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Mut zur Schwäche

geschrieben von h2+0 
Mut zur Schwäche
25. Oktober 2020 18:42
Moin
ich lese hier latürnich über reichlich Heldentaten etc....

Vielleicht hat ja mal jemand Lust über seine (ihre) peinlichsten Paddelerlebnisse zu schreiben?
ich kann mir das nicht nur lustig, sondern auch sehr lehrreich vorstellen!
Also : Mut zur Schwäche!
LG
Re: Mut zur Schwäche
25. Oktober 2020 20:03
O.K. da fällt mir was ein was schon sehr lange zurückliegt. Das muß so Mitte der 80er Jahre gewesen sein. Wobei es eigentlich eher in die Kategorie Dummheit oder Jugendlicher Leichtsinn fällt. Wir sind damals hauptsächlich auf Kleinflüssen im Hamburger Umland unterwegs gewesen und fuhren die verbreiteten klassischen GFK-Wanderboote ohne Abschottung.
Irgendwann kamen wir auf die Idee die Boote auf einem längeren Skandinavien-Urlaub mitzunehmen um damit auch mal Wildwasser zu fahren! Das Problem war nur, das mein Freund und ich gar keine Ahnung vom Wildwasserfahren hatten, mal ganz abgesehen davon, das die Boote dafür nicht geeignet waren. Ein paar Wochen später, irgendwo im Schwedisch/Norwegischen Grenzgebiet haben wir auf einer Brücke einen Wildfluß überquert, der interessant aussah. Er hatte einen stufigen Charakter und eine ziemliche Verblockung. Während ich noch am Zweifeln war, ob das jetzt eine gute Idee ist, machte mein Freund schon sein Boot startklar und schickte sich an die erste Sufe zu befahren. Wir hatten natürlich keinen Kälteschutz sondern nur eine Badehose an, die Schwimmwesten waren Helly Hansen-Rettungswesten und in Ermangelung von Wildwasserhelmen, hatten wir uns Reithelme ausgeliehen! Nachdem mein Freund die erste Stufe erfolgreich gemeistert hatte, tat ich es ihm nach und wurde bis zur Brust versenkt, tauchte aufrecht wieder auf und war begeistert, das es so gut geklappt hatte! Danach mußten wir die Flußseite wechseln, um eine bessere Ausgangsposition für die nächste Stromschnelle zu haben. Da ich garnicht wußte, wie man mit einem Kajak in starker Strömung traversiert, fuhr ich einfach im rechten Winkel in die Strömung ein, die mich natürlich sfort mitriß und zum Kentern brachte. Das Kajak lief in kürzester Zeit voll Wasser, da es ja keine Auftriebskörper hatte, stieß dann gegen einen Felsen, wobei es sofort zerbrach. Ich versuchte derweil, schwimmend an Land zu kommen, aber die starke Strömung zog mich von einem Abfall in den nächsten. Unnötig zu erwähnen, daß das Wasser eiskalt war! Irgendwann schaffte ich es dann doch mit letzter Kraft der Strömung zu entkommen. Der Freund war währenddessen flußab gelaufen und hatte immerhin mein Paddel gerettet. Von meinem Boot haben wir nur ein handtuchgrosses GFK-Stück wiedergefunden. Den Rest des Urlaubs haben wir uns mit dem Paddeln abgewechselt. Es hat dann über 10 Jahre gebraucht, bis ich mich wieder aufs Wildwasser getraut habe. Dann aber mit passenderer Ausrüstung und mehr Kentnissen.

Grüße

Michael
Re: Mut zur Schwäche
14. November 2020 21:34
Also das ist hier die beste Idee, welche ich hier je gelesen habe und will sie daher unterstützen.

Vor ca. 25-30 Jahren: wir waren zu zweit (Kumpel und ich) und zu faul, am Abend (herbstlich/österlich kalt) noch das Faltboot (Zweier mit Gepäck) um ein Wehr umzutragen und wollten das Boot durchlaufen lassen (in der schnellen Havel vor Oranienburg in Höhe Friedland); die Wasserstufe war ca. 60 cm hoch; damit uns das Boot nicht abhaut, klugerweise die Bootsspitze mittels Schnur am Wehrgeländer angebunden und nicht darauf geachtet, dass die Schnur lang genug ist, damit der 5,50 Meter-Kahn komplett durchtreibt. Ergebnis war, dass das Boot (Pouch Esquisit) mit der Nase unten ankam, aber das Heck oben blieb und der Wasserdruck es querstellte, so dass das Wasser ins Boot reinlief. Lange Rede, kurzer Sinn: Bootgestänge zerbrach irgendwann, alles war nass und Boot schwamm danach wie ein halb aufgetauchtes U-Boot unterhalb des Wehres vor sich hin ... . smileys with beer anderer Kumpel holte uns mit Auto ab und lachte sich über unsere Blödheit halb tot smoking smiley smiling bouncing smiley.

