Hallo Sebastian.
Da bin ich dann wohl gemeint....
Schön, dass Du Interesse an meiner Fahrt zeigst.....
Nach unserem Zusammentreffen südlich von Umea war ich noch lange unterwegs....
Bis Roslagen hatte ich eigentlich Glück mit dem Wetter; kam auch ganz gut voran. Die Hitze nervte etwas....und dann kam wegen der zahlreichen Brände das "Feuerverbot", das auch für kleine Kocher galt. Habe es erst nicht so ganz ernst genommen, weiter sehr umsichtig nahe des Wassers und manchmal auf Steinen im Wasser gekocht.....bis ich "erwischt" wurde, und sehr freundlich aber auch sehr bestimmt gebeten wurde, keine offene Flamme zu verursachen ("wir haben nur diese eine Insel..."). Das bedeutete für mich: wochenlang nur kalte Küche, nicht einmal Kaffee oder Tee, tagelang bei z.T. über 30 Grad Hitze nur lauwarmes Wasser aus dem Sack.... Manchmal konnte ich an Land eine Pizzeria oder einen Grill erobern, aber eher selten. Das hat mir ziemlich zu schaffen gemacht, nur Brot und Müsli.....
Ab dem Stockholmer Schärengarten nahmen die Winde tendenziell zu, meist Gegenwind. Auch fiel mir das Alleinsein nicht immer leicht; es ist doch ein deutlicher Unterschied, ob man mal für 10 Tage oder für Monate alleine mit sich und dem Meer ist....im Gegensatz zu Dir hatte ich so eine lange Alleinfahrt vorher noch nie gemacht (und wenn ich hier ehrlich sein darf: mir war es schon so manches mal mulmig in den Wellen...).
Irgendwann war dann wohl die Luft raus. Bin noch ein ganzes Stück die Bla Kusten runter gepaddelt, bis in die Nähe von Kalmar; dort habe ich meine Fahrt (bei zufällig günstiger Rückfahrgelegenheit ) dann beendet; nach 2 1/2 Monaten und knapp 2000 Kilometern im Kajak; ich habe damals nicht viel darüber nachgedacht, irgendwie spürte ich, dass ich nicht mehr wollte, fühlte mich körperlich und seelisch erschöpft; sah auch ein wenig (objektiv eher nicht berechtigt) gegen die ungeschützte Küste der Hanö Bucht und gegen die relativ weiten Überfahrten in Dänemark an.
Mein Endziel war ja eigentlich, nach Hause (Aurich) zu paddeln. Aber es war nie das wichtigste Ziel gewesen. Ich bin sehr wenig leistungsorientiert. Ich wollte eigentlich nur endlich einmal richtig lange (und nicht nur 2 oder maximal 3 Wochen lang ) im Boot unterwegs sein. Die Fahrt hatte auch etwas von einer Pilgerreise an sich; Unmittelbares Erleben der Schöpfung auf See und an Land, sich selbst darin wiederfinden, auch eine Fahrt "nach Hause" im übertragenen Sinn, zu mir selbst....und es gab durchaus auch religiöse Aspekte.
Ich habe viel erlebt während dieser 2 1/2 Monate. Oft Ängste ausgestanden,.... wenn sie auch meist nicht objektiv berechtigt waren, so habe ich sie doch aus meiner Verletzlichkeit heraus manchmal als existenziell bedrohlich empfunden. Musste auf vieles verzichten und mir wurde auch so deutlich wie nie zuvor, in welchem Luxus wir so ganz selbstverständlich zu Hause leben. Aber es gab auch unendlich viele tief beglückende Abenteuer, wunderbar beeindruckende Natur .... und sooo nette Menschen..... Und wenn ich jetzt meine Fahrt auf einer Karte nachvollziehe, dann schaudert es mich manchmal wegen der riesengroßen Entfernungen, die ich alleine mit den Paddeln zurückgelegt habe.... (Du wirst da Deine eigenen persönlichen Erlebnisse gemacht haben).
Und etwas Gutes hat eine nicht ganz beendete Fahrt dann ja doch auch: man kann sie fortsetzen....vielleicht nicht gleich im nächsten Sommer....aber in 2 Jahren ?....vielleicht.... vielleicht finde ich dann ja auch jemanden, der mich begleitet.
Die Freude am Paddeln ist mir nicht verleidet; eher gewachsen (zugegeben: nach kurzer Erholungspause) und ich hoffe auf noch viele Fahrtenerlebnisse auf See.
Ich habe unterwegs oft an Dich gedacht. Gleich am Tag unseres Treffens gab es nachmittags recht plötzlich einen einstündigen sehr böigen kräftigen Wind, für Dich als Gegenwind; da wird er ja wohl hoffentlich nicht auf dem Meer sein, der Bastian, dachte ich da. Und ich habe es sehr bewundert, mit wie einfachem Kartenmaterial Du unterwegs warst; wo meine Karten ja so einiges an Gewicht und Volumen hatten; hatte ich mich vielleicht zu schwer beladen?
Ich würde mich freuen, mehr von Deiner Fahrt zu hören. Vielleicht schickst Du mir auch Deine e-mail Adresse, dann könnte ich Dir ein paar Fotos zukommen lassen. Inwieweit und wo ich Einzelheiten meiner Fahrt auch für andere zugänglich machen möchte, weiß ich noch nicht, würde Dich bei Interesse aber gerne teilhaben lassen, vielleicht könnten wir uns auch weiter persönlich über unsere Erlebnisse austauschen ?
Im Moment bin ich schon sehr intensiv wieder von meinem Beruf in Anspruch genommen; war nach dem Sabattieren nicht leicht, wieder anzufangen....
Liebe Grüße,
Frank
(Und ich wage es denn auch mal, Dir hier meine e-mail Adresse mitzuteilen:
frank.heddinga@gmx.de )