Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen Nutzungsbedingungen

Erweiterte Suche

Pietsch & Hansen, Habel IV

geschrieben von Juli 
Pietsch & Hansen, Habel IV
14. Juli 2013 23:14
Mein Testbericht zum Habel IV von Pietsch & Hansen.


01. Mai 2009

Jetzt fahre ich also das 6. Seekajak nach ca. 18 Jahren auf Ost- und Nordsee.

1. Robson Puffin PE + Umklappsteuer (2 Jahre)
2. Valley Skerray PE + integriertes Steuer von Zölzer, (3 Jahre)
3. P&H Capella PE + Umklappsteuer, (4 Jahre)
4. Hasle Expedition PE + integriertes Steuer, ( 3 Jahre)
5. Kajak-Sport Artisan GFK + Skeg, (6 Jahre)
6. Pietsch & Hansen Habel IV, integriertes Steuer.


Der Habel IV bleibt äußerlich ein typisches Pietsch-Boot, ist aber etwas länger als der Vorgänger (548 statt 530 cm), dafür 2 cm schmaler ( statt 60 cm jetzt 58 cm) (Volumen : 350 Liter ( v 75 l , m 160 l , h1 35 l , h2 80 l / Gewicht 25-27 Kg / Lukengröße: v 24 cm, h1 20 cm, h2 42 x 30 cm) und soll mit seinem neuen Unterschiff und der verlängerten Unterwasserlinie deutlich schneller sein ...
Die Optik ist Geschmacksache wie immer; ich finde ihn sehr schön. Die abgedeckten Finnlandluken geben dem Langeiner eine auffallend einheitliche Linie, sehr schön ...
Na gut, also los ...

Ich sitze perfekt in dem von Pietsch und Hansen neu konstruierten Sitz, den man auf seine Bedürfnisse mit Hilfe von 4 neuen Bohrlöchern, - so wie bei mir nötig -, verschieben kann. Das Boot ist nicht so kipplig, dass ich fürchterlich aufpassen muss, um nicht umzukippen, bewegt sich aber gleich beim Einsteigen so ähnlich wie mein Artisan, mein voriges Boot; also, man muss sich schon konzentrieren.

Das integrierte Steuer lässt sich schnell und einfach einstellen und funktioniert hervorragend, wie von Pietsch und Hansen Booten gewohnt; es reagiert extrem schnell und zuverlässig. Kein Boot, dass ich kenne, reagiert so leicht und so stark.

In der Mittelstellung, als Skeg gefahren, reagiert die Steueranlage immer noch so stark, dass bei nicht zu starkem Wind diese Einstellung durchaus sinnvoll genutzt werden kann; der kleine Ausschlag mit der Mini-Steuerbewegung ist deutlich merkbar. Immerhin vermindert man mit dieser Einstellung den leichten Bremseffekt der voll-ausgeklappten Steueranlage bis nahe Null. (Ein Freund ist im vorigen Sommer bei einem Oland aus Versehen nur mit dieser Einstellung 1 Woche in den West-Schwedischen Schären gefahren, weil er sich nicht auskannte mit der Steueranlage ...). Die Skegeinstellung mit Steuerschlag ist meine Lieblings(ein)stellung.
Die Skeg-Einstellung ohne Betätigung des Steuers scheint mir allerdings nur für Windstille oder direkten Gegenwind geeignet, weil das Schiff doch mit nur Skeg schnell wegdreht.

Der Habel IV gleitet gut, er ist nach meinem Gefühl auf der Langstrecke geradeaus nicht langsamer als der Artisan, dabei aber wesentlich wendiger; das ist aber nur meine Empfindung und noch nicht untermauert.
Die Anfangsstabilität liegt, wie ich so fühle, etwas höher als die vom Artisan. Immerhin traue ich mich im Habel IV während der Fahrt zu fotografieren.

Das Boot fühlt sich wohl bei Gegenwelle, geht gut drüber weg und platscht beladen nur wenig, leer höre ich es hinter mir des Öfteren platschen; gut finde ich, dass der Wasserablauf der von vorne kommenden Wellen durch die Kompassdeckserhöhung problemlos wegdriftet, nur die wirklichen Brecher lassen sich dadurch nicht beeindrucken.

