so - dann ich auch:
ich titel mal:
Auf die Fresse gefallenKapitel 1. Ja Tiedenkalender, nö – brauch ich nicht.1970. ich hatte mir als Jugendlicher 2 Jahre zuvor einen Pouch RZ 85 Zweier bei Karstadt gekauft, war damals mit glaub ich für 550.-DM so ziemlich das beste Angebot für ein neues Boot. Klepper 4 mal so teuer, Hammer Zweier mehr als doppelt so teuer, Polyboot in guter Qualität… auch über 1000.-, zumindest wenn man an der Küste paddeln will: AppelEski, Pavel Bone Nanuk, oder wenigstens Pavel Bone Combi 430… für mich noch nicht erreichbar.
Immerhin: Der Pouch läuft leicht, hat eine Besegelung, man kann seinen Buddy mitnehmen oder alleine Fahren, massig Zeltgepäck passt rein, geniales Mothership. O.K. bald nach dem Kauf ist er ne Banane, Spruch damals: passt sich den Wellen an. Ein Klassenkamerad hatte einen wunderbaren Pionier zweier, Tolles Gerüst, zwar viel mehr Einzelteile als Klepper Aerius oder Pouch, aber geniale schlanke Form.
Als Bremerhavener sind wir selbstverständlich tagtäglich in die Außenweser raus, am besten gleich nach der Schule, der Verein war wie Jugendherberge ohne Herbergsvater, ältere Erwachsene trauten sich manchmal nicht hin, weil es zu quirlig war.
Seekajakkurse – so‘n Quatsch gab es nicht, Küstenpaddeln war Learning by Doing und Anleitung durch die erfahreneren Vereinskameraden.
Irgendwann mal war keiner da zum Mitfahren, als ich in den Verein kam, also Boot selbst allein raus, Anleger war auf Hochwasser, also ohne Kran (
wer den KVU kennt, weiß was ich meine) alles easy.
Und raus aus der Mole und … nordwärts. Damals existierte das Containerterminal noch nicht – da war noch frühe Baustelle, ein paar Rammen donnerten die ersten Pfähle ins Watt hinter der Nordschleusen Mole, ich wollte Richtung Weddewaden, der
kleine Leuchtturm Brinkamahof war noch nicht in den Fischereihafen „geflogen“. In Weddewarden drehte ich um und paddelte Ufer-nah wieder retour. An der Nordmole zur Nordschleuse stand die übliche Kabbelsee, typisch wie im Wildwasser mit Presswassern, Kehrwassern aber auch wind gegen Welle und stehende Wellen durch Reflexion an den Spundwänden…. heute fährt da keiner mehr, vor den Kajen haben keine Sportfahrzeuge was zu suchen, man fährt auf der Weserwestseite westlich des Tonnenstrichs, allerdings ist inzwischen die Außenweser auch mächtig vertieft worden und die Tideströmungen sind noch viel stärker als damals geworden.
Irgendwie kämpfe ich mich im Paddelkriechgang um die Mole, glücklicherweise kommt aus der Schleuse kein Schiff, auch die Schlepper bleiben wo sie sind. Ich komm vor die Columbuskaje. Auch hier liegt kein Schiff, nur der Ebbstrom hämmert an der Kaje entlang. Die südliche hälfte war damals noch aufgeständert auf Pfählen, d.h. unter der Kajenoberseite war eine Hohlkammer, in der die Strömung geringer was, also hab ich versucht mich da drinnen hoch zu lügen. Das ging einigermaßen bis zum Südende, dort mündet die Ausfahrt der Kaiserschleuse, wieder volle Strömung gegenan, mittlerweile war der Ebbstrom auf seinem Höhepunkt. Mehrfach versuche ich, um die Ecke zu kommen, jedes Mal wirft mich die Strömung weit zurück, mit dem Pouch-Dickschiff keine Chance.
Mist. Zuhause weiß niemand, wo ich da paddele, vor dem Abendbrot sollte ich Zuhause sein, aber mehr als 3 Stunden läuft es noch ab, …. Verzweiflung… da hab ich wohl Scheiß gebaut. Wenn mich die Wasserschutz dort entdeckt gibt es sicher Stress. Smartphone oder Handy gab es damals ja nicht, da konnte man auch niemanden benachrichtigen. Wen ich nicht zuhause auftauche, hat Mutter Stress, abgesoffen auf der Außenweser?...
