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Kostenübernahme bei Rettungseinsatz - Versicherung

geschrieben von Onkel La 
Kostenübernahme bei Rettungseinsatz - Versicherung
25. Februar 2016 11:56
Hallo Liebe Seekajaker,
ich bin neu hier im Forum und möchte meinen Einstand gleich mit einer Frage feiern, die mich umtreibt.
Zunächst zu mir. Ich stamme aus dem Lager der Slalom- und Wildwasserkanuten und war in den Neunzigern aktiver Wettkampfsportler. Heute vertreibe ich mir meine Zeit zwar noch immer in europäischen Wildwasserrevieren wie Norwegen, Österreich und Slovenien, aber seit ein paar Jahren sitze ich immer häufiger auch im Seekajak und mache ausgedehnte Touren. Dabei habe ich schon die eine oder andere Ostseeinsel umrundet und Helgoland habe ich auch schon mit der Kraft meiner Arme erreicht.
Da mir diese Art des Zeitvertreibs doch viel Freude bereitet, werde ich in Zukunft wohl weitere Touren unternehmen.
Da ich ein verantwortungsvoller Ehemann bin, mache ich mir natürlich auch so meine Gedanken zu Ereignissen, deren Eintrittswahrscheinlichkeit durch vernünftige Tourenplanung und nüchternem Risikomanagement zwar minimiert, jedoch nie völlig ausgeschlossen werden kann. So kann es den besten Paddlern passieren, dass sie in Seenot geraten und ihre EPIRB o.ä. bemühen müssen. So eine Such- und Rettungsaktion verursacht jedoch Kosten, die irgendwie gedeckt werden müssen. Jeder Küstenstaat muss für seine Hoheitsgewässer eine Seenotrettung gewährleisten, egal in welcher Form (militärisch oder zivil). Ich habe gelesen, dass diese Seenotrettung generell Kostenfrei ist und zivile Organisationen, wie z.B. die DGzRS, sich aus Spenden finanzieren und Gerettete höchstens zu einer Spende auffordern.
Ist das tatsächlich so oder gibt es Umstände oder Länder (in Europa), in denen der Gerettete für den Einsatz aufkommen muss (auch zum Teil)?
Da die Retter wohl nicht mit dem Fahrrad kommen, sondern eher schweres Gerät wie Huschrauber oder Seenotkreuzer nutzen, kann ich mir vorstellen, dass die Kosten wohl die eines Mittelklassewagens übersteigen können.
Gibt es Versicherungen, die diesen speziellen Fall absichern? Normale Unfall- oder Auslandkrankenversicherungen haben einen solchen Passus, jedoch sind die übernommenen Rettungs- und Bergungskosten mit 2500€ - 25000€, für meine Begriffe zu schmal dimensioniert.
Trotz erfolgloser Suche, hoffe ich, dass dieses Thema noch nicht diskutiert wurde und ich hier niemanden langweile.
Vielen Dank für Eure Erfahrungen.
Viele Grüße und einen schönen Tag
Christian
Re: Kostenübernahme bei Rettungseinsatz - Versicherung
25. Februar 2016 13:55
Hier in Frankreich kannst du bei "grober Fahrlässigkeit" zur Kasse gebeten werden. Das war jüngst bei einer Bergrettung im Mt.Blanc-Massiv der Fall, und kann auch vor der Küste passieren. Die Versicherung , die im Beitrag der FFCK (hiesige Version des DKV) eingeschlossen ist, übernimmt nur Kosten bis maximal 7000.- Euro. Für das Geld kann man nicht besonders lange mit einem Heli herumfliegen...
Re: Kostenübernahme bei Rettungseinsatz - Versicherung
25. Februar 2016 15:07
Moin,
die Retter der DGzRS,
(im küstennahen Bereich auch die der Wasserwacht und der DLRG)
arbeiten als Lebensretter unentgeltlich.

Sie rufen uns im Lehrgang unüberhörbar zu:

Tragt leuchtende Kleidung,
schützt euch vor Unterkühlung,
habt alles für den Notfall bereit.
Vor allem: ruft uns sofort,
gebt uns die Chance, euch zu retten!
Wir wollen euch retten, immer!

Jede Spende für die DGzRS ist bestens angelegtes Geld.