Ich fühle mich im Boot sicher, auch durch den guten Knie-Halt am Süllrand; die dafür vorgesehenen Halteschalen passen mir genau.
Seitenwind oder andere problematische Windrichtungen sind bei diesem Boot kein Problem dank des Steuers, auch auf den Trimm muss ich nicht mehr achten; bei Skegbooten ist beides ein wichtiges Thema. (Ich habe meist in meinem Artisan mit dem Skeg keine Probleme gehabt, allerdings musste ich mich bei manchen Fahrten deutlich kanten und „ein-seitlich“ anstrengen, um Geschwindigkeit und Kurs wie gewohnt zu halten; ein Fahrfehler war dabei ausgeschlossen, das habe ich über 6 Jahre lang ausprobiert! ... Und letztes Jahr hat sich das Skeg häufig verklemmt; die Steinchen der westschwedischen Schären waren irgendwie dauernd dazwischen.)

Die einfache und mittlere Welle von hinten ist mit dem Steuer sehr gut zu beherrschen und auch die Surfwellen machen mit dem Boot Spaß, weil das Steuer im Surf richtig zupackt . - Ich frage mich allerdings, was das Steuer in den Brandungswellen macht, wenn es ans Anlanden nach einem Surf geht. – Wenn man das Steuer nicht rechtzeitig reinholt, droht eine Beschädigung. Und der Habel IV ist auf sein Steuer angewiesen! –
Konsequenz: vorher auf Skegstellung einstellen. –

Dann wird der Surf an den Strand aber ganz anders: Mach dich drauf gefasst, dass der Habel IV irgendwann abdreht und nur schwer auf Kurs zu halten ist, am besten schnell in die Welle stützen und zum nächsten Surf anreiten, oder rückwärts paddeln und den Surf vermeiden, wenn die Welle zu hoch erscheint. Mit dem Steuer, - wenn du also im normalen Surf bist -, ist das Surfen eine Wucht; das Steuer hilft enorm und wird eben nicht hinten rausgehoben wie bei Aufsatzsteuern.

Die Super-Konstruktion des Steuers hat also auch ihre Schattenseiten, die aber nur beim Surf-Anlanden zum Tragen kommen. Durch das Herausfahren des Steuers wird die Effektivität garantiert, aber eben auch die Verletzbarkeit beim Anlanden in Kauf genommen.
(Die Lettmann-Steueranlagen verzichten, meines Wissens, auf das Herunterfahren des Steuers und können deshalb beim Anlanden wegklappen, aber auch nur dann, wenn der Steuermann das Steuer mit den Fußpedalen genau gerade hält ... Bei den auf das Heck aufgesetzten Umklappsteuern fällt diese Gefahr weg, weil sie einfach nach oben gedrückt werden, die Stellung ist dabei ziemlich egal).
Also, - das muss man schon mal nach Wichtigkeit für sich entscheiden! – Für mich ist die Entscheidung schnell und klar zu fällen gewesen. Ich bin ein Wanderfahrer, der ab und zu in schwierige Bedingungen gerät, aber eher selten im Surf anlandet.

Die Skegboote sind hier deutlich im Vorteil, und wer die Betonung auf sportliches Fahren legt und vor allem mit der Brandung liebäugelt, sollte sich aus meiner Sicht kein Steuerboot anschaffen. (Kann man auch wieder anders betonen: Den Habel IV fahre ich inzwischen zu 85% als Skeg-Boot ..., also ...)

Mit dem Habel IV zu surfen, ist die reinste Freude!

Die Geschwindigkeit des Bootes ist für mich vollkommen o.k. Ich kann mit diesem Boot entscheiden, ob ich in der Gruppe vorn oder hinten fahren will, und ich kann meine Position problemlos halten, was mir bei meinen ersten 3 Booten nicht immer gelungen ist.
Mit meinem Artisan war das ebenfalls kein Problem. Seine Schnelligkeit hat für mich wesentlich zum Genuss der Fahrten beigetragen; so ist das auch im Habel IV. – Ganz wesentlich für mich! – Sicherheit in der Welle und Geschwindigkeit hängen natürlich, - ich weiß es -, sehr vom Paddler ab, aber doch auch vom Boot und eigentlich vom Zusammenspiel beider.

In achterlichen hohen Kreuzseen, - eine nicht ganz einfache Anordnung -, ist der Habel IV sicher und geradezu vergnüglich für mich zu fahren. Und ich konnte schnell und sicher wenden, um einem gekenterten Kameraden zu helfen, - (Die V-Methode hat übrigens super geklappt unter diesen Bedingungen! [ich mag übrigens trotz der positiven Erfahrungen viel lieber die Doppel-T-Methode oder wie das heißt] -.) – Sicher, flexibel und schnell, 3 Stichworte, die für den Habel IV insgesamt auch gut passen.
Die Eskimorolle funktioniert mit dem Habel IV richtig gut, auch bei ausgeklapptem Steuer, etwas leichter ohne, beladen und unbeladen gleich gut. Klasse.

