Ein Wunder-Kajak wird angekündigt ...

... und da derjenige, der dafür seinen Namen in den Ring wirft, eine durchaus ernstzunehmende Persönlichkeit in der Surfski-Szene ist, bin ich zwar immer noch skeptisch, aber trotzdem gespannt:

[www.surfski600.com]

Das neue Boot soll stabiler als die bisherigen Anfänger-Skis sein, und gleichzeitig schneller als alle Elite-Skis. Schaun mer mal. Es scheint wirklich kein Aprilscherz zu sein, denn Boyan betreibt die bekannte Surfskischule in Tarifa und kann insofern eigentlich kein Interesse daran haben, ab Ende Januar 2018 als größter Clown der Paddelszene dazustehen ...

Wer noch mehr dazu lesen will, kann in Boyan Zlatarevs Facebook-Profil schauen, da antwortet er auf Fragen.

...kann ich davon auch ein Kajak haben?

Wenn man mal glauben will, dass die Versprechungen zutreffen, ist es natürlich schon interessant zu spekulieren, wie man das erreichen könnte. Sicher ist es möglich, schnellere Skis zu zeichnen, aber bei den bislang üblichen Rumpfformen werden die eben immer instabiler, so dass diese Skis nur die wenigsten (Epic V14) bis niemand (Carbonology Atom) fahren können und wollen. Man will ja ankommen.

Soll ein gepaddeltes Boot also sowohl schneller als auch stabiler als alle bisherigen Fabrikate sein, dann braucht man was wirklich fundamental Neues, was mit Sicherheit nicht für ICF-K1 zugelassen wäre, denn dann gäbe es das schon. Auf Facebook wurde schon nach Foils (also Gleitflügel seitlich oder unterm Rumpf) gefragt, aber Boyan hat das verneint (er will das Geheimnis noch nicht lüften). Allerdings fällt mir dann außer schweren Gyro-Stabilisatoren nicht mehr viel ein (und ein mit so einem Ding ausgestattetes Boot wäre so schwer, dass es auch nicht schneller als bisherige Eliteskis wäre). Vielleicht noch eine Wellenbinder-Konstruktion, aber ob so etwas für kleine muskelbetriebene Boote funktioniert, weiß ich nicht.

Hi Arnim,

wobei sich die Frage stellt, schneller bzw leichter ins Surfen zu kommen auf einer schnellen Windwelle, oder schneller auf Flachwasser? Da es ein Surfski ist, wird sich das "schneller" wohl auf Ersteres beziehen.
In Verbindung mit mehr Stabilität kann es sich eigentlich nur um eine Konstruktion mit flacheren Boden als üblich handeln, die irgendwie leichter in Gleitfahrt übergeht als mit normalen abgeflachter Rundspant ohne dabei total zu gleiten wie ein Boot mit Foils.
Für mehr Stabilität könnte auch eine größere Flosse, die etwas weiter vorn ist, sorgen.
Bin gespannt auf die Heckform.....
Spekulatius, Spekulatius......

Grüße, Bernd

Hallo,
Wunder gibt es auch hier nicht und ohne Mukis geht auch dieses Boot nicht ab wie eine Rakete.
Denke da hat sich der Werbeprofi etwas weit aus dem Fenster gehängt.
Mehr oder weniger sind alle Möglichkeiten schon mal versucht worden, vor allem schneller und Stabiler schliessen sich schlicht aus meiner Sicht aus.
Gruss Paul

Hallo Arnim,
beim K1 ist ja schon mal jemand auf die Idee gekommen so eine Art "Zwei-Kiel" (im weitesten Sinne Katamaran) Konstruktion zu bauen. Sah sehr interessant aus, hat aber in meinen Augen, nach einer Testfahrt die ich damit beim 1000-Seenmarathon gemacht hatte, nicht viel gebracht. Beim einsteigen fühlte es sich sicherer an, beim fahren ohne Welle auch noch und bei Welle ehr schlechter. Mit meinen Fähigkeiten konnte ich dem Boot auch nicht das gleiche Tempo entlocken wie z.B.
einem Vajda Accelero.
Bin mal sehr gespannt was da jetzt neues auf den Markt kommen wird, es gibt ja keine Bauartbeschränkungen bei den Surfski.

Viele Grüße
Jörg

In Boyans Revier wird es am ehesten ein Boot werden, das die Wellen besser mitnimmt, dabei dann mehr Dampf draufkriegt und das nicht zu kippelig ist.
Auf das Heck bin ich auch sehr gespannt, weil ich der Meinung bin, dass man mit einem abgehackten Heck eine gestrecktere Linienführung hinkriegt - so wie sie sonst ein Boot mit 50 cm mehr hätte. Vielleicht hat es auch mehr dynamischen Auftrieb? Ein Heck, das auf flachem Wasser schmal ist und mit zunehmendem Eintauchen überproportionalen Auftrieb kriegt - wie bei einem unten abgerundeten V.
Heute hatte ich nur dank Escape einen schönen Paddeltag. Windstöße, kabbeliges Wasser, Motorbootwellen, Reflexionswellen vom Ufer, Regenböen und trotzdem nicht zu kalt ... Mit dem Accelero hätte ich einen kühlen unfreundlichen Badetag gehabt. Nachher habe ich an das Boot von Boyan gedacht, an Hawx oder Orca, V8 oder V14 ... zu einem schnellen Boot gehört auch, dass ich es nicht zu defensiv fahren muss. Deswegen ist bei jedem Wetter ein anderes schnell.