Die Frage der Schuld ist da im Seenotfall für Retter völlig ohne Belang,
die Retter der o.g. Organisationen sind bedingungslos angetreten, Leben zu retten.
Sie retten auch selbst noch den betrunkenen Jetskifahrer, der ein Seeschiff gerammt hat,
und zeigen ihn bei keiner Behörde an, wenn er dadurch niemand anderen bedeutsam geschädigt hat.

Für die Materialbergung trift Unentgeltlichkeit nicht zu. Es darf aus Sicherheitsgründen kein gefährdender Gegenstand auf See vertreiben
und das kann je nach Umständen Kosten verursachen
- es ist aber kein einziger Fall bekannt geworden, wo diese Organisationen nennenswert hohe Beträge über 400€ in Rechnung stellten.

So einfach in Not kommen ist nicht - es kann sehr wohl zu einer amtlichen Untersuchung kommen.
Wird festgestellt, dass ein Seekajaker bei Starkwind, das bedeutet bei 6 bzw. 7 Bft., gestartet ist,
und dann in Seenot kam, so hat er diesen Fall i.d.R. leichtsinnig verursacht.
Da greifen je nach Umständen etliche Paragraphen, z.B. Gefährdung der Seeschifffahrt. Klingt skurril, ist es nicht.
Je nach Fall kann es z.B.u.U. notwendig sein, den gesamten Seeschifffahrtsverkehr zu stoppen, was nicht folgenlos bleibt.
Eine angefangene Seenothubschrauberstunde hat hier schon vor Jahren in einem selbstverschuldeten Falle
mit 16 Tsd.€ zu Buche geschlagen.
Macht bei 65 Minuten Einsatzzeit, die zählt bereits ab Alarmierung, eben mal locker das Doppelte.

Die Rettungen von ehemaligen Soldaten der BW, die noch den Reservistenstatus haben,
können kulanterweise bei Einsatz bundeseigener Rettungsmittel, z.B. Heli der Luftwaffe, ganz erheblich gemindert werden.
Eine Rettung nach schwerem Bergunfalll hatte auf diese Art und Weise nur peanuts gekostet.
Die Kosten übernahm die Krankenversicherung.

Zu bedenken ist, dass im Wattenmeer oft der Seenotkreuzer das einzige praktikable Rettungstransportmittel für alle Insulaner und Seeleute ist.
Er sollte nie ohne zwingenden Grund angefordert werden, es steht eigentlich nie ein zweiter Kreuzer in Reserve im Hafen bereit.

Hubschrauber sind oft das Mittel erster Wahl - und sie sind dennoch oft nicht verfügbar.
Auch wird immer erst einmal das ärztliche Personal benötigt.

Seekajaker haben Wasserfahrzeuge, die einzigartig leicht zur Selbstrettung geeignet sind.
Technische Gründe seitens des Kajaks als Unfallursache und Hinderungsgrund zur Selbstrettung fallen fast weg.
Man muss aber in Übung sein und gut ausgerüstet sein.
Vergessen wir im übrigen nicht, das das wichtigste Hilfsmittel des Paddlers zur Vermeidung eines Seenotfalles der eigene Kopf ist.
Kopflos wird man auch mit Seefunk, EPIRB, AIS_Notfallbake; pyrotechnischen Seenotalarmierungsmitteln alleine bleiben.
Ist aber kein Aufenthaltsort neben dem gekenterten Kajak da draußen, vor allem selbst im Sommer bei weitem zu kalt .
Re: Kostenübernahme bei Rettungseinsatz - Versicherung
25. Februar 2016 15:58
Hallo Shovelhead, hallo Eckehard,
viele Dank für die Antworten. Für 7000€ bleibt ein Helikopter tatsächlich nicht lange in der Luft.
Menschen im Rettungsdienst sind häufig selbstlos und verdienen daher höchste Anerkennung.

Gibt es in der Seekajakergemeinschaft bereits Erfahrungen bei der Rechtsprechung welches Verhalten eines Seekajakfahrers als grob fahrlässig gilt (hierbei meine ich nicht den gesunden Menschenverstand sondern Enscheidungen von Versicherungen oder Urteile eines Gerichtes)? Sind die von Eckehard genannten 6 - 7 Bft bereits fahrlässig oder auch falsch eingeschätzte Tidenströmungen?