Ich hab` mich nach einigem Überlegen und Resümieren meiner Erfahrungen mit der 3. Abschottung und der Serviceluke bei meinen anderen Booten gegen die 3. Luke entschieden, aber das ist nun wirklich Geschmacks- bzw. Erfahrungssache; mir nimmt sie nur Platz weg. Ich kann das Decknetz ohne Extraluke viel besser nutzen.

Das Boot lässt sich sehr einfach bepacken und hat ausreichend Platz für 14-Tage-Touren, ist also expeditionstauglich, auch in dieser Beziehung. Besonders vorn ist es nicht zu schmal geschnitten, sodass der Raum tatsächlich zur Verfügung steht.

Die Verarbeitung stellt sich unter Beanspruchung als sehr gut heraus. Schwachstellen habe ich bisher nicht entdeckt; solide Arbeit.

Schließlich sind da noch diese decksgleichen GFK-Deckel, die über die Finnlandlukendeckel gesetzt werden; ein ästhetisches Plus, und sie verhindern die UV-Strahlung und verlängern damit die Lebensdauer der Gummideckel. Die Handhabbarkeit während der Tour ist leicht und unkompliziert, die Druckknopftechnik klappt immer. Allerdings kann ein Mitfahrer während der Fahrt nur sehr schwer an meine Packelage ran, aber das soll er auch nicht. Wer sie nicht mag, lässt sie zu Hause. - Und man kann den hinteren, großen Deckel als Tisch für das abendliche Schlemmermahl benutzen ...

So, - das wär`s erstmal ... Mal seh`n, ob der Habel IV diesen richtig guten Eindruck im kommenden Sommer bestätigt ...


03. August 2009

Nachtrag: ... - - - -

Jetzt bin ich eine gute Woche mit dem Habel IV in der Dänischen Südsee unterwegs gewesen bei relativ viel Wind und unterschiedlichen Bedingungen ...

Das Boot ist zuverlässig in allen Bereichen und hat meine Erwartungen voll erfüllt (s. oben). Besonders bei schwierigen Wellenverhältnissen (Kreuzseen, überschlagende Wellen seitlich, heftige Gegenwelle und beim Surfen) bleibt er ruhig und dabei sehr wendig.

Der Habel wirkt mit seinen 58 cm Breite recht bullig, besonders von hinten gesehen und wenn andere Seekajaks neben ihm liegen. Der Stauraum ist riesig und für die ganz lange Fahrt gut geeignet.

Weiterhin hat sich seine Grund-Schnelligkeit bestätigt, die durch seine Wendigkeit noch erhöht wird. Das macht sich bei rauer See sehr positiv bemerkbar.

Vorsicht mit dem Steuer! Am besten vorwärts starten oder ganz bewusst darauf achten, dass es ganz eingefahren ist. Bei mir hatte sich der Festmacherdraht vorn unbemerkt gelöst und so habe ich kurz versucht, das Boot rückwärts mit voll ausgefahrenem Steuer ins Wasser zu schieben. Ich hab`s aber rechtzeitig gemerkt...

Ich bin mehr als zufrieden und kann das Boot allen empfehlen, die etwas größer und/oder schwerer sind ......


13. Juli 2013

.... jetzt noch ein Zusatz, nachdem sich alles andere oben Erwähnte langjährig bestätigt hat. - das ausgefahrene Steuer ist in großen und hohen Wellen oder bei insgesamt heftigen Bedingungen Gold wert. Es gleicht den Wasserdruck sehr gut aus, etwa den einer oben brechenden Welle, die man durch die flache Stütze abfängt.
Mit anderen Worten: Ich fahre jetzt fast immer mit dem Steuer, sobald ich in tieferes oder heftiges Wasser komme. Deshalb ändere ich den Prozentsatz von Skeg und Steuer auf 50-50.


Aus dem Forum

08. August 2008 Erfahrungen mit dem neuem Habel IV Ursprungsthread und der Ort für Nachfragen

07. Dezember 2006 Re: Bilder vom neuen Habel IV (Jens Pietsch zum Volumen)
Dieses Thema wurde beendet. Eine Antwort ist daher nicht möglich.

Meer erfahren - fair kommunizieren.