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Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot

geschrieben von mjke 
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
16. Juli 2015 14:23
Ich weiß, und der mag sein Geld sicher auch wert sein, lag aber etwas über meinen Budget, etwas angefixt war ich aber schon.
Nun, jetzt bin ich ja gut aufgestellt, nen nassen Hinter bekomme ich aber immer moody smiley, nicht nur im Ski.

Grüße Bernd
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
16. Juli 2015 17:49
Thomas P.,

vielleicht ist es genau dieses Schiffchen ......,worüber hier geschrieben wird smoking smiley
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
16. Juli 2015 19:07
Den meinte ich. Ich habe mich auch für das Boot begeistert. Bis zur ersten Proberunde. Wobei Runde maßlos übertrieben ist.
Der ist zu anspruchsvoll für mich. Großen Respekt vor jedem, der damit auch bei Bedingungen jenseits von Ententeich unterwegs ist.

Grüße
Thomas
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
16. Juli 2015 20:32
Hallo Thomas,
sich an ein kippliges Boot zu gewöhnen ist aber kein Problem nur eine Frage der regelmäßigen Übung, viel schwieriger ist es jahrzehntelangen Missbrauch des eigenen Körpers durch zu viele Zigaretten, Alkohol, fettes Fleisch und andere lustige Dinge zu begegnen und wieder eine halbwegs vernünftige körperliche Konstitution herzustellen.
Ich bin mir sicher, das Du mit so einen Boot nach ein paar Trainingseinheiten klar kommen würdest. Andererseits hast Du ja mit Deiner Viper schön ein super Boot, viel schneller dürfte der Sea Vanquish auch nicht sein, nur trotz ein bisschen größerer Kippligkeit mehr Welle abkönnen.

Grüße Bernd
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
16. Juli 2015 21:02
Hallo Bernd.
Danke für die Motivation. Aber für einen Späteinsteiger mit Ende 40 in den Kanusport ist das schon eine echte Herausforderung.
Zur Zeit taste ich mich an den Classic ran. Inzwischen werde ich bei Motorbootkontakt nur noch hektisch und nicht mehr panisch ;-) und bleibe auch mal 1,5 Stunden in der Senkrechten. Wenn es nicht zu kühl ist, werde ich mit dem Classic beim 1000Seen starten. Die nächste Herausforderung, so lange das Wasser warm ist, wird ein Versuch mit dem Nelo 560 Ski. Da bin ich schon gespannt.

Grüße
Thomas
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
17. Juli 2015 00:29
Hallo,
Ruhrpott danke, es ist ein wirklich tolles Boot.
Matthias, ja wie soll ich es sagen...die Gelegenheit war günstig und ich wollte ein Boot das mich fordert um mein Bootsgefühl zu verbessern. Den 560 ski hätte ich sehr gerne auch genommen gab es aber nicht zu dem Preis.
Azubi, Thomas, Bernd, es ist der rote Sea Vanquish von Gusser den ich jetzt habe.

Er begeistert mit einem, für mich, unglaublichen Leichtlauf.Das macht mir soviel Spass das ich schon fast 100 km im Hafen gepaddelt bin (....und das heißt dann immer nur 1000m rauf und wieder runter...). da ich aber sowieso nicht in der Gegend herum schauen kann weil ich noch viel mit Gleichgewicht halten beschäftigt bin stört es mich im Moment nicht weiter.
Immerhin kann ich ihn mittlerweile auf der Stelle drehen und durch knapp 15 cm hohe Seitenwellen fahren smileys with beer..........aber immer noch mit Puls 180....
Was ich besonders klasse finde ist das ich schon einmal die 15 km/h erreicht hatte, was leider mit einem fast baden gehen endete weil ich irgendwie die Kontrolle verlor.

Viele Grüße aus Emmerich am Rhein
Jörg
Anonymer Teilnehmer
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
17. Juli 2015 08:30
Zitat
Käptn-Blubber
... und andere lustige Dinge

???

klick *

... wenn ich das richtig verstanden habe spinning smiley sticking its tongue out


* man beachte: erhältlich bis Größe 5XL (!)
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
17. Juli 2015 09:46
Zitat
Haubentaucher
... wenn ich das richtig verstanden habe

Denke, dass hast Du.

Ansonsten schließen sich ja die Kreise. Jörg, sehen wir das Boot in Diemitz beim TSM?