Ein paar Jahre später: selber Kumpel, aber diesmal mit Kanadier+Gepäck die Ücker von ihren Quellen (Boitzenburg) bis zum Haff. Beim Klärwerk Pasewalk auch zu faul zum Umtragen (Ostern, kalt und abends) und die (damalig noch vorhandene flussbreite Wasserwalze; ca. 1 m hohe schräge Fallstufe) runtergepaddelt und gekentert. Die Walze ließ uns nicht los und wir wären ertrunken, wenn ein Angler keine Hilfe geholt hätte. Die hohen Betonwände an beiden Uferseiten sperrten uns ein. Man zog uns und das Schiff mit einem langen Tau aus der Gefahrenzone (in welcher lange Holzstämme für zukünftige Koppelzäune wild um sich schlagend zur Entrindung vor sich hin trieben), die uns wegen der Rückströmung (Wasserwalze) nicht losließ. Heute sieht das Ganze anders aus (mit Fischtreppe, abgesperrtem kleineren Wasserwalzenteil, bequemerUmtragemöglichkeit und Biwakplatz) und im Grunde genommen ist dieser Flussteil im nachhinein auch wegen unserem Unfall umgebaut worden, weil man uns damals gesagt hatte, dass ein solcher Unfall nie vorgekommen sei und man sich nicht darüber im Klarem war, wie gefährlich diese Flussstelle ist und man für eine Umgestaltung Sorge tragen wird. eye rolling smiley

Falls der alte Kumpel (Steffen), der damals dabei war, dies hier liest, dann soll er sich melden; würde gerne wissen, was aus ihm geworden ist.
Re: Mut zur Schwäche
16. November 2020 10:24
Servus Miteinander,

wir waren im April, Anfang der 90 Jahre mit einem 5,20m Kanadier in Baden Württemberg die Enz herunter gefahren und hatten "brav" ein als lebensgefährliches Wehr (große Walzenbildung unterhalb des Wehres) um- tragen.
Direkt unterhalb des Wehrs hatten wir wieder eingesetzt und nach ca 30m gab es einen heftigen Ruck durch Boot und wir wurden zur Wasserwalze des Wehrs gezogen.
Die Achterleine mit einem Feuerwehrkarabinerhaken hatte sich unbemerkt abgespult, der Karabinerhake war im Flußbett verkeilt.
Aufgrund der heftigen Seilspannung konnte ich am Boot das Seil nicht lösen.
Ich hatte in der Brusttasche ein kleines Schweizer Taschenmesser, und es dauerte gefühlt eine unendliche lange Zeit bis ich es geöffnet hatte=> zum öffnen war nur die kleine Kerbe in der Klinge vorhanden und die Finger waren klamm, es lag noch Schnee an den Ufern.
In dem Moment, als ich die Leine kappen konnte, bekamen wir den ersten Wasserschwall des Wehres ins Boot, wir konnten uns frei paddeln.
Seit diesem Vorfall habe ich "immer beim paddeln" ein scharfes Taschenmesser mit "gut greifbarer- ausklappbarer" Klinge griffbereit, letzter Einsatz war vor 5 Wochen im Staffelsee, ich kappte Absperrschwimmleinen, in denen sich eine Wildgans verheddert hatte.

Gruß Jan
Re: Mut zur Schwäche
16. November 2020 11:57
Wie auch wali oben geschrieben hat: die Idee dieses Posts und Threads finde ich super und potenziell sehr lehrreich.

Ich habe hierzu vor mehreren Jahren schon ein Buch gelesen, das leider nur in Englisch verfügbar ist: "Sea Kayaker's Deep Trouble: True Stories and Their Lessons from Sea Kayaker Magazine" ... sinngemäß etwa "Seekajakfahrer in großen Schwierigkeiten: Wahre Geschichten und ihre Lektionen aus der Zeitschrift Sea Kayaker." Gibt's noch und ist in diesem Zusammenhang, meines Erachtens, lesenswert.
Re: Mut zur Schwäche
16. November 2020 18:59
Moin zusammen,

eine echt gute Idee, auch weil sie vielleicht unerfahrene Kanuten zum Nachdenken und aufpassen animiert.

Ganz spektakuläre Sachen hatte ich nicht, aber ein Ereignis fand ich mal ganz witzig:
Ich habe glaube ich 1989 eine Tour auf der Ems abwärts gemacht und bin in Rheine Richtung Dollart gestartet. Westlich von Lingen, irgendwo im relativ natürlichem Flußverlauf fuhr ich mehr als unbeschwert und achtete auf nichts außer auf die Landschaft. Es knirschte, das Boot hob sich leicht und ich saß mitten im Fluß fest. Es war ein Sommer, in dem der Fluß extrem wenig Wasser führte und dieses Hinderniss wohl sonst verborgen bleibt. Mein damliger Lettmann Nordstern war vollgepackt mit Proviant und Gepäck für eine 7-10 tägige Tour. Ich hatte damals keine Ahnung, wie schnell ich vorankomme und was ich alles so brauche. Und auf einmal hänge ich mitten im Fluß auf einer extrem schmalen und glatten Steinplatte fest und komme nicht mehr los. Links und rechts war das Wasser da aber so tief, dass ich nicht raus wollte, war wohl wasserscheu an dem Tag. Also Hände unter das Boot und langsam mich durch Heben des ganzen Kajaks vorgeruckelt. War mir aber damals schon peinlich, mittem im Fluß festzustecken.

