Als Anfänger direkt mit einem Grönlandpaddel beginnen?

Hallo Leute,

wie ihr vermutlich mittlerweile wisst, werde ich demnächst bzgl Seekajak aktiv werden und beschäftige mich gerade mit dem Thema Paddel aus Sicht eines Seekajak-Beginners.

Ich bin davon ausgegangen, dass ich mit einem klassischen Doppelpaddel anfangen werde. Ich habe mich also bezüglich Materialarten, etc eingelesen und bin dann auf's Thema Grönlandpaddel gestoßen und je mehr ich mich damit beschäftige, umso wahrscheinlicher wird es, dass ich direkt mit einem Grönlandpaddel starten möchte.

Ich lese immer wieder, dass erfahrene Paddler und gerade Paddler mit Schulterproblemen zum Grönlandpaddel wechseln und es nicht mehr missen möchten. Auch diverse Techniken mit einem Paddel sollen aufgrund der Form "einfacher" umsetzbar sein, sodass ich mir die Frage stelle: "Warum nicht von Anfang an mit einem Grönlandpaddel loslegen?"

Was Modelle angeht, so gibt es natürlich dieses Grönlandpaddel Inuksuk aus Carbon für ca. 400€ oder verschiedene Modelle aus Holz.

Welche Maße würdet ihr vorschlagen?
Ich bin 192cm bei ca 90kg und mein künftiges Kajak wird 520cm bei 58cm Breite haben.
Einsatzort: Förde / Ostsee

Dieser Beitrag soll nicht in die Richtung "Doppelpaddel vs Grönlandpaddel" gehen, sondern eher die Frage stellen:
"Spricht etwas dagegen als Anfänger direkt mit einem Grönlandpaddel zu starten?"

Vielen Dank und viele Grüße
HaPe

Hallo HaPe,

leg einfach mit dem Grönlandpaddel los solange du noch nicht durch eine andere Paddelform "verkorkst" wurdest.
Und bis du endlich mal praktisch losgepaddelt bist, kannst du schonmal versuchen ein GP selbst zu schnitzen. Wenn das Ergebnis mangelhaft wird, hast du zumindest eine hübsche Deko ;-)

Grüße und baldiges Anfangen wünscht Thomas

Ich denke da spricht nichts dagegen, es komm aber darauf an ob du es eher sportlich oder gemütlich angehen möchtest.

Bei ersteren würde ich dir raten gleich mit einem Wing (sehr kleines Batt) zu beginnen, bei schonender, kontinuierlicher aber ausdauernder Fahrweise kann das GP aber durchaus Sinn machen.

Allerdings ist es wichtig zu versuchen, von Anfang an die richtige Technik zu erlernen bevor sich Fehler manifestieren.

Hallo und danke soweit!

@Käptn-Blubber
Mit Blick auf meinen langfristigen Einsatzzweck (Mehrtagestouren / längere Tagesetappen), möchte ich mich nicht in 1-2 Stunden auspowern, sondern von Anfang an mit einer "gemütlichen Sportlichkeit" ganze Nachmittage oder eben ganze Tage auf dem Wasser verbringen und dadurch Strecke machen.

Ahoi,

wie Käptn-Blubber schreibt.

Ansonsten:

Zitat
HPTheRed
Welche Maße würdet ihr vorschlagen?

Ich habe etwa dein Format, 2cm kleiner.
Meine Lieblingspaddel sind das Eastpole Nanuk in 230cm und das Inuksuk welches ich ein bisschen kürzer fahre. Einen Unterschied beim fahren merkt man eigentlich kaum, die Blätter sind auch beinahe identisch. Das Inuksuk passt halt besser in den Kofferraum und als Ersatzpaddel an Deck.

Im Winter fahre ich (naja, fuhr ich, ich habe den Kermit ja nicht mehr) ein Boot mit den von dir angegebenen Abmessungen mit dem Nanuk, war für mich in Ordnung.
(man verzeihe mir die komische Schwimmweste, aber die wärmt tatsächlich besser als die Kaikoura :-))


Gruß
Thomas

Hallo Thomas,

vielen Dank! 230cm habe ich auch schon für mich als "mein Maß" identifiziert und werde das dann auch beim Grönlandpaddel nutzen.

Dein Video schaut saukalt aus, aber mit der richtigen Ausrüstung stelle ich mir das schön idyllisch vor. ^^

Eigentlich ist das egal mit welchem Paddel man anfängt. Wichtig ist eine gute Einweisung in die Technik, die zu dem Paddel passt. Grade beim Grönlandpaddel ist die Technik bei vielen grausam.

Sportlich paddeln kann man mit jedem Paddel. In der Hinsicht stimme ich nicht mit " Käptn-Blubber" überein. Das Wingpaddel ist allerding das effizienteste Paddel und sorgt bei entsprechenden Krafteinsatz für den größen Vortrieb. Auf langen Strecken relativiert sich der Vorteil wenn die Kraft nachlässt. Das Nachlassen der Kraft wird auf langer Strecke größer sein, um so mehr Kraft man zuvor eingesetzt hat. Da das Grönlandpaddel weniger Kraft überträgt wird man nicht das Tempo wie mit dem Wingpaddel erreichen, man hält sein Tempo dafür aber auch länger durch. Stimmt die Technik nicht, dann spielt das Durchhalten aber auch keine Rolle mehr, da die zurückgelegte Strecke von zu geringer Bedeutung ist als das der Vergleich noch etwas ausmacht.

