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Bug taucht ab beim Surfen. Was habe ich falsch gemacht?

geschrieben von Irishsea 
Bug taucht ab beim Surfen. Was habe ich falsch gemacht?
04. Mai 2015 15:13
Hi zusammen, hier eine interessante Frage an die Surfspezialisten unter euch.
Gestern beim surfen ist mir (eigentlich zum ersten Mal) beim surfen der Bug des Bootes komplett abgetaucht bis er dann relativ unsanft den Seegrund getroffen hat, inklusive halber Rolle vorwaerts.

Ist mir so extrem noch nie passiert daher frage ich mich, was habe ich ggf. falsch gemacht?

Folgende Konstellation: Sehr steile Welle ,ueberkopfhoch, bereits teilweise brechend, fast genau von hinten und relativ wenig Geschwindigkeit meinerseits da ich noch am wenden war und das Boot gerade eben noch so vor der Welle rumgebracht habe und keine Zeit mehr hatte zu beschleunigen. Ich habe mich noch nach vorne gelehnt und vielleicht zwei schnelle Paddelschlaege gemacht um etwas Geschwindigkeit aufzunehmen.

Boot war ein Valley Anas Acuta mit mir (75kg mit Ausruestung) und vielleicht 5kg Tagesgepaeck im Heck. Vorne leer.

Ich vermute, dass die Kombination aus fast gerade vor der Welle und der niedrigen Geschwindigkeit dazu gefuehrt hat, dass ich zu hoch auf die Welle gekommen bin und diese daher das Boot relativ leicht und im steilen Winkel unter Wasser druecken konnte. Aber Experten vor, ich bin gespannt auf eure Meinung hierzu.

Ebenfalls wuerde mich interessieren ob es noch etwas gibt was ich in dieser Situation haette tun koennen (nachdem mich die Welle schon gepackt hatte) um ein komplettes Absaufen zu verhindern.

Gruesse aus Irland,

Bjoern
Re: Bug taucht ab beim Surfen. Was habe ich falsch gemacht?
04. Mai 2015 15:44
zum Beschleunigen lehnt man sich natürlich vor... wenn Du dann aber merkst, daß die Nase absäuft, kannst Du nur versuchen, Dich wieder so weit wie möglich nach hinten zu lehnen, um Gewicht vorne weg zu bringen... das muß aber rechtzeitig passieren... wenn Du bis zu den Knien schon im Wasser steckst, bekommst Du das Boot nicht mehr hoch... dann ist kontrolliertes Kentern und Rolle nach 3 Sekunden vielleicht das beste... oder eine gepflegte Kerze mit halber Schraube und dann rückwärts weitersurfen... das wäre die Variante für Fortgeschrittene ;o)

Jonas
Re: Bug taucht ab beim Surfen. Was habe ich falsch gemacht?
04. Mai 2015 15:51
Zitat
Irishsea
Boot war ein Valley Anas Acuta Anas Acuta mit mir (75kg mit Ausruestung) und vielleicht 5kg Tagesgepaeck im Heck. Vorne leer.

Etwas OT, aber da fällt mir spontan Hans zu ein:
[kajakwoerden.blogspot.de]
Re: Bug taucht ab beim Surfen. Was habe ich falsch gemacht?
04. Mai 2015 15:54
@ Jonas. Hmm, Gewichtsverlagerung nach hinten macht schon Sinn, aber: wenn ich mich nach hinten lehne nehme ich doch Geschwindigkeit raus und komme damit nur hoeher auf die Welle wodurch der Eintauchwinkel noch unguenstiger wird, oder nicht?

In diesem Fall war vermutlich eh alles zu spaet, in dem Moment als ich den Seegrund getroffen habe war ich bis Mitte Brustkorb unter Wasser....eye rolling smiley
Re: Bug taucht ab beim Surfen. Was habe ich falsch gemacht?
04. Mai 2015 16:02
@ Watt:

Ouch. Das sieht uebel aus! Mein Boot hat es gluecklicherweise unbeschadet ueberstanden. Der Tauchgang hat wohl einiges an Geschwindigkeit rausgenommen und der Seegrund war eher Sand als Fels an der Stelle...
Re: Bug taucht ab beim Surfen. Was habe ich falsch gemacht?
04. Mai 2015 16:31
Es gibt zwei klassische Szenarien, wann der Bug abtaucht:

1) (relativ) steile Welle genau von hinten und geringe Eigengeschwindigkeit. Anstatt die einlaufenede Welle weit draussen zu erwischen und vor ihr zu surfen hat man sich nicht soooo weit raus getraut. Jetzt kommt die Welle an, hebt plötzlich und stark das Heck, man rutscht noch ein wenig steil runter, der Kahn steckt die Nase weg, und dann geht es (je nach Wellenhöhe) entweder ganz über Kopf oder man schlägt quer; meist schon mit deutlicher Schieflage und einem Kentern ins Wellental hinein. In den allermeisten Fallen hat man dieses Problem übrigens bei ablaufendem Wasser.

So, liebe Kinder, surf man ja auch nicht. Man muss schon etwas weiter raus und die Welle surfen, wenn sie sich noch aufbaut; nicht im Beach-Break an der Stelle, wo sie bereits einen weissen Kamm hat und bricht. Das ist natürlich von Welle zu Welle und Spot zu Spot verschieden. Mein bevorzugter Spot ist Sangatte, und die schlimmsten, unsurfbarsten Wellen sind die ca. 1,20 hohen Dinger bei ablaufendem Wasser und ablandigem Wind. Erst kommt gar nix, dann "steht" die Welle plötzlich still, wird sehr, sehr steil - und plötzlich bricht sie auf grosser Breite gleichzeitig - quasi eine "Implosion". Funfaktor: Null!

