‚Ahoi!
Den Abriss des Knaufs einer tragbaren Hand-Lenzpumpe möchte ich zum Anlass nehmen, auf die Schwachstellen von Lenzpumpen hinzuweisen.
Ich fange mal mit der
tragbaren Hand-Lenzpumpe von
„Sea to Summit“ (Modell: „Hand Bilge Pump“) an. Der Knauf, mit dem wir die Pumpen-Stange mit dem Pumpen-Kolben abwechselnd hochziehen und herunterdrücken, ist bei meinem Modell an der Pumpen-Stange festgeklebt. Mangels Kenterung auf hoher See habe ich diese Pumpe nur an Land zum Lenzen der Sitzluke benutzt. Jetzt ist es nach Jahren passiert. Der Knauf hat sich von der Pumpen-Stange gelöst. Damit mir das nicht nochmals passiert, habe ich den Knauf nicht nur erneut festgeklebt, sondern zusätzlich auch mit einer Schraube gesichert. (Hinweis: Beim aktuellen Modell wird der Knauf durch einen Bolzen vorm Ablösen gesichert! (s. Post))
Anscheinend kriege ich alles kaputt, so auch die tragbare Hand-Lenzpumpe von
„AquaBound“ (Modell: „Bilge Master“), die ich davor besaß. Gleich beim ersten Mal Demonstrationspumpen vor der Küste löste sich die Verschraubung am Pumpzylinder und der Pumpen-Kolben konnte aus dem Pumpzylinder gezogen werden, so dass ich zwei Teile in der Hand hielt.
Einige Segelfachgeschäfte bieten ebenfalls tragbare Handlenzpumpen komplett aus Plastik an, und zwar in verschiedenen Längen. Eine davon besaß ein Mitpaddler. Als er mit helfen wollte, einen an Land gestrandeten Zweier zu lenzen, versagte seine Pumpe sofort, d.h. mit ihr war es nicht möglich, Wasser anzusaugen und über Bord zu spülen.
Aber auch intakte tragbare Hand-Lenzpumpen können uns Probleme bereiten:(1) Das fängt schon mit der brandungsfesten Lagerung der Handlenzpumpe an. Die meisten Kanuten klemmen ihre Pumpe auf dem Oberdeck mehr oder weniger fest unter ein, zwei Gummis und nehmen dabei nicht nur in Kauf, dass brechende Wellen die Pumpen hin und her klappern lässt, sondern auch beim Ablesen der Seekarte (=> Buglagerung) oder beim Wiedereinstieg nach einer Kenterung (=> Hecklagerung) stört. Der britische Seekajakkonstrukteur Nigel Dennis hat darauf bislang als einziger reagiert und bietet für die Lagerung der Pumpe eine hinter der Sitzluke
ins Oberdeck eingelassene Halterung an.
(2) Sie ist nicht tauglich für Solo-Küstenkanuwanderer bei rauem Seegang. Wie sollen wir es schaffen, bei solch einem Seegang mit der Pumpe in der Hand zu lenzen, wenn uns gerade zuvor dieser Seegang, trotz Paddel in den Händen, kentern ließ?
(3) Sie ist recht umständlich einzusetzen. Die Pumpe sollte bei geschlossener Spritzdecke (!) durch den Spritzdeckenschacht gesteckt und dann bis auf den Boden der Sitzluke geführt werden, bevor mit dem Pumpen begonnen werden kann, wobei i.d.R. das Wasser abgepumpt wird, wenn der Pumpen-Kolben hochgezogen (!) wird. Diese Aktion ist jedoch nicht so leicht durchzuführen; denn zum einen behindert die über den Spritzdeckenschacht befestigte Rettungsweste den Zugang zum Schacht und zum anderen kann eine allzu großzügig nach vorne gezogene Sitzfläche verhindern, die Pumpe bis auf den Boden des Kajaks zu drücken. Stattdessen könnten wir natürlich versuchen, den Spritzdeckenteller seitlich zu öffnen und dort die Pumpe einzuführen. Wenn dabei nicht darauf geachtet wird, dass diese Öffnung möglichst klein gehalten wird, könnte es jedoch bei brechendem Seegang passieren, dass durch diese Öffnung erneut Wasser in die Sitzluke eindringt.
