Hallo Karl-Heinz,
Bei den Abmessungen, die Du genannt hast, fällt mir spontan so ungefähr so etwas wie KOG 69 ein. (flaches V, 560x56, 15,5 tief)
Ich denke, dieses Kajak für Dich müsste (wenn es so lang und doch so breit werden soll) möglichst flach sein, damit es nicht zu groß wird?
Mir hilft immer ein etwas das Zeichnen wenn sich die Vorstellung von einer bestimmten Kajakform im Kopf festgesetzt hat.
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Ganz konventionell, Maßstab 1:5, Bleistift auf Papier. Gar nicht so einfach, die Linien richtig & schön hin zu bekommen (etwas Anderes macht man ja beim Bauen im Prinzip auch nicht)
Wenn ich mir meine Zeichnungen und die Modelle von vor sechs Jahren annsehe, bin ich froh, das ich die nie 1:1 gebaut habe! Immer den gleichen Kajaktyp zu bauen - das wäre mir zu langweilig!
Auf eine lange Strecke, den ganzen Tag paddeln, macht es sich Abends ein bisschen bemerkbar, wie leicht ein Kajak läuft.
Wenn ein Kajak zu breit ist, (oder mit viel Gepäck beladen) ist man Abends schneller platt.
Also es lohnt sich schon sehr ein Kajak zu fahren das nicht breiter als nötig ist, damit es leicht läuft.
So lange man damit klar kommt und lange darin sitzen kann.
Einfach viel Zeit im Kajak verbringen - plötzlich findest nicht Du das Kajak nicht mehr fies, weil es "kippelig ist" sondern fies, weil Du ständig auf Deine Mitfahrer warten musst.
Zu den Stützsenten schreibt H.C. Petersen in "Skinboats of Greenland":
"Some Kayaks are designed with a special bend in the
sides, which stabilizes the kayak and prevents it
from capsizing too easily. It is mostly build for
beginners and for men who have not mastered the
art of balancing a kayak"Ansonsten vielleicht "pakkut" verwenden? (PS: im Faltboot gibt´s die ja oft "ab Werk")
Das ganze Bauen auf eigene Faust - in dieser Weise wie Du es jetzt machst - ist wirklich richtig richtig spannend, weil nichts vorgegeben ist.
Du kannst später Niemanden vollheulen, weil etwas nicht funktioniert wie es soll, nicht passt oder einfach mies "designt" wurde.
Du kannst aber auch richtig stolz darauf sein wenn es gut geworden ist - ist eben Deins, von A bis Z.
Bei einer Replik sieht das anders aus. Wenn man einen bestimmten Riss baut, (also die originale Konstruktionsweise, ohne Bausatz) verlässt man sich auf diese Form - die evtl. auch Eigenschaften hat, die vielleicht toll für den Fang waren, aber für den sportlichen Bedarf nicht wichtig sind. (Trotzdem mag ich ein leises Kajak!)
Ich lerne bei einer Replik aus KOG immer am am meisten. (Wie man bestimmte Konstruktionen, Formen usw. richtig hinbekommt)
Außerdem bekommt man ein authentisches Kajak, das noch von Niemand "angepasst" oder "entschärft" wurde. Ist vielleicht nicht immer einfach, damit zu fahren, aber es macht Spass.
Und es wird garantiert nicht das "ideale Seekajak".
Es gibt (nur meine Meinung) nichts spannenderes als eine Replik, die noch keiner gemacht hat, und nichts Interessanteres (und Riskanteres!) als einen kompletten Eigenentwurf.
Beste Grüße: Moritz
PS: Am 21.07. gibt´s im "Geschichtserlebnissraum Lübeck" neben anderen Sachen - auch traditionellen Kajakbau zu sehen. Eintritt ist frei.