Das war ja absolut harmlos. Nach ein paar Tagen waren wir dann zwischen Papenburg und Leer. Wie rasant die Tide da schon 1989 war, hat mich verwundert. Dann kam ein Polizeiboot und machte Wellen, die mich von achtern kommend sofort zum Kentern brachten. Das Boot voll Wasser und ab in den knietiefen Schlick um erstmal das Boot wieder trocken zu bekommen. Fernglas und Kamera nass, wie doof muss man sein?! Dann dachten wir, dass es besser sei die Tour abzubrechen und in die Leda zu fahren um irgendwo an Land zu gehen, da wir an der Ems nicht über die Schlickbänke kamen. An der Mündung der Leda fanden wir aber keine Stelle, so dass wir durch das Leda-Sperwerk fuhren. Ein gewaltiger Tidenstrom gegen den wir ankämpfen mussten flößte mir nicht nur Respekt ein. Dort hatte ich zum erstenmal Angst, zu kentern und das Boot nicht mehr steuern oder halten zu können und zu ertrinken. Die Leute von der Ems lachen vielleicht, aber ich hatte echt die Hosen voll. Das war dann doch etwas zuviel Strömung für jemanden der noch keine lange Erfahrung hatte. Wir haben es gerade noch so dadurch geschafft. Das ist für mich bis heute jedenfalls ein Anlass, vorher nachzudenken und nicht einfach mehr uninformiert zu fahren.

Gruß von der Unterweser
Re: Mut zur Schwäche
16. November 2020 19:14
Und sorry, ganz vergessen zu sagen:

Sehr interessante Berichte habt ihr abgegeben und absolut lesenswert. Schön dass ihr alle noch lebt!

Gruß
Eckhard
Re: Mut zur Schwäche
17. November 2020 21:56
Mein erster Quadrathlon (das ist Triathlon plus paddeln). Paddeln war das einzige, was ich wirklich gut konnte, auch wenn Rennboot und Wingpaddel noch relatives Neuland waren und ich damit noch nicht wirklich sattelfest.

Das Paddeln kam als dritte Disziplin. Ich rannte zur Wechselzone, schnappte mir Boot und Paddel und rief der Veranstaltungs-Sprecherin zu: “Jetzt kommt endlich meine starke Disziplin!“ Also rein ins Boot und Paddel greifen. Leider hielt ich das Wingpaddel falsch herum - und lag gleich nach dem ersten Paddelschlag im Wasser. DAS war peinlich ... :-)))
Re: Mut zur Schwäche
18. November 2020 13:19
2008 hatte ich schon „jede Menge“ Erfahrung im Paddeln, also zusammengerechnet etwa 300 km im Zweier-Faltboot auf stehenden Gewässern zurückgelegt. Während einer Reise an die Algarve begegnete mir am Strand ein Veranstalter für Seekajaktouren. Ich konnte ihn überreden, mir für eine Stunde ein Boot zu leihen.

Ich bekam also ein Seekajak mit bescheidener Aussstattung, ein Paddel und eine Spritzdecke und wurde ins Wasser geschoben. Als vermeintlich vorsichtiger Mensch fuhr ich nicht weiter als 200 m raus. Es dauerte nicht lange, bis ich mir einen Krebs einfing und kenterte. Mit dem Kopf unter Wasser dämmerte mir, dass ich Spritzdecken vom Faltboot her nicht kannte. Ich war eingeklemmt. Nach gefühlt langem Nachdenken begann ich die Spritzdecke unter Wasser vom Cockpit zu ziehen und konnte dann auszusteigen.

Die Lebensgefahr war vorbei, aber ich durfte noch ein paar Erfahrungen mehr mitnehmen.

Intuitiv wollte ich über das Heck wieder ins Boot klettern. Das ging natürlich schief: kurz bevor ich mich ins Cockpit setzen wollte, kippte jedesmal das Boot um.

Ich versuchte dann mit Paddel und Boot Richtung Land zu schwimmen. Ohne Toggles oder Leinen, mit einer Hand am Paddel und der anderen am Boot gestaltete sich das schwierig.

Irgendwann erbarmte sich der Verleiher und holte mich an Land...

Danach habe ich beschlossen, mich mit Aussteigen unter Wasser und Wiedereinsteigen zu beschäftigen.

Manche Verleiher machen sich wenig Gedanken über die Fähigkeiten ihrer Kundschaft. Inzwischen kann ich die Risiken schon etwas besser einschätzen. Aber ich habe diese Sorglosigkeit bis heute oft beobachtet.

Uwe
Re: Mut zur Schwäche
18. November 2020 19:12
Zitat
fischmeister
... DAS war peinlich ... :-)))

spinning smiley sticking its tongue out

Dazu fällt mir meine allererste Paddeltour ein mit dem DDR-Kolibri, mit welchem wir von Oranienburg bis Kratzeburg und zurück bis Userin unterwegs waren, bis uns im örtlichen Kneipenbesäufnis ein paar erfahrenere Kajaker erklärten, dass wir beidseitig die Stofffalz der Oberhaut nicht in die Holznut der Waschbordleiste eingezogen hatten ... wir hatten uns halt immer gewundert, dass uns regelmäßig das Wasser ins Boot schwappte ... das war auch unterhaltsam durch die Schorfheide, wo wir uns zu tiefsten DDR-Zeiten ja von Motorkutschern durchziehen lassen mussten ... smoking smiley.
Re: Mut zur Schwäche
18. November 2020 19:42
Na,
nun antworte ich doch noch. Und ohne für die Verleiher partei ergreifen zu wollen: Ich kann morgen in einen Baumarkt gehen und mir da eine Kettensäge leihen oder kaufen. Beim Werkzeugverleih hier um die Ecke kann ich mir auch nen 25-Tonnen Bagger bringen lassen. MEINE Verantwortung. Gegenüber mir selbst, aber auch meiner Umwelt.


