Carbon-Seekajak: Reparatur eines "Schlagloches"

Liebe Gemeinde,

ich hatte gehofft, keinen solchen Thread starten zu müssen, aber es ist doch passiert: Ich habe nach einer Tour beim Aufladen meines Norse Bylgja (Carbon-Version) den Rumpf zu heftig (eigentlich für mein Dafürhalten gar nicht so heftig...) auf die Spitze meines Eckla Ovalbügels geschwungen. Das klang gleich sehr schlecht. Ich habe jetzt einen Bruch in der Carbonhülle, der auch von innen deutlich zu sehen ist. Die Schadstelle ist ca. 2cm lang. Glück im Unglück: Es ist erst passiert als ich sowieso nach Hause fahren wollte - naja.

Wie kann man das reparieren? Bis zum Händler ist es etwas weit, deshalb die Frage: Nach welcher Art Handwerk muß ich bei mir in der Gegend suchen, wer könnte Carbon erst reparieren und dann das Gelcoat darüber ausbessern?

Hier sind ein paar Bilder des Malheurs auf GMX Cloud

Danke Euch für nützliche Tipps
Andreas

P.S. Ich bin in der Nähe von München

Ich habe nächsten Samstag ein Date mit einer Bootswerft, welche sonst Segelboote, ... reparieren. (Früher gabs dort immer mächtig leckeren Kuchen, seufz ) Vielleicht gibt es bei Dir in der Ecke so etwas?


***
"Die Welt wäre ohne Euch ohne Euch." (Helge Schneider)

*****

Persönliche Kontaktmöglichkeit jederzeit über PN.

Hallo Anke,

danke für die schnelle Rückmeldung. Mir ist in den letzten Minuten auch gekommen, dass die Wahl der Dienstleister geographisch etwas variieren könnte. Ich bin in München, da fällt die Alster leider etwas kleiner aus. Aber ich werde mich mal hier auf die Suche nach Bootsbauern machen - immerhin haben wir ja auch ein paar Seen.

Würde bei Prijon nachfragen, deren Laminat geht ja auch mal hopps, weiß gar nicht ob die selber reparieren, aber die kennen bestimmt einige Bastelbuden in der Gegend.

Moin cirrus,
Das ist ja knapp am Totalschaden vobei.
Die Außenlage Kohlegewebe ist ja optisch noch gut, da reicht wohl eine vorsichtige Injektion ins Gewebe und danach ein neuer dünner Topcoatüberzug.
Wenn nötig müsste eine Versteifung des Laminates innen aufgebracht werden.
Ein guter Bootsbauer sollte so etwas hinbekommen.
Schöne Grüße,
Tomas.

Hi Andreas,
ich wohne in Tutzing am Starnberger See. Prijon ist schon mal ein guter Tipp, vielleicht rufst Du auch in der Kajak Hütte in Peißenberg an,
kajak-huette.de/, die sind sehr Kunden orientiert und verleihen auch hochwertige Boote. Ich weiß nicht ob sie selber reparieren oder das zu Prijon in Rosenheim bringen. Mit denen arbeiten sie sehr eng zusammen.
Viel Glück

Schau auf das S....., dann b........................ deine Welt.

Schau doch einfach mal auf der Seite der Botsbauer-Innung bootsbau-bayern.de. Für die gelisteten Betriebe, die Kunststoffboote herstellen, dürfte eine Reparatur kein Problem sein. Sonst natürlich Prijon

Zitat
cirrus
Glück im Unglück: Es ist erst passiert als ich sowieso nach Hause fahren wollte -

Hättest du sonst die Tour abgebrochen?

Hallo zusammen,

ganz herzlichen Dank allen, die mir so schnell und umfassend - auch per PN - Ratschläge gegeben haben. Ich konnte bis jetzt den Fehler natürlich nicht beheben, bin aber auf jeden Fall zuversichtlich, dass das klappen sollte. Natürlich habt Ihr eine Info verdient, wie das letztlich gelöst wurde - die sollt Ihr bekommen. Ich kann jetzt nur noch nicht sagen, wie schnell das gehen wird. Zur Zeit versuche ich gerade Kontakt zu einem mir empfohlenen Bootsbauer zu bekommen, der das evtl. bearbeiten kann.

@ondada: Ja, ich denke, ich wäre mit dem Schaden wohl nicht weitergepaddelt. Inzwischen habe ich hier aber erfahren, dass man das mit einem Panzertape, bzw. wahrscheinlich besser: Aluklebeband temporär abdichten und weiterfahren kann.

Viele Grüße
Andreas

Liebe Gemeinde,

letztes Wochenende konnte das Kajak zum Glück wieder repariert werden - vor allem Dank einem Mitglied dieses Forums, dem ich jetzt wirklich sehr zu Dank verpflichtet bin.

Was wurde gemacht?

Der Rumpf des Norse Bylgja Carbon besteht aus einer Wabenschicht, die innen und außen jeweils mit einer Lage Carbon laminiert wurde. Aussen kommt noch das Gelcoat dazu. Der Schlag ging durch alle Schichten bis auf die Innenseite; die Wabe war aber nur leicht verformt, nicht zerstört.

Zunächst wurde auf der Innenseite die Lage Carbon um die Schadstelle herum abgeschliffen (Dremel, "Schäften"). Darauf wurde mit Epoxy ein Carbonpatch auflaminiert (ca. etwas unter 10x10cm, aber eben deutlich mehr als die Größe des ursprünglichen Schadens). Darüber kam Abreissgewebe.
Von außen wurde dann das Gelcoat genauso geschäftet (auf kleinerer Fläche als der Carbonpatch) und neues Gelcoat aufgetragen. Der Farbunterschied zum Original-Weiß ist minimal und spielt für mich keine Rolle - Hauptsache es ist wieder stabil. Nach einem ersten Aushärten des Gelcoat wurde dieser fein geschliffen (erst trocken, dann naß) und schliesslich poliert.

Die Arbeiten konnten wir dankenswerterweise in der Bootshalle meines Vereins machen, die aber unbeheizt bei unter 10° Lufttemperatur lag. Deshalb hatten wir zwei Infrarotlampen dabei, die sonst Rücken und ähnlichem Gutes tun. Die erwärmten die zu bearbeitenden Stellen ohne zuviel Wärme abzugeben.

Ich habe das Kajak nach drei Tagen aus der Bootshalle abgeholt, und die Stelle war trotz der suboptimalen Temperaturen vollständig ausgehärtet. Das Abreissgewebe ging gut ab, ohne Carbon mitzureissen.

Die Ovalbügel, die den Schaden (neben mir) mit verursachten, wurden jetzt durch Senkrechtstützen mit Rohrisolierung als Polster ersetzt. Die Rohrisolierung habe ich einfach mit Kabelbindern befestigt.

Vielen Dank allen, die mit Tips und tatkräftiger Hilfe zur Lösung dieses Malheurs beigetragen haben. Das erleben zu dürfen war ein echter Lichtblick, den ich so schnell nicht vergesse.

Hoffentlich war der Schaden aber jetzt erstmal das letzte Erlebnis dieser Art.

Viele Grüße
Andreas