Paddeltechnik mit dem Grönlandpaddel

Hallo zusammen,

vor einer Weile wurden ein paar meiner Blogbeiträge zur Paddeltechnik mit dem Grönlandpaddel hier in einem längeren Thread verlinkt. Ich habe die Seiten in den letzten Wochen überarbeitet und erweitert und hoffe, das ist für den ein oder anderen interessant.

Einen Überblick über die einzelnen Artikel gibt es hier: Paddeltechnik

Bis jetzt sind enthalten: Grundschlag | Sliding Stroke | Bogenschlag | Flache Stütze | Hohe Stütze | Bugruder | Balance Brace

In Zukunft sollen noch weitere Beiträge entstehen und die bestehenden verbessert werden (insb. noch stärker bebildert). Ich habe damit vor knapp zwei Jahren angefangen, nachdem ich gesehen habe, dass es zum Paddeln mit dem Grönlandpaddel recht wenig Anleitungen gibt - und noch weniger auf deutsch. Insofern bilden die Artikel ab, was ich auf verschiedensten Wegen gelernt habe - erheben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und letztinstanzliche Richtigkeit.

Daher freue ich mich über Hinweise, Anmerkungen, Korrekturen oder Diskussionsanregungen direkt im Blog oder hier über das Forum.

Viele Grüße, Mario



Update, 26.06.2020: Links nach Umzug des Blogs angepasst.

Vielen Dank, dass Du die Hinweise aus dem Workshop an der Flensburger Förde zu den verschiedenen Bugruder-Varianten in Deinen Blog übernommen hast. Da habe ich noch einigen Übungsbedarf.

Einer der großen Vorteile des Grönlandpaddels ist meiner Meinung nach, dass das Paddel viel lockerer gegriffen werden kann als ein Europaddel. Ich habe neulich nach mehr als einem Jahr ausschließlicher Grönlandpaddelnutzung wieder ein Werner Paddel mit breitem Blatt und ein TyWarp Paddel mit schmalem Blatt mit auf Tour genommen. Dabei ist mir aufgefallen, dass diese Paddel viel fester gegriffen werden müssen, um ein Flattern zu vermeiden. Das Europaddel muss stärker geführt werden, während sich das Grönlandpaddel nach dem Eintauchen automatisch ausrichtet und dann mit lockerem Griff am Körper entlang geführt werden kann. Wenn das Grönlandpaddel in der Umlernphase anfänglich zum Flattern neigt, liegt dies nach meiner Erfahrung daran, dass das Paddel zu fest gegriffen wird, so dass sich das Blatt nicht in dem spezifischen, vom Blattprofil abhängigen Winkel ausrichten kann. Anfänglich wird das Grönlandpaddel eher noch fester gegriffen, da das Vertrauen in das schmale Blatt noch nicht ausgebildet ist. Mit wachsendem Vertrauen in das schmale Blatt wird der Griff immer lockerer. Nach eineinhalb Saisons mit dem Grönlandpaddel ist meine Zughand nur noch ein loser "Haken" und die Druckhand locker geöffnet. Auf den viel zitierten "canted stroke" braucht dann auch nicht mehr geachtet zu werden. Durch die Ovalisierung des Schafts und die natürliche Handhaltung wird das Blatt automatisch angewinkelt eingetaucht. Sowie man Druck aufbaut, richtet sich das Blatt korrekt aus.
Meine normale Reisegeschwindigkeit auf einer 50km Tagestour auf stehendem Wasser beträgt etwa 8 km/h. Schneller war ich mit den verschiedenen Europaddeln nicht, eher langsamer.

Hallo,

Ich habe beim Grönlandpaddel immer das Gefühl weniger Stützfläche zu haben.
Daher greife ich immer schnell wieder auf das Eoropaddel zurück.
Ist das nur ein Gefühl oder stütze ich vielleicht (im Europaddelstil) nicht korrekt. Oder muss ich nur mal länger dran bleiben ?:-)

Gruß
Manfred

Hallo Manfred,

du kannst mit dem Grönlandpaddel genau so gut stützen. Mario hat es bei der flachen Stütze schon sehr gut beschrieben:

Es hilft, das Paddel in eine verlängerte Position zu bringen (siehe auch extended oder sliding stroke/Gleitschlag), dann hast du sozusagen einen längeren Hebel.