Zum eigentlichen topic:
Peinlich find ich schwer. Da bleibt doch nicht viel, das Kentern im Kehrwasser, weil ich zu viel Hans-guck-in-die-Luft gemacht habe. Das Reinfallen beim Aussteigen vor Zuschauern oder Mitpaddlern, weil die Beine komplett eingeschlafen sind oder man auch da nicht ausreichend konzentriert war.
Mir fällt da höchtens die Story eines sehr guten Freundes ein, der im niederländischen Wattenmeer trocke gefallen war und sie mussten die Boote Stunden über den Schlick schieben bzw warten. Die Tide verhielt sich komplett anders als erwartet und auch als es im Tidenkalender stand.
Erst viel, viel später fiel auf, dass die Tidentabelle aus dem Netz vom Vorjahr gewesen ist. Die Jahreszahl stand wirklich sehr klein dort.

Grüße vom Westzipfel, Thomas
Re: Mut zur Schwäche
18. November 2020 20:09
Also Gottseidank ist uns nie wirklich was passiert.

Ich erinnere mich an eine Fahrt vom leuchtturm Ouddorp zur Lichtplattform Goeree. Das sind 21km von der Küste, also 42km hin und zurück. Strömumg nur von der Seite, keine Schiebekomponente. Das entspricht also in etwa eine fahrt nach helgoland von Spiekeroog oder St.Peter Ording, oder ein Ärmelkanalquerung. Wir waren jung (alle um die 30) und dachten, wir sind fit dafür.

Der Hinweg ging gut. Start um 4 Uhr, Meeresleuchten unterwegs, Umrundung der Plattform genau wie geplant zur Tidenkipp um 07:30. Zurück hat uns der Müdigkeit schlicht umgehauen. Wir haben geschlagene 6Std gebraucht.

Wir haben uns da schlicht übernommen. Es war sommerlich und sehr ruhig, das war unser Glück. Als wir zurück waren am Strand konnten wir kaum noch die Boote heben um sie auf dem Auto zu legen. Alle 6 Teilnehmer berichteten, dass sie erst nach 3-4 Tage wieder einigermaßen fit waren. Ein Seenotfall hätten wir auf dem Rückweg nicht bewältigen können, zum Glück gab es keins.
Re: Mut zur Schwäche
18. November 2020 20:42
Als ich meinen ersten Paddelkurs in einem Kanuclub gemacht habe, da hatten sie nur so uralte Schwimmwesten mit Schrittgurt. Ich war zu faul den Gurt zu schliessen und er hing nach unten. Nach dem Kurs wurde noch gesagt, wer mal kentern üben will, soll einfach mal machen. Es hielt mich innerlich etwas (besser Gottes Stimme) zurück und ich wollte auch möglichst schnell heim. Beim Aussteigen aus dem Boot merkte ich, dass sich die Schnalle des offenen Schrittgurt zwischen Sitz und Bootsboden verklemmt hat. Wenn ich da gekentert wäre, wäre ich kopfunter im Wasser gewesen und nicht aus dem Boot gekommen. Da nicht direkt jemand neben dem Boot im Wasser stand, hätte es wohl etwas gedauert, bis mich jemand aus der Paniksituation befreit hätte.
Re: Mut zur Schwäche
18. November 2020 21:28
Mir fällt noch was ein. Keine echte Paddelgeschichte, aber eher ein Begleiterscheinung.

Beim Rückwärtsfahren mit dem Auto vergessen dass Boote drauf sind die nach hinten rausragen und dann mit dem Bootsheck durch ein Fenster im Haus gestochen.....
Re: Mut zur Schwäche
19. November 2020 08:17
Okay da ahb ich auch noch einen.
Einfahrt ins Parkhaus. Einfahrthöhe 2, 0 Meter glaub ich. Ich hatte einen Peugot Partner mit Montblanc-Dachgepächträger (wie Thule, verschraubt im Dach), kurz überschlagen, passt. Beim Reinfahren gab es einen infernalischen Schlag.
Ich hatte die Senkrechtstützen vergessen.
War aber nix wirklich passiert, der Betonsturz zeigte eine Reihe kleinerer nicht zuortbare Macken. Die Senkrechtstützen saßen acuh noch am Platz, wie der dachträger auch. Die Gesamtkonstruktion hatte sich ausreichend verwunden und tordiert.
Ich habe dann schnell die Senkechtstützen abgeschraubt, weil es noch ein paar weitere Unterzüge in dem Parkhaus gibt.
Ich hatte immer gegelaubt, das passiert mir nicht, weil ich seit jeher Autos und LKWs fahre und gewohnt bin, auf Höhenbegrenzungen zu achten.

Grüße vom Westzipfel, Thomas
Re: Mut zur Schwäche
19. November 2020 11:45
Wildwasser auf der Rosanna. Schlampige Vorab-Information + schlampige Vorab-Besichtigung. Aber wir waren ja alle erfahrene und sichere WW-Fahrer, also kein Problem.