Mir kamen die Fragen bezüglich Versicherung in den Sinn, da ich auch Taucher bin und über den Verband deutscher Sporttaucher kann jedes Mitglied eine Spezielle Tauchsportversicherung abschließen, die besonders die Risiken, denen ein Taucher ausgesetz ist, absichert. Möglicherweise gibt es ja eine Spezialversicherung als Äquivalent im Seekajaksport.

Viele Grüße.
Christian
Re: Kostenübernahme bei Rettungseinsatz - Versicherung
25. Februar 2016 16:17
Im Seekajakforum wird bei Fragen zum Versicherungsschutz immer wieder D.Kuhlmann & Sohn KG, Bremen als Versicherer im Wassersport genannt ("Versicherungspartner Deutscher Kanu-Verband" ). Der sollte doch zu Search&Rescue Versicherungen, internationalen Eigenheiten dieser Branche und evtl. regionalen Besonderheiten Auskunft geben können.
Re: Kostenübernahme bei Rettungseinsatz - Versicherung
26. Februar 2016 08:13
Hallo Kan(g)oo,
vielen Dank für den Hinweis.
Viele Grüße
Christian
Re: Kostenübernahme bei Rettungseinsatz - Versicherung
26. Februar 2016 09:00
Hi!


Anläßlich meines "Phyro-Scheins" im letzten Jahr erzählte der Prüfer folgende Geschichte:

Skipper ist bei Ablaufend Wasser auf Schiet gelaufen und hat die rot geschossen. DGzRS ist rausgekommen und hat ihn runtergeschleppt. Die konnten aber keinen Seenotfall feststellen (ich weiß nicht ob's ein Kimmkieler oder ein Motorboot war) und baten ihn mit 120.000 EUR zur Kasse. Er hatte sich durch zwei Instanzen versucht vor der Zahlung zu drücken, hat aber beide Verfahren verloren.

Die Moral von der Geschichte: Im richtigen Seenotfall entstehen keine Kosten, wenn ein Seenotfall mit Vorsatz oder grob Fahrlässig erzeugt wird, schon.


Marc
Re: Kostenübernahme bei Rettungseinsatz - Versicherung
26. Februar 2016 10:49
Hallo Marc,
Danke für deinen Beitrag. Ich habe auch gelesen, dass die DGzRS Bergungen, bzw. Schleppeinsätze, bei denen kein Notfall vorliegt, mit den entstandenen Selbstkosten berechnet, allerdings sollen die Kosten bei weitem nicht so hoch sein, wie du gehört hast (gelesen bei forum.yacht.de).
Viele Grüße
Christian
Re: Kostenübernahme bei Rettungseinsatz - Versicherung
26. Februar 2016 11:16
Zitat
DGzRS

Jede Bootsbewegung ist mit – nicht unerheblichen – Kosten verbunden. Entstehen diese im Rahmen der Rettung Schiffbrüchiger, so erfolgt der Einsatz kostenfrei – entsprechend dem Auftrag der DGzRS. Nicht zuletzt im Sinn unserer Förderer sind dagegen technische Hilfeleistungen kostenpflichtig. In diesem Fall (beispielsweise bei einer Schleppfahrt, obwohl keine unmittelbare Gefahr besteht) stellen wir eine Erstattung unserer Betriebskosten in Höhe von 200 Euro pro Stunde, maximal 400 Euro pro Einsatz, in Rechnung.

quelle: [www.seenotretter.de] unter K wie Kosten.
Re: Kostenübernahme bei Rettungseinsatz - Versicherung
26. Februar 2016 17:05
Zitat
Onkel La
Danke für deinen Beitrag. Ich habe auch gelesen, dass die DGzRS Bergungen, bzw. Schleppeinsätze, bei denen kein Notfall vorliegt, mit den entstandenen Selbstkosten berechnet, allerdings sollen die Kosten bei weitem nicht so hoch sein, wie du gehört hast (gelesen bei forum.yacht.de).
Naja ... hat ein Prüfer gesagt ... hatte ihn mal geglaubt. Vielleicht war auch ein Hubschrauber gestartet? Wer weiß ...

Marc
Re: Kostenübernahme bei Rettungseinsatz - Versicherung
26. Februar 2016 17:40
Es könnte sein, dass in dem 120000 € Fall nicht von einer technischen Hilfeleistung (wie z.B. Schlepperhilfe) ausgegangen wurde, sondern es wurde eine "Bergung" berechnet. In dem Fall gehört dem Bergenden ein Großteil des Schiffswertes. Das würde den unverhältnismäßig hohen Preis erklären. Aber da brauchen wir bei unseren Booten ja nicht viel befürchten.

