Moin,
VCS ist das steifste der Lettmann-Laminate, während DCS ziemlich weich und nachgiebig ist. Das merkt man, wenn man von außen auf das Boot drückt: DCS lässt sich in vielen (strukturell schwachen) Bereichen ganz ohne Kraftaufwand eindrücken, VCS kaum oder gar nicht. Man merkt es aber auch beim Paddeln: Bei meinem DCS-Biskaya spüre ich in der Brandung gelegentlich die Bordwand an der Wade, weil mir die Welle das Unterschiff eindrückt. Das finde ich enorm irritierend. Entsprechende Bedingungen hatte ich in der kurzen Zeit, in der mir der Biskaya 65 zur Verfügung stand, nicht. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass mir damit Vergleichbares passiert wäre.
Die hohe Elastizität des DCS hat nebenbei zur Folge, dass man sich schnell Haarrise im Gelcoat einhandelt, weil die Deckschicht eine geringere Elastizität hat als das Laminat. Wie es sich mit der Empfindlichkeit bei Schlägen verhält, habe ich im Vergleich (zum Glück) bisher nicht getestet. Theoretisch müsste VCS auch hier die Nase vorn haben - wegen des anderen Harzes (Epoxy statt Polyester) und wegen der Vakuum-Infusions-Bauweise.
Laut Lettmanns eigener Darstellung ist das VCS nicht nur das steifste, sondern auch das robusteste Material in ihrem Sortiment. Eine Sache muss man allerdings bedenken: Die älteren DCS-Boote sind handlaminiert. Inzwischen hat Lettmann das DCS und das LCS verändert. Diese beiden Laminate werden inzwischen im Infusionsverfahren hergestellt; der Harzgehalt des Laminats müsste also geringer sein als früher und die Festigkeit dadurch höher. Laut Katalog wird überdies auch das DCS (wie das LCS schon länger) mit Venylesterharz laminiert. Durch diese Neuerungen dürfte sich der Abstand zwischen den drei verschiedenen Laminaten veringert haben.
Die flache Beinposition im Biskaya 65 führte bei mir zunächst dazu, dass ich den Eindruck hatte, das Boot in der Welle nicht richtig im Griff zu haben. Das war allerdings eher Gewöhnungssache. Was mich wirklich gestört hat, war, dass ich nicht die eine Universaleinstellung der Fußstützen für jede Beinposition hatte. Für mich gehörte es stets zu den großen Pluspunkten des Biskaya, dass man - anders als bei den allermeisten anderen Seekajaks - die Knie auch mal in der Mitte des Cockpits aufstellen kann, statt sie permanent unter die Schenkelstützen legen zu müssen. Das konnte ich zwar im Testboot auch - nur anständig paddeln konnte ich dann nicht mehr. Verstellen der Fußstützen während der Fahrt war wegen der fehlenden Tagesbox möglich, ist aber natürlich keine alltagstaugliche Lösung. Nach Entfernen des Sitzpolsters standen die Beine steiler und damit besser, aber dafür saß ich zu tief, und die Position vom Hintern im Verhältnis zu den Fersen war aus meiner Sicht ergonomisch ungünstig.
Als ich das Testboot wieder in Moers abgeliefert habe, hat mir Jochen Lettmann eine Vorform der noch in der Entwicklung befindlichen Schenkelpolster gezeigt. Die sind deutlich flacher und könnten funktionieren. Vielleicht wird das die Lösung des Problems.
Gruß
Ralf