@Jörg: Meinst Du den Poldi-Kajak? Poldi hatte bei seinen Zeichnungen, mit denen er das Prinzip verdeutlichen wollte, aus einer konvexen Fläche eine konkave gemacht und hat in der Zeichnung dann die Wasserlinie unverändert gelassen. Das konnte bei gleicher Beladung nicht klappen, denn kein Gegenstand hat das gleiche Volumen, nachdem ich ihn eingebeult habe.

viele Grüße
Chris

Hallo Arnim,

an die wundersame Überlistung der Physik glaube ich nicht.
Bin aber mal gespannt, was da herauskommt.

Beste Grüße
Norbert

Hallo,

wisst Ihr, ob irgendjemand mal versucht hat, ein richtig schmales Renn- SUP im Sitzen zu paddeln? Das müsste dann doch eigentlich stabil UND (im Gleiten) schnell sein?!

Bei einem "normalen", 31" breiten (im konkreten Fall aufblasbaren) Brett war der Einstich allerdings viel zu breit, man bräuchte ein sehr langes Paddel und der sehr platte Bugbereich hatte überhaupt keine Führung.

Es bleibt spannend!

Zitat
mamaru
Hallo,

wisst Ihr, ob irgendjemand mal versucht hat, ein richtig schmales Renn- SUP im Sitzen zu paddeln? Das müsste dann doch eigentlich stabil UND (im Gleiten) schnell sein?!

Bei einem "normalen", 31" breiten (im konkreten Fall aufblasbaren) Brett war der Einstich allerdings viel zu breit, man bräuchte ein sehr langes Paddel und der sehr platte Bugbereich hatte überhaupt keine Führung.

Es bleibt spannend!

Schnell sind die Race SUP's allemal und das im stehen, wenn man es kann, Kraft und Ausdauer hat, sind 10km/h drin, beim Surfen mit dem Wind sicher mehr.

Denke auch, daß es in die Richtung geht. Ein auf 6m gestretchtes und schlankeres SUP Race Board, was einen Surfskibug verpasst bekommen hat.
Auf Flachwasser wird's damit allerdings auch nicht flotter gehen, da hilft dann wahrscheinlich doch nur Training oder böse Pillen.

Grüße, Bernd

Bin gespannt was dabei heraus kommt. Hab ja schon ein 600'er Kajak. Also schon ganz vorn dabei. Aber wie IMMER, ein guter Kanute
ist nicht unbedingt langsam mit einem vermeintlich langsameren Boot. War ja nun ein paar Jahre raus aus dieser Szene, aber bei beiden Rennen, an denen ich teilgenommen habe sind NUR die allerbesten und sichersten auch vorne angekommen. Alles andere als ein weiteres "schnelles" Boot würde mich überraschen. Aber ausschließen kann man ja nix. Na schauen wir mal.

Beste Grüße vom Strelasund von
Achmed

Wer mehr wissen will, schaut mal im Surfskiforum nach.
Dort antwortet Boyan persönlich auf kritische und skeptische Fragen.
Cheers
tom

Klar, kein Boot geht ohne Kraft - aber ist das wirklich das Thema? Mir fehlt die Vorstellungskraft für einen so fulminanten Fehlgriff. Das wäre mehr als peinlich.

[static.wixstatic.com]

Ich glaube nicht, dass das Thema Unterwasserschiff beim Kajak ausgereizt ist.

Surfskis orientieren sich bislang immer noch mehr oder weniger freiwillig an Richtlinien aus dem ICF Bereich (wenn man sich an diese hält, dann ist das Thema Unterschiff in der Tat weitgehend ausgereizt, oder Heerscharen von Surfskidesignern hätten da was entscheidendes übersehen). Also z.B. keine konkaven Bereiche im Unterschiff (verhindert Wellenbinder), und keine zusätzlichen Finnen (verhindert Foils und alles, was ähnlich wirkt). Ich weiß es nicht, könnte mir aber vorstellen, dass gerade das Thema Zusatzfinnen noch gar nicht angefangen hat, sei es zur Richtungsstabilisierung (weniger Ausbrechen) oder zwecks Auftrieb des Hecks.

Kurze Verständnisfrage eines schweigenden Mitlesers, was foils sind glaub ich weiß ich (solange es dasselbe ist wie an nem Rennsegler) aber was sind Wellenbinder?

guckstu hier [de.wikipedia.org]

Hab ich mir tatsächlich schon angschaut bevor ich die Frage gestellt habe, allerdings erklärt der von dir so schön verlinkte Artikel/ Wikipediaeintrag mehr die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte als eine konkrete Funktionsweise.

Im Prinzip ist der Spant seitlich links und rechts sozusagen konkav eingedellt, wie auf den Bildern bei Wikipedia auch zu sehen.
Dadurch entsteht ein gewisser Staudruck der das Schiff in Fahrt etwas nach oben hebt, ohne das es dabei ins Gleiten gerät.
Dadurch verringert sich die benetzte Fläche und das Schiff läuft etwas leichter, wichtig ist dabei wohl auch das richtige Zusammenspiel von Bug und Heckwelle, dass es Wellenbinder genannt wird liegt wahrscheinlich daran. (hoffe es halbwegs richtig erklärt zu haben)

Grüße, Bernd

Ergänzung zu Bernd: ich vermute, dass Wellenbinder nur in einem relativ begrenzten Geschwindigkeitsbereich wirksam und effizient sind. Für Surfski daher problematisch, denn die sollen ja im Bereich 11 km/h bis, was weiß ich, 20 km/h gleichermaßen flott sein. Ich kann damit aber auch falsch liegen.

Vielen Dank Bernd, dank deiner Erklärung macht jetzt auch diese Grafik der Rumpfformen Sinn, zuvor hatte sich mir nicht erschlossen inwiefern eine Vergrößerung der benetzten Fläche von Vorteil sein soll, aber unter dem Aspekt dass es das Boot ein Stück weit aus dem Wasser hebt, klingt das schlüssig.