Da kommt doch glatt einer mit einem kleinen offenen Motorboot von hinten an der Kaje entlang getuckert. Auch auf der falschen Fahrwasserseite, wie ich, aber damals kein Problem. Ich fühl mich beschissen, aber in der Klemme, also schnacke ich den Typ an der Pinne an, ob er mich abschleppen kann. Welche Schmach!!! Sich von einem Motorboot abschleppen zu lassen. Der Mann schleppt mich gemütlich bis in die Geeste rein, bis an den Vereinsanleger, ich schau mich verlegen um ob oben auf der Kaje irgendein Vereinskamerad steht, der mich in meiner Schmach entdeckt: Abgeschleppt, voll verschätzt. Nö – keiner hat‘s gesehen. Bedank mich bei meinem Abschlepper und schleich mich die Leiter vom Anleger nach oben. Boarr. Gutgegangen. Doch noch rechtzeitig da, keiner hat‘s gesehen.
Lektion gelernt: Tidenkalender haben ihren Sinn.
Kapitel 2 – Alleinfahren – kein Problem1984 war ich mit einem Studienkollegen aufgebrochen, den Stikine zu befahren. Es sollte ein Fluss sein, an dem keine Straße entlang führt, grandiose Landschaft durchpaddelt wird, der nicht zu üblichen Kanon der Paddelziele gehört. Damals gab es kaum Infos zum Bach, lediglich eine Beschreibung in der Zeitschrft TOURS, Nachfolger des ersten (Ur-) Kanu-Magazins, inzwischen auch eingestellt. Auf der Homepage das KVU befindet sich immer noch meine
Tourbeschreibung daraus möchte ich folgende Begebenheit hier zitieren:
Zeltmöglichkeit gab's am Klootchman Canyon. Der Blick in die Berge ist großartiger geworden. Dafür ist die Fahrt auf dem Fluss wenig aufregend. Viele große Kiesinseln. Manche bewachsen mit Wald. andere Überhäuft mit Logjams - also angetriebenen Bäumen. Devils Elbow ist ein großer Berg auf der linken Flussseite, der den Blick lange einfängt. In der Ferne taucht der Little Canyon als felsige Einengung des weitgefächerten Stikine auf. Ab und an kommen große Aluminium-Schüsseln mit 2 großen laut dröhnenden Außenbordmotoren vorbei, besetzt mit einer ganzen Ausflüglergruppe und einer riesigen Kühltruhe für Budweiser, Hotdogs und Hamburgern: Und kurz vor dem Erreichen des Little Canyon winkt uns so eine Ausflüglerfamilie vom Ufer aus heran, und läd uns ein.
Wir haben kaum unsere Bootsspitzen in den Ufersand gebohrt, da sind in unsere Hände schon Bierdose und Hotdog gesteckt. Wir haben das Boot noch nicht verlassen und wir sind schon eingeladen. Na schön, das schont den Proviant - müssen wir verhungert aussehen. Wunderbar - mal was anderes als eingeweichtes Trockenfutter, Müsli und Tee. Man bewundert uns, dass wir mit den kleinen Booten unterwegs sind, ganz aus Deutschland mitgebracht. Einer der Jungs ist natürlich auch mal mit der Army dagewesen. Tough. Und was wir machen wenn wir umkippen.... Dumme Frage, tun wir nicht.
Völlig satt nach einigen Hamburgern und Hotdogs und diversen Budweisern verabschieden wir uns und fahren weiter. Bestes Fotografierwetter und schönes Panorama. Langsam mit gezückter Kamera lassen wir uns in den Canyon reintreiben. Aus einem Tours-Magazin-Bericht weiß ich, dass die Autoren dort im Faltboot gekentert sind. Aber bis auf größere Presswasserteller sieht es harmlos aus.
