Prijon Boot / HTP Reparatur - Der Versuch eines Tutorials
01. August 2016 16:36
Also der Titel sagt es ja schon:

Es ist nur der VERSUCH eines Tutorials - ich habe gesehen, dass es zu dem Thema eigentlich schon haufenweise Beiträge gibt.

Dennoch einige Anregungen, ergänzend:

1. Kann Polyethylen repariert werden?

Antwort: Soweit es die Boote von Prijon betrifft (und mit anderen Booten aus Polyethylen habe ich keine Erfahrung): ja

2. Wie kam es zu einem "reparaturbedürftigen Schaden"?

- Ich bin eine Welle gesurft und ungespitzt mit "überhöhter" Geschwindigkeit auf eine Betonplatte gefahren (Hafeneinfahrt - im 90 Grad Winkel)

3. Hält die Reparatur bis heute?

Ja.

4. Wie groß war der Schaden?

Es handelte sich um einen Riss in der oberen Rundung der Bugnase, etwa 3 cm lang und etwa 3,5 mm breit.

5. Konnte der Schaden unterwegs so instand gesetzt werden, dass das Boot dicht hielt?

- Eine offenbar häufiger diskutierte Frage. Wenn ich mich recht entsinne hieß es meist, GfK sei unterwegs leichter instand zu setzen.

Diese Auffassung teile ich (auf Erfahrungen mit Motorbooten rückblickend), aber nicht uneingeschränkt.

Mit einem Sturmfeuerzeug einer sehr bekannten Marke und einem Originalreparaturstift von Prijon konnte ich den Riss vor Ort notdürftig verschließen.
Schön war das nicht, aber dicht.

Ob mir das an einer "flachen" Stelle im Rumpf ebenso gelungen wäre - keine Ahnung.

6. Was brauche ich, um einen solchen Schaden zu beheben?

- Wie vielfach schon beschrieben: Originalmaterial.

- HeatGun

- Für die Boote von Prijon: Einen "ReparaturStift".

- Einen Exzenter mit Schleifpapier, 125iger Korn

- Feines Schleifpapier: 400 / 600

- Sch....viel Geduld, wenn es ein wenig gut aussehen soll

7. Wie wird der Schaden behoben?

a) Material anwärmen (wärmen - nicht: verheizen) - in meiner HeatGun ist die niedrigste Temp. 350 Grad - das ist zu viel!!

Bei HTP genügen sicher weniger als 200 Grad, selbst wenn man eine feste Verbindung herstellen möchte.

b) Bei HTP habe ich die Erfahrung gemacht: Mehr ist sicher kein Fehler. Viel hilft nicht immer viel. Aber es kam mir darauf an, eine wirklich feste Verbindung herzustellen.

Dazu folgendes: Ein Riss zieht die Risskanten vermutlich in Mitleidenschaft - das Material ist also geschwächt. Daher macht es m.E. Sinn, über die Risskanten hinweg zu schweißen.

Deshalb habe ich schon am Schadenstag, ganz grob, etwas Material aufgetragen. Das hat - wie gesagt - gereicht, um den Riss einigermaßen dicht zu machen.

Zu Haus, habe ich - BEVOR das Material angewärmt wurde - das überstehende Material abgeschliffen.

- Das sah schon besser aus.

c) Dann habe ich mit der Heat - Gun das Material angewärmt und den ReparaturStift in der Heißklebepistole flüssig gemacht.

Das Material, das ich jetzt aufgetragen habe, habe ich aber nicht AUF dem Riss aufgetragen, sondern etwa einen halben Zentimeter NEBEN dem Riss, links, rechts, darüber und darunter - links und rechts über eine Länge von etwa 7 cm, darüber und darunter so viel, dass der Materialauftrag auf selber Höhe beginnt, bzw. endet.

Auf diese Weise - bildlich - ergibt sich quasi ein ganz grobes (und nicht sehr schönes) Rechteck um den Riß herum.

d) Dieses Material habe ich mit der Heat - Gun so warm gehalten, dass es möglich war, es seitlich, oben und unten, mit einem Teppichmesser schon etwas zu "verstreichen", damit die überstehenden Kanten nicht so hoch sind.

e) Dann:

Schleifmaschine anwerfen und das überstehende Material runterschleifen, bis es an das umgebende Material angeglichen ist und fast keine Kante mehr übersteht.

f) Ich habe einige Tage zugewartet, damit das Material fest wird und vollständig abkühlt. Wahrscheinlich kühlt das HTP viel schneller ab - aber es ist ja auch bloß der Versuch, eine brauchbare Anleitung zusammenzustellen.

g) Als nächstes: Wieder Material und Reparaturstift "vorglühen" und nun die Mitte - quasi den eigentlichen Riss weiter füllen.