Gruß Sisu
Re: Kostenübernahme bei Rettungseinsatz - Versicherung
26. Februar 2016 19:31
1/4 des Werts von Schiff und Ladung geht an das rettende/bergende Schiff. Deshalb wird von vielen Reedereien (und deren Versicherungen) dem Kapitän quasi bis zum letzten Moment verboten, Schlepphilfe anzunehmen.
Re: Kostenübernahme bei Rettungseinsatz - Versicherung
26. Februar 2016 20:23
Hallo Christian,

ein Beispiel aus der Praxis, nicht ganz aktuell, aber ich glaube dass sich an den Umständen selbst nicht so viel geändert hat. Ich war im Sommer 2005 mit einem kleinen Katamaran südöstlich von Rügen unterwegs. Es war kurz vor sechs, noch ein paar Stunden Licht also, aber Westwind (praktisch betrachtet ablandig, weil er in Richtung offene See blies) und etwa 1 m Welle, die schon aus dem Bodden kam. Uns ist ein Püttingeisen (Wantenbefestigung) gebrochen und der Mast samt Segel fiel ins Wasser. Nachdem ich das treibende Gut geborgen und befestigt hatte, habe ich nicht lange über die Chancen eines Wunders nachgedacht, sondern die 124124 angerufen.

Die Zentrale schickte uns den Kreuzer von der Greifswalder Oie, der uns auch gleich anrief. Etwa eine halbe Stunde nach dem Anruf war der Kreuzer bei uns und ließ das Tochterboot zu Wasser. Die Retter waren sehr zufrieden als sie sahen, dass wir in Trockenanzügen und Schwimmwesten fuhren und schon eine Schleppleine klar hatten. Das Tochterboot schleppte, wir saßen auf dem Kat und der Kreuzer machte Lee für uns. Nach etwa einer Stunde waren wir im Hafen. Dort erklärte uns die Bootsbesatzung das Prozedere. Die Rettung von Menschenleben ist generell und immer kostenlos. Da das Schleppen des Katamarans eine technische Hilfeleistung war, wurde die in Rechnung gestellt. Es gab auch eine Zuordnung von Kosten und Stundensätzen, die ich nicht mehr habe, aber die wichtigere Antwort auf Deine Frage habe ich. Die gesamte Aktion hat 388 € gekostet und ich hätte auch das Dreifache oder mehr bezahlt, wenn ich mir die beiden Alternativen für den Ausgang des Abends ansehe.

Ich habe es nicht als Betrug angesehen, dass der Kat mitgenommen wurde, um Geld zu kassieren. Unter den Bedingungen wäre ich eher verstört gewesen, wenn der Kat sich selbst überlassen worden wäre, um unsere Rettung kostenlos zu leisten. Wie schon geschrieben wurde, geht es ja auch noch um die Gefährdung der Schifffahrt, wenn Boote oder Schiffe nach Rettungen herrenlos herumtreiben.

Die Spekulationen zu Helikoptereinsätzen und aufwändigeren Rettungen kann ich nicht mit Fakten stützen, aber der Aufwand mit Kreuzer, Tochterboot und sicher zehn beteiligten Rettern für insgesamt vielleicht drei Stunden war nicht ganz unerheblich und hat uns nicht für den Rest des Lebens verschuldet. Darüber war ich sehr froh, denn ich war nicht so gründlich wie Du und habe vorher recherchiert.

Alles Gute und dass es nie zum Notfall kommt,
Bernhard
OT: kaltes Wasser
26. Februar 2016 20:31
Zitat
Eckehard
[...] kein Aufenthaltsort neben dem gekenterten Kajak da draußen, vor allem selbst im Sommer bei weitem zu kalt .

Für mich sehr eindrucksvoll: Badeurlaub am Roten Meer (>=26°C). Ich war völlig begeistert von der Unterwasserwelt am strandnahen Riff, schorchelte staunend und habe alles um mich vergessen. Erst als ich vor Kälte zitterte, kam ich mit blauen Lippen aus dem Wasser - da war ich grad mal 30 min schnorcheln. Die Sonne hat es nicht geschafft, mich "aufzutauen" - erst nach 2 Stunden Sauna war mir wieder warm.
Für die Folgetage hatte ich mir in der Tauchbasis einen Longjohn geliehen. Nach 30 min Schnorcheln konnte mich dann die Sonne aufwärmen. Aber wesentlich länger wollte ich nicht im Wasser bleiben.


