Gel coat - Risse

Meinen Streamliner hab ich in 2010 gekauft, Karbon, mit Deckbox. Mir wurde gesagt, dass ich eine Rundumline nachträglich anbringen kann: 2012 also die Original-Teile vom Lettmann schicken lassen, nagelneuen Bohrer genommen (genauso sorgfältig wie bei Fliesen gebohrt ), Beschläge aufgebracht, Schrauben nicht zu fest angezogen. Leine durch, wunderbar. Viele Fahrten im Temperaturbereich von -15 bis +35°C Lufttemperatur durchgeführt. Nur bei warmen Bedingungen kam etwas Zug auf die Leinen (Trinksack, sonstiges Gerödel…). Ich bin auch bei ordentlich Welle und flotter Fahrt, aber ohne Beladung, aufs Meer, also die Belastungen hielten sich vielleicht in Grenzen?

Es haben sich dann letztes Jahr Risse gebildet, zu den gebohrten Löchern hin - oder weg davon und in unmittelbarer Umgebung, scheinbar oberflächlich. Praktisch an jedem Beschlag/Loch. Im September, Sizilien/heiß, haben sich die Risse ganz schön vermehrt und verlängert. Wie muss ich das denn einschätzen, gibt es zu solchen Auffälligkeiten ähnliche Erfahrungen?

(Die Rostspuren auf dem einen Bild sind von einem Expander)

Gruß
Lumpi

Oh, das interessiert mich auch sehr!

Habe ein paar ähnliche Stellen an meinem einen (gebraucht gekauften) Greenland von Tahe... sehen teilweise eher so aus wie kleine verästelte Steinschläge. An einer Stelle hatte der Vorbesitzer auch (nicht sehr fachmännisch) einen heftigeren Einschlag geflickt... auch der hat so Rißchen...

Bislang kein Problem an sich... aber schön ists (v.a. für den Kopf) nicht.

Ggf wäre ich sehr interessiert, wer so was im Raum Nordbayern/Nürnberg/ Regensburg oder Bodensee/Lindau/Tettnang fachmännisch ausbessern kann... natürlich nicht umsonst!

Gruß

Jonas

in Nürnberg kenne ich den www.wenigboote.de - handwerklich recht gut, ist in der Hafengegend. Habe vor Jahren dort mal was reparieren lassen, war hervorragend ausgeführt.

Habe vor kurzem Löcher durch 35 Jahre alten Gelcoat gebohrt, die Kanten neigen, obwohl vor dem Anzeichnen mit Klebeband abgeklebt, zum Ausfransen, der Gelcoat erscheint recht spröde.

Mir stellen sich da drei Fragen:

- Versiegeln die Hersteller nach der Bohrung den verletzten Materialaufbau wieder mit Harz um z.B. Durchfeuchtung zu verhindern?
- Sind die Bohrlöcher für die Schrauben vielleicht etwas knapp, also zu sehr auf Passung gebohrt sodass Spannungen auftreten?
- Was sagt Firma Lettmann zu der Problematik?

Berlin-Spandau • Hammer Team 2000 • Lettmann Combi 2000 • Chesapeake 16 • Half Godthab • North Shore Calypso • SaU N° 2108 • Seebefähigung 2012

Klingt gut mit wenigboote...

Werde ich bei Gelegenheit mal kontaktieren...

Gruß

Jonas

Die meisten Brüche lassen sich unter Spinnenbrüche googeln.
Diese lassen sich nur sehr schwer aufarbeiten. Habe das gerade an einem Pacifik gemacht. Dazu muss man die Brüche aufschaben um dem neuen Gelcoat halt zu geben. Leider trifft man aufgrund der Alterung die Farbe nicht genau, so dass man die Stelle hinterher trotzdem erkennt.

Das Versiegeln der Bohr Löcher geht sehr gut mit Sekundenkleber, die Matte saugt diesen kurz an/auf und die Stelle ist gut geschützt.

