Also, ich paddle am Tag ziemlich viel, 50 km und mehr. Die Große Umfahrt zum Beispiel, die geben andere mit 10 Tagen an (ja auch einer weiter oben), ich hab sie in meiner Bestzeit mal in 3 Tagen gemacht, jetzt mache ich sie normalerweise in 3 einhalb bis 4 Tagen.
Ich müßte also wissen, wie Euer Tagespensum im Vergleich zu meinem aussieht, dann könnte ich genauer einschätzen, was für Euch in 10 Tagen machbar wäre.
So oder so stellst Du mir da jetzt eine ziemlich schwierige Frage, fast alle von mir beschriebenen Runden waren schön, aber alle haben auch Nachteile.
Landschaftlich am schönsten ist glaub ich die Runde: Trebel - Recknitz - Boddengewässer - Peene. Die habe ich dummerweise in mehreren Teilen in verschiedenen Jahren gemacht, ich denke aber, wenn das Wetter auf dem Bodden mitspielt, würde ich die in 8-10 Tage schaffen, aber Du mußt wie gesagt mal gucken, ob Euer Tagespensum meinem entspricht.
Spektulär ist natürlich die große Runde über Elbe Müritz Havel, weil man praktisch durch halb Ostdeutschland paddelt, das Gute an der ist: Kein einziger Landtransport, aber auch ich habe dafür 11 Tage gebracht, also gilt wieder das Gleiche, die könnt Ihr nur machen, wenn Ihr noch weiter pro Tag paddelt als ich.
Mit der Großen Umfahrt habt Ihr keine Probleme, die 10 bis 11 Tage, die jemand hier angegeben hatte, sind für absolute Dödelpaddler, also den 0-8-15 Hobbypaddler mit einem schweinebreiten Faltboot oder PE-Boot. Da könnt Ihr einfach in die Nebengewässer reinpaddeln, um die 10 Tage rumzukriegen.
Nachteil: Der gegenwärtige längere Landtransport wegen der Bombe, sowie auch sonst eine ganze Menge Umtragestellen (weil auch einige Schleusen (Dahme) quasi nie Paddler schleusen. Es soll übrigens jemanden (also eine Privatperson) geben, der die Boote für 15 Euro pro Boot an der Bombe vorbeipaddelt, aber das hat mir nur jemand mündlich erzählt, ich weiss nicht, ob das stimmt.
Landschaftlich würde ich Große Umfahrt auf Platz 4 setzen.
Vorher (also Platz 3) kommt noch die Runde Rhin-Ruppiner Kanal-Havel stromauf zur Mecklenburger Kleinseenplatte (am besten in Rheinsberg enden und starten). Die habe ich an 3 Tagen gemacht, wenn ich mich recht entsinne.
Die Naturschützer versuchen immer mehr, den oberen Rhin (also ab Rheinsberg) für Naturschützer zu sperren. Aber dass man da kontrolliert wird, kann ich mir nicht vorstellen, erst recht nicht im Oktober.
Man müßte mal gucken, ob der noch von Leihboot-Unternehmen angeboten wird, dann könnt Ihr ihn auch machen. Wenn nämlich nicht, dann funktioniert Naturschutz auf ostdeutschen Flüssen so, dass man einfach die in den Fluss gefallenen Bäume liegen läßt. Irgendwann tut sich das dann keiner mehr an.
Weil Du von Flüssen schreibst, der Rhin fließt ziemlich schnell, aber das ist nicht irgendwie gefährlich. Aber gewöhnungsbedürftig ist es schon. Man ist ja dann auch sehr schnell unterwegs. Ich entsinne mich, dass ich ziemlich schnell um die Kurve kam, und direkt danach lag ein dicker Baum quer über den Fluss. Ich mußte mich blitzschnell entscheiden, ob ich mich abstütze (also versuche, mich mit den Händen abzubremsen (mit Paddel hätte ich es nicht mehr geschafft) oder ducke, und hoffe, dass ich drunter durchkomme. Ich weiss nicht mehr, wie das ausgegangen ist, aber es war auf jeden Fall unfallfrei. Nach diesem wilden Teil hatte ich allerdings ein paar Schrammen am Oberkörper. Aber landschaftlich natürlich wunderschön. Diese Rundtour ist wahrscheinlich für 10 Tage zu kurz, aber Du kannst sie toll erweitern. Du kannst nach Templin reinpaddeln, nach Lychen, und auch auf der Kleinseenplatte kannst Du in ganz viele Gewässer paddeln. Also wenn Ihr dort noch nie wart, wäre das für mich Platz 3.
Wenn Du mir schreibst, wieviele Kilometer Ihr pro Tag (ohne Strömung und Wind) zurücklegt, kann ich das noch mal präzisieren.
