welches Wing-Paddel?

Hallo Chris,

es wäre sicher spannend, das mal auszudiskutieren, da ich das so das erste Mal höre. Bandscheibenschäden gibt es sicher auch, Schulterprobleme dürften aber mE deutlich häufiger sein. Allerdings ist die Verletzungsgefahr in anderen Sportarten mit Sicherheit um Größenordnungen höher. Die meisten Verletzungen in den Vereinen, in denen ich so gepaddelt bin, sind beim Fußballspielen entstanden.

Mehr Schulterprobleme dürften auch schlecht gesetzte (stationäre) Ziehschläge oder "eingesprungene" hohe Stützen verursachen. Macht man im Rennboot halt nicht so häufig.

vauWe

Die Schulter kann man sich auf vielerlei Arten zerschreddern, natürlich auch mit einem Wing und wenn man sich Mühe gibt bestimmt auch mit einem Grönlandpaddel.
Ausschlaggebend ist immer Intensität und Dauer einer Belastung im Zusammenspiel mit der Druckrichtung auf das Gelenk.

Hierbei ist das Wing dem "Normalpaddel" gegenüber im Vorteil, aus einem ganz einfachen Grund.
Die Druckhand bzw "Druckschulter" wird nicht so sehr auf Druck belastet, da man ja nicht wie bei einem Normalpaddel nur nach vorn drückt, sonder auch seitlich in Richtung Zughand um das Paddel nach außen zu führen. Somit geht der Druck nicht direkt in das Gelenk (wie zB. bei Liegestützen) sondern das Gelenk wird (übertrieben gesagt) fast schon auf Zug belastet.

Bei Schulterproblemen hat es mir bisher noch nicht geschadet, im Gegenteil eher geholfen, ich fahre dann allerdings auch etwas gemütlicher, nicht so lange und vielleicht nicht ganz so steil.

Eine allgemeingültige Aussage wird man aber niemals treffen können, da die Probleme bei jedem etwas anders gelagert sein können. Auch ist das Schultergelenk eine komplexe Angelegenheit und besteht nicht nur aus "dem harten Gelenk" sondern auch aus der "Aufhängung" (Rotatorenmanschette, Sehnen und Bändern), letztere kann natürlich auch bei übermäßiger Zugbelastung anfangen herumzunörgeln.

Grüße, Bernd

Ich habe in den letzten Jahren div Wings gefahren. Meine Erfahrungen decken sich mit dem was Cris sagt: Ich habe mir aus Spaß an der Freude mal ein Lettmann Warp zugelegt. Steht klasse, unglaublich gutes Gefühl. ABER mir fallen die Arme ab. Nach 2 km werde ich unsauber. Auch die Ellenbogen melden sich.

In der Praxis bin ich dann beim small Midwing gelandet, für kürzere Strecken im Touring oder Swift gerne auch Braca 7. (subjektiv fordert es einen schnellen Aushub — mein Zug ist zu lang. ) Ich muss aber sagen das ich meine schnellste Zeit in einer dänischen Handicap Regatta trotzdem mit dem Warp gefahren bin. Verglichen mit Ulf und Bernd bin ich lahm, meine Technik ist eher mäßig, zur Einordnung. Alles groß über 10 km fahre ich mit dem Midwing, Seekajak sowieso,

Tillmann

Hallo Chris

Ein permanent verspäteter Aushub sollte bei Leistungssportlern sicher nicht zu einem Problem führen. Vorher wird entweder der Sportler oder der Trainer den Platz räumen. Mit Vorschäden wird keiner in den Leistungssport einsteigen, außerdem können diese auch nicht auf den dann ausgeübten Sport zurück zu führen sein. Das Problem bestand ja schon vor dem.
Eine gute Technik mit Rennpaddel ist mit Sicherheit auch für den Bewegungsapparat besser als eine schlechte Technik mit dem Wanderpaddel. Die intensive Beschäftigung mit dem Rennpaddel spricht aber nicht dafür, dass das Wanderpaddel größeren Schaden bringt. Eine gute Technik ist immer gesünder. Das Problem ist dann eher, dass im Bereich des Wandersports sich zu wenige mit der richtigen Technik beschäftigen und Fehler nicht erkannt und korrigiert werden. Das spricht aber nicht gegen die Ausrüstung, eher gegen die Anleitenden.