Grüße Bernd
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
17. Juli 2015 12:15
Hallo Bernd,
mal sehen, glaube es aber eigentlich nicht. Bin bisher nur ca. 12 km am Stück unterwegs gewesen und ob ich in so einem Rennbootsitz so lange fahren/ sitzen kann weiß ich noch nicht. Wenn es dieses Jahr wieder geht möchte ich ja die lange Strecke fahren und dann ist mir mein bewährtes Material lieber.

Viele Grüße
Jörg

PS.....toller Spruch auf dem shirtsmiling smiley
Re: Klassisches Rennboot vs. Marathon-Boot
17. Juli 2015 19:24
@ Jörg,

dann hätten wir uns fast in Wedau getroffen.Ich habe mir den C-Trek (Bild über dein Kajak)mitbringen lassen und bin den noch am Donnerstag gepaddelt.
Puuuuuuuh bei ca. 3-4 bft hats mich ohne Steueranlage(war noch nicht bearbeitet)so richtig verblasen.Freitag noch einmal uffen Teich,war leider nichts.Für das Kajak bin ich bestimmt 30 Kg zu leicht,110 + sollten es schon sein (ohne Gepäck).Das Kajak hat hinten ca. 8 cm Kielsprung und das mir angeboten Steuer ragte vielleicht noch einmal ca. 8 cm ins Wasser,das ist zum steuern bei einem solchen Volumenboot vieeeel zu wenig.Gußer meinte zwar, dass es lang genug ist...ich bezweifle es doch sehr stark.
Mein Sufski habe ich verkauft,aber nur aus einem Grund ! Jetzt im Sommer,wo es richtig spaß macht Surfski paddeln (an die Küste komme ich nicht)sind die meisten Flüsse und Seen dermaßen mit Kraut ausgestattet,dasses keinen spaß mehr macht alle ...Meter...an Land zu paddeln und das Steuer zu entkrauten.
Schade eigentlich,denn Surfski paddeln macht richtig laune.
Umstieg Rennboot K1
26. September 2015 13:21
Die offizielle Saison nähert sich ihrem Ende, Zeit für ein vorläufiges Resümee zum Umstieg aufs Rennboot aus der Sicht eines Spätumsteigers. Möglicherweise gibt es ja weitere Aspiranten, die diesen Weg beschreiten wollen.

Bei meinen Testfahrten bin ich irgendwann beim Struer Razor hängengeblieben. Der ist etwas kippliger als ein Ranger, verzeiht aber noch so einiges. Außerdem ist er aus GFK, was bei gelegentlicher Flutung im Vergleich mit innen vielfach unlackierten Mahagoni-Booten für das Material doch bekömmlicher ist. Kenterungen gab es einige, wobei man unterscheiden muss: Unterwegs bin ich kein einziges Mal baden gegangen, was mich im Rückblick positiv stimmt. Interessanterweise ist jedoch die Kentergefahr unmittelbar am Steg am höchsten: Zweimal hat es mich unmittelbar nach dem Ablegen reingelegt. Das scheint aber symptomatisch zu sein. Offenbar braucht zumindest mein Gehirn etwas Zeit, sich auf die veränderte Balance-Situation einzustellen. Hat man erst einmal etwas Strecke gemacht, läuft es viel stabiler.

Vielfach gekentert bin ich bei Balance- und Stützübungen. Solche kalkulierten Kenterungen kann ich allerdings auch allen Anfängern empfehlen: Paddelbewegung ohne Paddel, hohe und flache Stütze, seitliche Ziehschläge, Boot mit der Hüfte ankanten, bis es vollläuft: Solche Übungen bringen Vertrauen und zeigen, wo die Grenzen liegen. Die erste Kenterung ist unangenehm, danach wird es Routine.

Insgesamt spielt der Kopf eine entscheidende Rolle: Mangelndes Selbstvertrauen und Zweifel wirken sich unmittelbar auf die Stabilität aus. Vieles hängt auch von der Tagesform ab: Beim After-work-Paddeln war ich manchmal schon so durchgekaut, dass ich die ganze Strecke rumgeeiert bin. An guten Tagen drischt man dagegen einfach durch. Streckenabschnitte, an denen eine Kenterung eher ungünstig wäre (z.B. an langen Spundwänden) verunsichern, an Strandabschnitten denkt man sich dagegen: auch egal - und wird gleich lockerer.

