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Cetus HV vs Cetus MV

geschrieben von Seehund25 
Cetus HV vs Cetus MV
26. Juni 2016 16:02
Habe heute beide Boote paddeln können und stehe nun vor der Qual der Wahl welcher es denn werden soll.

Beide Boote fahren sich klasse, das mal vorweg.

Mit meinen 92kg bei 180cm Größe komm ich in den HV aber deutlich besser rein und raus. Dafür muss ich im MV die Knie für einen festen Schenkelhalt weniger anwinkeln.

Ich frage mich nur ob ich evtl. zu leicht für den HV bin. Angegeben ist er für 65-140kg und hat 379l Volumen.

Der MV ist dagegen für 55-115kg angegeben und hat 332l Volumen. Das wäre deutlich weniger Zuladung...

LG Marcel
Re: Cetus HV vs Cetus MV
26. Juni 2016 16:20
HV. In die Ladekapazität (!) muss immer auch das Bootsgewicht eingerechnet werden. Ich glaube, nur Prijon ist da transparent und spricht von Zuladung in dem Sinn, wie Du und ich das verstehen. Ausserdem sind deine 92 KG vermutlich 102 KG, wenn du mit nassen Klamotten, Spritzdecke, Weste und Schuhen im Kajak sitzt. Ich habe mal meine (nassen) Klamotten gewogen, und bin schwer erstaunt gewesen.

Ein Flicken 7mm Neopren links und rechts an den Knie-Kontaktpunkten unters Deck geklebt wirkt Wunder und "streckt" das Bein wieder.
Re: Cetus HV vs Cetus MV
26. Juni 2016 17:00
Ich (183cm, 83kg) stand vor der Wahl MV oder LV und habe ebenfalls das Problem, dass ich im gekauften MV die Beine zu stark spreizen muss. Der Cetus hat im Kniebereich stark ausgeformte Mulden, die sich sauschwer mit den recht steifen Schaumplatten auskleiden lassen. Daher bin ich beim Tipp, 7mm Neopren zu nehmen, hellhörig geworden. Kennt jemand eine Bezugsquelle für solches Neoprenmaterial in Kleinstmenge? Am besten beidseitig unkaschiert, das lässt sich besser verkleben und "klebt" auch besser auf der Haut oder der Bekleidung.
Re: Cetus HV vs Cetus MV
26. Juni 2016 17:39
Ebay Taucher- (nicht Surf-) Anzüge gebraucht für einen Zehner. Du brauchst ja nur zwei Flicken von ca A5 Grösse. Taucher nutzen 7, 8 und sogar 10mm dickes Neopren. Alternativ ist auch ein Stück Yoga-Matte durchaus tauglich. Die kostet neu (in 180 *70 cm) etwa 25.- Euro. Die einfachen Sportmatten/Isomatten für zwei bis fünf Euro halten nicht lange und werden schnell zu dünn.

Bei den Matten vorher ausprobieren, welcher Kleber verwendet werden kann; manche Kleber zerfressen das Material. Von Pattex gibt es einen speziellen Schuh-Kleber; der ist dauerelastisch, auch im Wasser haltbar und erstaunlich wenig agressiv auf Kunststoffen. Neben SikaFlex (Polyurethan) ist das stets mein Favorit.

Von kaschiertem Neo kann man das Gewebe meist leicht abziehen .... daran würde ich es also nicht scheitern lassen.
Wann passt mir ein Seekajak?
27. Juni 2016 00:04
Ahoi!

Ja, wann passt mir ein Seekajak? Nun, wenn ich bei dem in die engere Wahl gezogenen Seekajak den richtigen Sitzhalt (=> Hüft-, Schenkel- und Fußhalt) habe und wenn das Seekajak das richtige Volumen hat!

Kenne ich das Volumen der Seekajaks, kann ich mich für jenes Seekajak entscheiden, das am besten auf mein Körpergewicht und das Gewicht des zu transportierenden Gepäcks abgestimmt ist.

a) Wähle ich nämlich ein zu voluminöses Seekajak, dann kann es zu windempfindlich werden, sodass ich ab einer bestimmten Windstärke (ca. 5 Bft.) Probleme bekommen kann, es in Fahrt zu bringen bzw. auf Kurs zu halten.

b) Entscheide ich mich dagegen für ein Seekajak, dass über zu wenig Volumen verfügt, muss ich ebenfalls mit Problemen rechnen, und zwar mit dem Nasslauf. Je nach Seegang fängt es immer stärker an zu bohren. Der Wind weht mich wohl mit meinem Kajak nicht mehr weg, aber voran komme ich trotzdem nicht, weil ich ähnlich einem Rodeokajakfahrer mehr unter als über Wasser paddle und in jeder Welle stecken bleibe.