Ich liebe mein Paddelrevier hier, daher will ich noch 2 Empfehlungen nachschieben.
a) Die Warnow: Ich glaube, das ist der größste Paddelfluss in Deutschland, der völlig motorbootfrei ist. Das ist unfaßbar. Ich war dort im Sommer und bis Rostock kein einziges Motorboot. Ich weiß nicht, ob es sowas noch sonst gibt. Auch landschaftlich wunderschön.
und
b) noch mal Oder (also West und Ost-Oder): Ich hatte die Polder vergessen zu erwähnen. Das muss Du Dir mal auf der Karte ansehen. Das sieht fast aus wie das Donaudelta. Den polnischen Teil kannst Du paddeln, das ist erlaubt. Nicht in der Gruppe, aber auf jeden Fall allein, und ich glaub auch zu zweit. Ich habe da auch nie irgendwelche polnischen Kontrolleure gesehen. Wenn Du also all diese Polder abpaddelst, dann hast Du auch ganz schön zu tun. Du siehst da einmal am Tag (wenn überhaupt) einen polnischen Berufsfischer, ansonsten bist Du völlig allein. Einsamer geht gar nicht mehr.
und das ist zwar nicht hier, aber was ist eigentlich mit Donaudelta? Das ist doch eigentlich auch nicht weit von Süddeutschland, oder?
Da bin ich zweimal zu DDR-Zeiten durchgepaddelt, aber kreuz und quer, nicht auf direktem Weg. Mit einem schnellen Paddelboot kann man da sicherlich gut eine 10 Tages-Runde zusammenstellen. Wir sind damals immer bis zum Schwarzen Meer und mit zusammengepackten Faltbooten mit dem Schiff zurückgefahren. Man müßte mal rauskriegen, ob das Schiff vielleicht auch Starr-Kajaks mitnimmt. Wenn ich mir heute aber im Fernsehen Dokus über das Donaudelta angucke, bin ich immer ganz schön enttäuscht. Man sieht da jedes Mal einen Haufen Motorboote. Vielleicht ist es also nicht mehr so schön wie damals. Damals haben wir in 3 Wochen vielleicht einmal ein motorisiertes Fischerboot gesehen. Wir haben manchmal tagelang überhaupt keinen Menschen getroffen.
Aber wie gesagt, schreib mir mal wieviele km am Tag Ihr vorhabt, dann entscheide ich mich, welche von den vielen Runden ich zuerst empfehlen würde.
Übrigens, die Flüsse (bis auf die umgestürzten Bäume am oberen Rhin), die ich beschrieben habe, kamen mir alle harmlos vor. Vor sowas wie dem Rhein hätte ich auch irgendwie Angst. Aber sowohl auf der Oder als auch auf der Elbe habe ich noch nie eine gefährliche Situation erlebt. Die einzige Stromschnelle der Elbe ist in Mageburg (und da gehen die von mir beschriebenen Routen nicht durch), sonst ist mir da nichts irgendwie Gefährliches aufgefallen. Es gibt auch auf Oder und Elbe quasi keinen Schiffverkehr. Und auch auf Havel (weiter weg von Berlin und Potsdam) nur wenig Schiffverkehr.
Ich müßte Dich auf wenig befahrenen Flüssen eher vor einer Gefahrenquelle warnen, mit der man beim besten Willen nicht rechnet, wenn man das nicht kennt: Krautsperren. Z.B. auf der Trebel. Ich spinne jetzt vielleicht ein bißchen, aber das ist fast die gefährlichste Paddelsituation, an die ich mich überhaupt entsinnen kann. Die erste Krautsperre habe ich umtragen. Bei der zweiten dachte ich, ich versuche mal, durch das sich angesammelte (durch die Krautsperre angestaute) Kraut zu paddeln. Ich habe bald um mein Leben gefürchtet. Das Ufer war links und rechts keine 3 Meter entfernt, aber ich kam einfach nicht vor und zurück. Man steckt komplett im Kraut fest. Ich bin gefühlt mit 0,2 km/h durch das Kraut gepaddelt, habe für 100 Meter Kraut wohl länger gebraucht als für 20 Flusskilometer davor. Vielleicht übertreibe ich, aber das hat mir damals echt Angst gemacht. Das ist ungefähr schön das Gefährlichste, was Dir in Nordost-Deutschland passieren kann. Wenn Du Mittelmeer paddelst, dann sollte der Greifswalder Bodden für Dich machbar sein.
Wenn es Dir um Wildzelten und Einsamkeit geht (und das höre ich so ein bißchen raus), dann ist Nord-Ost-Deutschland plus Polnisch-Deutsches-Grenzgebiet schon eine ganz gute Wahl. Die einsamste Rund-Tour von den oben genannten (die auch keine einzige Schleuse hat, nur einen Landtransport (falls nicht Krautsperren)) ist eindeutig die Trebel-Recknitz-Bodden-Peene-Tour. Da triffst Du im Oktober fast keinen mehr, nicht mal auf der Peene ist da noch viel los.
Viele Grüße
Christoph