Die Risse sehen mir aber vom Bild her nach Überlastung des Materials aus. Zu starke Bewegungen fürs Gelcoat. Arbeitet das Deck stark wenn man leicht drückt?

Naja, ich habe das Gefühl, das Material ist insgesamt weicher geworden.

Im Übrigen hat mir die Martina Lettmann am Telefon gesagt, dass das evtl mit der Spannung des Oberschiffs zusammenhängen kann: bei der Fertigung in der Werft bohrten sie die Löcher für die Beschläge noch in die Halbschale, bevor Ober- und Unterschiff zusammen kommen...

Aber wie gesagt: ich habe bei meinem Kahn das Gefühl, dass das Material insgesamt weich geworden ist.- ich sehne mich da auch nach dem steifen Vakuum-Infusions-Material meines Rennboots...

Mir scheinen die Risse um die Einbauten herum eine Folge lokaler mechanischer Beanspruchung zu sein, auf die das spröde Gelcoat nur mit Rissbildung reagieren kann - was sonst sollte die Ursache sein?

Hallo LLumpi,
so wie die Risse (grob in Längsrichtung des Bootes) verlaufen, möchte ich meinen das dein Bootsdeck mal sehr stark belastet wurde. Sowas kenne ich z.B. durch "draufsetzen" auf das Boot in Paddelpausen oder zu starkes anziehen der Spanngurte beim festmachen.
Jedenfalls gebe ich Wackelpeter recht das es sich wohl um eine mechanische Beanspruchung handelt aber nicht entstanden durch das Bohren. Ich habe selber schon häufig Löcher in meine Boote gebohrt und sowas noch nie erlebt.

Es gibt übrigens einen sogenannten Gelcoat Haarriss-Filler zur Behandlung von Mikro-Haarrisse
im Gelcoat (YACHTCARE).

Viele Grüße
Jörg

Sehe ich auch wie Wackelpeter. Die Beschläge flexen nicht, das Deck dafür schon – vermutlich würde eine Gummischeibe zwischen Deck und Beschlag helfen, um das auszugleichen.
Grüße
Matthias

Moin moin zusammen,
die Spinnenrisse entstehen durch Überdehnen der Gelcoatschicht, da sie aus unverstärktem Harz besteht.
Die Belastung ist von Innen nach Außen entstanden.
Solche Risse sind in den sehr dünne Deckslaminaten nur zu verhindern, wenn eine bessere Lastverteilung eingebaut wird.
Entweder durch ein dickeres Laminat, oder durch entsprechend große Unterlegscheiben.
Das Ausbessern dieser Risse ist, wie schon beschrieben, sehr Aufwendig.
Schöne Grüße,
Tomas.

Oh, nu hat tomas schon alles gesagt. Spannungsrisse infolge zu punktueller Krafteinleitung in ein dort zu weiches Laminat, wollte ich jetzt sonst schreiben.

Zur Behebung schaue man bitte im einschlägigen Yachthandel nach ... und hier versagt mein Gedächtnis, aber die Suchfunktion des Forums kann helfen. Es gibt ein kleines weiß-bläuliches Fläschchen Dr.sowieso mit einer extrem dünflüssigen Versiegelung, die man in die sehr feinen Gelcoatrisse einlaufen läßt, bis sie voll sind. Es versiegelt die Risse udn verhindert das Eindringen von Wasser, welches in der Tiefe bzw. im Laminat selber ansonsten irgendwann zu weiteren Schädigungen führen kann (aber nicht muss). Natürlich muss das alles vorher sehr trocken sein!

Ansonsten ist der Gelcoat aber eher kein Teil der tragenden Substanz und das Boot zerbricht wegen der Risse nicht gleich.

Jaaaa, hab auch im Gedächtnis und im Internet gekramt... captain tolley's creeping crack cure ... So heißt das Zeug. Ist recht einfach anzuwenden und auf jeden Fall wirksam.