Wenn das nicht reicht, unterstützt eine gleitende Paddelbewegung ähnlich einem Bogenschlag.....bitte selbst bei Mario weiterlesen :-)

Diese Bewegung des Paddelblatts nennt man scullen/wriggen. Hier mal eine englische Beschreibung, auf Deutsch habe ich auf die Schnelle nichts gefunden und bei Mario ist der Punkt noch auf der ToDo-Liste:
[www.paddling.net]

Und hier ein paar Video links, damit du dir das besser vorstellen kannst - gibt sicher noch bessere:
[www.youtube.com]
[vimeo.com]
[vimeo.com]

Viel Spaß beim Üben
Pezi

Hallo Manfred,

Pezi hat es ja schon geschrieben. Tatsächlich ist das Auslegen enorm hilfreich. Es geht auch ohne, aber deutlich mehr Oberfläche kommt durch das Auslegen (Extension) zustande. Was mir geholfen hat, um das Auslegen auch spontan hinzubekommen: häufiger mal mit dem Gleitschlag / Sliding Stroke paddeln. Das gibt Gefühl für das Umsetzen der Hände.
Wenn das gut klappt, probier einfach mal einen kleinen "Drill": auslegen links, stützen | auslegen rechts, stützen | auslegen links, stützen ... wenn es einmal nicht klappt, wäre es natürlich gut, sicher hochrollen zu können ;-)

Bei mir klappt übrigens die hohe Stütze auch deutlich intuitiver, weil die ja nichts anderes als der letzte Teil der Standard-Grönlandrolle ist, die ich in vielen Halleneinheiten einfach eingeschliffen habe...

Viele Grüße, Mario

Vielen Dank für Eure Tipps,

theoretisch sind mir die Stütztechniken klar, zumal die Grundsätze bein Europaddel ja ähnlich sind. Ich glaube es ist, wie bei so vielen anderen Veränderungen auch, die Konsequenz des Durchhaltens. Wenn man immer wieder auf das Europaddel zurück greift (so wie ich), dann kommt keine Routine auf.
Ich werde bei den nächsten Trainingsrunden das Ersatzpaddel zu Hause lassen und üben, üben, üben ...

Gruß
Manfred

Ich wundere mich wieviel Zeit ihr habt um Eure Stütz-choreos durchzuführen. Bei mir ist da gerade mal Zeit für ein reflexartiges nach-unten-klatschen...

Vanderalm schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ich wundere mich wieviel Zeit ihr habt um Eure
> Stütz-choreos durchzuführen. Bei mir ist da
> gerade mal Zeit für ein reflexartiges
> nach-unten-klatschen...

*grins*
Darüber dachte ich auch gerade nach.
Zeitgleich rufe ich dann noch *HUPS* aus. Dazu muss ich aber nicht umgreifen.


Marc

Vielleicht ist das "nach unten klatschen" der richtige Ansatz...
Nach "hups" kann aber auch schnell das "blub ..." folgen.

bademanne schrieb:
-------------------------------------------------------
> Vielleicht ist das "nach unten klatschen" der
> richtige Ansatz...
> Nach "hups" kann aber auch schnell das "blub ..."
> folgen.

Naaa, ich hatte ja geschrieben, dass ich zeitgleich - quasi synchron - klatsche und hupse ... ;-)


Marc

Vanderalm schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ich wundere mich wieviel Zeit ihr habt um Eure
> Stütz-choreos durchzuführen. Bei mir ist da
> gerade mal Zeit für ein reflexartiges
> nach-unten-klatschen...

Meinst Du mit Choreo das Auslegen des Paddels? Wenn ja: a) kommen die meisten Wellen ja nicht aus völlig heiterem Himmel, sondern man kann sich ja schon ein wenig vorbereiten. Und b) tatsächlich geht auch das Auslegen irgendwann genauso reflexartig, wenn doch mal etwas Unvorhergesehenes passiert (bspw. hat mal auf dem Canale Grande direkt neben mir so ein Wassertaxi den Bugstrahl angeworfen).

Gruß, Mario

Ok, ich denke mal, die Möglichkeiten hängen vom Boot ab. Bei mir wäre an ein Auslegen jedenfalls nicht zu denken, auch wenn es der Reflex macht.

ich habe heute, beimTrainingspaddeln, das Grönlandpaddel genommen und das Europaddel ganz zu hause gelassen. Anstatt Strecke zu machen habe ich Manöver geübt. Ich musste feststellen, dass man das Gefühl für das Stützen (zumindest ohne Wellen) mit der Zeit erfährt.
Wie so oft im (Sport-) Leben, alles eine Frage der Konsequenz und Übung.