Nach einem großen Kehrwasser ging es offensichtlich kräftig bergab, aber vom Boot aus war das Kommende nicht einsehbar. Mein Vorfahrer fuhr trotzdem kommentarlos in die Passage ein. Okay, dachte ich mir, er war im Gegensatz zu mir beim Besichtigen dabei und wird schon wissen, was er tut, also hinterher.

Nach der Einfahrt in die Passage wusste ich augenblicklich: Feierabend, das war´s, Leben beendet, jetzt und hier. Vor mir lagen ca. 500 Meter wild brodelndes und steil abfallendes weißes Wasser, kein Kehrwasser und keine fahrbare Linie in Sicht. Klare Ansage vom Gehirn: "Wehr dich nicht, du hast eh keine Chance und musst nur unnötig lange leiden."

Die Info kam aber beim Körper nicht an. Der Körper spulte sein gewohntes Programm ab, in unzähligen Trainingsstunden eingetrichtert, mit voller Routine. Es war zwar nur ein Reagieren und kein Agieren, aber die Reaktionen saßen bombensicher. Nach jeder überstandenen kritischen Passage stellte ich verwundert fest: "Huch, ich lebe ja immer noch!"

Nach 500 Metern ging´s um eine Kurve, danach folgte noch einmal 500 Meter das gleiche Inferno. Diesmal aber mit deutlich sichtbarem Kehrwasser am Ende. Die Lebensgeister erwachten schlagartig wieder: "Da MUSST du hin; wenn du das Kehrwasser kriegst, bist du gerettet!" Jetzt arbeitete auch der Geist wieder mit und feuerte den Körper an, das Letzte aus sich rauszuholen. Irgendwie hat´s auch tatsächlich geklappt mit voller Konzentration und vollem Krafteinsatz.

Durch ein kleines Wunder haben wir alle überlebt, standen aber unter Schock.

Übrigens gingen mir bei der Aktion ständig bescheuerte Gedanken durch den Kopf wie z.B.: "Du Depp hast dir teure Konzertkarten für übernächste Woche gekauft - das war ja nun komplett rausgeworfenes Geld!"
Re: Mut zur Schwäche
19. November 2020 12:24
Vor 32 Jahren war Seekajak-Paddeln noch nicht so bekannt und ich bin mal mit meinem neun Boot im Sommer nach Hennestrand gefahren, um dort in der Brandung zu spielen. Der Wind war in Böen stark und der Wellengang (schulterhoch) erschien mir als Wildwasserpaddler auch machbar. Mit dem Auto bin ich direkt auf den Strand, wo ich nach kurzer Zeit schon eine Traube von Zuschauern um mein Auto hatte. Ich hab dann beide Spanngurte von meinem billig Thule Träger mit den Schaumauflagen fürs Surfbett gelöst. Als ich mir gerade das Boot packen wollte, kam mir eine Böe zuvor und das Boot machte einen Abgang über die A-Säule und Seitenspiegel und hätte mich fast begraben. Kleiner Kratzer im Boot, großer Kratzer und kleine Delle in der A-Säule und ein kaputter Seitenspiegel. Nicht so schlimm, denn das Boot war damals teurer gewesen, als mein Auto wert war. Also bin ich dann mit Boot in die Brandung, einmal 100m weit raus gepaddelt, reingesurft und dann bin ich in der Brandungsbereich gekentert und musste aussteigen. Es gab es ein paar Beulen und Schürfwunden - klar, dass ich keinen Helm getragen habe. Ich hab dann das Boot wieder aufs Auto geladen und bin nach Hause. Die zahlreichen Zuschauer am Strand haben sich sicher gefragt, was das wohl für ein Vollpfosten war.
Re: Mut zur Schwäche
19. November 2020 16:40
so - dann ich auch:
ich titel mal: Auf die Fresse gefallen