Marcel (180 cm / 92 kg) fragt nun in seinem Thread, für welches der ersten beiden ansonsten sehr ähnlichen Seekajaks des britischen Herstellers P&H er sich – was das Volumen betrifft - entscheiden sollte:

Cetus HV (557x57 cm; 28 kg; 379 Liter Volumen)
Cetus MV (541x55 cm; 28 kg; 332 Liter Volumen)
Cetus LV (531x54 cm; 24 kg; 292 Liter Volumen)

Zu diesem Entscheidungsproblem habe ich schon 1995 eine Daumenregel entwickelt (s. SEEKAJAK, Nr. 51, S.69-74), die einem hilft, für ein vorgegebenes Transportgewicht ein akzeptables Volumen bzw. für ein vorgegebenes Volumen ein akzeptables Transportgewicht zu finden.

Diese Daumenregel besagt nun, dass das zu transportierende Gewicht (G) (gemessen in kg) rein zahlenmäßig zwischen ca. 30% und 60% des Volumens (V) (gemessen in Liter) liegen sollte, wobei zum Transportgewicht:

1. das Körpergewicht des Kanuten,
2. das Bootsgewicht,
3. das Ausrüstungsgewicht und
4. – im Falle von Gepäckfahrten - das Fahrtengepäck zählt.

Folgende Formel spiegelt diese Überlegung wider:

=> akzeptable Gewichtsunter-/-obergrenzen: G = ca. 30% bis 60% von V

Wir sollten folglich kein Seekajak ab 4-5 Bft. Wind mit entsprechenden Seegangsbedingungen paddeln, das bezogen auf sein Volumen die Gewichtsuntergrenze unterschreitet bzw. die Gewichtsobergrenze überschreitet

Wobei es zu empfehlen ist, diese minimalen bzw. maximalen Grenzwerte nicht auszureizen, denn wir können davon ausgehen, dass die ideale Beladung eines Seekajak in etwa dazwischen liegt, nämlich:

=> Idealgewicht: G = ca. 40% bis 50% von V

Bei der Beantwortung von Marcels Frage, welches der Seekajaks geeignet für ihn ist, kann uns nun die Daumenregel wie folgt weiterhelfen:

Zunächst bestimmen wir das Transportgewicht, welches abhängig ist vom Körpergewicht (92 kg), Seekajakgewicht (ca. 25 kg), Tagesgepäck- & Ausrüstungsgewicht (ca. 10 kg) plus – sofern Gepäcktouren geplant werden – das Fahrtengepäckgewicht (ca. 30 kg). Und dann können wir anfangen zu rechnen, in der Hoffnung dass der Seekajakproduzent das Volumen seiner Kajaks richtig bestimmt hat:

Cetus HV = 379 Liter Volumen:
Gewicht bei Tagestour = 127 kg => 34 % des Volumens
Gewicht bei Gepäckfahrt = 157 kg => 41 % des Volumens

Cetus MV = 332 Liter Volumen:
G (Tagestour) = 127 kg => 38 % des Volumens
G (Gepäckfahrt) = 157 kg => 47 % des Volumens

Cetus LV = 292 Liter Volumen:
G (Tagestour) = 127 kg => 44 % des Volumens
G (Gepäckfahrt) = 157 kg => 54 % des Volumens

Jetzt muss Marcel entscheiden, ob er mehr Tagestouren bzw. mehr Gepäckfahrten mit dem Cetus unternehmen will.

Überwiegen bei ihm die Tagestouren, wäre eigentlich der Cetus LV, also jener Cetus, den Marcel gar nicht in der engere Wahl eingezogen hat, das geeignete Seekajak; denn mit dem angenommenen Gewicht (Tagestour) von 127 kg würde er im Idealbereich zwischen 40-50% G/V liegen. Ob er sich dann auch wirklich für den Cetus LV entscheidet, hängt jedoch von der Sitzprobe ab; denn u.U. könnte dieses Seekajak zu eng für ihn sein. Für mehrtägige Gepäckfahrten wäre es jedoch nicht mehr so ideal, aber mit 54 % G/V immer noch akzeptabel, zumindest mit „leichtem“ Gepäck!