Da ich selber auch Wingpaddel nutze und das mit der Größe der Paddel ähnlich sehe wie du, kann ich deinen Ausführungen grundsätzlich folgen. Ich nutze aber weiterhin Europaddel wie auch Grönlandpaddel. Ein Problem mit meiner linken Schulter, warscheinlich von der Arbeit verursacht, habe ich aber am ehesten mit dem Wingpaddel. Seit einiger Zeit merke ich nichts mehr davon, aber, auch mit Hilfe dieses Forums, habe ich auch immer weiter an meiner Technik gearbeitet. Daher danke, vor allem an vauWe, Ruhrpott und Syncronreaktanz. Außerdem habe ich in den letzten Jahren meinen Ehrgeiz noch schneller zu werden abgelegt, weil die Spitze vom Alter her wohl erreicht ist. Ich bin, so denke ich, immer noch schnell, aber deutlich entspannter.

Da ich mich seit vielen Jahren selber genau beobachte und mich intensiv mit Paddeltechnik beschäftigt habe fallen mir auch öfters Fehler anderer auf. Das gerade mit Wanderpaddel oft fehlerhaft gepaddelt wird ist eine Tatsache an der sicher etwas aufzuarbeiten ist. Oft wollen die, die am meisten an sich und ihrer Technik zu arbeiten hätten, davon aber nichts wissen. Wer zum Rennpaddel greift ist in den meisten Fällen viel offener für korrekturen. Darin besteht schon mal ein großer Vorteil der Wingpaddel-Nutzer.

Gruß, Ulf

Zugegebenermaßen ist mein Ideal der Wingtechnik eher am Sprintrennen orientiert. Also recht hohe Paddelführung und starke Körperrotation. Dann hast du auch richtig Druck auf der Druckschulter, der durch die Rotation auch im wesentlichen von vorn wirkt. Geht die Druckhand so weit über die Bootsmitte, dass du sie letztlich sogar auf Zug belastest, lässt du meines Erachtens das Paddel zu lange im Wasser.

Aber, wie gesagt; für uns ältere Herren ist die Technik Renntechnik vielleicht auch nicht mehr das Richtige. Lässt man den Ellenbogen etwas hängen, bekommt man sicher nicht so viel Druck ans Blatt, verringert den Druck auf der Schulter aber erheblich.

Das Blatt muss schon bei Zeiten raus, allein das nach Außen führen des Blattes verringert den Druck direkt in das Schultergelenk der Druckhand. Auf Zug belastet ist natürlich etwas übertrieben ausgedrückt, der Druck ist ja auch da, wird aber etwas über die Sehnen, Bänder und Rotatorenmanschette nach außen abgeleitet.

Ich habe das auch nur deshalb bemerkt, da ich an Schulterarthrose leide, Liegestütze, Bankdrücken (als bestes Beispiel von Druck direkt in's Gelenk) kann ich nur unter Schmerzen machen.(mach ich nicht mehr)

Es ist aber auch richtig, dass die Oberkörperrotation diesen Effekt wieder etwas verringert.

Den Ellenbogen hängen lassen kann wiederum zu Problemen im Ellenbogengelenk führen, ist also zumindest für mich auch keine Lösung.

Eine Lösung kann nur sein auf seinen Körper zu hören und wenn es sein muss etwas kürzer zu treten, ich werde sicher auch keine Bäume mehr ausreißen.

Vielleicht habe ich mich auch falsch ausgedrückt. Aber schau dir mal das Video von Chalupski an. Nachdem sich mMn in den letzten Jahrzehnten in der Technik nicht allzu viel geändert hat, erscheint mir das ein recht nachvollziehbarer Ansatz gerade für Nichtleistungssportler zu sein.