Gruß
Manfred

nach inzwischen fast 25 Jahren mit dem Grönlandpaddel fühle ich mich mit dem Europaddel viel unsicherer. Gerade bei Welle kann man mit dem Grönlandpaddel bei weitem effektiver und sicherer stützen. Denn das Blatt ist viel effektiver, wenn es statt an der Wasseroberfläche, darunter gleitet. Der Auftrieb bei Stützen ist gefühlt doppelt so groß. Einfach mal ausprobieren!
Grüße, Skua

Keine Hektik, wer hektisch wird macht Fehler!

Ich denke es ist ganz normal, mit einem neuen Paddel "erstmal unsicher" zu sein. Man muss sich - gerade beim stützen und rollen - erstmal an die möglichen und erforderlichen Kräfte gewöhnen.

Allerdings stützt man mit einer grossen Blattfläche effektiver (Physik bleibt Physik). Ein eventuell notwendiges deplatzieren/auslegen ist eine klare Konsequenz aus schlechterer Stützwirkung, da beisst die Maus keinen Faden ab. Ich kenne EINEN Paddler, der beim Rollen mit normalen Paddeln immer mit der linken Hand an die Blattkante greift. Er tut das "weil er so mehr Kraft aufs Blatt bekommt". Wenn dies bei den schmalen GP quasi ein Standardmanöver ist, so zeigt es - einmal mehr - wie ineffizient diese Paddel sind.

"Allerdings stützt man mit einer grossen Blattfläche effektiver (Physik bleibt Physik)."

So einfach ist das glaub ich nicht.

- Die Blattfläche eines Grönlandpaddels ist nicht kleiner als die einer Europaddels, eher im Gegenteil.
- Neben der absoluten Größe ist auch wichtig, wo diese Fläche sich befindet.
- Da Stützen und Rollen eigentlich immer mit Seitwärtsbewegungen der Paddelfläche durchgeführt werden, ist der hydrodynamische Lift, den das Blatt entwickelt (und auf den kommt es an), wesentlich auch vom Blattquerschnitt abhängig. Und da sind profilierte Blätter (Grönland, Wing) wesentlich besser.

Nach meinem Gefühl ist das Stützen und Rollen mit dem Gröni deswegen unterm Strich am leichtesten.

Ich versteh's auch nicht, warum immer wieder gesagt wird, Grönlandpaddel hätten weniger Blattfläche als ein Europaddel. Es ist schmaler, dafür aber auch wesentlich länger. Die längere Blattfläche wird bei richtiger Körperrotation auch wirklich genutzt. Wer ein Grönlandpaddel als ineffizient empfindet, paddelt damit einfach falsch.

"Physik bleibt Physik."
Stimmt. So ist das nunmal. Allerdings sagt die Physik, dass GPs alles andere als ineffizient sind.

Und deswegen fahren ja so viele mit GP, weil die Latten absolut nichts taugen. Genau die machen bei jeder Fahrt schlechte Erfahrungen und kommen nicht auf die Idee, das Paddel zu wechseln, oder wie?
Es ist schon unverschämt, für wie blöde einen manche hinstellen.

Ich hatte heute etwas Zeit und konnte noch eine kleine Tour auf der Ems absolvieren, die erste in diesem Jahr mit deutlich herbstlichem Charakter. Die Tour führte 17km flussab und wieder zurück. Dafür habe ich vier Stunden (und eine Minute) benötigt. Das macht einen Schnitt von 8,46km/h mit einem recht kurzen NorthShore Ersatz-Seekajak (etwas unter 5m). Ich finde nicht, dass das langsam ist für eine Tourenfahrt ohne Renncharakater. Ich war auch zum wiederholten Male erstaunt, wieviel Druck die beiden verschiedenen GPs (beide selbstgemacht aus Rotzeder) aufbauen. Man hat wirklich den Eindruck, dass man einen Anker auswirft, an dem man sich entlangzieht. Dabei kann die Zughand wie ein loser Haken geformt und die Druckhand weit geöffnet werden. Diese lockere Haltung sorgt dafür, dass sich das Blatt in seinem spezifischen (vom Blattprofil abhängigen) Winkel ausrichtig. Von Flattern keine Spur. Meine Carbon- bzw. Glaspaddel von Werner und TyWarp flattern bei so lockerer Paddelhaltung deutlich.

Dieser Diskussionsfaden soll nah am Thema Paddeltechnik mit Grönlandpaddeln bleiben.
Einer Kaufberatung wurde ein eigener Thread gewidmet damit dieser nicht zu "Produktlastig" wird.

Berlin-Spandau • Hammer Team 2000 • Lettmann Combi 2000 • Chesapeake 16 • Half Godthab • North Shore Calypso • SaU N° 2108 • Seebefähigung 2012