Edit: danke dem Geist fürs verlinken


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Moin moin zusammen,
Risse im Gelcoat kann man auch einfach mit Wachs zuschmieren.
Eine fachgerechte Reparatur sieht allerdings anders aus.
Da sich an den Flanken der Risse nach sehr kurzer Zeit Dreck ansetzt, hilft nur, diese Stellen, vor dem neu verfüllen mit Topcoat sehr sorgfältig zu säubern.
Das geht am Besten mit aufkratzen. Nach der Aushärtung wird die Oberfläche plan geschliffen und poliert. Also viel Arbeit.
Auch durch Überlackieren bekommt man die Risse ohne diese Vorbehandlung (ohne Politur) nicht wieder geschlossen.
Da unsere Kajaks meist nur eine kurze Zeit ihres langen Lebens auf dem Wasser verbringen, ist eine Reparatur nur zu Schönheitszwecken nötig.
Die Lebensdauer verkürzt sich nicht wesentlich, sonst müssten bestimmt 90% der Kajaks schon zusammengebrochen sein.
Man kann sagen: Mit Behandlung noch ca. 30 Jahre, ohne Behandlung nur noch 3 Jahrzehnte.
Schöne Grüße,
Tomas.

Wenn hier schon der Top-Experte in der Leitung ist:

Ist es nicht auch so, dass Gelcoat mit fortschreitendem Alter unabänderlich spröde wird und schrumpft, und deswegen auch ohne mechanische Belastung diese Risse entwickelt?

>Ist es nicht auch so, dass Gelcoat mit fortschreitendem Alter unabänderlich spröde wird und schrumpft, und deswegen auch ohne mechanische Belastung diese Risse entwickelt?

Nein. Ich habe eine Nordkapp aus ca. 1980. Die hat keine (-;. Kratzer und sogar ausgebrochene Gelcoat Stelle ja. Ich muss immer erst an Hinterdeck sitzen wo ein wenig flexibel ist, aber keine Spur von Risse.

Moin moin zusammen,
Gelcoat schrumpft während der Aushärtung um ca. 7 % im Volumen genau wie Polyesterharz. Nach der Aushärtung leidet es unter UV-Strahlung und Abnutzung.
Die Haarrisse entstehen bei einer Dehnung und Überlastung des Gelcoats.
Je nach Type, und vor Allem der Schichtstärke, geht das mehr oder weniger schnell.
Schöne Grüße,
Tomas.

D.h. auch, Thomas, Du würdest außer aus kosmetischen Gründen nicht unbedingt dran rumfummeln..., oder?

Dann laß ich's nämlich, glaube ich, einfach gut sein und die Rißchen in Frieden...

Jonas

Mein o.g. Zeug ist echt brauchbar! Es ist transparent und trägt vielleicht ein klein wenig auf, versiegelt aber die Haarrisse zuverlässig.


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Zitat
ak67
Ist es nicht auch so, dass Gelcoat mit fortschreitendem Alter unabänderlich spröde wird und schrumpft, und deswegen auch ohne mechanische Belastung diese Risse entwickelt?

Ich kenne zwei ca. 40 Jahre alte Stephan Rennkajaks sowie etliche andere ähnlich alte Boote und habe einen ca. 35 Jahre alten Struer Boats Surfer ;-)) - und keines hat ähnlich Krakelee geartete "Alters-Risse".
Alle Gelcoat-Haarrisse die ich an den Booten gesehen habe, sind durch mechanische, unsachgemäße Beanspruchung (harte Stöße oder Druck) des vergleichweise wenig flexiblen Materials entstanden, wie die Risse am Boot des Fragestellers anscheinend ja auch nur von den nachträglich am Boot vorgenommenen Manipulationen ausgehen.

Gelcoat wird auch im Flugzeugbau verwandt und die Flieger scheinen gegenüber den Kajakern etwas vertiefte Materialkenntnisse zu besitzen. Der folgend verlinkte Artikel über Gelcoat ist m.E. sehr lesenswert.