SoF: Leinen versus Nylon

Beim Edersee Kajakbauertreffen und auch sonst sieht man bei den Selbstgebauten als Bezug heute fast ausnahmslos Nylon, welches mit Coelan beschichtet wurde. Meine ersten Drei habe ich auch so bezogen. Leinen wird aus den bekannt schlechteren Dauerhaltbarkeitsgründen und der höheren Empfindlichkeit gegenueber Nylon, meines Wissens fast nur noch von Rudi Cooijmanns verwendet.
Mein derzeitiges Kajak habe ich mit Leinen bezogen, da ich mal was anderes versuchen wollte. Außerdem finde ich die Oberfläche schöner, als die Plastikanmutung. Aber das ist Geschmacksache.
Auffallend war für mich das völlig andere Verhalten vom Leinen beim Beziehen: Das Leinen lässt sich nicht in Längs- und Querrichtung dehnen, es wird stramm gezogen, fertig. Wenn es anschließend naß gemacht wird, schrumpft es beim trocknen nochmals beträchtlich und spannt sich knallhart um das Gerüst. Die berüchtigten Falten oder Wellen, die man speziell in der kalten Jahreszeit bei den Nylonbooten sieht, gibt es nicht.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen mit Nylon / Leinen gemacht? Wer hat denn überhaupt mal mit Leinen bezogen?

Karl-Heinz

Moin Karl-Heinz,

meine ersten drei Boote waren (natürlich) auch mit Leinen bezogen, weil ich noch nichts anderes kannte.

Seit ich Andreas' Kinderkajak mit Nylon bezogen hatte, will ich nichts anderes mehr haben: Es läßt sich erheblich leichter verarbeiten, ist mit Beschichtung höchstens ein Drittel so schwer und dafür unendlich viel reißfester. Das einzige Loch in meinen Grönländern hatte ich mal in einer Leinenbespannung. Weder meine SOFs noch die Falter sind - auch bei rauester Behandlung - im Stoff gerissen...

Dass es bei Feuchtigkeit und/oder Kälte ein paar Falten schlägt, kommt den ganz traditionellen Lederbezügen näher. Die wurden nach einigen Tagen der Benutzung auch schwerer, faltiger und lockerer - und dann war eine Zwangspause angesagt, bis der Kajak wieder getrocknet war.. Wenn Du das Nylon richtig nass machst und dann mit richtig Gewalt um das Skelett ziehst unfd befestigst, wird es beim Trocknen auch stramm wie ein Trommelfell. Wenn dann die Beschichtung noch etwas verdünnt wird und gut ins Gewebe einzieht, hält sich das mit den Falten sehr in Grenzen - und ist eh' nur ein optisches Problem.

Die Benutzung von Leinen hat für mich nur noch Sinn für Leute, die ihren Kajak eher unter sanften Bedingungen benutzen - und denen ein Gewicht von 20 kg gegen 14 - 15 kg egal ist. Optisch kannst Du eine Nylonhaut so gestalten, dass sie von Ferne wie antikes Leder ausssieht...

Gruß

Hakola

Hallo Hakola,

mir ist es leider vor ein paar Monaten geglückt beim Einsteigen auf der Regnitz zwei mehrere cm lange Risse ins Kajak zu bekommen.
Ich vermute frisch gebrochene Wasserbausteine als Ursache.
Bespannung ist Nylon mit Coelan. Habe mich richtig geärgert.

Servus
Norbert

Nach dem was ich gelesen und gesehen habe
bekommt man mit Nylon ein ultraleichtes Boot, der Preis dafür sind Falten:
http://www.kanubauertreffen.ch/bau-bilder/
(siehe Bild links unten, schwarzes Boot)

das PDF auf der Site war für mich sehr hilfreich.
Mit welchem Material wurden das Gelb-Weiße (ist weiter unten zu sehen) bezogen? Schöne Arbeit!

Hakola:"auch bei rauester Behandlung" fast unkaputtbar, klingt zu gut um wahr zu sein,
der Beitrag von Nobbi spricht auch nicht dafür.

http://www.seekajakforum.de/forum/read.php?1,79762
Nylon wirkt modern, eher künstlich, siehe Innenaufnahmen?

Von einer Nylonhaut bin ich weniger begeistert, die starke Falten und krude Näharbeiten
nach Eskimos-Art würden mich zu sehr stören.

