Ahoi!
Ohne Begleitung wäre das
Freya Hoffmeister sicherlich nicht passiert!? Seit Beginn ihrer 3. Etappe rund Nordamerika (inkl. Mittelamerika), also ab dem 15.02.19 (Fahrtentag #325), ist ihr isländischer Freund
Fylkir mit von der Partie. Insgesamt haben sie seitdem an 34 Fahrtentagen (davon 25 Paddeltage) 880 km zurückgelegt. Genug Gelegenheiten, um das eigene Zelt abzufackeln!? Jetzt, zu Frühlingsanfang, ist das schließlich passiert, was bei einer längeren Gepäcktour nicht passieren darf …. und ihr bislang bei den Umrundungen von Island, Neuseeland (Südinsel), Australien, Südamerika und Irland auch niemals passiert ist.
Ja, Freya legt Wert auf Komfort. Das merken wir z.B. daran, dass
- sie nun jemanden gefunden hat, der sie zumindest dieses Jahr ständig begleiten will, und zwar nicht nur auf dem Wasser, sondern auch an Land u.a. als „Koch“;
- beide quasi mit einem 4-Personen-Zelt (=> „Hilleberg Keron 4“) unterwegs sind;
- und dass ihnen ein Gas-Kocher nicht mehr genügt, d.h. dass die beiden sich den Luxus gönnen, auf zwei getrennten Gas-Kochern ihre Mahlzeiten zuzubereiten.
Nun, das ist zugleich auch die Ursache für den folgenden Unfall:
FeueralarmAn diesem Tag paddelten die beiden – wie die Tage zuvor - entlang der am Pazifik liegenden ca. 200 km langen Lagunenlandschaft der Baja California. Übernachtet wurde
im Süden von Puerto Chale auf der ca. 20 km entfernt liegenden Isla Santa Margarita.Ihr Freund war wieder mal für das Kochen zuständig. Im Schattenbereich des Vorzeltes richtete er sich die „Küche“ ein. Zunächst schraubte er beim ersten Kocher die Gaspatrone auf den Brenner, zündete ihn an und setzte Wasser auf. Dann holte er den zweiten Kocher raus, nahm die zweite Gaspatrone in die Hand und schraubte sie auf den zweiten Brenner drauf. Beim Aufdrehen entwich – wie immer - etwas Gas, und zwar solange bis die Dichtung auf dem Brenner die Verbindung mit der Patrone abdichtet. Ja, das war’s dann: In Anbetracht der großen Hitze war wohl der Druck in der Patrone stark angestiegen, sodass mehr Gas als üblich aus der Patrone entwich; und in Anbetracht der Windstille konnte das entwichene Gastnicht verfliegen, sondern sammelte sich wohl vor den max. 50 cm entfernt stehenden ersten Kocher … und explodierte. Der „Koch“ schrie bloß noch
„FUCK! Get out! Out! Out!“ Beide flüchteten dann durch den Ausgang an der zweiten Apsis ins Freie. Währenddessen entwich aus dem zweiten Kocher immer weiter Gas; denn Fylkir hatte in seiner Not die brennende Patrone natürlich sofort, also noch im Vorzelt, fallengelassen. D.h. aus der nicht gänzlich verschlossenen Patrone strömte weiterhin Gas aus, welches sofort Feuer fing und eine große Flamme bildete. Freya eilte als Erste zur Brandstelle, entdeckte im verkokelten Vorzelt den immer noch Feuer speienden Kocher mit der undichten Patrone, ergriff eine Sandale und schleuderte damit den Kocher ins Freie!
Der Schaden: Fylkir selber hatte nur kleinere Blessuren und etwas verbrannte Haare.
Die eine Apsis des Zeltes und der eine Eingang zum Innenzelt waren halb verkohlt. Ebenfalls waren die beiden Schlafsäcke verschmorgelt, die die beiden über der Apsis ausgebreitet hatten, damit sie etwas Schatten spenden konnten. Ansonsten waren ein paar Sandalen, Neosocken und ein Packsack zu beklagen.
