Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen Nutzungsbedingungen

Erweiterte Suche

Workshop "Kind & Kanu"

geschrieben von Kan(g)oo 
Workshop "Kind & Kanu"
24. Januar 2014 13:23
Da das Abfragen von vermeintlich kindgerechten Booten nur Teilaspekte berührt und eher unbefriedigend ist, möchte ich anregen, für paddelnde Eltern und Neueinsteiger als Orientierung Eure Erfahrungen zum Thema Kind & Kanu zusammenzutragen.

Ich selbst bin Späteinsteiger. Der Versuch meiner Eltern, mich mitten im Winter in einem Kanuverein anzumelden war erfolglos, es mag daran gelegen haben, dass die winterliche Gymnastik ohne Boots- und Wasserkontakt doch eher trocken und öde war ;-)

Fragestellungen
die mir im Moment als Anregung einfallen und die sicher im Laufe der Diskussion neu gewichtet werden:

Wer hat Erfahrungen mit dem Paddeln lernen aus eigener Kindheit?
Wie, in welchem Alter und in welchem Boot lern(t)en Eure Kinder oder Ihr selbst als Kind, das Paddeln?
Was sind die speziellen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen? Spezielle Risiken?
Wieso sind Kinder im Verein gut aufgehoben?
Weshalb ein eigenes Paddel oder eine eigene Schwimmweste?
Warum und ab wann ein eigenes Boot? Bootsauswahl (Einer/Zweier/SoT/Polo)

Die Erfahrungen werden sicher sehr unterschiedlich sein, da Kinder von geübten Paddlern wohl leichter zum und ins Boot kommen als die von Neueinsteigern. Ich bin gespannt

Einführung
Zum Thema bieten sich meiner Meinung nach Artikel von KanuKassel an.

Paddelgeschichte der Kassel-Family
Outdoor-Kids
Tipps zum Familienpaddeln

Aus dem Forum
Zur Vertiefung für interessierte Eltern - ausgewählte Diskussionsfäden

27.03.2012 Greenlander 4 Kids No.2
27.01.2012 Rettungswesten für kleine Kinder
26.03.2011 Paddeln für Kinder
04.01.2011 Kinderseekajak
02.05.2010 Schwanger paddeln
14.02.2010 Klamotten für Kids
22.12.2009 Kinderkajaks
18.12.2009 Ab wann paddeln?
29.08.2009 Familienkajakzusammenstellung
15.04.2009 Paddeln mit Kindern
13.02.2009 Zweier Seekajak fürs Paddeln mit Kleinkind?
27.04.2008 Kinderpaddel - wie lang?
19.11.2007 Abfahrtsboot als Kinderkajak?
07.06.2007 Zweier als Einer
22.05.2007 Brauche Tipp für Kinderschwimmweste
24.02.2006 Paddel in den Schären mit Kindern
18.01.2005 Paddeln mit Kindern - Ab wann?
09.09.2004 Boote für Kinder
07.06.2004 Kinderkajak
30.09.2003 Seekajak-Zweier mit Kind

Macht was draus!

Gruß
Jens

Berlin-Spandau • Hammer Team 2000 • Lettmann Combi 2000 • Chesapeake 16 • Half Godthab • North Shore Calypso • SaU N° 2108 • Seebefähigung 2012
Re: „Workshop“ Kind & Kanu
24. Januar 2014 14:29
Ich, mein Bruder und meine Schwester saßen jeweils so ab 4 Jahren für kurze Touren im Familienkajak meiner Eltern. Ab 6 hatten wir eigene Einer. Ab 8, 9 Jahren dann leichtes Wildwasser. Mit 16 sind wir dann WW4 gefahren.

Wichtig (IMHO): Touren nicht zu lange. Mittagspausen einplanen. Am besten mit Lagerfeuer. Viel spannender, sobald's ein kleines bisschen Wellen gibt.

Bin gespannt, wie ich das mit meinen eigenen Kindern hinkriege. Der Große wird jetzt 5. Den nehm ich seit 2 Jahren für 1-Stunden-Fahrten mit auf den Bodensee. Setze ihn in meinem Einer vor mir in die Luke. Bisher findet er's spitze.

Niko.
Re: Workshop "Kind & Kanu"
24. Januar 2014 15:26
Meine 'Große' lag mit 8 1/2 Wochen das erste Mal mit im Kanadier zu einer kleinen CafeTour zu Kübis und zurück. Mittlerweile sitzt sie lieber bei Mama oder Papa mit im Einer auf dem Schoß. Im Sommer saß sie erstmalig in ihrem eigenen Seehund, wenn sie auch nur gezogen wurde. Sie ist sehr vorsichtig und zurückhaltend und muß ab und zu zu ihrem Glück nachgeholfen werden. Der nächste Sommer kommt bestimmt...
Meine 'Kleine' ist des selbständigen Sitzens noch nicht mächtig, hat aber bereits ihren eigenen Seehund. (Man muß die Boote nehmen wie sie kommen).
Ich bin selber gespannt, wie es sich so entwickelt. Zelten tut die Große auf jeden Fall für ihr Leben gerne und das ist die halbe Miete.