2) Wenn man in einem kurzen Wellensystem ist und die Länge des Bootes den Abstand zwischen zwei Wellen deutlich übersteigt. Das passiert mir durchaus häufig, denn ich surfe regelmässig die Gezeitenwelle an der Baie de Somme. Diese ist je nach Tidenkoeffizient und Verschiebung der Sandbänke am Priel so zwischen 0,50 und 1,00 m hoch. Es ist fast unmöglich wirklich vorn - vor der ersten Welle - zu surfen und dort zu bleiben. Der "Mascaret" ist steil und kurz, vor allem fehlt mir aber eine optische Referenz für "gerade vor der Welle", und wenn man erst mal 15° aus der Achse ist, kann man das Boot kaum noch einfangen und wird quer vor die brechende Fassade gespült (Sidesurf).

Seit einiger Zeit surfe ich daher "die zweite Welle" - lasse die Fassade also durchziehen und klemme mich direkt dahinter. So habe ich eine Linie vor mir, an der ich meinen Kahn ausrichten kann, und die mir ewig lange zur Orientierung reicht. Je nach Tagesform können die nachfolgenden Wellen sehr dicht hinter der Fassade laufen - und dann steckt mein Boot auch mal das komplette Vordeck bis zum Gepäckgummi weg, ohne deswegen unsteuerbar zu werden. Dieses Video zeigt perfekt, worum es geht:

[youtu.be]

Der Mascaret war an diesem Tag etwa 0,6 bis 0,8m hoch (+/- Esstisch). Man sieht das bei einer Helmkamera kaum vernünftig, aber in einer Szene irgendwo zwischen 2:30 und 3:30 kann man erkennen, wie mein Kumpel Mathieu weiter vorn komplett hinter der Welle verschwindet - das sollte einen Anhaltspunkt geben.


Neun Monate später, wesentlich kälter und mit viel kleineren Wellen (obwohl grösserer Koeffizient)

[youtu.be]

Wir sind an diesem Tag 26 km unterwegs gewesen und haben davon tatsächlich etwa 6 km surfend zurückgelegt (sagt das GPS-Log). Dabei waren die Wellen kaum höher als eine Bierkiste (30-40 cm?).


Wie man es NICHT macht, sieht man in diesem Video: es gibt darin bei etwa 03:30 das Musterbeispiel eines Idioten, der mit seinem Kajak nicht weit genug raus paddelt, und dann von einer steilen Welle bei viel zu langsamem Tempo umgeschmissen wird. Vollpfosten - aber wenigstens mit Helmkamera!

[vimeo.com]



Back to Entertainment: Steile Welle + geringe Geschwindigkeit = feuchte Nase und ich würde weder vorn noch hinten sitzen. Eine mittige Körperhaltung erlaubt mir am besten die notwendige Körperrotation, um das Boot mit dem Paddel zu steuern.
Re: Bug taucht ab beim Surfen. Was habe ich falsch gemacht?
04. Mai 2015 16:50
Danke Shovelhead,
sehr interessant.

Meins war Deine Variante 1. Zu meiner Verteidiung sei gesagt, dass wir eine ganze Zeit an der Stelle gesurft haben und die allermeisten Wellen deutlich spaeter gebrochen sind, so dass man wunderbar vor der noch nicht brechenden Welle starten konnte. Ich hatte einfach das Pech, dass mich ein Satz groesserer und frueher brechender Wellen erwischt hat, beim wenden und mit quasi 0 Vorwaertsgeschwindigkeit.

Gruesse aus Irland,

Bjoern
Re: Bug taucht ab beim Surfen. Was habe ich falsch gemacht?
04. Mai 2015 18:37
Zitat
Irishsea
@ Jonas. Hmm, Gewichtsverlagerung nach hinten macht schon Sinn, aber: wenn ich mich nach hinten lehne nehme ich doch Geschwindigkeit raus und komme damit nur hoeher auf die Welle wodurch der Eintauchwinkel noch unguenstiger wird, oder nicht?

In diesem Fall war vermutlich eh alles zu spaet, in dem Moment als ich den Seegrund getroffen habe war ich bis Mitte Brustkorb unter Wasser....eye rolling smiley

Du hast vermutlich recht, daß man damit Geschwindigkeit rausnimmt, aber:
ich habe immer das Gefühl, daß mehr nach vorne Lehnen und weiter Beschleunigen eher abträglich ist, wenn man schon verbohrt ist... subjektiv würde ich sagen: bohrt eher noch weiter...
Ich kann nur für mein Gefühl und aus meiner Erfahrung sprechen: nach hinten lehnen hebt den Bug leicht, verlangsamt vermutlich und oft habe ich so die Geschichte abgebrochen und die Welle lief dann unter mir durch und fertig...geht aber nur, wenn zum Zeitpunkt des Bohrens nicht schon alles weiß von oben reinfällt... muß schon noch eine eher rundliche Welle sein... sonst rollt nix mehr unten durch...

Jonas
Re: Bug taucht ab beim Surfen. Was habe ich falsch gemacht?
04. Mai 2015 19:23
Kiste Bier ins Heck laden. Gibt mehr Gewicht hinten.
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