Lockerheit ist überhaupt die Schlüsselkompetenz, Hektik ist verheerend. Üben kann man diese eher mentalen Dinge vermutlich nur im Boot, eine konstitutionelle und muskelmäßige Grundausstattung ist jedoch genauso wichtig. Vor allem die Rücken- und Rumpfmuskulatur wird im Vergleich zum Wanderpaddeln durch die ständigen Ausgleichsbewegungen, die notwendig aufrechtere Sitzhaltung und die Oberkörperrotation viel stärker beansprucht. Hier werde ich über den Winter im Kraftraum auch nochmal gezielt nachbessern. Auch in Sachen Fitness ist eine solide Basis hilfreich: Aus brenzligen Situationen kommt man am besten raus, indem man einfach den Druck erhöht und das Boot vorwärts schiebt. Nur das bringt Stabilität. Die stabilisierende Funktion des Spannungsbogens, der entsteht, wenn man sich auf der Schlagseite bewusst mit dem Fuß abstützt, ist ganz erstaunlich. Der Preis dafür ist allerdings ein hoher Körpereinsatz, und dass man die meiste Zeit einfach durchziehen muss. Das erholsame kurze Päuschen fällt zumindest im Anfangsstadium weg.

Bei guten Bedingungen komme ich mit dem X-Lancer nun ganz gut zurecht. Wir haben zwar etwas gebraucht, uns anzufreunden, aber jetzt läuft es ganz gut. Während man - bildlich gesprochen - im Wanderboot mit dem Allerwertesten im Tale sitzt und das Ankanten sozusagen bergauf gegen Widerstand erfolgt, ist es im X-Lancer schon andersherum: Man sitzt auf dem Berg und rauscht seitlich bergab ins Wasser. Beim Cleaver und Tiger ist dieser Berg dann noch etwas spitzer und schmaler. Wohl oder Wehe hängen jedoch hochgradig von den Wasserbedingungen ab. Im Hochsommer kann die Havel hier in Berlin durch Verkehr, Wind und Reflexionswellen schon sehr unangenehm werden. Ich hatte ein Paar Ausfahrten, die waren durch chaotisches Kabbelwasser komplett spaßbefreit. Da spürt man schon, dass ein leichtes Rennboot nicht für solche Bedingungen konzipiert ist. Vom Kopfkino ganz zu schweigen. Möglicherweise werden auch solche Bedingungen durch mehr Übung und Erfahrung irgendwann leichter zu nehmen sein, im Moment jedoch erscheinen mir die Unterschiede fundamental.

Auch im Rennboot sind frontale Wellen relativ unproblematisch, sofern man nicht vor Schreck das Weiterpaddeln vergisst. Bei schrägen Seitenwellen dreht der Razor sich jedoch überaus willig parallel zur Welle, so dass man teilweise stark gegenhalten muss. Das Mini-Ruder ist dabei auch nur bedingt hilfreich. Prekär sind manchmal die Kehren, vor allem, wenn man gegen die Welle fährt und dann in der Kurve die Wellen voll von der Seite anrollen, so dass man das Boot weiter um die Kurve zwingen muss - während man sich durch die umgelegte Pinne auf dem schmalen Stemmbrett kaum noch abstützen kann. Anstrengend fand ich persönlich auch bereits leichte Dünung, da mir das Auf und Ab ziemlich auf den Gleichgewichtssinn schlägt.

Vermutlich sind das alles Probleme, die man vor allem in der Lernkurve hat. An guten Tagen, wenn man seinen Rhythmus gefunden hat, belohnt das Rennboot mit einem Flow und einer Leichtigkeit, die mir bisher unbekannt waren. Der teilweise mühsame Weg hat sich also schon gelohnt. Cleaver, ich komme.

Viele Grüße
mjke
Re: Umstieg Rennboot K1
12. Juli 2016 22:04
Mal wieder ein Update. Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen Rennboot-Aspiranten.
Bis zum Jahresende bin ich gut mit dem Struer Ranger gefahren. Ein wirklich schönes Boot, für ein Rennboot fast gemütlich und mit guten Sicherheitsreserven ausgestattet. Als es kalt wurde, bin ich mit Trockenanzug gefahren. Das war für meine Verhältnisse absolut okay [siehe hier]. Bei moderatem Tempo und bis zu einer Stunde gut auszuhalten.