Ich wechsel zwischen Wing-, Gönland- und Europaddel ohne Probleme. es gibt abe rauch Paddler, die Probleme damit haben vorallem von der 0° Drehung vom Grönlangpaddel auf gedrehte Paddel zu wechseln. Aber da gibt es ja auch bei geteilten Paddeln heute die Möglichkeit jede beliebige Gradeinstellung zu wählen.

Gruß, Ulf

So, für die Paddellänge gibt es eine Möglichkeit, diese zu ermitteln. Es kommt nicht auf die Paddellänge im Allgemeinen an, sondern auf die Schaftlänge. Die ergibt sich aus Deiner Griffweite. DEINE persönlich optimale Griffweite ist folgende: Du lässt Deine Arme locker hängen. Schwingst sie anschließend fast gestreckt nach vorne. Die Entfernung, die Deine Hände dann voneinander haben ist die physiologisch zu Dir passende Griffweite. Das hat mir mal ein (Ex?)Nationaltrainer so erklärt. Also nix 90°/90°. Bei mir klappt es so prima.
Beim Grönlandpaddel fängt neben dem kleinen Finger auch schon das Blatt an. Ob man noch wenige cm Reserve lässt, kann ich Dir nicht sagen, da ich kein Grönlandpaddel fahre.
Ein Grönlandpaddel ist länger als ein Europaddel.

PS: Ich habe die 4.Null geknackt - zumindest für ein erfreuliches Thema... Ich schmeiß 'ne Runde


***
"Die Welt wäre ohne Euch ohne Euch." (Helge Schneider)

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Persönliche Kontaktmöglichkeit jederzeit über PN.

Bin ein Fan vom Grönlandpaddel.
Ist schulterschonender, es ist einfacher mit ihm zu rollen (wenn man es kann) oder zu stützen.
Fehlende Geschwindigkeit kann man durch höhere Paddelfrequenz ausgleichen.
Wenn, dann kauf Dir aber gleich das Gearlab Kalleq.
Hier mein Test und Vergleich zum Inuksuk: [www.seekajakforum.de]
Als Motivationsvideo kann ich Dir die Videos von Paolo empfehlen: [www.youtube.com]

In bestimmten Situationen und Anwendungfälle haben natürlich auch Euro-Paddel ihre Vorteile und Berechtigung: [www.youtube.com]

Mein Tipp: Probiere alle Paddelvarianten aus und gib jedem Teil die Zeit, die es braucht, es kennen zu lernen. Das kann unterschiedlich lange dauern. Jedes Teil entwickelt seinen eigenen Rhythmus. Es wird sich herausstellen, welches Modell Dir am meisten zusagt.

Hans-Hagen

werschnellerlebtistfrüherfertig

Zitat
paddelmani
... es ist einfacher mit ihm zu rollen (wenn man es kann) ...

Ich behaupte, ich kann rollen. Mir ist aber noch nicht aufgefallen, dass das mit dem Grönlandpaddel einfacher geht. Schwerer wird's damit allerdings auch nicht.

Ich als Nicht-Nutzer eines Grönlandpaddels kann folgendes sagen: Nachdem ich mal 15 Minuten mit ein Grönlandpaddel gefahren bin, fühlte sich mein normales Kober-Moll Yukon Paddel an wie ein Besenstiel mit 2 Gummistiefel dran. Ich mag aber Paddel mit große Blattfläche, daher hab ich das Yukon noch, aber ich werde bestimmt mal umsteigen. Gewöhnlich bin ich eine der Letzte der auf ein Trend aufspringt, dann aber richtig

Bei einem Paddel finde ich Teilbarkeit einen für mich wichtigen Faktor, der Transport wird leichter. Auch kann man ein geteiltes Paddel leicht mal in der Luke verstauen. Zum Grönlandpaddel selbst findest Du hier viele Anregungen. Bei dem angedachten Touren würde ich sagen, nimm was Dir Spaß macht, und lerne die entsprechende Technik. Viele Wege führen nach Rom, (aber nicht nach Olympia)

Ich habe mit Grönlandpaddel bislang keine Erfahrung, aber da sicher Tausende von Inuits damit angefangen haben, kann es m.E. nicht verkehrt sein ebensolches zu tun.

Hallo HaPe,

ich habe selbst so angefangen .- und bin dabei geblieben. Ist jedenfalls keine grundsätzlich falsche Entscheidung und bei deinen Vorgaben wahrscheinlich sogar eine sehr gute.