(4) Wenn wir während des Lenzens vom Seegang erneut gekentert werden, geht die Lenzpumpe verloren, wenn sie nicht am Kajak angebunden ist. Ist die Pumpe jedoch mit einer – z.B. elastischen - Leine vor dem Verlieren gesichert, ist nicht auszuschließen, dass der „Kenterbruder“ sich mit ihr verheddert.
Einen Vorteil bieten jedoch solche tragbare Hand-Lenzpumpen an: Wir können sie nicht nur für uns selber einsetzen, sondern auch bei Mitpaddlern, die zuvor gekentert und danach wieder eingestiegen sind.
Gibt es nun Alternativen zur tragbaren Hand-Lenzpumpe?Da ist zum einen die
eingebaute Fuß-Lenzpumpe. Sie ist eigentlich ein MUSS für Solo-Küstenkanuwanderer, obwohl diese Pumpen nicht sehr leistungsfähig und recht ermüdend mit den Füßen zu betätigen sind. - Übrigens, auch solch eine Pumpe habe ich schon kaputt gekriegt: Bei allzu kräftiger Fußbedienung hat sich mal bei mir die Schweißnaht, die die Pumpe an der Fußstützenhalterung hält, gelöst.
Alternativ dazu käme auch eine
eingebaute E-Lenzpumpe in Frage. Wir sollten uns jedoch bewusst sein, dass Salzwasser stetig eine solche Pumpe korrodieren lässt. Wer dann nicht in der Lage ist, solche eine Pumpe selber zu reparieren, sollte sich nur für diese Pumpenvariante entscheiden, wenn der (Kajak)-Produzent (z.B. bieten ZÖLZER und LETTMANN solche Pumpen an), der einem eine E-Pumpe eingebaut hat, in der Nähe seinen Firmensitz hat. - Ich selber habe nur negative Erfahrungen mit E-Pumpen gemacht: Die E-Pumpen, die ich in drei meiner Seekajaks einbauen ließ, wurden immer störanfälliger bis sie schließlich nach ca. 5 Jahren nicht mehr funktionstüchtig waren.
Schließlich gibt es noch die
eingebaute Hand-Lenzpumpe (Modell: „Compaq 50“). Von den mechanisch bedienbaren Pumpen ist sie am effizientesten, insbesondere wenn sie vor der Sitzluke eingebaut wird. Eine Schwachstelle bildet lediglich der Pumpenhebel, der auf Deck gelagert wird und auf die Pumpe gesteckt werden muss, um Pumpen zu können. Früher gab es für den Hebel auf dem Vorderdeck eine eingelassene Stelle, wo er gelagert werden konnte. Leider ist diese Pumpe vom vierten Lukendeckel für die Handgepäckluke vor der Sitzluke verdrängt worden. Das ist wohl aus komforttechnischen Gründen verständlich; denn eine solche Luke wird beim Paddeln ständig benutzt, um dort allerlei Gerödel zu verstauen, während die dort eingebaute Pumpe, so effizient sie auch ist, auf hoher See maximal jede Paddelsaison nur einmal benutzt wird. Sicherheitstechnische Gründe, die für die eingebaute Hand-Lenzpumpe sprechen, werden deshalb verdrängt. Die meisten von uns greifen daher auf die preiswerte & leichte tragbare Hand-Lenzpumpe zurück oder verlassen sich ganz auf ihre Rolle. Bislang sind sie damit immer wieder ans Land zurückgekehrt. Ich kenne nur einen
Fall, wo nach einer Kenterung der Einsatz einer tragbaren Hand-Lenzpumpe erfolglos verlief.
Gruß aus Hamburg: Udo Beier