In der Anlage zwei Bilder. Auf denm ersten ist meine 'Große' 8 1/2 Wochen. Auf dem Zweiten 2 Jahre.


***

"Die Welt wäre ohne Euch ohne Euch."
(Helge Schneider)

*****

Persönliche Kontaktmöglichkeit jederzeit über PN.

Anhänge:
Öffnen | Download - 8,5 Wochen Kopie.jpg (141 KB)
Öffnen | Download - 3er Kopie.jpg (82.2 KB)
Re: Workshop "Kind & Kanu"
24. Januar 2014 15:29
Dann ist sie mit 3 1/4 in ihrem Seehund und etwa gleichaltrig vorne mit im Einer


***

"Die Welt wäre ohne Euch ohne Euch."
(Helge Schneider)

*****

Persönliche Kontaktmöglichkeit jederzeit über PN.

Anhänge:
Öffnen | Download - seehund von der seite.jpg (145.3 KB)
Öffnen | Download - papa-kind paddeln Kopie.jpg (133.1 KB)
Re: Workshop "Kind & Kanu"
24. Januar 2014 15:33
Und hier der Seehund von unten und zwei VereinsKinderBoote von AquaSplash (Benni Boot)


***

"Die Welt wäre ohne Euch ohne Euch."
(Helge Schneider)

*****

Persönliche Kontaktmöglichkeit jederzeit über PN.

Anhänge:
Öffnen | Download - seehund von unten.jpg (143.2 KB)
Öffnen | Download - benni boote.jpg (114 KB)
Anonymer Teilnehmer
Re: Workshop "Kind & Kanu"
25. Januar 2014 10:45
Hallo zusammen,

Ein ansprechendes Thema, zumal Wandertouren und andere Events fast nie Familien und fast immer den mehr oder weniger sportiven Erwachsenen im Auge haben. Beim Anpaddeln einen Zwerg 20 km hinter sich her zu ziehen, hat auch eine sportliche Komponente. Als Selbstfahrer will er nach spätestens 5 Flusskilometern mal Anlanden und was machen: Steine werfen, Klettern, getrocknete Hasenköddel mit der Lupe anflämmen, …
Spaß macht Kindern beim Anpaddeln das Event mit vielen Leuten, die kleinen Gespräche, die sich ergeben, das Gemeinschaftserlebnis, schöne Anlandestellen zum Spielen, Fische beobachten und Schwimmen, einfach das drumherum. Die Erfahrungen hat auch ein Segelkamerad mit seinem gleichaltrigen Kind gemacht.

Ich selbst hatte früher auch Spass am Motorboot und bin schon als Kleinkind gerne gerudert und gerne gesegelt. Am liebsten schnell, mindestens aber anspruchsvoll. Das Boot als Lebensraum oder Badeplattform hat nie im Vordergrund gestanden. Mit Paddeln habe ich erst im Alter von 13 angefangen. Inzwischen fahre ich gerne meinen Willy-Escape, der mich technisch ziemlich fordert. Auf ein unkompliziertes Wingpaddel werde ich bald umsteigen, weil mich das interessiert und weil ich mit Hilfestellung bei der Technik rechnen kann.

Meinen nervt heute meine Freude am Flachwasserpaddeln. Das schscht, schscht, schscht, Blick nach vorn, etwas auf die Technik achten, ist nichts für ihn. Wir wollen also mehr Kleinflüsse paddeln. Er in seinem Kinderboot und ich in meinem Prijon Olympia. Wie an meinem Profil zu sehen, kommen Nahe, Ahr, Sieg, Oberlahn, Agger, Eder-Oberlauf, Fulda-Oberlauf, Diemel, Fränkische Saale erstmal in Frage. Weil er immer schon sehr viel durfte und quasi immer dabei ist, schätzt er Risiken relativ gut ein und traut sich eher zu wenig als zu viel zu. An schwierigen Stellen werde ich Hilfestellung geben.

Den Nassauer Kanuclub würde ich gerne zu Familien-Wandertouren überreden und würde die auch selbst organisieren. 10 bis 15 km mit 2 – 3 Mal anlanden, Autos nachholen, Campen, Fahrradfahren, Inlinern, am nächsten Tag noch mal 7 – 10 km, Eis oder Döner essen gehen. Für adipöse Erwachsene vielleicht auch interessant, aber sonst nur für Eltern, die mehr wie ihre Kinder denken. Ohne deswegen Wanderwart zu sein, habe ich erste Signale für offene Ohren bei den Vereinshonoratioren.

