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Sof Glück

geschrieben von Issorartuyok 
Sof Glück
18. Juni 2012 00:12
Gestern waren wir wieder unterwegs, vorgestern auch und vorvorgestern…
Eigentlich sind wir seit 2 Jahren unterwegs. Immer auf dem Wasser mit unseren Kajaks. Wir hatten damals angefangen mit unseren Tupperschüsseln, haben uns hochgearbeitet zu richtigen Seekajaks, haben damit in einem Jahr Erfahrungen auf einem Trip von 500km auf der Adria und ca. 1500 km auf heimischen Großgewässern gesammelt.
Aber seit Februar liegen die Seayaks auf Trockendock und sammeln Staub.
Seit die beiden SoF Grönländer fertig sind, werden die Seayaks wohl nur noch zu Gepäckfahrten auf der kroatischen Adria eingesetzt werden.

Die erste Ausfahrt mit den Grönländern war einer der aufregendsten Momente der letzten 3 Jahre. Mein Ostgrönländer ist fahrtechnisch ein sehr sensibler Bursche. Er ist trotz seinen fast 6m Länge durchaus wendig, wunderschön, eine weiße Nadel, mehr U-Boot als Kajak, aber er verzeiht nichts. Einen Heuschnupfen beispielsweise auch nicht. Heftiges mehrfaches Nießen würde er sicher mit Kieloben bestrafen. Aussteigen wäre dann große Kacke, dass geht nämlich schon schwer genug bei Normallage, keinesfalls bei kielseitlich und bei der Rolle schmeißt er Dich gleich auf der anderen Seite wieder ins Wasser. Kurzum, er fährt gerne kieloben und liegt zumindest da sehr stabil auf seinem flachen Deck.
Aber wenn man konzentriert fährt (ohne Nießen oder Schluckauf) ist er durchaus wunderbar. Er trainiert alle meine Sinne und schenkt Glücksgefühle in Hülle und Fülle. Zum lockeren, entspannten Fahren, speziell bei Wellen, dürfte er ruhig ein bisserl gutmütiger sein.

Annas Westgrönländer habe ich zusammen mit Thomas Grögler gebaut. Sie sollte ein für Ihre Bedürfnisse perfektes Boot bekommen. Ein 4 Senten Boot, bildschön, schwarz, schnell, besserer Geradeauslauf, aber fast genauso wendig. Der ist so gutmütig, dass sich Anna zwischendurch aufs Hinterdeck legt und fast einpennt. Auch seitliche oder schräge Wellen interessieren ihn kaum. Da zickt und zuckt mein Ostgrönländer hinterhältig und fies, während Annas Westgrönländer das auf und ab äußerst gelassen hinnimmt. Gestern war ich mit ihm stundenlang bei ca. 30-40 cm Wellen unterwegs. Ich liebe ihn, und ich kann es kaum in Worte zu fassen, so einzigartig ist dieses Gefühl, so ein leichtes, direkt reagierendes Boot zu fahren.

Mein dritter SoF Grönländer ist bereits in Arbeit. Er wird wieder weiß, 557cm lang und wird 4 Senten erhalten. Das soll mehr Endstabilität bringen. Das Oberteil mit Decksbalken, Steven, Masik, etc. ist fertig. Ich habe es heute ins Freie gebracht, damit es schon mal die Sonne fühlen kann. Ich hab es lange von allen Seiten angesehen und so wie es aussieht, scheints eine Seele zu haben. Deshalb habe ich heute auch die verschiedenen Hölzer gestreichelt und für die neue Aufgabe, die sie erfüllen sollen, herzlich willkommen geheißen. Jeder einzelne Holzdübel, die Dollborde, Steven, Decksbalken und alle Eskimoknoten wurde begrüßt und im persönlichen Gespräch auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet. Und die 2 zusätzlichen Senten habe ich auch aus dem Keller geholt, und sie haben mir mehr Endstabilität versprochen.

Ende der Woche muss ich in den Urlaub: Dresden, Berlin (Musical), Hamburg (Musical), Köln, Koblenz. Aber ab Anfang Juli geht’s endlich wieder in den Keller, weiter mit Kiel positionieren und Spanten an den Kiel biegen. Ich kann's nicht erwarten, bis das Gerüst fertig ist, denn im August, so habe ich ihm versprochen, machen wir den ersten Ausflug zum Chiemsee…
Einen passenden Namen mit grönländischen Bezug bräuchte ich noch zur bevorstehenden Taufe…..
Gruß
Karl-Heinz
PS
Vielen Dank an die Menschen hier in diesem Forum, die mich inspiriert, mental unterstützt und anderweitig geholfen haben, meine Träume zu verwirklichen.
Re: Sof Glück
18. Juni 2012 09:42
Hei!