Was nun? Am nächsten Tag paddelten die beiden zum ca. 20 km entfernt liegenden Puerto Chale. Dort überredeten sie einen Einheimischen, sie gegen $$ ins ca. 200 km entfernt liegende La Paz zu fahren. Dort besorgten sie sich bei „Walmart“ u.a. ein 4-Personen-Billig-Zelt (für 35 $, gefühlt standfest bis ca. 3 Bft. Wind (!?)) und ein paar dünne Schlafsäcke. Noch am selben Tag ging es dann wieder zurück zu ihren Seekajaks. Einen Tag später wollten sie dann wieder lospaddeln. Notfalls soll das zu einem Viertel verbrannte „Keron 4“ als Tarp dafür dienen, dass das Billig-Zelt nicht vom Wind ganz platt gedrückt wird.
(Siehe hierzu Freyas Blog!)Nicht die Ersten!?Freya & Fylkir sind nicht die ersten, die unterwegs auf einer längeren Gepäcktour vom Feuer überrascht wurden. Ich selber kenne zwei Fälle. Bei beiden spielte ein „Trangia“-Spiritus-Kocher die „Hauptrolle“:
- Der erste Fall ist „typisch“ für Spirituskocher und ist sicherlich schon –zig Mal in Deutschland passiert: Der Spiritusbrenner scheint mangels Spiritus ausgegangen zu sein. Man holt den Topf vom Kocher, mustert den Brenner, ob er nicht doch noch brennt, und – wenn man keine Flamme sieht – gießt man aus der oben offenen Spiritusflasche Spiritus auf das Brennertöpfchen. Da jedoch wider besseres Wissen noch eine kleine Flamme züngelte, entzündete sich – bei dem mir berichteten Fall - sofort der eingegossene Spiritus und kurz danach die Spiritusflasche, wobei ein Feuerstrahl aus der Flasche Richtung eines in der Nähe stehenden Zeltes schoss und augenblicklich die Zeltplane schmelzen ließ!
- Der zweite Fall passierte einem Paddler, der mich auf einer Gruppenfahrt entlang der westfriesischen Inseln begleitete: Es war Frühstückszeit. Er saß am Innenzelteingang seines 1-Personen-Zeltes, den „Trangia“-Spiritus-Kocher zwischen seinen Beinen, und wollte Wasser kochen. Er füllte zunächst das Brennertöpfchen voll Spiritus, nahm es dann heraus (weil es sich so leichter entzünden lässt, ohne sich dabei die Hand zu verbrennen) und zündete den Spiritus mit einem einfachen Feuerzeug an. Danach stellte er den brennenden Brenner, den er mit „spitzen Fingern“ hielt, wieder zurück in den Kocher. Um sich dabei nicht die Finger zu verbrennen, legte er jedoch den Brenner nicht vorsichtig in die dafür vorgesehene Öffnung im Kocher, sondern er hielt das brennende Brennertöpfchen ca. 20 cm senkrecht oberhalb der Öffnung und ließ den Brenner dann „herunterplumpsen“. Ich weiß nicht mehr, ob der Paddler die Öffnung genau getroffen hatte. Jedenfalls verspritze er dabei eine größere Menge Spiritus, die sich sofort entzündete und auf ca. einem Viertel Quadratmeter alles in Feuer verhüllte, mit dem Paddler, starr vor Schreck, am einzigen Eingang seines Innenzeltes sitzend. Ich hockte nicht weit davon entfernt vor meinem Zelt und aß mein Müsli. Sofort eilte ich, noch den Müslilöffel in der Hand, zu meinem Mitpaddler, und schleuderte mit Hilfe des Löffels den in Flammen eingehüllten Kocher aus dem Eingang auf die davor liegende Wiese. Ich habe immer noch den Feuerschweif in Erinnerung, den der durch die Luft fliegende Kocher nach sich zog. Ansonsten war nicht passiert!
Das war’s. Vielleicht hat der eine oder die andere Ähnliches erlebt und berichtet hier im Forum darüber, damit alle daraus etwas lernen können. Solch dumme Fehler macht doch jeder mal. Meist gehen sie jedoch glimpflich aus. Deshalb sollten wir nicht auf jene, die dabei Pech haben, mit den Fingern zeigen.
Gruß aus Hamburg: Udo Beier