Kapitel 1. Ja Tiedenkalender, nö – brauch ich nicht.
1970. ich hatte mir als Jugendlicher 2 Jahre zuvor einen Pouch RZ 85 Zweier bei Karstadt gekauft, war damals mit glaub ich für 550.-DM so ziemlich das beste Angebot für ein neues Boot. Klepper 4 mal so teuer, Hammer Zweier mehr als doppelt so teuer, Polyboot in guter Qualität… auch über 1000.-, zumindest wenn man an der Küste paddeln will: AppelEski, Pavel Bone Nanuk, oder wenigstens Pavel Bone Combi 430… für mich noch nicht erreichbar.
Immerhin: Der Pouch läuft leicht, hat eine Besegelung, man kann seinen Buddy mitnehmen oder alleine Fahren, massig Zeltgepäck passt rein, geniales Mothership. O.K. bald nach dem Kauf ist er ne Banane, Spruch damals: passt sich den Wellen an. Ein Klassenkamerad hatte einen wunderbaren Pionier zweier, Tolles Gerüst, zwar viel mehr Einzelteile als Klepper Aerius oder Pouch, aber geniale schlanke Form.
Als Bremerhavener sind wir selbstverständlich tagtäglich in die Außenweser raus, am besten gleich nach der Schule, der Verein war wie Jugendherberge ohne Herbergsvater, ältere Erwachsene trauten sich manchmal nicht hin, weil es zu quirlig war.
Seekajakkurse – so‘n Quatsch gab es nicht, Küstenpaddeln war Learning by Doing und Anleitung durch die erfahreneren Vereinskameraden.
Irgendwann mal war keiner da zum Mitfahren, als ich in den Verein kam, also Boot selbst allein raus, Anleger war auf Hochwasser, also ohne Kran (wer den KVU kennt, weiß was ich meine) alles easy.
Und raus aus der Mole und … nordwärts. Damals existierte das Containerterminal noch nicht – da war noch frühe Baustelle, ein paar Rammen donnerten die ersten Pfähle ins Watt hinter der Nordschleusen Mole, ich wollte Richtung Weddewaden, der kleine Leuchtturm Brinkamahof war noch nicht in den Fischereihafen „geflogen“. In Weddewarden drehte ich um und paddelte Ufer-nah wieder retour. An der Nordmole zur Nordschleuse stand die übliche Kabbelsee, typisch wie im Wildwasser mit Presswassern, Kehrwassern aber auch wind gegen Welle und stehende Wellen durch Reflexion an den Spundwänden…. heute fährt da keiner mehr, vor den Kajen haben keine Sportfahrzeuge was zu suchen, man fährt auf der Weserwestseite westlich des Tonnenstrichs, allerdings ist inzwischen die Außenweser auch mächtig vertieft worden und die Tideströmungen sind noch viel stärker als damals geworden.
Irgendwie kämpfe ich mich im Paddelkriechgang um die Mole, glücklicherweise kommt aus der Schleuse kein Schiff, auch die Schlepper bleiben wo sie sind. Ich komm vor die Columbuskaje. Auch hier liegt kein Schiff, nur der Ebbstrom hämmert an der Kaje entlang. Die südliche hälfte war damals noch aufgeständert auf Pfählen, d.h. unter der Kajenoberseite war eine Hohlkammer, in der die Strömung geringer was, also hab ich versucht mich da drinnen hoch zu lügen. Das ging einigermaßen bis zum Südende, dort mündet die Ausfahrt der Kaiserschleuse, wieder volle Strömung gegenan, mittlerweile war der Ebbstrom auf seinem Höhepunkt. Mehrfach versuche ich, um die Ecke zu kommen, jedes Mal wirft mich die Strömung weit zurück, mit dem Pouch-Dickschiff keine Chance.
Mist. Zuhause weiß niemand, wo ich da paddele, vor dem Abendbrot sollte ich Zuhause sein, aber mehr als 3 Stunden läuft es noch ab, …. Verzweiflung… da hab ich wohl Scheiß gebaut. Wenn mich die Wasserschutz dort entdeckt gibt es sicher Stress. Smartphone oder Handy gab es damals ja nicht, da konnte man auch niemanden benachrichtigen. Wen ich nicht zuhause auftauche, hat Mutter Stress, abgesoffen auf der Außenweser?...
Da kommt doch glatt einer mit einem kleinen offenen Motorboot von hinten an der Kaje entlang getuckert. Auch auf der falschen Fahrwasserseite, wie ich, aber damals kein Problem. Ich fühl mich beschissen, aber in der Klemme, also schnacke ich den Typ an der Pinne an, ob er mich abschleppen kann. Welche Schmach!!! Sich von einem Motorboot abschleppen zu lassen. Der Mann schleppt mich gemütlich bis in die Geeste rein, bis an den Vereinsanleger, ich schau mich verlegen um ob oben auf der Kaje irgendein Vereinskamerad steht, der mich in meiner Schmach entdeckt: Abgeschleppt, voll verschätzt. Nö – keiner hat‘s gesehen. Bedank mich bei meinem Abschlepper und schleich mich die Leiter vom Anleger nach oben. Boarr. Gutgegangen. Doch noch rechtzeitig da, keiner hat‘s gesehen.
Lektion gelernt: Tidenkalender haben ihren Sinn.