Überwiegen die Gepäckfahrten, würde der Cetus MV am geeignetsten erscheinen. Bei Gepäckfahrten käme er auf 47 % G/V, was noch als ideal einzustufen ist, und bei den wenigen Tagestouren käme er auf 38 % G/V, was nur knapp unterhalb der idealen Beladung läge. Für einen 92-kg-Küstenkanuwanderer, der nicht an der Küste wohnt und folglich meist mit Gepäck unterwegs ist, wenn er auf dem Meer paddelt, wäre also – was das Volumen betrifft – die MV-Variante das Seekajak mit dem passenden Volumen.

Und was ist mit dem Cetus HV? Er wäre für eine 92-kg-Person, die Tagestouren unternimmt, mit 34 % G/V gerade noch akzeptabel. Wenn das gesamte Fahrtengepäck verstaut wird, rutscht er jedoch mit 41% G/V in den idealen Bereich. Die HV-Variante wäre also nur dann zu empfehlen, wenn auf dem Meer nur Gepäckfahrten unternommen werden (=> mit „großem“ Gepäck) und ansonsten überwiegend Binnen gepaddelt wird.

Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, ob der Cetus HV mit 557 cm Länge nicht ein wenig zu lang ist; denn er wird wohl einen guten Geradeauslauf haben und etwas „schneller“ laufen, aber wenn der Seegang es fordert, etwas wendiger zu sein, dann ist ein solch langes Seekajak nicht so schnell herumzukriegen wie eines, welches nur 531 cm lang ist, also so lang wie der Cetus LV. Je weniger Marcel dabei die dafür nötigen Paddeltechniken nicht beherrscht, desto schwieriger wird es ihm fallen, einen Kurswechsel vorzunehmen (z.B. um von einem plötzlich aufsteilenden Brecher nicht seitwärts mitgenommen zu werden). Was ihm bleibt, wäre die Hoffnung, dem Brecher schnell wegzupaddeln.

Übrigens, Bernhard Hillejan, der Ausbildungsleiter der Salzwasserunion e.V., empfiehlt bis 180 cm Körpergröße ein Seekajak mit max. 300 Liter Volumen (s. Seekajak 147/16, S.40). Gerechnet mit den Daten von Marcel (180 cm / 92 kg) würden wir für solch eine Empfehlung die folgenden G/V-Werte erhalten:

Seekajak (nach SaU-Norm) = 300 Liter:
G (Tagestour) = 127 kg => 42 % des Volumens
G (Gepäckfahrt) = 157 kg => 52 % des Volumens

Keine schlechte Empfehlung für Marcel, wenn es für ihn ein Seekajak gäbe, welches ihm den passenden Sitzhalt bietet.

Apropos: Zum Thema „Volumen & Sitzhalt“ gibt es auf der DKV-Homepage einen ausführlichen Beitrag.

Gruß aus Hamburg: Udo Beier
Re: Wann passt mir ein Seekajak?
27. Juni 2016 09:55
Vielen Dank für Eure Beiträge.
Gerade die Hinweise von Udo bestärken mich den MV zu nehmen. In dem Boot hab ich auch am besten gesessen. Das rein und raus wird mit der Zeit und Übung sicherlich besser werden. War auch nicht wirklich ein Problem, nur im HV halt einfacher.

Werde mir den MV nochmal fürs ganze Wochenende holen und ausgiebig testen.

LG Marcel
Re: Wann passt mir ein Seekajak?
27. Juni 2016 12:18
..ich habe selber den HV und bin beim Auslitern noch nicht mal ganz auf 360l gekommen(mit üblichen Wassereimern gemessen). Die angegebenen Größen sind immer mit Vorsicht zu genießen! Bin 186 groß und wiege 86 kg und fühle mich im HV pudelwohl weil ich da auch einfach besser und entspannter sitze. Ich komme auch unbeladen bei viel Wind bestens mit dem Boot zurecht. Besser selber probieren und das Popometer entscheiden lassen.....
Volumen contra Sitzhalt
27. Juni 2016 13:18
Ahoi!