Ich treibe quer herunter, ganz easy. Fotografiere noch, pack die Kamera in die Tasche und schließe dann Fotobeutel und Luke als eine Windbö auf mich zu fegt. Man sieht es an den feinen Wellenriffeln auf dem Wasser. Im selben Moment, als die Bö mich erreicht, plumpse ich auch von einem Presswasserteller in die Verschneidung zwischen zwei Presswassern. Das Paddel lag schräg neben mir auf dem Boot und ich kann es gerade noch mit einer Hand greifen, damit es nicht abhaut... da kippt mich dieses blöde Presswasser, ich hab das Paddel nicht richtig im Griff, es schlägt unters Boot und zieht mich mit.... Gurgelnd und blubbernd verschlingt mich das Wasser.
Irgendwie versuche ich das Paddel richtig zu greifen und eine, eine zweite Rolle anzusetzen, das Gepäck auf dem Heck behindert mich, das Paddel ist nicht richtig in der Hand, alles misslingt, ich habe heute auch den Neo nicht an, nur Jeans, Norwegerpulli, aber das es kalt wäre, merke ich nicht. An Land schwimmen geht nicht, der Canyon ist wie eine Floßgasse und spült alles in die Mitte.
Sch....
Henning ist weit weg, zwar oberhalb von mir, hat aber nichts mitbekommen. Merkt auch jetzt nichts. Mir hat es einen Turnschuh beim Aussteigen ausgezogen, ich drehe das Boot um, um das Herausschwemmen von Ausrüstung zu unterbinden und schwing mich irgendwie drauf, aber die Kiste ist randvoll. Hennig bekommt endlich mit, was los ist und zieht mich an Land in eine kleine Felsnische im Canyon. Ausleeren des Bootes geht schnell, praktisch nix ist abgeschwommen, selbst der Schuh findet sich wieder. Und nass geworden ist auch fast nix. Nur 'ne Knäckebrottüte hat Feuchtigkeitsspuren Jetzt nachdem alles ausgeleert und die Ausrüstung einigermaßen durchgesehen und trockengelegt, das Boot wieder mehr oder weniger gepackt ist, beginne ich die Kälte meiner nassen Klamotten zu fühlen und beschließe meinen Neopren-Longjohn anzuziehen. Verkehrte Welt.
Lektion gelernt: Alleine fahren ist Mist.
Ja – hier war ich nicht alleine, Henning war aber recht weit hinter mir. Und: Murphy’s Law kann immer zuschlagen. Ich war mir keiner Gefahr bewußt, als ich in den Teich fiel, Rollen klappte nicht wegen Gepäck, Boot für das Rollen auch nicht optimal, Paddel nicht richtig in der Hand, und an Land schwimmen ging auch nicht, in Canyon war über Kilometer Stromzug zur Strommitte. Wer solche großen Wildnisgebirgsflüsse kennt, weiß auch, wie breit die werden, wenn sie aus dem Canyon heraustreten.
wirklich: Allein fahren ist Mist!
Kapitel 3 Trouble im Turm….Hier ist ein uralter Bericht von Jürgen S. aus der Außenweser, der hier auch her passt, Geschrieben für das Kanu-Magazin und weil er so schön ist, auch auf der KVU-HP:
…. Siehe
https://kvu.der-norden.de/fileadmin/user/05_Kajak/Kajak_Archiv/seekajak_watt/trouble_im_turm.pdfLektion gelernt: auch die WaSchuPo ist fehlbar….
Kapitel 4 Watt bei Neuwerk: Boote weg…Das ist eine immer wieder erlebte Sache, als es den Nationalpark Wattenmeer noch nicht gab (1986 und davor) Damals konnte man bei günstigen Verhältnissen noch auf dem Wittsand zelten. Und dann wanderte man auch an den Dünenrand von Scharhörn. Ich kenne da verschieden Geschichten, wo Kameraden, auch aus Hamburg bei der Rückkehr von der Wattwanderung das Kajak fehlte…. Oder zumindest irgendwo etwas entfernt im Priel schwamm….
Lektion gelernt: wenn du wanderst, mach dein Boot richtig fest…. Wirklich richtig fest!!!!
(siehe auch
https://www.seekajakforum.de/forum/read.php?1,30436,30439#msg-30439)
Könnte noch einige Kapitel anfügen, z.B. im Zelt abgesoffen...Da gab es einige Lachnummern.... Nächstes mal.
Wolfgang