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RTM Ysak Skeg - Erfahrungsbericht

geschrieben von shovelhead 
RTM Ysak Skeg - Erfahrungsbericht
29. Dezember 2013 16:24
- RTM Ysak "Luxe"

RTMKAYAKS Ysak SK Luxe (mit Skeg)

- Revier

unser Hauskanal und Binnensee bei jedem Wetter
Nordsee bei Calais 5 Bft, Surf in ca. 1.20m Wellen


- Paddler:

Katrin 1,75m bei 65 kg
Matthieu 1.80 bei 77 kg
ich 1.96 bei 115 kg


- Boot

Länge: 5.07
Breite: 0.57
Gewicht: 27 Kg komplett fahrfertig
Material: Dreilagiges PE, innen weiss-grau (wie zB. Valley)
Ausstattung: viergeteilt, vorn runde Luke, hinten ovale Luke, Dayhatch hinten links zugänglich
Lukendeckel von Kajaksport, ungepolsterter Sitz, Rückenband gepolstert verstellbar
verschiebbare Fussstützen mit Rastung (90° Drehung), BigDeck Cockpit, eingeformte
Schenkelstützen, Skeg mit Dynema Seil (kein Stahlkabel)


Der RTM Ysak ist ein ausgesprochen stabil liegendes "britisches" Kajak mit starkem Kielsprung und weit hochgezogenen Spitzen für leichte und mittelschwere Paddler. Der Boden hat eine durchgehende, spürbare Kiellinie und ist entsprechend leicht V-Förmig. Im Bereich des Cockpits folgt die Bordwand einem engen Radius zum Boden hin; mit viel Phantasie wird man hier eine Kante angedeutet sehen.

Das Boot ist in Frankreich in vielen Vereinen zu finden; es wird einer Club-Version angeboten, bei der die Luken nicht aufgeschnitten, und somit auch keine Deckel aufgesetzt wurden. Die Club-Version hat ausserdem keinen Skeg und nur die nötigste Rundum-Beleinung. Weiterhin gibt es die Standard Version (dreifach geschottet mit Lukendeckeln), die "Luxe" Version (wie Standard plus Skeg und Gummizüge vorn und hinten) und schliesslich die "Gouvernail" Ausführung (mit allen genannten Extras plus Steueranlage, Sitzpolster und Schenkelpolstern). Meine Frau hat sich für die Skeg Version entschieden, wir haben eine Schaumauflage auf den Sitz und links und rechts am Sitz Minicell-Fittings eingeklebt. Passt, funktioniert, ist aber optisch weit weg vom Connect 30 Outfit eines P&H Delphin.

Die Ausstattung ist eher praktisch als luxuriös. Decksfittings sind nur aufgeschraubt (nicht versenkt), die Schrauben sitzen dabei in tiefen PE "Gnubbeln", so dass die Schrauben den Rumpf nicht durchlöchern (nur die Pedalbefestigungen gehen durch den Rumpf durch). Weniger Löcher finde ich persönlich eher gut, daher werte ich das mal insgesamt positiv. Es gibt keine Netze an Deck (ich finde die Dinger ohnehin mies, denn sie leiern nach sechs bis 12 Monaten immer aus), aber immerhin werden die Tragegriffe von Gummizügen gehalten und schlabbern nicht hin und her.

Mit nur 5.07m Länge (ein cm weniger als zB. ein Prijon Marlin oder Kodiak) und 0.57m Breite ist der Ysak kein Rennboot. Die starken Einzüge vorn und hinten dürften die Wasserlinie - je nach Beladung - auf ca. 4,60m verringern; dennoch wirft der Ysak wenig Welle und läuft mit leichten Paddlern gut in unserer Gruppe mit. Meine Frau hängt mich im Biskaya LV und einen Bekannten im P&H Delphin immer noch ab. Die Beladung spielt eine entscheidende Rolle: ich passe zwar sehr komfortabel in das Cockpit hinein, das Boot ist mit mir drin aber extrem lahmarschig und auch nicht halb so wendig, wie mit leichteren Paddlern. Ich denke, dass irgendwo um 80/85 KG eine Grenze erreicht ist, ab der das Boot ganz deutlich Wendigkeit und Tempo verliert. Wer schwer ist, hat an dem Boot wenig Freude.