Die einzige Beschränkung ist die, dass man sich viele Sachen selbst erarbeiten muss, wenn man nicht jemanden findet, der Einen einweist. Ich selbst habe, als ich vor ein paar Jahre angefangen habe, ziemlich viel Recherche betrieben und viel ausprobiert, was ich teilweise auch wieder verwerfen musste oder von dem die Umsetzung unklar war. Das muss aber nicht nur von Nachteil sein. Man macht dann auch so seine Erfahrungen, und man macht sie selbst.

Als Einstiegspaddel (und auch danach) kann ich die Eastpole-Paddel auf jeden Fall empfehlen.

Viele Grüße
Sven

Zitat
Ulf Böckenholt
Ich behaupte, ich kann rollen. Mir ist aber noch nicht aufgefallen, dass das mit dem Grönlandpaddel einfacher geht. Schwerer wird's damit allerdings auch nicht.

Ich finde schon, dass es sich mit einer Grönlandpaddel deutlich leichter rollen lässt, besonders wenn man Anfänger ist.. Allein schon wegen der Länge des Hebels erzeugt man mehr Kraft, sollte die Technik nicht passen.
Mit einer Europaddel muss man ziemlich genau den Winkel halten, damit die Paddel den benötigten Auftrieb erzeug. Mit einer Grönlandpaddel kannst Du diesen Winkel besser fühlen und insgesamt finde ich, dass die richtige Ausführung der Technik mit einer Latte leichter zu erlernen ist. Nach einem Rolltraining im Winter vor einigen Jahren klappten bei mir bestimmte Rolltechniken mit einer Europaddel nicht oder mehr durch Kraft als Technik. Mit einer Grönlandpaddel klappten die gleichen Übungen auf Anhieb und ohne Kraft. Am Ende bräuchte ich die Paddel gar nicht mehr und rollte mit der Hand. Aber fürs Erlernen der richtigen Technik war die Latte schon sehr hilfreich, da ich diese genauer kontrolieren konnte.

Guten Abend und danke für die Beiträge!

@Tiefwasser / @lodo4nik:
Das ist ne gute Bestätigung. Ich habe einiges an Recherche betrieben und sehe (für mich) eigentlich nur Vorteile. Daher ist das beschlossene Sache.

Schönen Abend und bis bald!
HaPe

Zitat
lodo4nik
Ich finde schon, dass es sich mit einer Grönlandpaddel deutlich leichter rollen lässt, besonders wenn man Anfänger ist.. Allein schon wegen der Länge des Hebels erzeugt man mehr Kraft, sollte die Technik nicht passen.

Genau darin liegt doch das Problem!
Es hieß, "wenn man die Rolle kann". Wer nicht sicher ist ob man hoch kommt, dann würde ich nicht von können sprechen. Davon abgesehen könnte ich mit Grönlandpaddel eine Rolle zeigen, die keine Technik vorraussetzt, nur etwas Tempo und Kraft. Wer die Rolle kann braucht weder Tempo noch Kraft, dann ist das Technik und die Paddelform und Größe spielt eine untergeordnete Funktion. Dann rollt es sich mit dem Kinderpaddel genauso gut wie mit riesen Prügeln oder einfachen Brettern.

Zitat
Ulf Böckenholt
Dann rollt es sich mit dem Kinderpaddel genauso gut wie mit riesen Prügeln oder einfachen Brettern.

...oder zarten Frauenhänden :-)

(Ok, mit Paddel sieht es oft noch besser/ kontrollierter aus.)

Probiere es aus.

Ich finde Grönlandpaddel erbärmlich ineffizient. Einzig bei starkem Gegenwind hat man einen Vorteil, weil man nur eine geringe Stirnfläche gegen den Wind andrücken muss.

Früher waren alle Paddel und Riemen (zB an Beibooten) so, ohne vergrösserte Blattfläche, gebaut. Man hatte einfach Schwierigkeiten, ein grosses Blatt an einem dünnen Schaft dauerhaft zu befestigen. Eskimos (längst nicht alle wollen Inuit genannt werden!) konnten das schon mal gar nicht, und auch an unseren Küsten bekam man die Ruder- und Paddelblätter erst vor rund 100 Jahren dauerhaft fixiert.

Plötzlich konnte man dünnere Schäfte mit grössere Blatt- und Wirkfläche vereinen, und deshalb hat sich diese Form auch rasend schnell überall durchgesetzt. More bang for the buck ;o)

Niemand gewinnt Rennen mit Dachlatten - die Dinger sind ineffizient. Aber es gibt Einige, die finden, dass die kleinere Blattfläche auf Dauer ermüdungsfreier zu paddeln ist. Das kann ich so nicht nachvollziehen: wenn ich weniger Kraft aufwenden will, ziehe ich weniger stark am Stöckchen oder paddle mit niedrigerer Frequenz.

Versuche es einfach mal auf einer für dich typischen Strecke. Ich brauche immer eine Stunde oder mehr, um mich an ein neues oder anderes Paddel zu gewöhnen. Mal eben für 10 Minuten von A auf B umzusteigen funktioniert bei mir persönlich nicht, daher bin ich kein Freund von kurzen Tests.