Nacher logisch: 36° Körper minus 26° Wasser sind immer noch 10° Differenz!
Bei 16° Wasser (Nord-/Ostsee im Sommer, strandfern) ist die Auskühlung 100% stärker. (windchill nicht mitgerechnet)
Wenn man es einmal unter so harmlosen Umständen "am eigenen Leib" gespürt hat, vergisst man nie den Respekt vor dieser Lebensgefahr.

Mit vorzüglichem Ahoi
Der olle Hansen
Vorsitzender NoFaBS,
Nordisches FaltBoot Syndikat
~~~~~~~~~~ grinning smiley ~~~~~~~~~~
Gefährten + Sympathisanten
herzlich willkommen!
Re: OT: kaltes Wasser
26. Februar 2016 22:59
Hi!


Ich werde mal versuchen, den Prüfer anzuschreiben, wie man damals auf diese Summen gekommen ist. Das scheint mir alles nicht ganz plausibel zu sein.

In meiner Jugend wurden wir einmal von der KNRM (der Niederländischen DGzRS) nach einem Pan-pan aus der Lemster Bucht / IJsselmeer nach Lemmer geschleppt. Wir hatten einen Ruderbruch / Bockade der elterlichen Ketch und waren happy, dass die uns "gerettet" hatte. Mein Vater brauchte nichts zu bezahlen, ist natürlich in den KNRM eingetreten und sofort eine großzügige Spende angewiesen.

Das mit dem kalten Wasser habe ich auch beim Esimotiertraining im warmen Hallenbad erlebt: Selbst mit Longjohn und Shirt wird's nach 2 Stunden kalt ...
Aber: Ich denke, dass man diese Erfahrungen selbst machen muss, damit man Respekt vor dem Wasser hat ...


Marc
Anonymer Teilnehmer
Re: OT: kaltes Wasser
27. Februar 2016 11:42
Zitat
Der olle Hansen
Nacher logisch: 36° Körper minus 26° Wasser sind immer noch 10° Differenz!
Bei 16° Wasser (Nord-/Ostsee im Sommer, strandfern) ist die Auskühlung 100% stärker. (windchill nicht mitgerechnet)
Wenn man es einmal unter so harmlosen Umständen "am eigenen Leib" gespürt hat, vergisst man nie den Respekt vor dieser Lebensgefahr.

36° hat der Körper innen, nicht außen. Die Hautttemperatur ist erheblich niedriger. Bei Anstrengung versucht der Körper über seinen Plattenkühler die überschüssige Wärme loszuwerden. Im Extremfall kann der Körper fast seine gesamte Leistungsfähigkeit für die Wärmeregulation verwenden. Je dicker man ist, umso extremer wird das. Relativ niedrige Hauttemperatur bei Untätigkeit, relativ hoher benötigter Wärmeabfluss bei Betätigung.

26° im Freibad, wenn ich ein bisschen auf Tempo schwimme, finde ich zu warm. Gerade, wenn ich die letzten hundert Meter nochmal etwas Tempo mache (für meine Verhältnisse eben) habe ich das Gefühl, ich müsste mir einen Pullover vom Leib reißen. Im Wasser hilft ihm das Schwitzen ja nicht. Selbst den ganzen Kopf ins Wasser zu halten, bringt nichts.
An wirklich heißen Tagen gehe ich erst ab 12° freiwillig ins Wasser, eher kurz, denn es ist ja nur zum Spaß. Für einen ausgiebigen Badenachmitttag sollten es mindestens 16° sein. Nebenbeibemerkt traf ich ain einem Ort, an dem ich gerne schwimme, oft eine ältere Frau, die da auch schwamm. Sehr weit über 70 wird sie nicht gewesen sein, obwohl man sich da ja auch verschätzen kann.

Da gibt es doch unterschiedliche Frostbeulen.
Chris
Re: OT: kaltes Wasser
02. März 2016 19:24
Hallo Leute,