Wunderschön zu lesen, Karl-Heinz. Irgendwie faszinieren mich die Grönländer schon arg, ich habe aber wirklich Angst, dass die mich überfordern, da das schon ein Narak kann ... ;-)

Aber ... irgendwie würde ich mich schon gern mal in so ein Teil reinsetzen ... ;-)


Marc
Re: Sof Glück
18. Juni 2012 10:34
Hallo Marc,
Danke für die Blumen, ich glaube nicht, dass Dich ein Grönländer überfordern würde, wenn Du mit dem Narak auch nur halbwegs zurecht kommst. Im Gegenteil. Den Grönländer kannst Du ja genau auf Deine persönlichen Bedürfnisse auslegen. Der kann je nach Riss eben rattenscharf oder sehr gutmütig sein. Annas Westgrönländer ist sicher wesentlich gutmütiger als der Narak. Wenn Du Interesse hast probezufahren, komm zum Ederseetreffen im Mai 2013. Da sind jede Menge verschiedene Typen und die Leute sind supersymphatisch. Ich fahre sicher wieder hin, denn damals war dieses Treffen die Initialzündung für mein neues Hobby.
Viele Grüße
Karl-Heinz
Re: Sof Glück
18. Juni 2012 14:32
Hallo

Erfülle uns doch allen den Wunsch nach ein paar Fotos von deinen SoF.


SteffenKB
Re: Sof Glück
18. Juni 2012 17:24
@Steffen
Ich habe den Bau gut mit Bildern dokumentiert. Wenn ich fertig bin, werde ich versuchen einige aussagekräftige Bilder ins Netz zu stellen. Vielleicht schaffe ich es ja auch ein Webalbum zu eröffnen....
Das Projekt ist für mich insofern interessant, als ich keinen vorgegebenen Riss verwendet habe. Beim Oberteil war das ja kein großer Akt. Aber jetzt geht es daran, das Volumen festzulegen. Beim Decksprung hat man ja nicht zu viele Möglichkeiten. Ich werde versuchen relativ wenig Decksprung und wenig Kielsprung zu erreichen und habe den Rahmen dazu auf 2 Böcke bei jeweils 50cm vom Beginn der Dollborde auf die Oberseite gelegt. Da kommen schnell mal 4cm weniger zusammen, als wenn der Rahmen anders herum liegt, oder die Böcke weiter in Richtung Dollbordmitte geschoben werden.
Natürlich kann ich nicht völlig nach Auge bauen, wie die erfahrenen Bootsbauer hier im Forum. Ich lehne mich schon an grundsätzliche Dinge an und nehme hier Risse aus dem Buch von Harvey Golden zu Hilfe um bei den Proportionen nicht völlig daneben zu liegen. Naja, ....
Viele Grüße
Karl-Heinz
Re: Sof Glück
18. Juni 2012 18:09
Hallo Karl Heinz, es ist wirklich was tolles ein neues selbstgebautes Boot zu fahren. Wenn dann das Boot auch noch die gewünschten Eigenschaften
bekommen hat, freut man sich noch mehr.
Deine Angst vor dem Ausstieg ist unbegründet. Unter Wasser geht es meist viel leichter. Es ist natürlich Geschmacksache, immer möchte ich so auch nicht aussteigen.
Schöne Grüße,Tomas.
Re: Sof Glück
18. Juni 2012 22:03
Hi Karl-Heinz,
Ich übernehme wieder den Foto-Dienst wenn Du magst...
Cheers,
Axel