Weitere Optionen auf meiner Liste wären:

- Kevlar
- LKW-Plane
- Cordura
- Starke Zeltbahn
- Polyester

Hallo Erik,
es gibt durchaus Boote aus Nylon, die absolut faltenfrei sind. Moritz kann das, siehe Anhang. Seine Boote (alles historische Nachbauten, wunderschön) sind alle faltenfrei. Aber es bereitet viel Mühe, mit solch brachialen Gewalt (das geht nicht alleine) die Haut über das Gerüst zu spannen. Bei gut gebauten Booten siehst Du bei warmen Temperaturen keine Falten, nur manchmal bei großer Kälte.
Hakola hat schon recht, wenn er die um Welten stabilere Nylonhaut mit dem ultraverschleissfesten Coelan lobt. Leinen mit Tonkinoisbeschichtung kommt da sicher nicht im entferntesten hin. Ich finde Leinen in seiner Anmutung schöner, nicht so plastikhaft. Ist aber Geschmacksache...
Zum Verarbeiten fand ich im Gegensatz zu Hakola, Leinen einfacher, selbst wenn das Durchstechen der Nadel (Immerhin ca. 1400 mal) viel schwerer geht. Krude Näharbeiten nach Eskimo Art? Sie mal das Boot von Moritz an. (der Ostgrönländer ganz links) Man kann das auch anders machen.
Auch die Baidarka von Rudi Cooijmans, ein Kunstwerk aus Leinen hat keine kruden Nähte.
Ich persönlich mag die etwas rustikalere Art der Mittelnaht sehr gerne.

Die anderen Materialien, die Du aufgeführt hast, halte ich persönlich für weniger oder gar nicht geeignet. Kann man aber auch anders sehen...
Gruß
Karl-Heinz

Hallo Karl Heinz,
die Wahl muss ich gut überdenken, es steht die Beschaffung des Stoffes auf meiner Liste.
Wundervolles Bildmaterial, starke, geschwungene Stromlinienform.
Ich meinte nach Stil des Eskimos, also etwas schief und krumm, werde ich als es als Erstlingswerk wohl noch hin bekommen.
Meine Erwartungen sollte ich nicht zu hoch schrauben, sonst sitzt die Enttäuschung nachher tief....möchte halt vorher wissen wie hoch die Latte hängt, gell.

Mein erstes SoF habe ich mit Baumwolle (Denim= Jeansstoff) bezogen und mit Acryldichtmasse bestrichen.

Diese Materialkombination ist sehr leicht zu beschaffen, zu verarbeiten und nicht sehr teuer..

Acryldichtmasse kann mit Wasser verdünnt werden.

Wenn mann aus der Farbpalette des örtlichen Baumarkts die richtigen auswählt bekommt man eine Robbenhaut bestimmt täuschend echt hin ;-)

Der Nachteil von Baumwolle ist daß die Haut im trockenen Zustand etwas zu groß ist. Das gibt sich aber wenn sie Naß wird.

Wenn ich wieder ein Boot baue wird die erste Haut in dieser Kombination aufgezogen. Erst wenn die Form auch etwas taugt mache ich mir Gedanken über etwas anderes.

Gruß vom eisfreien Neckar

Paddelcaddy

Hallo Paddelcaddy,
hast Du ein Bild davon? Mit den Materialien bauen wohl nur ganz ganz wenige, wenn überhaupt. Insofern wäre das vermutl. nicht nur für mich interessant. Außergewöhnliche Lösungen gibt es in diesem Bereich nicht so häufig zu sehen.
Gruß
Karl-Heinz

Hallo, Baumwolle ist bei uns nicht verwendet worden, da es früher nicht angebaut wurde.
Könnte ein Grund sein, aus US-Amerikanischen Seiten liest man davon.
http://www.thewoodshop.20m.com/kayak6.htm

"Wenn mann aus der Farbpalette des örtlichen Baumarkts die richtigen auswählt bekommt man eine Robbenhaut bestimmt täuschend echt hin ;-)" Ein "Qajaat" wurde mit echtem See- bzw. Hundsleder benäht, und mit Fett eingepinselt, eine Wohltat für die Eskimo-Nase !

Hallo Erik,
den Beitrag verstehe ich nicht so recht, wirkt mir etwas fabulös. Was willst Du aussagen? Von Hundelederbezügen habe ich bisher noch nicht gehört. Mir ist der Begriff "Qajaat" auch nicht bekannt. Aber ich lerne ja auch gerne dazu, nur....., ist das so wirklich richtig?
Zitat: "Hallo, Baumwolle ist bei uns nicht verwendet worden, da es früher nicht angebaut wurde."
Äh, wird das jetzt bei uns angebaut und wenn ja, wäre das relevant?