vielen Dank für die rege Beteiligung. Ich habe mich mal, auf Anregung von Kan(g)oo, mit Herrn Kuhlmann, dem Versicherungspartner des DKV, in Verbindung gesetzt, dieser war so freundlich und erklärte mir nochmal die allgemeine Unfall- und die optionale Haftpflichtabsicherung von Vereins- und Einzelmitgliedern über die Unfallversicherung des DKV. Er betonte jedoch, dass die Versicherung der Mitglieder in den Landesverbänden unterschiedlich sein kann. Daraufhin setzte ich mich mit dem DKV in Verbindung und ich wurde schließlich an Herrn Klausing, den Versicherungsexperten des DKV verwiesen. Zunächst konnte meine Frage, ob und in welcher Höhe ein Seekajaker (speziell Einzelmitglied in einem im DKV organisierten Landesverband), im Falle einer Seenotrettung oder Bergung, versichert sei, nicht beantwortet werden. Herr Klausing bot jedoch direkt an nachzuforschen. Nach ein paar Tagen rief dieser zurück und sagte mir, dass mein LKV Einzelmitglieder in einer Art Einzelmitgliederverein organisiert und diese über den Landessportbund versichert sind. Bei der Prüfung, ob in meinem Fall ein Versicherungsschutz bestünde, war das Ergebnis: nein. Dessen war sich der LKV jedoch nicht bewusst und steuert jetzt gegen. Um welchen LKV es sich hier handelt, möchte ich nicht nennen, um böses Blut zu vermeiden. Wer also wissen will, wie weit man kanurechtlich versichert ist, sollte in seinem LKV mal nachfragen. Ich habe parallel meinen Versicherungsmakler ein wenig gestresst und beauftragt eine Unfallversicherung zu finden, die solche Fälle mit vernünftiger Deckungssumme absichert.
Vielen Dank nochmal an alle.
Viele Grüße und stets sichere Fahrt.
Christian
Re: OT: kaltes Wasser
17. April 2016 17:34
Nur noch ein Hinweis:
Nicht überall ist es kostenlos.
z.B. in Spitzbergen muß man eine Versicherung nachweisen oder einen Kaution hinterlegen.
In weiten (unbewohnten) Teilen Grönlands wird ebenfalls eine Versicherung verlangt - aber da muß man sich auch eine Genehmigung holen. (Nationalpark)....
Allerdings ist es da auch ein ansehnlicher Appart, der da anläuft. Da fliegt eine Herkuless los, um zu suchen, und dann wird mit anderem Gerät geborgen (Schiff / Schiff+ Heli). da sind schnell 50K€ verbrannt und noch keiner gefunden.
Dort, wo keine Versicherung & Genehmigung verlangt wird (Westküste bis Thule, und im Osten die beiden isolierten bewohnten Gebiete) ist man aber ebenfalls nicht sicher davor, nach notfall und Bergung zur Kasse gebeten zu werden. Touristen sind keine Grönländer!
O.K. - das ist sicher nur für wenige als Fahrtgebiet relevant.

Wolfgang
Re: OT: kaltes Wasser
17. April 2016 18:13
Noch einmal zu den Kosten einer Rettung / Bergung:

Es ist schon viele Jahre her, da sind wir mit einem Motorboot auf dem Weg von Helgoland nach Wangerooge mit Motorschaden liegen geblieben. Eine Reparatur war wegen Ersatzteilmangel nicht möglich. Es war ca. 3-4 sm vor Wangerooge.

Bevor wir noch über Funk Hilfe rufen konnten, sahen wir ein Boot und signalisierten dass wir Hilfe brauchen. Der unglaubliche Witz war: Es war der Seenotkreuzer! Er befand sich gerade auf einer Presse-Informationsfahrt. Da kam unsere Rettung fast wie bestellt. Denn nun hatten die Presseleute auch gleich einen echten Rettungsfall, der aber nicht so dramatiscfh war, dass es für die unerfahrenen Leute auf dem Kreuzer zu stressig wurde. Denn wir wurden nur bei recht ruhiger See nach Wangerooge geschleppt und der Fall war erledigt.

Die Kosten: Null! Obwohl unser Boot ja geschleppt wurde, habe ich nie eine Rechnung bekommen. Aber meine regelmäßige Spende ist in dem Jahr deutliche größer ausgefallen.

Gruß Sisu
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