Filou hat nicht ganz unrecht, wenn er meint, dass die Volumenangaben der Hersteller "mit Vorsicht zu genießen sind"!
Die von ihm ermittelten 160 Liter beziehen sich jedoch sicherlich nur auf Gepäckvolumen des Cetus HV.
P&H selber kommen übrigens auf 188 Liter. Dieser Unterschied lässt sich durch einen "Messfehler" (=> wurde wirklich randvoll, d.h. ohne Luftblasen ausgelitert?) bzw. durch eine andere Position der beiden Cockpit-Schotts begründen.

Was nun Filous Meinung zum Sitzhalt des HV betrifft, sollten wir unterscheiden, ob wir viel Wert:

1) auf das schnelle Vorwärtspaddeln legen; denn der erfordert konsequente "Beinarbeit" und folglich viel "Fußhalt" und weniger "Hüfthalt", sowie die Möglichkeit mit geschlossenen Knien paddeln zu können;
2) auf sicheren Halt beim Stützen & Rollen legen; denn beides erfordert viel "Hüfthalt" und - bei Bedarf - viel "Schenkelhalt";
3) auf das problemlose Ein-/Aussteigen beim Starten/Anlanden/Kentern legen; denn dann sollte die Sitzluke genügend lang (=> HV: Cockpitinnenlänge = 80 cm) und so breit sein, dass wir mit geschlossenen Knien rein-/rauskommen.

Wenn wir eine Sitzprobe inkl. Probefahrt mit einem Seekajak machen, sollten wir auf diese drei Punkte achten. Was für Marcel (180 cm / 92 kg) wichtig ist, kann nur er entscheiden .... und nicht ich (170 cm / 79 kg).

Gruß aus Hamburg: Udo Beier
Volumen contra Sitzhalt
27. Juni 2016 14:28
Ich bin neu hier im Forum, habe seit mehr als einem Jahr den Cetus MV und paddle damit meist auf dem Baldeneysee in Essen und wann immer sich die Gelegenheit bietet auf größeren Seen. Paddlen auf dem Meer interessiert mich sehr und ich möchte gern im kommenden Jahr endlich die ersten Kurse dafür belegen. Mit dem Cetus MV bin ich inzwischen etwas mehr als 1000km gepaddelt, allerdings noch nie auf dem Meer aber schon manchmal bei viel Wind. So viel zu meinem Background.

Ich bin ebenso wie Filou 186cm groß wiege aber 1kg weniger, also 85kg. Ich habe auch den Cetus LV probegesessen, kam dort aber nur unter Schmerzen rein und raus. Ich habe vermutlich für meine Körpergröße relativ lange Beine. Der MV passt mir dagegen wie ein gut angepasster Schuh. Ich muss allerdings das Hinterteil um ca. 1cm über den Sitz anheben bevor ich ein Knie durch die Luke nach oben ziehen kann. Das nehme ich in Kauf für den m.E. richtig guten Schenkel- und Hüfthalt. Einsteigen nach Kentern bei Mithilfe eines zweiten Paddlers ist trotz der guten Passform aber überhaupt kein Problem, wie ich neulich bei entsprechenden Übungen feststellen konnte. Auch ein Neo passt noch auf die Hüften. Den Ein- und Ausstieg am Strand bei Wellen konnte ich noch nicht üben.

Ich hatte zuvor den Tempest LV von Wilderness im Auge (der ist offenbar zu groß für mich) und konnte zum Glück vorher den Cetus MV ebenfalls zur Probe paddeln. Die Ausführungen von Ulf kannte ich so zum Kaufzeitpunkt auch schon aus anderer Quelle und konnte diese berücksichtigen. Ich kann nur sagen, dass mir das damals sehr geholfen hat mich für den Cetus MV zu entscheiden. Es ist einfach ein tolles Gefühl in einem passenden Boot zu sitzen. Bei dem für mich zu großen Tempest fühlte ich mich nach der Vergleichsfahrt wie ein Korken auf dem Wasser.

Ich hatte meine Prioritäten auf passendes Volumen (optimal bei Gepäckfahrten) und guten Halt im Boot gelegt und habe das Gluck dass mir der Cetus MV beides erfüllt.

So viel zu meinen persönlichen Erfahrungen mit dem Cetus MV.

Heinrich
Re: Volumen contra Sitzhalt
27. Juni 2016 15:39
@Filou
Ein 160 l-Seekajak, bestückt mit einem normalgewichtigen Erwachsenen, würde wahrscheinlich aussehen wie ein U-Boot bei Überwasseerfahrt - 2/3 unter Wasser. Nächstes Mal vielleicht das Cockpit mit auslitern ?!
Re: Volumen contra Sitzhalt
27. Juni 2016 20:11
Hallo Heinrich,

ich bin etwas irritiert.
Was ist ein "Tempest LV"?
Ich kenne Tempest 165, 170, in PE oder GFK. Neu wohl auch Tempest 180 in GFK. "LV" oder HV" ist mir bei diesem Modell nicht bekannt.

