Moin Wolfgang,
als Dein Nachfolger (!) im Amt des Küstenreferenten des LKV Bremen möchte ich darauf hinweisen, dass Du die Situation nicht korrekt darstellst und völlig zu Unrecht polemisierst.
Der vorliegende Entwurf für die neue BefahrensVO ist durchaus sowohl von der SaU als auch vom DKV zur Kenntnis genommen und auch kommentiert worden. Der DKV hat Anfang Juni die LKV Referenten von Hamburg, Niedersachsen und Bremen gebeten eine Stellungnahme zu erarbeiten. Dies geschah, da der LKV kein Spezialwissen zum Thema Seekajakfahren in der Nordsee besitzt, alle drei genannten Referenten jedoch neben Ihrer Position für die jeweiligen LKVs auch aktive SaU Mitglieder sind. Die Leitung hatte dabei mein Hamburger Kollege Wolfhard Baader.
Auf Basis einer Recherche unter SaU Fahrtenleitern sowie eigener Revierkenntnisse erarbeiteten wir für den DKV eine Stellungnahme, die dieser dann Anfang Juli dem Bundes-Verkehrs- und dem Bundes-Umweltministerium vorlegte.
Zu den Aktivitäten der SaU zitiere ich nachfolgend aus einer aktuellen Email vom SaU Vorsitzenden Gero Dittmer:
"Nun liegt nach siebzehn Jahren erstmals ein Referentenentwurf vor, der prompt in den Medien und von Verbänden, die das Thema verschlafen haben, missinterpretiert wurde, und Aufschreie provoziert hat, wo Verbände sich benachteiligt sahen.
Nachdem die SaU - zum großen Teil durch mich persönlich - viele tausend Reisekilometer und Monate Arbeit in unsere Interessenvertretung gesteckt hat, fassen wir hier für Euch alle die Berichte der letzten Jahre zusammen und ergänzen das mit Detailinformationen von Wolfhard Baader, der das Thema Befahren bei uns übernommen hat, sowie der Meinung von Detlev Kalter.
Mit dem Antrag auf Neuregelung des Befahrens verfolgen die Länder das Ziel, die Schutzgebiete und das Betreten des Wattenmeeres (Ländersache) mit dem vom Bund geregelten Befahren und dessen Ausweis in der amtlichen Seekarte zu harmonisieren. Die Länge des Verfahrens erklärt sich simpel aus häufigen Personalwechseln im Verkehrsministerium und der Tatsache, dass ohne politischen Druck von oben Länderwünsche aus dem Norden im Ministerium wenig Priorität haben.
In den Jahren 2004-2006 gab es Vorarbeiten unter intensiver Beteiligung der SaU, das könnt Ihr detailliert im SEEKAJAK bzw. der Archiv-DVD nachlesen. Ab 2015 haben die Nationalparkverwaltungen das Thema wieder aufgenommen und auf Veranstaltungen über den beabsichtigten Antrag diskutiert; dabei wurden im Wesentlichen die Ergebnisse aus 2004-2006 aktualisiert, allerdings mit räumlich ausgeweiteten Schutzgebieten pauschal für Vögel, Robben und Seegras. Hierzu muss man noch wissen, dass speziell in Niedersachen aufgrund historisch verhärteter Fronten zwischen Seglern und Naturschützern absehbar war, dass die Regelungsentwürfe vergleichsweise restriktiv ausfallen würden und Einflussnahme sehr schwierig werden würde.
In 2017 haben die Länder dann den formellen Antrag nach Bonn geschickt, den Inhalt allerdings geheim gehalten. In 2019 hat sich das Ministerium der Sache endgültig angenommen und auf einer Auftaktveranstaltung über das Verfahren informiert. Auch wenn die vermuteten beantragten Neuregelungen andere Sportarten härter trafen, haben wir uns 2019 einem breiten Bündnis von Wassersportverbänden vom ADAC bis zum den Kitern angeschlossen, um in Bonn im Hintergrund Lobbyarbeit zu betreiben und die Ausdehnung von Schutzgebieten zu begrenzen. Zentrales Argument: Flächensperrungen müssen naturschutzfachlich begründet sein, also Sperrung nur, wenn Schutzgut mit Jahreszeit und Tidenzeit benannt werden kann.
Die Argumentation war natürlich ein Volltreffer und wurde nicht ernsthaft bestritten, wurde aber leider 2021 ausgehebelt mit der politischen Entscheidung von oben, dass in einem Nationalpark dem Schutz der Natur auch ohne spezifischen Grund Vorrang zu geben ist. Ab diesem Punkt war klar, dass wir aufgrund der unterschiedlichen Interessenlagen besser unabhängig von anderen Verbänden fahren. Wir haben zunächst vertraulich vorab einen Rohentwurf der Verordnung erhalten und in einer Arbeitsgruppe seit dem Frühjahr hieran und dann ab August an dem veröffentlichten Referentenentwurf gearbeitet und zahlreiche Verbesserungen erreicht. Insgesamt lässt sich feststellen, dass es bei solchen Neuregelungen immer Gewinner und Verlierer gibt, etliche Touren werden wir neu oder besser fahren können, einiges wird schwieriger. Insgesamt kommen wir viel besser weg als die Segler, die nicht mehr trockenfallen dürfen, oder Kiter, die teils an den ausgewiesenen Revieren so nicht interessiert sind.
Am 9.11. fand die mündliche Anhörung zu den im September abgegebenen Stellungnahmen der Wassersportverbände statt, bei der ich noch einmal unsere Position verdeutlicht habe. Leider mussten wir uns auch anhören, dass der Wunsch, alle Inseln sicher umrunden zu können, nicht maßgebend sein wird. Unser Eindruck war, dass es nach der Anhörung in einigen Bereichen noch Bewegung zugunsten des Wassersports geben kann, bis die endgültige Verordnung in Bonn fertiggestellt ist. Das Ziel, vor der nächsten Saison zu verordnen, halte ich für unrealistisch (Regierungsbildung, Abdruck in amtlicher Seekarte).
In der Anlage haben wir ergänzend einen lesenswerten detaillierten Bericht zu der Entwicklung in diesem Jahr von Wolfhard Baader und den letzten Verordnungsentwurf, der so nicht Realität werden wird."
Im Anhang der Sachstandsbericht des DKV Koordinators Wolfhard Baader.
Steffen Wagner
"Wattpaddler": Küstennavigations- und Gezeiten-App für Deutschland und das ganze Wattenmeer: www.wattpaddler.de
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