Kapitel 2 – Alleinfahren – kein Problem
1984 war ich mit einem Studienkollegen aufgebrochen, den Stikine zu befahren. Es sollte ein Fluss sein, an dem keine Straße entlang führt, grandiose Landschaft durchpaddelt wird, der nicht zu üblichen Kanon der Paddelziele gehört. Damals gab es kaum Infos zum Bach, lediglich eine Beschreibung in der Zeitschrft TOURS, Nachfolger des ersten (Ur-) Kanu-Magazins, inzwischen auch eingestellt. Auf der Homepage das KVU befindet sich immer noch meine Tourbeschreibung daraus möchte ich folgende Begebenheit hier zitieren:
Zeltmöglichkeit gab's am Klootchman Canyon. Der Blick in die Berge ist großartiger geworden. Dafür ist die Fahrt auf dem Fluss wenig aufregend. Viele große Kiesinseln. Manche bewachsen mit Wald. andere Überhäuft mit Logjams - also angetriebenen Bäumen. Devils Elbow ist ein großer Berg auf der linken Flussseite, der den Blick lange einfängt. In der Ferne taucht der Little Canyon als felsige Einengung des weitgefächerten Stikine auf. Ab und an kommen große Aluminium-Schüsseln mit 2 großen laut dröhnenden Außenbordmotoren vorbei, besetzt mit einer ganzen Ausflüglergruppe und einer riesigen Kühltruhe für Budweiser, Hotdogs und Hamburgern: Und kurz vor dem Erreichen des Little Canyon winkt uns so eine Ausflüglerfamilie vom Ufer aus heran, und läd uns ein.
Wir haben kaum unsere Bootsspitzen in den Ufersand gebohrt, da sind in unsere Hände schon Bierdose und Hotdog gesteckt. Wir haben das Boot noch nicht verlassen und wir sind schon eingeladen. Na schön, das schont den Proviant - müssen wir verhungert aussehen. Wunderbar - mal was anderes als eingeweichtes Trockenfutter, Müsli und Tee. Man bewundert uns, dass wir mit den kleinen Booten unterwegs sind, ganz aus Deutschland mitgebracht. Einer der Jungs ist natürlich auch mal mit der Army dagewesen. Tough. Und was wir machen wenn wir umkippen.... Dumme Frage, tun wir nicht.
Völlig satt nach einigen Hamburgern und Hotdogs und diversen Budweisern verabschieden wir uns und fahren weiter. Bestes Fotografierwetter und schönes Panorama. Langsam mit gezückter Kamera lassen wir uns in den Canyon reintreiben. Aus einem Tours-Magazin-Bericht weiß ich, dass die Autoren dort im Faltboot gekentert sind. Aber bis auf größere Presswasserteller sieht es harmlos aus.
Ich treibe quer herunter, ganz easy. Fotografiere noch, pack die Kamera in die Tasche und schließe dann Fotobeutel und Luke als eine Windbö auf mich zu fegt. Man sieht es an den feinen Wellenriffeln auf dem Wasser. Im selben Moment, als die Bö mich erreicht, plumpse ich auch von einem Presswasserteller in die Verschneidung zwischen zwei Presswassern. Das Paddel lag schräg neben mir auf dem Boot und ich kann es gerade noch mit einer Hand greifen, damit es nicht abhaut... da kippt mich dieses blöde Presswasser, ich hab das Paddel nicht richtig im Griff, es schlägt unters Boot und zieht mich mit.... Gurgelnd und blubbernd verschlingt mich das Wasser.
Irgendwie versuche ich das Paddel richtig zu greifen und eine, eine zweite Rolle anzusetzen, das Gepäck auf dem Heck behindert mich, das Paddel ist nicht richtig in der Hand, alles misslingt, ich habe heute auch den Neo nicht an, nur Jeans, Norwegerpulli, aber das es kalt wäre, merke ich nicht. An Land schwimmen geht nicht, der Canyon ist wie eine Floßgasse und spült alles in die Mitte.
Sch....
Henning ist weit weg, zwar oberhalb von mir, hat aber nichts mitbekommen. Merkt auch jetzt nichts. Mir hat es einen Turnschuh beim Aussteigen ausgezogen, ich drehe das Boot um, um das Herausschwemmen von Ausrüstung zu unterbinden und schwing mich irgendwie drauf, aber die Kiste ist randvoll. Hennig bekommt endlich mit, was los ist und zieht mich an Land in eine kleine Felsnische im Canyon. Ausleeren des Bootes geht schnell, praktisch nix ist abgeschwommen, selbst der Schuh findet sich wieder. Und nass geworden ist auch fast nix. Nur 'ne Knäckebrottüte hat Feuchtigkeitsspuren Jetzt nachdem alles ausgeleert und die Ausrüstung einigermaßen durchgesehen und trockengelegt, das Boot wieder mehr oder weniger gepackt ist, beginne ich die Kälte meiner nassen Klamotten zu fühlen und beschließe meinen Neopren-Longjohn anzuziehen. Verkehrte Welt.
Lektion gelernt: Alleine fahren ist Mist.
Ja – hier war ich nicht alleine, Henning war aber recht weit hinter mir. Und: Murphy’s Law kann immer zuschlagen. Ich war mir keiner Gefahr bewußt, als ich in den Teich fiel, Rollen klappte nicht wegen Gepäck, Boot für das Rollen auch nicht optimal, Paddel nicht richtig in der Hand, und an Land schwimmen ging auch nicht, in Canyon war über Kilometer Stromzug zur Strommitte. Wer solche großen Wildnisgebirgsflüsse kennt, weiß auch, wie breit die werden, wenn sie aus dem Canyon heraustreten.
wirklich: Allein fahren ist Mist!

Kapitel 3 Trouble im Turm….
Hier ist ein uralter Bericht von Jürgen S. aus der Außenweser, der hier auch her passt, Geschrieben für das Kanu-Magazin und weil er so schön ist, auch auf der KVU-HP:
…. Siehe https://kvu.der-norden.de/fileadmin/user/05_Kajak/Kajak_Archiv/seekajak_watt/trouble_im_turm.pdf
Lektion gelernt: auch die WaSchuPo ist fehlbar….