Ich fühle mich im Tempest 165 PE in Relation zu Grösse und Gewicht (171, 80) nicht wie ein Korken auf dem Wasser. Eher meine ich, er ist extra für mich zugeschnitten. smiling smiley (...und ich bewege ihn Sommer wie Winter mit grossem Spassfaktor auf Rügenschen Gewässern)

Gruss

Jo
Re: Wann passt mir ein Seekajak?
27. Juni 2016 20:57
ich weis, die Frage ist nicht passend zu der Ursprungsfrage, aber weiß zufällig jemand das Volumen bzw. wieviel ich in ein Valley Sirona 16-1 einladen kann?
Die Tabelle auf den verlinkten Hersteller Seite gibt es nicht her.

Vielen Dank und Sorry für's querschießen meinerseits.

Viele Grüße
Mario
Re: Volumen contra Sitzhalt
27. Juni 2016 21:17
Hallo Jo,

du bist zu Recht verwirrt. Tempest LV ist natürlich Blödsinn. Mein Fehler! Ich meinte Tempest HV in Analogie zu den Bezeichnungen beim Cetus. Richtiger und verständlicher wäre aber sicher Tempest 180 pro gewesen, denn Wilderness Systems bezeichnet die Boote ja gar nicht mit HV (high volume), MV (medium volume) oder LV (low volume). Der 180 pro war vor zwei Jahren das größte Boot aus der Tempest Reihe und ich konnte ohne Schmerzen ein- und aussteigen und ein Probepaddeln fühlte sich für mich zunächst auch so gut an, dass ich mir das Boot damals bestellte.

Leider, oder für mich besser gesagt zum Glück, wurde das Boot mit defektem Gel-Coat angeliefert und ein anderes war in der Saison nicht mehr lieferbar. Eine längere Vergleichsfahrt konnte ich später mit dem 180 pro eines Vereinskameraden durchführen bei der ich dann gelernt habe, dass es etwas zu groß für mich ist.

Ich musste auch gerade feststellen, dass Wilderness die Produktion der Tempest GFK (das bedeutet wohl das pro) Modelle inzwischen eingestellt hat. Deswegen kann ich die technischen Daten des Bootes (mich hätte das Volumen nachträglich interessiert) nicht mehr im Internet finden.

Heinrich
Re: Volumen contra Sitzhalt
28. Juni 2016 07:29
Hallo,

Ich habe der HV und habe das gefuehl, dass ich mit 110kg ohne gepaeck am limit bin - unteren limit wohlgemerkt.

Desweiteren ist sehr viel volumen im cockpit untergebracht, das ist ziemlich hoch und sehr bequem. Der stauraum finde ich mehr als ausreichend, haette da fuer so ein bootdoch mehr erwartet.

Das boot faehrt ohne gepaeck sehr wendig, mit gepaeck dazu mutiert es ploetzlich zum sturen geradeauslaeufer.

Das boot ist auch nicht rundlich sondern relativ flach im querschnitt, es liegt deshalb sehr stabil im wasser aber erfordert dafuer auch etwas kraft und koennen zum rollen.

MV kenne ich nicht, soweit meine erfahrungen mit der HV :-)

Gruesse, jan
Re: Volumen contra Sitzhalt
28. Juni 2016 09:56
Hi,

ich würde Dir zum MV raten. Wiege selbst knapp an die Dreistelligkeit und habe mir jetzt ein Tourenboot selbst gebaut mit ca. 335 Liter Volumen, da dieses Volumen nach allerlei Testdrei sich als das für mich praktikabelste herausgestellt hat. Geradeso noch leer zu fahren und genügend um mit gepacktem Boot und Trinkwasser auf Tour gehen zu können.

Der HV ist eher für die 120kg+ Fraktion.

Grüße

Björn
Re: Volumen contra Sitzhalt
28. Juni 2016 11:35
Die hier oben genannten Volumenformeln sind ohne jeden praktischen Belang, und die Tatsache, dass sie öfter wiederholt werden, macht sie noch nicht richtig.