P.S. Paddelpoet - wie heisst das auf Grönländisch?
Re: Sof Glück
18. Juni 2012 22:22
@Axel
Vielen Dank für Dein nettes Angebot. Da komme ich gerne darauf zurück, Ich könnte Dir auch eine CD brennen oder einen USB Stick per Post zusenden. Ich denke das geht bei dem Datenvolumen besser als mit meinem Oldtimer Laptop, hihi.
Ich melde mich bei Dir, wenn ich das Gerüst schon mal fertig habe.
Nochmals ein Danke schon vorab.
Viele Grüazi in die schöne Schweiz
Karl-Heinz
Re: Sof Glück
18. Juni 2012 22:39
Hallo Karl Heinz,
arbeitest Du nicht nach Deinen Körpermaßen? z. B.: Länge = 3 Klafter, Breite = Hüfte + 2 Fäuste, ect?
Grüße, Skua
Re: Sof Glück
19. Juni 2012 12:07
Hallo Skua,
schon schon, ich arbeite natürlich mit meinen Körpermaßen. Die Sitzposition, Rückendecksbalken, Masik, Fußdecksbalken sind auf meine Körpermaße bezogen. Gut, bei der Länge habe ich einiges an cm dazugegeben.
Mein erster Ostgrönländer ist mit 49cm Breite relativ schmal. Das reicht gerade für jeweils 2 Fingerbreit Luft zu den Hüften bei mir. Damit habe ich zwar sehr guten Kontakt zum Boot, speziell wenn man bei kühlerem Wetter mehr anhat.
Aber der neue ist da breiter, so dass ich etwa 1 Faust jeweils re. und li. Platz habe.
Die Masik ist 3 cm tiefer als beim ersten, da ich verletzungsbedingt lieber mit völlig gestreckten Beinen drinsitze. Und das Hinterschiff wird beim Rückendecksbalken eine Gesamthöhe von 1 Faust mit halben Daumen haben.
Den Kiel habe ich inzwischen provisorisch positioniert, Stevenwinkel ist auch festgelegt.
Die Spanten sollen so gebogen werden, dass ein leichter V-Spant entsteht, nicht zu viel, aber auch nicht zu flach.... Und da bin ich noch ganz schön am grübeln, zumal ich ja zusätzliche seitliche Hilfssenten verwenden werde. Beim nächsten Projekt werde ich vermutlich wieder ohne diese Hilfssenten arbeiten, aber die Dollbordwinkel (25Grad), dafür in Richtung 30-40 Grad setzen, wenn dadurch der Decksprung nicht zu steil ansteigt.
Kann auch sein, dass ich die Hilfssenten nach der Probefahrt (mit Plastikfolie) wieder rausnehme, wenn das Boot zu weit aus dem Wasser kommt. Aber das weiss ich erst, nachdem ich die Fotos, die mein Mädel dann machen wird, ansehe. Das schöne ist, man kann am Gerüst ja vieles ändern, anpassen und experimentieren.
Irgendwie ist das Ganze sehr aufregend.....
Gruß
Karl-Heinz
Anonymer Teilnehmer
Re: Sof Glück
19. Juni 2012 14:49
Hallo Karl-Heinz,

Bei den Abmessungen, die Du genannt hast, fällt mir spontan so ungefähr so etwas wie KOG 69 ein. (flaches V, 560x56, 15,5 tief)
Ich denke, dieses Kajak für Dich müsste (wenn es so lang und doch so breit werden soll) möglichst flach sein, damit es nicht zu groß wird?

Mir hilft immer ein etwas das Zeichnen wenn sich die Vorstellung von einer bestimmten Kajakform im Kopf festgesetzt hat.
[www.flickr.com]
Ganz konventionell, Maßstab 1:5, Bleistift auf Papier. Gar nicht so einfach, die Linien richtig & schön hin zu bekommen (etwas Anderes macht man ja beim Bauen im Prinzip auch nicht)
Wenn ich mir meine Zeichnungen und die Modelle von vor sechs Jahren annsehe, bin ich froh, das ich die nie 1:1 gebaut habe! Immer den gleichen Kajaktyp zu bauen - das wäre mir zu langweilig!

Auf eine lange Strecke, den ganzen Tag paddeln, macht es sich Abends ein bisschen bemerkbar, wie leicht ein Kajak läuft.

Wenn ein Kajak zu breit ist, (oder mit viel Gepäck beladen) ist man Abends schneller platt.
Also es lohnt sich schon sehr ein Kajak zu fahren das nicht breiter als nötig ist, damit es leicht läuft.
So lange man damit klar kommt und lange darin sitzen kann.

Einfach viel Zeit im Kajak verbringen - plötzlich findest nicht Du das Kajak nicht mehr fies, weil es "kippelig ist" sondern fies, weil Du ständig auf Deine Mitfahrer warten musst.

Zu den Stützsenten schreibt H.C. Petersen in "Skinboats of Greenland":
"Some Kayaks are designed with a special bend in the
sides, which stabilizes the kayak and prevents it
from capsizing too easily. It is mostly build for
beginners and for men who have not mastered the
art of balancing a kayak"


Ansonsten vielleicht "pakkut" verwenden? (PS: im Faltboot gibt´s die ja oft "ab Werk")

Das ganze Bauen auf eigene Faust - in dieser Weise wie Du es jetzt machst - ist wirklich richtig richtig spannend, weil nichts vorgegeben ist.