Es wird Material überstehen, das ich seitlich NICHT mit dem Teppichmesser angeglichen habe, weil sich das aufgefüllte Material sehr viel schneller erhitzt, als das Originalmaterial.

Nachdem die Materiallinie in der Mitte auch abgekühlt ist - wiederum runterschleifen und die Kanten zur Seite hin angleichen.

Es zeigt sich nun, wo noch Material fehlt, das ebenfalls noch aufgetragen werden kann.

h) den gesamten Vorgang von c) bis g) habe ich noch zweimal wiederholt - so dass der Riss und die Kanten seitlich mit einer dreifachen Schicht geschützt / verschlossen werden.

i) Um ein gutes optisches Ergebnis zu erzielen, habe ich das Material seitlich etwas mit feinem Schleifpapier "geglättet", so dass die Übergänge zur Reparaturstelle nur noch durch einen kleinen Farbunterschied sichtbar sind (aber auch nur noch aus 50 cm Entfernung).

j) Welche Unterschiede konnte ich zur Reparatur bei GfK feststellen:

GfK lässt sich meiner Erfahrung nach, wenn es sich nur um kleine Kratzer oder "Macken" im Material handelt, sehr gut mit 2 K Kleber verschließen - hier insbesondere mit: Acrylit, das die gute Eigenschaft aufweist, leicht geschliffen und lackiert werden zu können.

Große Flächen bei GfK müssen nachlaminiert werden - das hält bombig, schaut aber nicht immer bombig aus - v.a., wenn GlasfaserMatten auflaminiert werden müssen, um einen größeren Schaden zu beheben - dann sind die Übergänge auch dann sichtbar, wenn nachlackiert wurde.

Ok. Man kann auch von innen laminieren - dann ist es von außen weniger gut sichtbar.

Klarer Nachteil von Polyethylen:

Ist die Stelle von innen schwer zugänglich, kann es schwer werden, von außen ein festes Ergebnis zu erzielen.

Ich denke v.a. an Risse im Rumpf. Davon abgesehen dürften aber die meisten Schäden an den "prominenten" Stellen im Bug - und Heckbereich entstehen.

Durch die hier beschriebene Möglichkeit, die Kanten seitlich miteinzubeziehen, gelingen m.E. auch haltbare Reparaturen.


Einen Nachteil von GfK sehe ich, wenn lange Transporte auf dem Autodach bewältigt werden müssen - bevor sich die Anhänger von GfK beschweren, möchte ich versuchen, zu erklären, was ich meine:

GfK wird meiner Erfahrung nach auf jedem Dachträger an den entsprechenden Befestigungspunkten über kurz oder lang, etwas nach innen gedrückt - es entstehen "Spiegeldellen" - also kleine Vertiefungen, die man nur sieht, wenn das Boot im Licht angeschaut wird.

Manchmal, wenn es länger liegt, wird das Gelcoat in Mitleidenschaft gezogen - das ist dann weniger gut - mit der Zeit wird das Gelcoat an diesen Stellen brüchig - das GfK könnte Wasser ziehen.

Diese Vertiefungen bleiben. GfK hat ein sog. "Memory".

HTP kaum - man bekommt die Vertiefungen überwiegend wieder raus.

Das optische Ergebnis bei HTP und dem von mir beschriebenen Riss finde ich recht gut.

Bei einem GfK Kajak hätte es - möglicherweise - bei diesem Aufprall gar kein Ergebnis mehr gegeben...ich weiß es nicht und kann nur spekulieren.

Wenn es auch "nur" einen Riß bekommen hätte, wäre es unumgänglich gewesen, die Stelle zu laminieren - im Ergebnis hätte man also an dieser Stelle von außen laminieren müssen - im Endeffekt wäre als der Schaden / die Reparatur hinterher zumindest noch gut sichtbar gewesen.

So.

Das war wie gesagt nur eine Anregung.

Ich hoffe, es hilft ein wenig.

Herzliche Grüsse

Florian
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