Die Winterpause dauerte dann bis Anfang April. Der Wiedereinstieg ebenfalls mit dem Ranger war völlig unproblematisch. Ich hatte etwas Bedenken, ob man die frisch erworbenen Fähigkeiten ohne Training nicht ebenso schnell wieder verliert, wie man sie sich erarbeitet hat. Dem ist aber nicht so. Der Körper merkt sich das und es lässt sich auch nach längerer Zeit wieder abrufen.

Ich bin dann mit steigenden Temperaturen relativ schnell auch wieder auf etwas kippligere Boote wie den Razor und den X-Lancer umgestiegen, wobei mir die Wasserbedingungen aber immer noch einen erheblichen Unterschied machen. Bei ruhigem Wasser komme ich auch mit einem Tiger ganz gut zurecht, bei stärkerem Wellengang wird die Fahrt im X-Lancer zum unkalkulierbaren Abenteuer.
Die positive Seite ist: Man macht wirklich Fortschritte. Wenn die Kurve auch mal nach unten zieht und der Frust überwiegt - in der Bilanz geht es doch stetig bergauf, Sicherheit und Lockerheit stellen sich früher oder später ein, wenn man am Ball bleibt. Man merkt es zum Beispiel daran, dass ein superglatter Wasserspiegel auf einmal beinahe das Gefühl von Langeweile hervorruft.
Die negative Seite: Man wird manchmal auch schnell wieder geerdet. Erst kürzlich führte ein Übermaß an Lockerheit dann doch wieder zum Umkippen. Oder eine Serie von Kenterungen (im zugegeben heftigen Wellengang) führt zum Totalverlust von Selbst- und Bootsvertrauen sowie der grundlegenden Balance-Fähigkeit. Das Boot ist halt kein Spielzeug und will schon respektiert werden. Ebenfalls problematisch: Zwischen den Stufen "Nicht-mehr-Umkippen" und "Effizienz-Paddeln" liegt ein weites Feld. Es braucht wesentlich mehr als grundlegende Skills, um das Potenzial eines Rennbootes dann auch in Geschwindigkeit über längere Strecken auch bei rauhen Bedingungen ausmünzen zu können.

Rennsport-Veteranen können meine Ausführungen über die aus meiner Sicht doch sehr großen Stabilitäts-Unterschiede der Boote kaum noch nachvollziehen: Von oben betrachtet relativieren sich Unterschiede wohl doch sehr stark, die mir noch grundlegend erscheinen. Im Tiger müsse man "notfalls halt einmal mehr abklatschen", so der lapidare Kommentar. Mir dagegen erschien der Schritt vom Lancer/Razor zum X-Lancer noch mal ordentlich (zum Tiger/Cleaver dann allerdings nicht mehr ganz so groß, den mehr oder weniger offiziellen Stability-Ratings zum Trotz). Dennoch: 1000 Kilometer sollte man einkalkulieren, bis man halbwegs sicher unterwegs ist.

VG
mjke
Anonymer Teilnehmer
Re: Umstieg Rennboot K1
13. Juli 2016 09:38
Hallo Mike,

sehr anschaulich und schön geschrieben. Jedes einzelne Wort spricht mir aus tiefstem Herzen.

Weil der alte Verein seinen Trainingsbetrieb quasi eingestellt hat, bin ich mit Zwerg nach Metternich gewechselt und darf dort einen sog. Berliner Blauen fahren, der so erbärmlich aussieht und leckt, dass nichtmal Kinder aus der AK10 ihn mir streitig machen würden.
Nicht kentern klappt schon mit normalem Sitz auf der Moselstaustufe unter den gefürchteten Sonntagsbedingungen. Der Knoten ist aber noch nicht geplatzt. Ein paar effektive Schläge gehen, aber der Rhytmus und die Lockerheit stellen sich noch nicht ein. Eine dicke Schaufel wäre für den von Dir genannten Spannungsbogen vielleicht bessser, als ein M- oder ML-Paddel, aber andererseits fahre ich auch gerne mit meinem, weil es sehr geleichmäßigen Druck liefert.
Rennbootstunden auf dem Wasser bisher insgesamt klar zweistelling, weil ich teilweise zu unregelmäßigen Zeiten arbeite. Anders als an kalten Tagen im Escape gehe ich nach dem Training immer nochmal in den Kraftraum. tongue sticking out smiley

Chris
Re: Umstieg Rennboot K1
13. Juli 2016 19:24
Hi Chris,

früher oder später platzt jeder Knoten. Ich erinnere noch ganz gut die ersten Ausfahrten mit ihren aufsteigenden Panikzuständen. Heute kein Vergleich mehr damit.
Ab und zu sollte man sich klarmachen, wieviel Wegstrecke man schon absolviert hat. Dafür sind spezielle Motivationsvideos gut geeignet:

Eins
Zwei
Drei

VG
mjke
K1 Rennboot lernen - How to
29. April 2017 15:58
Für alle Paddler, die gerne mal Rennboot fahren möchten, habe ich mal eine Reihe von Tipps aufgeschrieben, die aus meiner Sicht sinnvoll sind und mir persönlich gut geholfen haben. Ist natürlich vollkommen subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

  • Wer bisher Wanderboot oder Seekajak gefahren ist, liegt im Rennboot noch vor dem Ablegen gleich am Steg im Wasser. Das ist vollkommen normal und kein Grund zur Beunruhigung. So ein Boot wirkt am Anfang vollkommen unfahrbar. Die Erfahrung beweist jedoch das Gegenteil: Es ist machbar, und zwar in jedem Alter, Motivation und Ausdauer vorausgesetzt.
  • Ideal ist der Umstieg zunächst in ein Abfahrtsboot. Das ist meist schon mal erheblich kippliger und zeigt schon mal an, wohin die Reise gehen könnte. Vorteil beim Abfahrtsboot: Wenn man nichts macht und Ruhe bewahrt, passiert auch nichts Schlimmes. Nachteil: Luken sind meist sehr eng, Einstieg oft akrobatisch, Sitzposition mit Schenkelstütze ist etwas anders als beim Rennboot.
  • Auch Rennboote unterscheiden sich in ihrer Stabilität und Kippeligkeit untereinander teilweise erheblich. Es ist daher sinnvoll, nicht gleich am oberen Ende des Rankings einzusteigen, sondern zunächst ein freundliches Boot zu suchen. Oft liegen ältere Baujahre stabiler im Wasser und bieten mehr Endstabilität. Anfängliches Fahren ohne Sitz kann sinnvoll sein, da der Schwerpunkt dann tiefer liegt und die Stabililität dadurch erhöht wird. Mehr Stabilität bringt auch das Fahren in Booten einer eigentlich zu niedrigen Gewichtsklasse. Wer 100 kg wiegt, kann sich auch gleich in einen Tiger setzen. Orientierung bieten Rennboot-Verzeichnisse wie hier oder hier. Herstellerangaben sind dagegen meist auf die eigene Produktpalette bezogen und ermöglichen wenig Vergleichbarkeit.
  • Anfangs nur bei guten Bedingungen fahren. Es bringt m. E. wenig, sich bei Wind, Wellengang und Kabbelwasser permanent am Rand der Kenterung entlang zu hangeln. Besser ist es, Sicherheit (auch mentale) bei guten Bedingungen zu entwickeln und diese dann Schritt für Schritt auch bei schlechteren Bedingungen zu festigen.
  • Kenterungen einkalkulieren. Nur so fahren, dass eine Kenterung keine Gefahr darstellt (Ufernähe, nicht bei zu kalten Bedingungen). Immer auch gleich mitüberlegen, wo man am besten aus dem Wasser kommt. Eine Kenterung kommt anfangs meist überraschend und kann trotz objektiver Ungefährlichkeit dann doch unangenehm sein und zu Hektik führen. Deshalb sollte man Kenterungen auch mal provozieren und die Abläufe üben (Boot sofort umdrehen, Paddel einsammeln, orientieren, Boot abschleppen, evt. Wiedereinstieg üben). Kenterungen können allerdings auch entspannend wirken. Meist fährt man danach viel entspannter weiter, weil das Schlimmstmögliche ja schon passiert ist.
  • Einer der wichtigsten Faktoren beim Rennbootfahren ist die psychische Verfassung. Die Stabilität im Boot hängt ganz wesentlich und sehr direkt vom Gefühl vorhandener Sicherheit und vom Selbstvertrauen ab. Wer daran zweifelt oder anfängt, über die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns nachzugrübeln, liegt schnell im Wasser. Die psychische Verfassung variiert von Mensch zu Mensch, je nach Tagesform und kann sich sogar während einer einzigen Tour mehrfach verändern. Mentale Bilder können das Gefühl von Sicherheit und Stabilität verbessern, z.B.: Man hängt wie eine Marionette mitsamt dem Boot an einem Faden, der vom Scheitel gen Himmel führt und man kann daher gar nicht umkippen, da das Boot auch nur unten mit dran hängt. Oder: Bei jedem Paddelschlag legt man das Boot bewusst seitlich an eine Schiene an (die durch den Spannungsbogen vom Fuß zum Paddelblatt deutlich spürbar ist).
