A-Bär. es hat noch keiner geschafft seine Technik zu verbessern während er ein zu kippliges Boot gefahren ist. Erst ab einem Mindestmaß an Sicherheit kann man an Sachen wie Rotation, Beinarbeit usw. denken. Vorher ist es ein mehr oder minder zittriges Flachpaddeln in Stellung 'allzeit bereit'.

Weil oder wenn es Dich (noch) zum Streckenfahren zieht, wäre in Elite-Ski mit Winterdeckchen bei dem sogar die Knie trocken bleiben der am wenigsten faule Kompromiss. Ein Probst Swift ist gegen einen Vajda Next, einen Fenn Elite oder einen Stellar wie ein holländisches Damenrad gegen ein Carbonrennrad, um den Vergleich nochmal zu gebrauchen. Bevor Du denkst oder sagst, diese Skis wären Dir vielleicht zu sicher und zu langweilig, setz Dich erstmal drauf, bei spiegelglattem Wasser und solange es noch warm ist. Sie sind immerhin so, dass Du damit fahren kannst, wenn Du den Eikboom oder einen Ranger ohne mit der Wimper zu zucken durch Motorbotwellen aller Art drischst.


... genug der Predigt, hau rein,

Chris
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
31. August 2018 20:15
Hallo Lars,
wenn du die Eikboom's mit deinem Gewicht sicher beherrschst, kannst du auch ein modernes Rennboot ohne Mindestbreite fahren, die sind zwar schon etwas kippliger aber der Schritt dorthin ist kein Großer mehr.
Die alten Dinger mit Mindestbreite werden nur bei ordentlich Gewicht wirklich stabil aber auch langsamer, weil erst dann die Breite zum tragen kommt.
Bei einem modernen Boot ist das anders, die bleiben auch bei schwereren Leuten kipplig, da rund wie Baumstämme und nicht wie die alten über der Wasserlinie bei Zielgewicht sinnlos verbreitert nur um die damalige Mindestbreite zu erreichen.

Zur Kippligkeit der verschiedenen Struer wurde schon einiges geschrieben, prinzipiell sind sie aber alle sehr ähnlich (eingeschlossen der alten Eikboom), es gab mal ganz zum Schluss der Mindestbreitenzeit ein paar Auswüchse verschiedenster Hersteller, wo die Ecken nur noch angedeutet und besonders weit nach oben gezogen waren, die waren dann schon etwas giftiger.

Aber wie gesagt bei deinem Gewicht spielt das keine große Rolle und der Schritt ein aktuelles Rennboot fahren zu können ist nicht so groß.
Von den alten Holzdingern würde ich die Finger lassen, es sei denn um sich an der Schönheit dieser Boote zu erfreuen.

Grüße, Bernd

Für raue offene Gewässer bist du mit dem Swift, denke ich recht gut aufgestellt.
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
31. August 2018 20:55
Zitat
Haubentaucher
Leider sieht man außer vernachlässigten und auch restlos verhunzten Booten immer wieder Boote, die mit hochwerigen Materialien regeneriert wurden, aber bei den Vorarbeiten (oder der Verarbeitung) fehlte entweder Wissen oder die Bereitschaft es anzuwenden.

Wer nicht an die Auferstehung glaubt, möge sich diese Fotostrecken ansehen: Ranger, Tiger, Cleaver-X.
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