Ich halte es immer für problematisch, fragwürdiges Halbwissen zu verstreuen. Fang doch mal an zu bauen, stelle dann gerne Fragen wenn es nicht weitergeht, aber sei vorsichtiger mit den Links und der Weitergabe von Infos, wenn Du nicht sicher bist. Gerade bei den Grönländer SoF´s kursiert soviel Schmarrn im Netz, dass es mir übel werden könnte .
Gruß
Karl-Heinz

tut mir leid wenn es unklar beschrieben war, ich meinte das Baumwolle (im Gegensatz zu Leinen und Hanf)
früher nicht bei uns angebaut wurde und daher auch die Boote 1900-1920 in der Zeit als die Gerüstbauweise,
damals noch praktiziert wurde, bei uns sicherlich mit Leinenstoff bezogen waren. Hanfstoff ist heute illegal

Erik schrieb:
-------------------------------------------------------
> [...]Hanfstoff ist heute illegal [...]

Das stimmt nicht. Wieso sollten Hanfgewebe illegal sein?

Gruß, Florian

Trotz und falsch angekommen?
Mir ist bekannt, das es THC-freie Sorten für die Industrie gibt.
Wo ich es mir ernsthaft überlege:
Wäre Hanfgewebe in der richtigen Stärke nicht eine Alternative zu Leinen?
Im Netzt werden solche Stoffe angeboten, ist das Gewicht 430 g/qm ausreichend?

Hey Erik, Du?
leg mal los und bau endlich...

"........, ist das Gewicht 430 g/qm ausreichend?"
Hanfgewebe, Jute o. ä. ist IMHO ungeeignet. Leinen zwischen ca.450-550g/qm ist ok. Aber es muss sehr dicht gewebt sein.

Eine Bezugsadresse für erstklassiges Leinen in 150cm Breite ist:
Leinenweberei Hoffmann, Tel. 035951/32051, Zittauer Str. 23, 01904 Neukirch / Lausitz
Art.Nr.: 00316100
pro lfdm. 23.- Euro (Stand Okt. 13)
Leinenweberei
(Der Artikel ist neu im Programm und noch nicht gelistet, Muster werden auf Wunsch gegen geringe Gebühr zugesandt)

...und jetzt möchte ich zumindest mal einen Anfang sehen, sonst habe ich wirklich den Eindruck, dass Dir nur langweilig ist und Du gerne postest.
Gruß
Karl-Heinz

Hai Karl-Heinz: ><

der Werner

Honi soit qui mal y pense

Mein SOF mit IKEA 'minna';
[www.youtube.com]
[www.youtube.com]
[picasaweb.google.com]#


www.zeekayakforum.nl

Hi Freek,
Habe damals den Bau Deines Grönländers bei Deinem Picasa Album schon mitverfolgt. Das Video gefällt mir auch, ist immer wieder schön, einen Grönländer auf dem Wasser zu sehen. Hier bei uns am Chiemsee hatte ich noch nie Gelegenheit einen anderen als meine SoF zu bewundern. Bayern ist fest in den Händen der PE und GFK Fraktion.
Ich hatte auch mal überlegt mit Minna zu beziehen, hatte aber Bedenken, weil dieser Baumwollstoff recht leicht ist. Mit was hast Du die Beschichtung gemacht?
Ich habe heute die erste Schicht Le Tonkinois auf mein Leinenboot gemacht. War eine zähe Arbeit, weil das Leinen das dicke ölige Zeug nicht gerne aufnehmen wollte. Hätte wohl das Leinen erst in der Maschine waschen sollen. Naja, die anderen Anstriche werden dann wohl leichter gehen. Zumindest stinkt das Le Tonkinois nicht und es ist absolut ungiftig. Bin gespannt, wie lange es dauert zu trocknen...
Gruß
Karl-Heinz

Hai Karl-Heinz,

Hast Du le Tonkinois beim ersten Anstrich unverdünnt aufgetragen? Es liest sich jedenfalls so.

der Werner

Honi soit qui mal y pense

Hoi Freek,

jij kunt heel trots zijn op dit mooie boot! Maar het water is niet so groenlandijk….. ;-) Welke kant van Nederland is dit water?

Groeten
Bernd

PS: deze blues met een resonator is ook van jij?

Ik hou van deze singer/player met houten errr... guitaren:

[www.youtube.com]

Hallo Werner,
Ja, habe das Zeug unverdünnt aufgetragen. Das Leinen braucht scheinbar etwas Zeit um es aufzunehmen. Es soll ja auch nicht tropfnass sein. Rudi Cooijmans hat mir empfohlen, den ersten Anstrich mit Leinoel und 1-3% Sikkativ zu machen, weil damit die Farbe heller und ungleichmaessiger wird. Aber ich wollte nicht kopieren und hab gleich mit Tonkinois gearbeitet. Morgen gehe ich mal nachsehen, bin gespannt, ob es über Nacht trocknet.
Gruss
Karl-Heinz