  • Je nach Grundveranlagung kann das psychische Moment zur Großbaustelle werden: Der eine steigt nach jeder Kenterung unbeeindruckt stoisch wieder ins Boot, der andere aber kämpft mit Demotivierung, Frustration und dem Gefühl, das ganze niemals schaffen zu können. Rückschläge daher einkalkulieren und als Normalität hinnehmen. Kein Weg führt nur nach oben.
  • Lockerheit ist die Schlüsselkompetenz, und diese wird bedingt durch das Gefühl von Sicherheit und durch Selbstvertrauen. Diese Triade wiederum hängt zusammen mit dem langsamen Abbau falscher Reflexe, mit denen der Körper bzw. das Gehirn anfangs versucht, die Kippeligkeit auszugleichen. Meist führen die Überreaktionen zur Kenterung. Für den Aufbau entsprechender Hirnkompetenz braucht es Zeit und Geduld, aber es funktioniert.
  • Rennboot fahren lernt man leider nur durch Rennboot fahren. Man muss einfach Kilometer machen. Trockenübungen auf Balance-Trainern können sinnvoll sein als Ergänzung oder um über die Winterzeit zu kommen, sonst hilft nur fahren, fahren, fahren.
  • Sinnvolle ergänzende Übungen in Stegnähe: Balancetraining ohne Paddel, ohne Paddelblatt Paddelbewegungen ausführen, ohne Blatt seitliches Ankanten bis zur Kippgrenze, seitliche Ziehschläge mit Paddel, Stützübungen mit Paddel, bewusst die Grenze zur Kenterung ausloten.
  • Sehr gute Übung unterwegs: Pausen zwischen den Paddelschlägen einlegen, also Paddel durchziehen, in der Position verharren, bewusst entspannen, Boot ausbalancieren und gleiten lassen. Nach ein bis zwei (oder mehr) Atemzügen nächsten Paddelschlag durchführen. Wenn man danach wieder in den normalen Rhythmus wechselt, fährt man sofort stabiler.
  • Pausen machen, dabei An- und Ablegemanöver üben, da besonders für Anfänger die Lösung vom Steg und das Umschalten aufs freie Paddeln immer einen schwierigen Moment mit hohem Fehlreaktionspotential darstellt. Pausen mit festem Boden unter den Füßen entspannen das Balancesystem. Es ist normal, dass man anfangs mit permanent hoher körperlicher Anspannung und geistiger Konzentration fahren muss. Das gibt sich mit der Zeit, und der Bewegungsablauf wird sich langsam verselbstständigen. Pausen sind daher am Anfang besonders wichtig.
  • Hektische Reaktionen sind natürlich zu vermeiden. Bei viel Querverkehr auf dem Wasser ist das manchmal schwierig. Wenn man sich umschauen muss, dann auf der Zugseite während des Paddelschlagen den Blick langsam am Horizont entlang nach hinten führen. Hektische Kopfbewegungen vor allem während der Paddel-Umsetzphase vermeiden.
  • Bei plötzlich einsetzenden Wellen nicht warten, wie das Boot reagiert, sondern das Boot beherrschen wollen. Schlagzahlsteigerung bringt immer Stablität - dabei muss man sich klarmachen: Das Paddel ist die ultimative Stütze. Wer die Grundtechnik beherrscht, wird kaum auf der Schlagseite reinkippen. Der Wille muss aber schon bewusst aktiviert werden. Passivität in brenzligen Situationen wird bestraft, vor allem der Fehlglaube, man könne sich durchstützen. Nachdem der Puls hochgegangen ist, bewusst wieder Entspannung reinbringen, Balance zwischen An- und Entspannung finden.