Ich wiege "netto" derzeit 120 kg, mein Kahn wiegt knapp 30 Kg und nasse Klamotten wiegen rund 10 Kg. 160 Kg Traglast minimum - ein Dayboat wäre somit mit rund 270 Litern Volumen noch OK; dann wäre ich bei 60%.... Das - und das dürfte Jedem klar sein - ist vollkommener Unsinn. Anders herum: wenn ich noch etwas Gepäck zulege und auf 200 KG komme, müsste ich als Tourenboot ein Kajak mit 400 Litern Volumen (50%) paddeln. Auch hier bin ich .... erstaunt.

Wer bei möglichst glattem Wasser und nur kurze Distanzen paddelt, kann ein Boot mit geringem Volumen wählen, Wer hingegen in bewegtem Wasser oder gar brechenden Wellen unterwegs ist, braucht mehr Volumen - genau wie Jemand, der drei, vier oder gar sechs Stunden ohne Pause im Boot sitzt; die Beine und der Hintern freuen sich, wenn sie etwas Platz und Bewegungsfreiheit finden. Zu viel Platz kann man abpolstern, zu wenig Platz kann man nicht erweitern.
Re: Volumen contra Sitzhalt
28. Juni 2016 12:15
Zitat
Putzer
@Filou
Ein 160 l-Seekajak, bestückt mit einem normalgewichtigen Erwachsenen, würde wahrscheinlich aussehen wie ein U-Boot bei Überwasseerfahrt - 2/3 unter Wasser. Nächstes Mal vielleicht das Cockpit mit auslitern ?!

Sorry, war einfach ein Tippfehler! Es sollte natürlich 360l heißen! Hab es mal korrigiert.....!
Ich denke nur Probesitzen reicht nicht, man sollte es auch paddeln; idealerweise bei Wind und Wellen und unbeladen.
Bei Kornau wird das Volumen auch niedriger angegeben:[www.sportkajak.de];
Re: Volumen contra Sitzhalt
28. Juni 2016 12:28
Mich wundert eigentlich, daß diese Angabe so ungenau auf nur Prozente vor dem Komma getroffen ist... ich meine schon, daß man mindestens auf Zehntel-% genau wissen sollte, ob ein Kajak zu einem (vor Stuhlgang) paßt oder nicht... Das muß doch nach DEUtschen Rrrrrrregelverrrrrständnis besser gehen...
Daumenregel!?
28. Juni 2016 22:03
Ahoi!

Ich habe den Eindruck, dass manche hier im Forum nicht wissen, zu welchem Zweck „Daumenregel“ entwickelt werden. Mit ihrer Hilfe will man auf unkomplizierte Weise kritische Grenzen oder Bereiche ermitteln. Sie sind so gestrickt, dass auch jeder Laie eine solche Regel anwenden kann. So gibt es solche Daumenregel für die Bestimmung:

• des kritischen Übergewichts einer Person;
• der akzeptablen Blutdruckwerte;
• der „Nutzzeit“ im Falle einer Kenterung ins kalte Wasser;
• der Länge von Alpinski alter und neuer Art in Abhängigkeit von der Körpergröße;
• der Länge von Paddel in Abhängigkeit von der Körpergröße;
• des Volumens eines Seekajaks in Abhängigkeit des zu tragenden Gewichts.
• usw. usf.

Insbesondere über das akzeptable bzw. ideale Seekajakvolumen habe ich mir meine Gedanken gemacht, wobei ich auf Grund von sporadischen Beobachtungen bzw. Prospektanalysen zu dem Ergebnis kam, dass es für ein Seekajak mit einem ganz bestimmten Volumen (V) Unter- und Obergrenzen für das zu transportierende Gewicht (G) (=> Boots-/Körper-/Ausrüstungs-/Tourengepäckgewicht) gibt, sofern wir beabsichtigen, auch bei windigeren & welligeren Gewässerbedingungen zu paddeln:

akzeptable Transportgewichtsgrenzen = 0,30 V < G(a) < 0,60 V
ideale Transportgewichtsgrenzen = 0.40 V < G(i) < 0,50 V


D.h. bei einem Seekajak mit einem Volumen von 330 Liter sollte – die richtige Gewichtsverteilung vorausgesetzt - das Transportgewicht zwischen 99 kg und 198 kg liegen, wobei die 99 kg die gerade noch akzeptable Untergrenze und die 198 kg die gerade noch akzeptable Obergrenze bildet (Ganz Pingelige dürfen auch auf- bzw. abrunden!. Über das exakte ideale Transportgewicht eines 330-Liter-Seekajaks kann diese Daumenregel nichts aussagen, wohl aber über die ideale Gewichtsuntergrenze und –obergrenze: 132 kg bzw. 165 kg.