Zumindest meiner Erfahrung nach ist eine einigermaßen sauber ausgeführte Renntechnik ist immer noch das beste Mittel um die Gelenke zu schonen.
Voraussetzung dafür ist aber ein entsprechend kleines Wing und das Vermeiden von Überlastungen durch zu intensives Training.
Beim Surfskifahren in bewegten Wasser ist "Schönpaddeln " aber nicht immer möglich, da durch die Wellen nicht jeder Schlag wie der andere ist, auch etwas flacher und mit einer etwas höheren Schlagzahl (dafür etwas weniger Druck) ohne "Kunstlerpause" vor dem Einstich, hat sich bewährt.

Grüße

PS glaube wir sind etwas vom Thema abgekommen

Zitat
T Lunde
[...] meine schnellste Zeit in einer dänischen Handicap Regatta [...]
Tillmann

Moin,
ich hab' hier und da schon ein wenig von Handicap Regatten gehört und vor einiger Zeit auch versucht über eine Internet-Recherche Details zu Durchführung und Auswertung zu finden. Was ich damals gefunden hatte, war aber nur fragmentarisch, vermutlich auch deshalb hab' ich es wohl verlegt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Könnte jemand hier die Spielregeln posten, oder einen Link, wo sie zu finden sind?

Danke im Voraus, viele Grüße
Florian

Die formalen Spielregeln kenne Ich nicht. Gefahren wird Touringboot oder Rennboot. In der Praxis ist es so, das man eine Zielzeit vorgibt. In Sonderborg ist das im Idealfall eine Zeit aus der Winterrennserie. Der Start zur Handikap Regatta ist jetzt so, das die Langsameren einen Vorsprung bekommen, und die Stärksten am Schluss starten. Im Idealfalle sprinten alle um den Sieg. Für die Platzierung gibt es Punkte, der Sieger bekommt die höchste Anzahl.. Die Feinheiten kenne ich nicht, da steckt ein Excel Sheet dahinter, was auch die neue Vorgabe ausrechnet.

Einfach mal einen dänischen Klub anschreiben, meines Wissens ist dieses Format recht verbreitet.

Tillmann

Danke Dir, Tillmann. Nachdem ich nochmal mit anderen Suchbegriffen gesucht habe, habe ich jetzt auch Infos gefunden, mit denen ich das umsetzen kann.
Viele Grüße
Florian

Man glaubt es kaum, aber beim französischen Riesensportkonzern Decathlon kann man mittlerweile sogar solch ein Nischenprodukt wie ein Wing-Paddel käuflich erwerben. Das "Rotomod Kajakpaddel Carbon/Glasfaser" ist teilbar und kommt mit einer variablen Länge von 195 bis 205 cm. Das Gewicht ist mit 970 Gramm angegeben. Die geklebten Blätter scheinen aus Polyamid (glasfaserverstärkt?), der Schaft aus einen Glasfaser-Carbonfaser-Gemisch hergestellt zu sein. Interessanterweise ist auf den Blättern ein Nelo-Branding erkennbar. Möglicherweise sind die Blätter mit diesem günstigen Nelo Plastic Paddle identisch.

Interessant könnte das Teil vielleicht für den Nachwuchs sein, denn es wirkt robust und die angegebene Blattgröße von 44,5 cm x 14 cm lässt auf eine eher moderate Blattfläche schließen. Hat jemand das Decathlon Paddel schon mal in der Hand gehabt oder kann sonst dazu weiter sachdienliche Hinweise liefern?

Beste Grüße
mjke

Zitat
mjke
Das "Rotomod Kajakpaddel Carbon/Glasfaser" ist teilbar und kommt mit einer variablen Länge von 195 bis 205 cm.

Diese Länge ist für Wildwasser üblich.
Die maximale Länge von 205 cm finde ich etwas kurz für Seekajak und Rennkajak außer man ist ein Sitzzwerg (darf man das noch schreiben in der heutigen Zeit?).
Ich empfehle bei 186cm Körpergröße im (schmalen) Seekajak ein Paddel mit 215-220cm.