Kapitel 4 Watt bei Neuwerk: Boote weg…
Das ist eine immer wieder erlebte Sache, als es den Nationalpark Wattenmeer noch nicht gab (1986 und davor) Damals konnte man bei günstigen Verhältnissen noch auf dem Wittsand zelten. Und dann wanderte man auch an den Dünenrand von Scharhörn. Ich kenne da verschieden Geschichten, wo Kameraden, auch aus Hamburg bei der Rückkehr von der Wattwanderung das Kajak fehlte…. Oder zumindest irgendwo etwas entfernt im Priel schwamm….
Lektion gelernt: wenn du wanderst, mach dein Boot richtig fest…. Wirklich richtig fest!!!!
(siehe auch https://www.seekajakforum.de/forum/read.php?1,30436,30439#msg-30439)

Könnte noch einige Kapitel anfügen, z.B. im Zelt abgesoffen...Da gab es einige Lachnummern.... Nächstes mal.

Wolfgang
Re: Mut zur Schwäche
19. November 2020 21:14
Toller Trööt, tolle Geschichten, von höchst amüsant bis nachdenklich machend (oft beides) - ganz herzlichen Dank an alle Schreiber hier smileys with beer
So richtig Spektakuläres hab ich noch nicht erlebt, hier was eher Kleines:
Vor ein paar Jahren, Downwindfahrt auf der Flensburger Förde zu 2t. Wir freuen uns über die Gelegenheit, ein bisschen Surfen zu üben, insbesondere für mich noch ziemliches Neuland. Mein Boot überrascht mich in flotter Fahrt mit einer schwungvollen Kurve in Richtung meines Mitpaddlers, ich denke noch, das müsste gerade so passen. Dummerweise steckt sein Schiffchen in diesem Moment seine Nase in die nächste Welle und bremst kräftig ab. Damit passt es dann eben nicht mehr, ich brettere ihm übers Heck und erwische ihn mutmaßlich sogar noch hinten an der Schwimmweste. Jedenfalls kippt er um, während ich schlechten Gewissens noch richtig herum im Boot sitze.
Mein anfeuerndes "Rol-len, rol-len, rol-len!!" zeigt auch nicht die gewünschte Wirkung, der Schreck war wohl zu groß. Also ist nun eine Partnerrettungsübung (mit T-Lenzen und Heelhook) angesagt, worin wir wesentlich geübter sind als im Surfen...
Den Schrecken spielen wir währenddessen erst mal mit viel Flachserei herunter, aber allmählich dämmert uns, dass das durchaus übler hätte ausgehen können. Seitdem achten wir bei derartigen Bedingungen auf größeren Abstand, auch wenn ich inzwischen bzgl. Kontrolle dazugelernt habe. Und falls sich doch noch mal eine ähnliche Situation ergibt, werde ich jedenfalls lieber eine Rolle versuchen, versprochen.
Re: Mut zur Schwäche
19. November 2020 21:40
Heute freu ich mich ... weil ...es sind so schöne , mutige,lustige, lehrreiche Beiträge gepostet worden! Danke!!!!

Ich bin weder übertrieben hektisch, noch ängstlich.

Wo ich aber nicht super mit zurecht komme ist : Handlungsunfähigkeit....!!!!!!!

Nu,seit ich keinen Wohnsitz an der holländischen Nordsee mehr habe ist mein Lieblingspaddelrevier das Finistere (Ende der Welt, wie die Römer es wohl nannten). Bretagne.
Es herrscht ein Tidenhub von manchmal mehr als 14 Meter. Es gibt Stellen, an denen regelmäßig unregelmäßig scheinbar aus dem Nichts, meterhohe Wellen entstehen.

Na, auf jeden Fall sah ich "son" Vieh auf mich zukommen.

Ich dachte: na dann hol ich schon mal Anlauf, könnte eh mal näher an die Küste.
Ging auch ne Weile gut, bis die Welle einfach schneller war als ich (ohne zu Branden).
Und dann gings mächtig "schepper".
Ok, nenn mein Boot wohl Titanic
Dem war aber nicht so.
Als ich meine Lage """analysiert""" hatte, hing ich offensichtlich in 2,5 Meter Höhe , wackelig auf glibschigen, veralgten Felsen. So ähnlich wie in Hollywood Filmen :
Auto hängt am Abhang, Held rettet noch eben Frau, Auto stürzt in Schlucht und geht in Flammen auf.
Aber ich konnte weder ne Frau, noch mich selber retten.

ICH SCHWÖR : Mein erster Gedanke war : HOFFENTLCH SIEHT MICH NIEMAND!!!

Aussteigen war unmöglich,"Senkrechtschepperrobbenstart" wollte ich meinem schönen, teurem Carbon-Boot nicht zumuten, wußte aber : Die Flut kommt, nicht die Ebbe, muss also nicht in dieser beschissenen Situation übernachten.
Meine Bewegungsfreiheit war echt minimal.
Zum Glück hatte ich genug "Bewegungsspielraum" um an mein Trockenfleisch, Leuchtkugeln & vor allem an meinen Tabak zu kommen. Leuchtkugeln habe ich nicht benutzt. Fühlte mich nicht in Gefahr. Tabak und Wasser habe ich aber gebraucht.
Im Nachhinein bin ich super traurig : Warum hab ich als """erfahrener Paddler " gedacht : Hoffentlich sieht mich niemand? Zurückblickend wäre ich super froh, wenn jemand davon Photos hätte!!!
Was habe ich daraus gelernt ? Eigentlich Nix, würde alles wieder genauso machen, außer : hab getz öfter ne Kamera dabei
Da waren ein paar Beiträge hier lehrreicher
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