Wer es noch gerne genauer wissen möchte, muss selber nach einer Lösung dieses Gewichtsproblems suchen, die sicherlich auch abhängig ist z.B. von den paddlerischen Fähigkeiten, der Bootsform, der Beladungsverteilung und der Deckslast. Wer solch eine Daumenregel einfach ablehnt, ohne einen anderen Vorschlag zur Volumenwahl zu unterbreiten, hilft einem Seekajakanfänger nicht viel weiter und treibt ihn in die Arme der Seekajak-Händlers bzw. –Produzenten, die dann ruhigen Gewissens ein jedes ihrer Seekajaks einem jeden als geeignet präsentieren können.

Zum Schluss möchte ich noch auf den Post von shovelhead eingehen. Im ersten Beispiel rechnet er uns vor, dass bei einem Tagestouren-Transportgewicht von 160 kg (= 120 kg Körper + 30 kg Seekajak + 10 kg Ausrüstdung) nach der Daumenregel das Seekajak ein Mindestvolumen von ca. 270 Liter (rein rechnerisch müssten es 267 Liter sein) haben müsste. Ja, er hat richtig gerechnet, aber leider nicht verstanden, dass es sich bei dieser 60%igen G/V-Verteilung um das absolute Mindestvolumen handelt, mit der gerade so noch im Seegang gepaddelt werden kann. Vielleicht hat shovelhead noch nie die Gelegenheit gehabt, ein solch niedrigvolumiges Seekajak zu paddeln. Aber das geht wirklich und hat nichts mit „vollkommenen Unsinn“ zu tun, sondern eher mit mangelnder Vorstellungskraft. So bin ich (damals: 75 kg) in den 80er Jahren überwiegend mit einem SHORELINE (ca. 275 Liter Volumen; ca. 30 kg mit Steuer & fest eingebauter Lenzpumpe) gepaddelt und bin mit ihm 10 Tage lang entlang der norwegischen und schwedischen Küste auf Gepäckfahrt ohne Nachkaufmöglichkeiten (ca. 45 kg) unterwegs gewesen; d.h. mein SHORELINE musste insgesamt 150 kg transportieren, was einer Auslastung von 55 % entspricht. Das war nicht ideal, aber durchaus akzeptabel. Der SHORELINE fuhr wohl sehr nass, bei kleineren Wettfahrten tauchte das Heck auch etwas ab, aber ich kam voran und erreichte auch immer mein Ziel.

shovelhead geht in seinem zweiten Beispiel davon aus, dass er zusätzlich mit 40 kg Fahrtengepäck unterwegs ist. Sein Transportgewicht steigt also auf G = 200 kg. Nun fragt er sich, wie hoch nach der Daumenregel das Volumen für ein Seekajak sein müsste, dass bei 200 kg Traglast die ideale Gewichtsobergrenze (= 50% von V) erreicht. Er kommt dabei richtigerweise auf ein Seekajak mit 400 Liter Volumen (z.B. Lettmann Nordstern LV = 395 Lit. Vol.; Prijon Kodiak = 390 Lit. Vol.). Darüber ist er „erstaunt“. Leider sagt er nicht, ob er negativ oder positiv erstaunt darüber ist. Ich meine, dass solch voluminöse Seekajaks gerade für solche „120-kg-Wonnepfropfen“ gebaut werden und kann es nicht verstehen, dass Händler immer wieder halb so schweren Personen solche „Transporter“ anbieten.

Ja, shovelhead, gut gerechnet, aber die falschen Schlüsse gezogen! Und seine Empfehlung: „Wer hingegen in bewegtem Wasser oder gar brechenden Wellen unterwegs ist, braucht mehr Volumen …“ ist für den Papierkorb; denn sie hilft einem nicht weiter, da keine Volumengröße als Basisgröße genannt wird.

Gruß aus Hamburg: Udo Beier
Re: Daumenregel!?
28. Juni 2016 22:52
Hallo Udo,
danke für Deine Beträge, die ich - nicht nur an dieser Stelle - gerne lese und mir als Laien immer eine gute Orientierung geben!

Grüße von der Havel!
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