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Patagonien (Teil 1)

geschrieben von arturowing 
Patagonien (Teil 1)
21. April 2016 16:54
Mit dem Faltkajak nach Patagonien

Anders als in anderen Reisen wzb. nach Zentralasien mit dem Velo im letzten Sommer, misse ich diesmal die für mich exotische Komponente, da ich selbst Argentinier bin. Nicht desto trotz lässt mich die ewige Weite und Menschenleere dieser Region im südlichen Lateinamerika nicht unbeeindruckt. Diese Erfahrung muss ich Heute teilen. Wie kam ich überhaupt auf eine solche Idee versuche ich in meinem Kurzzeitgedächtnis erfolglos herauszufiltern. Meine (Sehn)Sucht nach neuem, unbekanntem und die Freude an Herausforderungen trugen aber sicher dazu bei. Die grösste Herausforderung lag vielleicht genau darin, ein mir noch unbekanntes Medium zur Fortbewegung zu nutzen. Einen Touren- oder Seekajak. Ganze acht Monate habe ich mich auf dieses neue Abenteuer vorbereitet. Recherche über die Zielregion und Optionen, eine nahezu gründliche Marktforschung über Kajaktypen, Marken und Modelle und schliesslich die Entscheidungsfindung zu beides. Die passende Ausrüstung musste ich dem Kajakfahren, Patagonien und der Jahreszeit (Herbst) anpassen. Ich stelle fest, dass die Vorbereitung und die Fachkenntnisse verglichen mit den einer Velotour um einiges anspruchsvoller sind. Die Logistik im allgemeinen auch. Dies war natürlich auch ein Grund weshalb ich mich für einen Faltkajak entschloss.
Die Reise startete am 1. April mit einem 14 stündigen Direktflug von Rom nach Buenos Aires mit 3 stündigen Weiterflug nach El Calafate im südlichen Patagonien.
Nach insgesamt 50 Reisestunden inklusive Zugfahrt von Innsbruck nach Rom und Aufenthalt in der ewigen Stadt war schon eine kleine Strapaze, aber dank meines Mottos, der Weg sei das Ziel, ertragbar.
Die Mitnahme meines Faltbootes und ein 180 L. Seesack auf meinem Bootswagen war zwar umständlich doch, sei es auf Bahn, Bus, Taxi und Flieger anstandslos. Die Kulanz der Airline beschränkte sich auf einen Aufpreis eines Zusatzgepäcks und das Gewicht (Gesamt ca. 65 Kg) wurde nicht berechnet. Ich kam mit 60€ glimpflich aus.
El Calafate im südlichen Patagonien ist Ausgangspunkt für sämtliche Exkursionen in den majestätischen Perito Moreno Gletscher und in die Ortschaft El Chalten, ausgangspunkt für (auch) anspruchsvolle Trekkingtouren in den Cerro Fitz Roy. Beides liegt innerhalb des Nationalparks Los Glaciares.
Mein Vorhaben, vom Lago (See) Roca zum Südarm des Lago Argentino zu paddeln, von dem ich eine atemberaubende Sicht zum Gletscher hätte genießen können, wurde aber schnell verworfen. Die Nationalparkbehörde in Argentinien ist äusserst streng in der Anwendung der geltenden Gesetze, und das mag auch so gut sein. Jedenfalls, bleibt es Paddlern und sonstige Wassersportler untersagt, in den Gewässern des Nationalparks Los Glaciares zu Navigieren. Ausnahme wurde einem gewerblichen Anbieter von Kajaktouren in der Region des Upsala Gletschers erteilt, aber dieses Angebot, geführt im Rudel mitzupadddeln kam für mich jedenfalls nicht in Frage. So entschloss ich mich kurzerhand, einen raren windstillen Zeitfenster von zwei Tagen, am Lago Argentino auszunutzen. Ich paddle von Puerto Punta Bandera ostwärts in die Stadt El Calafate. Eine Zweitagestour unbeschreiblicher Weite und Leere, am drittgrößten See Lateinamerikas der dreimal größer als der Bodensee oder viermal die Fläche des Gardasees entspricht. Gespeist wird es vom Schmelzwasser vieler Gletscher. Selbstverständlich hat das Wasser Trinkqualität ist jedoch, durch seine äusserst feinen Sedimente die nicht ablagern können, (Gletschermilch genannt) immer trüb. Seine Durchschnittstemperatur liegt bei 2 Grad Celsius, so ist mit auch ein Trockenanzug eine Selbstverständlichkeit.
Dieses Paddeln diente für mich hauptsächlich um mein Equipment zu testen, den tatsächlichen Ladevolumen des Kajaks kennenzulernen und mich mit dem Verhalten des gleichen unter voller Last vertraut zu machen. Anders als die falsche Beratung des Ausrüsters, fand ich für meine Bedürfnisse, dass folgende Packsäcke die beste Lösung bieten: 1 x 40L, 2 x 20L, 3 x 6L. Zusätzlich den Packsack des Bootes und den gefalteten 180L Seesack. Ausser der Sicherheitsausrüstung (Lenzpumpe, Paddelfloat, etc) und den Bootswagen kam nichts auf Deck.
Mein Hauptziel allerdings, ist es im nördlichen Patagonien, die Städte San Carlos de Bariloche in Argentinien mit Puerto Montt in Chile zu verbinden. Dieses ist über Seen und Flüsse mit nur wenigen Portagen möglich. Die Dauer der Tour möchte ich nicht festlegen aber setze sie mit ca. 3 Wochen an. Meine Unerfahrenheit kompensiere ich mit Zeit, und steche zur See nur wenn ich mich dabei sicher fühle. Die Andenregion in und um den Nationalpark Nahuel Huapi in Argentinien und den Nationalpark Vicente Perez Rosales in Chile sind, wie im allgemeinen ganz Patagonien, sehr windig und dieses zu 90% aus Westen. In dieser Zeit beginnt zudem die Regenzeit, die mich bereits schon in Villa La Angostura am Nahuel Huapi See seit 3 Tagen festhällt. Klarerweise hält mich nicht der Regen hier fest, aber der dazu gehörende Wind welcher mit Spitzen bis zu 60 Kmh über die Gewässer weht. So sitze ich ausnahmsweise in einem sehr schönen Hostel fest, und nicht in meinem Zelt und nutze die Zeit, diesen Zwischenbericht meiner Patagonienreise zu veröffentlichen.

Der Preisniveau in Argentinien und vorwiegend in Patagonien entspricht (leider) dem Österreichischen sodass ich auch hier, anders als eventuell in Asien, den Peso zwei mal umdrehe bevor ich ihn ausgebe.

Anbei zwei Links, zum Fotoalbum Nahuel Huapi im nördlichen Patagonien und ein kleines Video zum Lago Argentino.

Mit dem Faltkajak am Lago Argentino

Mit dem Faltkajak im Nahuel Huapi Nationalpark

Hoffe jemanden dabei inspirieren zu können, dieses fast unberührte Stück Erde zu erkunden.

www.vimeo.com/bike4happiness
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