Du kannst später Niemanden vollheulen, weil etwas nicht funktioniert wie es soll, nicht passt oder einfach mies "designt" wurde.
Du kannst aber auch richtig stolz darauf sein wenn es gut geworden ist - ist eben Deins, von A bis Z.

Bei einer Replik sieht das anders aus. Wenn man einen bestimmten Riss baut, (also die originale Konstruktionsweise, ohne Bausatz) verlässt man sich auf diese Form - die evtl. auch Eigenschaften hat, die vielleicht toll für den Fang waren, aber für den sportlichen Bedarf nicht wichtig sind. (Trotzdem mag ich ein leises Kajak!)

Ich lerne bei einer Replik aus KOG immer am am meisten. (Wie man bestimmte Konstruktionen, Formen usw. richtig hinbekommt)
Außerdem bekommt man ein authentisches Kajak, das noch von Niemand "angepasst" oder "entschärft" wurde. Ist vielleicht nicht immer einfach, damit zu fahren, aber es macht Spass.
Und es wird garantiert nicht das "ideale Seekajak".

Es gibt (nur meine Meinung) nichts spannenderes als eine Replik, die noch keiner gemacht hat, und nichts Interessanteres (und Riskanteres!) als einen kompletten Eigenentwurf.

Beste Grüße: Moritz

PS: Am 21.07. gibt´s im "Geschichtserlebnissraum Lübeck" neben anderen Sachen - auch traditionellen Kajakbau zu sehen. Eintritt ist frei.
Re: Sof Glück
19. Juni 2012 16:00
Hallo Moritz,
nicht schlecht, der Vergleich mit dem KOG 69.
Ich baue nur etwas schmäler (ca. 53,5), damit ich ja nicht zuviel Volumen reinkriege. Aber das mit der Höhe des Hinterschiffs kommt so ganz gut hin. Auch das schmale V wird wohl sehr ähnlich ausfallen. Allerdings dürften (rein visuell, habs noch nicht nachgemessen), die Dollbordwinkel beim KOG 69 wesentlich steiler sein. Beim Kielsprung bin ich jetzt ziemlich dem Verlauf des Decksprungs gefolgt. Wenn ich die Mitte der Dollborde als "Null" nehme, so habe ich bei 0,5m (vom Dollbordanfang bzw. Dollbordende) jeweils 50mm Sprung. Da bin ich aber noch am Suchen....
Die max. Höhe (Kielaußenseite - Dollbordoberkante) liegt derzeit bei der Mitte der Dollborde mit knapp 16cm.
Masikoberkante-Kielunterkante, also max. Bauhöhe liegt derzeit bei 20cm.
Aber ich bin da noch am schieben und rutschen....

Je länger ich mir das KOG 69 ansehe, stelle ich fest: super Tipp!
Und hmm....
wäre u.A. auch ein schöner Riss um mal eine Replik zu bauen, im Winter ist ohnehin wieder SoF-Bau angesagt.


Zitat Moritz: "Es gibt (meiner nicht maßgeblichen Meinung nach) nichts spannenderes als eine Replik, die noch keiner gemacht hat, und nichts Interessanteres (und Riskanteres!) als einen kompletten Eigenentwurf."

Genau das ist der Grund warum ich mich darin versuchen will.

viele Grüße
Karl-Heinz
Anonymer Teilnehmer
Re: Sof Glück
19. Juni 2012 19:49
> ...Dollbordwinkel beim
> KOG 69 wesentlich steiler sein.
> Beim Kielsprung bin ich jetzt ziemlich dem Verlauf des Decksprungs gefolgt.


Yep, der ist bei der Luke fast 90°. Die Unterkante der Bordwand übernimmt hier die Funktion der extra Sente.
Bei manchen Kajaks ist nicht nur die Oberkante der Bordwände gehobelt (ändert den Deckssprung) sondern auch die Unterkante zu den Enden hin dünner gehobelt.

Ich baue nie mehr so, das eine Spalt zwischen Bordwandseite & Haut entsteht.
Da sammeln sich mit der Zeit Steinchen und Algen dazwischen. (Wenn man nicht konsequent immer mit Socken fährt)
Sieht man kaum, aber bei den transparent gemalten Kajaks sieht´s nach ein paar Jahren Strandstarts be.... aus.
Das es so Wochenlang etwas "meerig" eye rolling smiley im Kajak riecht, wenn man beim Aussteigen eine Packung Braunalgen in die Luke bekommt, und die sich hinter der Bordwand sammeln, das stört doch nicht...

Beste Grüße: Moritz
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