Beste Grüße und viel Spaß an alle, die diesen Weg gehen wollen.
mjke
Re: K1 Rennboot lernen - How to
30. April 2017 17:18
Hallo mjke,
danke für den starken Beitrag zum Rennboot erfahren.Es entspricht vieles aus meinem Lernprozess.
Habe mit 66 Jahren angefangen aus jugendlichen Übermut mich an schmale Rennkajaks ranzutasten,
Über 51 er Tourenboote an 44 er Renner, es ist bei mir aber mit 70 Jahren die Einsicht gekommen, die
Beweglichkeit, geistiger wie physischer Belastung , hat seine Grenzen.
Nun bin ich bei einem Zedtech TCR Plus (47 cm ) angekommen und bei guten Bedingungen macht er viel
Spaß.
Glückauf von der schönen blauen Ruhr, Uli.
Re: K1 Rennboot lernen - How to
01. Mai 2017 10:36
Hallo Uli,

meinen höchsten Respekt für deinen "Späteinstieg"!
Den Zedtech TCR kenn ich leider nur aus dem Netz, scheint aber ein tolles Boot zu sein. Habe ich zumindest auf dem Zettel für die künftige Suche nach einem sportlichen Tourer.

Viele Grüße
mjke
K1 Rennboot lernen - How to
18. Juli 2017 11:05
Mal wieder ein Update: Umstieg auf X-Lancer mit Wingpaddel nähert sich dem Abschluss, d.h. ein Grad an Sicherheit ist erreicht, den ich letztes Jahr mit Touring-Paddel auch schon einmal hatte. Richtig "sicher" ist natürlich noch was anderes. Das wurde mir klar, als ich kürzlich auf eine Rennsport-Trainingsgruppe stieß, von denen einer locker die Trinkflasche aus dem Nelo rausgekramt hat, während seine andere Hand locker am Schaft blieb. Okay, so weit bin ich dann doch noch nicht.
Ein Grundproblem auch: Unsicherheit frisst Effizienz. Wirklich schnell auf längeren Strecken wird man mit dem Rennboot frühestens, wenn ein gewisser Grad an Sicherheit erreicht ist.

Kenterung kürzlich, als ich mit dem Heck am Steg hängengeblieben bin. Das ist dann wie mit dem Fahrrad in die Tramschiene zu fahren. Seltsam: Wenn ich abklatschen muss, dann links. Trotzdem kann ich mich links problemlos weiter nach hinten umdrehen während der Fahrt. Genauso am Steg: Abfahrt und Ankunft rechts geht besser als links. Die Symmetrie des Menschen ist bei genauerer Betrachtung höchst unvollkommen.

VG
mjke
K1 Nelo Pista
23. September 2017 20:39
Hallo zusammen,

in der Kanubox wird gerade ein K1 Nelo Pista verkauft. Der (sehr nette) Verkäufer hat das Boot selbst gebraucht gekauft und nur recht kurz gefahren und konnte mir kaum weiterführende Informationen geben. Bei Nelo in Portugal angefragt teilte man ihm mit, über derart weit zurückliegende Jahrgänge hätte man keine Aufzeichnungen mehr. Naja. Baujahr schätzungsweise 80er Jahre, ich würde aufgrund des Designs eher auf frühe 90er Jahre tippen. Jedenfalls noch mit Mindestbreite.
Für mich ist es der erste Nelo, den ich überhaupt aus den Zeiten der Prä-Plastex-Ära zu Gesicht bekomme. Kennt jemand das Modell und könnte was zu seiner Charakteristik sagen? Scheint in wirklich gutem Zustand zu sein.

Beste Grüße
mjke
Rennboot im Kabbelwasser
30. September 2017 14:55
Hallo zusammen,

mal wieder eine Frage an die Rennboot-Fraktion: Gestern war ich bei wirklich üblem Kabbelwasser draußen, laufend kamen aus allen Richtungen große Motorboot- und Reflexionswellen, die sich gegenseitig überlagert und beinahe vollkommen unberechenbar nivelliert oder verstärkt und das ständig Boot hin und her geworfen haben. Es war streckenweise der reinste Rodeo-Ritt - und unglaublich anstrengend für die Rumpfmuskulatur, da ich ständig das Boot aus allen möglichen Schieflagen wieder auf- und ausrichten musste. Außerdem war es teilweise extrem schwierig, bei den ganzen Korrekturen einen halbwegs normalen Rhythmus zu finden.
Ist das jetzt immernoch mangelndes Können meinerseits oder dann doch irgendwie bauartbedingt?
Also: Wie ist das, wenn man es richtig kann? Fährt man dann auch unbeeindruckt smooth durch die Wellenberge? Gibt es Bedingungen, wo ihr lieber das nächst volumigere Boot nehmt? Und wie war das früher, als das unlackierte Mahagoni innen ja eigentlich trocken bleiben sollte, auch im Sommer mit Spritzdecke?

Danke und Grüße
mjke
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