Hallo Leude,
zurück vom Hiddensee Marathon gibt es natürlich einen kurzen Bericht
Die Anfahrt am Mittwoch war schon eine gute Einstimmung, es goss wie aus Kübeln und der Wind fegte Äste und sonstiges Zeug über die Strasse, die Boote auf dem Dach liessen das Auto schwanken. Bei 800km Fahrstrecke nicht eben schön, im Radio kamen die Meldungen über eingestellte Schiffsverbindungen, umgestürzte Bäume, Stromausfälle etc.
Donnerstags dann die erste gemeinsame Ausfahrt im Rahmen der "Stralsunder Kanuwoche" mit ein paar kleineren Schauern aber in einer tollen Landschaft auf dem Prewrowstrom, mit Seevögeln, Fischadlern und viel Wasser. Eine schöne lockere Tour zum Warmpaddeln für den Samstag, absolut stressfrei organisiert und durchgeführt.
Freitag war dann noch mal Ruhetag angesagt, also ein bischen was von Stralsund gesehen (absolut empfehlenswerte Stadt), die Gorch Fock 1 besichtigt und natürlich Fischbrötchen gegessen. Abends wurden dann schon die Boote vorbereitet, alles verstaut und fahrbereit gemacht, die obligatorische Streckenbesprechung und Belehrung, noch ein Bierchen und ab in's Bett.
Samstag, der Marathon-Tag. Aufstehen um 05:00 Uhr, Katzenwäsche, kurzes Frühstück, Nase pudern, die letzten Teile vertüddeln und ab in's Boot. Um Punkt 06:00 Uhr warteten dann alle Teilnehmer vor dem Steg, eine kurze Einweisung zum aktuellen Wetter und Fahrroute und dann der Startschuss gegen 06:10.
Los ging es bei sehr ruhigem, etwas trübem Wetter in Richtung Hiddensee, über den Bodden. Der leichte Wind kam, wie vorhergesagt aus Südwest, schob also ein bischen an. Die Favoriten waren wie zu erwarten schnell am Horizont verschwunden, ich ging es mit etwas mehr Ruhe an, immerhin war es für mich die erste Veranstaltung dieser Art.
Mit der Annäherung an Hiddensee kam die Sonne heraus, es machte richtig Spass in dem zum Teil sehr flachen Bodden zu fahren, noch mal ein kurzes Stück nach Westen mit Rückenwind, Trinkflasche verpacken, gerade setzen und ab auf die Ostsee. Der Wind hatte zu der Zeit schon aufgefrischt, die Wellen kamen dann auch schnell in für einen Nicht-Meeresanrainer in erheblicher Höhe angerollt. Was zum Anfang richtig Spass machte wurde dann nach einiger Zeit etwas verkrampft und gegen Ende sehr anstrengend, das dauernde Ausgleichen, hoch/runter/rechts/links/vor/zurück und alle Überlagerungen führten irgendwann zu einer verkrampften Sitzhaltung und einem ebensolchen Magen. Die schöne Küste konnte ich entsprechend erst wieder richtig geniessen als ich um die Spitze herum war und die Wellen wieder erträglicher wurden. Ein langsam gepaddeltes Stück, eine Banane und eine halbe Flasche Cola brachten dann die Lebensgeister und den Spass wieder zurück. Arme und Rücken waren zu diesem Zeitpunkt allerdings schon merklich schwerer zu bewegen.
Es ging noch eine Weile um die nordöstliche Spitze von Hiddensee herum, und dann lag der Strelasund - und Stralsund - direkt vor uns. Die drei sehr grossen Kirchen von Stralsund zeichneten sich bei klarer Sicht gegen den Horizont ab, zum greifen Nahe - Endspurt!
Endspurt? Naja, nach einer Stunde hatte sich irgendwie am Stadtbild von Stralsund absolut nichts geändert, kurz darauf war's verschwunden in der anrückenden Regenfront die mit heftigem Wind herangetragen wurde. Der Wind kam nun sehr stark und genau von vorne, etwas was man nach der bereits gepaddelten Strecke nicht mehr gebraucht hätte. Das Wetter beruhigte sich zum Glück wieder, wenn auch nicht für lange. Zwischenzeitlich konnte man Stralsund wieder ganz klar und zum Greifen nahe am Horizont erkennen, es waren 2 Stunden vergangen, dann 3, und noch immer kamen die Kirchen nicht erkennbar näher. Dafür die nächste Regenfront, und der nächste Sturm. Zu dem Zeitpunkt war mir absolut klar dass ich im nächsten Jahr unseren zeitgleich stattfindenen Kanuthlon im Verein mitmachen würde, 5km laufen, 3km Paddeln, danach Bier und Wurst, wie schön wäre das gewesen. Aber, rundum nur Wasser, und in eins der immer wieder anfahrenden Begleitboote zu steigen verbot natürlich der Ergeiz, und irgendwie ging's ja noch. Dann kam erneut die Regenfront, die Wellen schlugen mehrfach am Freibord hoch, in's Gesicht, Regen und Wellen liefen in Strömen überall rein, alle Muskeln brannten wie Feuer, und der Wind erlaubte ein Vorwärtskommen nur noch im Schneckentempo.
An der Stelle war mir klar dass ich die drei Kirchen wohl sprengen müsste, nach mittlerweile 4h waren sie noch immer am Horizont und kamen nicht näher, aber dafür wieder Regen, und erneut Sturm.
Wie dem auch sei, der Gedanke an eine heisse Dusche und ein kaltes Bier liessen mich irgendwie bis in's Ziel kommen, mit fast genau den geplanten 10h Gesamtzeit für die 70km. Das Begrüssungskommitee hat trotz Regen und weit auseinandergezogenem Fahrerfeld jeden einzelnen in Empfang genommen und beim Ausstieg geholfen, Hände schütteln, Glückwunsch, tolle Leistung.
Danach (nach der Dusche und dem Bier) noch ein bischen mit den Leuten gequatscht, Siegerehrung und dann war's leider schon wieder Zeit die Boote zu verstauen und die Zelte abzubrechen, für den 800km-Automarathon zurück in's Rhein-Main Gebiet.
So viel zum Hiddenseemarathon, der Ausschlag, auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder dabeisein zu wollen, gab aber der Verein, und die Mitpaddler, die Ausrichtung der Veranstaltung und der Woche, die lockere Atmosphäre, die Hilfsbereitschaft, es war wirklich einfach toll. Ein dickes Lob und ein noch dickeres Dankeschön an die Stralsunder Aktiven die sicherlich sehr viel ihrer Zeit und Nerven in die Veranstaltung gesteckt und die sie perfekt hinbekommen haben.
Viele Grüsse auch an die Paddler die ich auf und am Wasser kennenlernen durfte, darunter natürlich auch viele Forumisten die ich jetzt mit einem Gesicht verbinden kann, und bis zum nächsten Jahr zum 7ten Hiddenseemarathon.
Bis dann,
Ralf Schmidt
Alle Ergebnisse, sehr! viele Bilder und weitere Infos gibt's schon online auf der Website vom Stralsunder Kanuclub:
[
www.stralsunder-kanu-club.de]