Ahoi

Ralf

Zitat
mjke
Das Gewicht ist mit 970 Gramm angegeben.

Find ich jetzt fuer ein Plastikpaddel brockenschwer. Vor allem in der Laenge. Mein selber gebautes Groenlandpaddel aus Fichte wiegt 880g und das ist 2,30m lang.

Hmmm, ich weiß nicht wie Wingpaddel von der Länge her berechnet werden, aber bei Europaddeln spricht der Wissende von ‚Schaftlänge‘ zu denen dann noch die Paddelblätter kommen. Die Schaftlänge ermittelt man aus der individuellen, physiologisch zu einem passenden Griffweite (Arme locker hängen lasse, etwas schwingen und einen Stab vorne greifen. Die Weite, die man da greift ist die persönliche Griffweite) + (und hier muss ich passen) Länge x. Das kann also bei gleich großem Paddler a) 215 sein; bei b) 220 und bei c) 210 …


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Etwas abseits vom Thema: Da Decathlon neuerdings auch ein aufblasbares Rennboot im Programm hat, ist es wohl folgerichtig, auch das passende Paddel dazu zu liefern ...

Eine Wingpaddel-Länge von 195 bis 205 cm passt für Menschen mit einer Körpergröße zwischen 1,60 cm und 1,65 cm, individuelle Proportionen einmal außen vor gelassen. Warum das Decathlon-Paddel nicht als Kinder- und Jugendpaddel verkauft wird, warum der Schaft im Vergleich mit dem Nelo Plastic Paddle (das mit Braca-Schaft kommt) gekürzt wurde, bleibt zwar Decathlons Geheimnis, kommt im Produktumfeld des Konzerns (rustikal und wenig ergonomisch, dafür günstig) jetzt aber auch nicht völlig überraschend.

Wenn man nicht gleich zum Nelo greifen möchte, könnte das genannte Paddel vielleicht eine gut verfügbare Alternative für Kinder und Jugendliche sein, die hauptsächlich geradeaus paddeln wollen. Natürlich wäre in diesem Zusammenhang der Schaftdurchmesser von Interesse. Aber just deshalb frug ich ja, ob jemand der geneigten Hörerschaft das Ding schon einmal in eigenen Händen hielt.

Wie man auf ein Gewicht von knapp einem Kilo kommt, wäre natürlich auch mal interessant. Immerhin wäre es damit nicht schwerer als andere verbreitete und robuste Kinder- und Jugendpaddel wie zum Beispiel das Palm Colt (das allerdings einen Aluschaft hat).
Für das Original von Nelo finde ich allerdings keine Gewichtsangabe.

Edit: Bei Dietz wiegt das Nelo - allerdings mit längerem Schaft - rund 900 Gramm. Vermutlich hat Decathlon den Braca-Schaft gegen irgendeinen günstigen Besenstiel ausgetauscht. Immerhin bin ich über den Decathlon-Umweg auf das ebenfalls günstige Nelo aufmerksam geworden, das ich vorher nicht kannte.

Danke für die Aufklärung.


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Durch diese Produktrecherche bin ich außerdem auf die Wing-Paddel von Greentip (Schweden) aufmerksam geworden. In diesem Portfolio findet sich auch ein sehr interessantes Nachwuchspaddel, dessen Katalog-Werte im Angesicht des aufgerufenen Preises fast zu schön sind, um wahr zu sein: Das Greentip T-Rey kommt mit ovalisiertem Schaft, 15cm Verstellbereich, kleinen Fiberglas-Blättern (515 cm²) und soll gerade mal knapp 600 Gramm wiegen.

Es ist natürlich klar, dass man so ein Gerät im Idealfall nicht einfach in Blaue hinein bestellt, ohne es vorher mal ausprobiert zu haben. Aber die Verfügbarkeit von solch Gerät ist ja stets eher prekär. Wenn es nicht im Bekanntenkreis kursiert oder man einen guten Händler vor der Nase hat, sind entsprechende Testläufe immer ein Problem.

Wenn jemand Infos oder Erfahrungen mit Greentip-Paddeln hat, immer her damit.