Wer hingegen leicht ist, findet im Ysak ein phantastisches Playboat für den Surf in der Brandung und ein überaus stabiles Reiseboot bei anspruchsvollen Bedingungen. Anders als der Delphin hat der Ysak einen sehr schmalen, spitzen Bug, der gut durch Wellen führt und nicht "patscht". Die wirklich sehr hohe Nasenspitze bleibt stets trocken und gibt Sicherheit, das Volumen konzentriert sich um den Paddler herum. Man fährt zwar nass, sitzt aber stabil und muss kaum stützen. Auch Seitenwind ist kein grosses Drama; das Achterdeck ist flach und niedrig und das Skeg wirkt wie erwartet. Einmal musste ich letzteres aus dem Kasten herauspulen (Klemmer dank Steinchen), aber etwa 100% aller Skegboot-Paddler hatten schonmal Drama mit dem Skeg ... ein Loch, ein kuzes Stück Leine dadurch - wie gehabt.

Die wirkliche Stärke des Ysak ist aber sein Verhalten als Playboat. Dank der Bananenform, der hochgezogenen Enden und der grossen Breite surft das Boot auch an recht steilen Wellen sehr gut beherrschbar los und bleibt dabei erstaunlich untückisch. Das leichte V im Boden wirkt richtungsstabilisierend und obwohl das Vorschiff schnell ins Wasser gedrückt wird, bleibt die Nase lange oben. Im direkten Vergleich zum P&H Delphin kommt man deutlich besser gegen die Brandung raus, kann dann aber nicht ganz genauso schnell umdrehen, und surft genauso leicht los. Der Delphin behält einen Moment länger die Nase trocken, benötigt aber mehr Kraft, um quer vor der Welle gehalten zu werden (Sidesurf). Wie ein Ysak in den Wellen aussieht, kann man auf diesem Video unseres Urlaubs am Atlantik und in einem Clip von Xavier, einem spanischen Kajaker, schön anschauen:

- Videos

"Kayak Surf - Le Grand Crohot - August 2014 - Atlantic Ocean"

"Sea Kayak Surf (2009)"


- Fazit

Der RTM Ysak ist ein preiswertes (im Sinne des Wortes) Seekajak für leichte bis normalgewichtige Paddler. Dank seiner hohen Primärstabilität eignet er sich ausgesprochen gut als Anfängerboot. Der Ysak bleibt auch bei Wind gut beherrschbar und bietet ausreichend Stauraum für Wochenendtrips. Wie bei allen Booten mit drittem Schott/Dayhatch hinten gibt es gelegentlich Probleme, lange Gegenstände unter Deck zu verstauen. Anders als viele andere Anfängerboote macht der Ysak auch erfahrenen Paddlern noch Spass, denn es ist ein Playboat und eignet sich hervorragend zum Surfen. Im Vergleich zum P&H Delphin 155 ist der Ysak das vielseitigere Tourenboot; nur in sehr steilen Wellen kommt dem Delphin das Mehr an Volumen im Bug zu Gute. Beide Boote sind einfach zu rollen, wobei der Ysak in der "Luxe" Version noch den ein- oder anderen Einbau braucht, um perfekt zu passen.

Das dreilagige PE macht den Rumpf etwas leichter und steifer, verliert aber bei tiefen Kratzern seine Vorteile, denn wenn die äussere Schicht "durch" ist, kann die Zwischenlage wohl Wasser ziehen. Ich habe damit keine Erfahrung und zitiere hier nur Internet FUD, halte das aber für nachvollziehbar. P&H bietet den Delphin für in dreilagigem und "Heavy Duty" einlagigem PE an. Und auch der Lettmann Odin war ein einlagiger Ysak.

Derzeit (Weihnachten 2013) kostet der Ysak Luxe (Skeg) hier in Frankreich 699.- Euro inklusive Anlieferung vor die Haustür! Die Version mit Skeg und Steueranlage kostet knapp 900.- Euro und die Preise bei den bekannten, grossen Händlern in D und NL sind ähnlich. Mehr Boot findet sich nirgendwo zu diesem Preis - daher kann man das spartanische Cockpit und die damit einhergehenden 45 Minuten Bastelei zur Anpassung mit Schaumklötzchen durchaus verschmerzen.



Ysak_4668 von s.schmitz auf Flickr



Ysak_4660 von s.schmitz auf Flickr

Im Forum

14.12.2013 Re: KKO Sport Kajaks / Ysak
14.12.2013 Re: KKO Sport Kajaks / Biskaya / Ysak
02.05.2011 Steueranlage bei Rotomod Ysak bzw. Lettmann Odin
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