Grüße
Chris
Re: Workshop "Kind & Kanu"
25. Januar 2014 11:06
Hallo,

ich selbst sitze im Boot seit dem ich 7 bin. Das war in den 70ern.... und ziemlich schnell im Rennboot und ohne Schwimmweste. Das würde heute mit Sicherheit niemand mehr so machen, ich selbst schon gar nicht!

Meine eigenen Kinder sind jetzt 8 und 5. Die Große hat ihre ersten Touren im 2er mit 3 gemacht. Natürlich immer mit spezieller Kinder-Schwimmweste. Anfangs mit Rettungsweste, jetzt mit Schwimmhilfe (also so eine Schwimmweste, wie die meisten von uns tragen nur eben in Kindergröße). Auf Kälteschutz (Neo-Shorty) habe ich auch ziemlichen Wert gelegt, der ist für sie heute natürlicher Bestandteil fast jeder Paddeltour. Sie hat immer ein Paddel dabei gehabt und darf im 2er bis heute selbst entscheiden, wann sie paddelt oder Pause macht. Sie hat sowohl im offenen als auch im geschlossenen 2er problemlos ihren Mittagsschlaf gehalten. Tagestouren sind kein Problem, auch sind wir Gepäcktouren mitgepaddelt. Wichtig ist es, immer etwas für Abwechslung zu sorgen: laminierte Kinderbücher, Quitscheentchen am langen Seil, Fernglas, Fotoapperat und "gute Laune Bärchen" zum Essen. Natürlich gibt es auch mal "wann sind wir endlich da"-Situationen, aber eher selten und immer irgendwie mit etwas Ablenkung, Essen, Pause zu überbrücken. Übrigens sind Gepäcktouren für beide Kinder das Highlight: der Abenteuerfaktor ist größer. Alles im Boot verstauen, Kochen auf dem Kocher, Lagerfeuer, schlafen im Zelt, Zeltplatz suchen, jeden Tag woanders und neue Leute und Kinder kennen lernen.
Gerne genommen sind auch sommerliche Bummeltouren: heißes Wetter, warmes Wasser. Neopren an, Angel, Spielzeug usw. Dann am flachen Fluss von Sandbank zu Sandbank oder am Bodden von Strand zu Strand zu Hafen. Hier haben wir dann so ganz nebenbei die ersten Übungen zur Bootsbeherrschung und zum Verhalten im Wasser gemacht, ohne dass die Kinder das Gefühl hatten, sie würden Übungen machen: vom Boot ins Wasser springen (natürlich erst, wenn die Kinder schwimmen können), wieder einsteigen, in leichter (!) Strömung schwimmen und mit Wurfsack "retten", bewusst Kentern (da schon im eigenen 1er), wieder ins Boot klettern usw. usw.
Die Kleine hat ebenfalls mit 3 das erste mal im 2er gesessen, mit 4 ihre erste lange Tagestour gemacht.
Sie ist aber etwas weniger abenteuerlustig wie die Große. Das sollte man respektieren, Kinder sind eben verschieden und man kann nur hoffen, dass sie auch Spaß an dieses schöne Hobby finden.
Die Große hat mit 5 das erste mal im einen Einer gesessen, ein kleines GfK Kajak (aus Polen, ähnlich wie ein Pijon Flipper). Das eignete sich aber eher zum Planschen und ein wenig vor dem Verein rumpaddeln. Seit dem sie 6 ist hat sie eine Prijon Viper. Da war es noch ein bisschen groß, jetzt passt es gut und sie fährt gerne damit und hat auch schon kleinere Tagestouren damit gepaddelt.
Wenn Papa Paddeltechnik erklären will findet sie das eher lästig, bei Vereinskameraden hört sie gerne zu und versucht eine Menge umzusetzen....
Zum Material: ich achte bei den Kinder-1ern auf eine Seekajak ähnliche Ausstattung (2-fach geschottet, Rundumleine...), da ich das unter dem Sicherheitsaspekt für sehr sinnvoll erachte. Außerdem finden beide Kinder die Sicherheitsübungen sehr spannend und können nach einer Kennterung ohne Probleme wieder ins Boot zurück (das war bisher nur 1x im "Ernstfall" notwendig und dann auch gar kein Problem). Beim Paddel hatten wir zunächst ein einfach Schöffel-Kinderpaddel. Das ist aber eher nix, zwar mit dünneren Schaft, aber aus Alu und so zu schwer. Jetzt haben wir ein Paddel aus Holz von Schulke maschneidern lassen. Und: im 2er haben beide Kinder ein Seekajak-Paddel, etwas kürzer als bei Erwachsenen und mit dünnerem Schaft. Die Kinderpaddel sind aber nach meiner Erfahrung für den Einsatzt im 2er meist ungeeignet. Die 2er sind einfach zu breit für die kurzen Paddel und so schlagen die Kleinen immer wieder mit den Fingern an das Boot. Mit den eigentlich zu langen Paddeln klappt das im 2er besser und da der Motor hinten sitzt, ist es auch nicht zu anstrengend.
Kinder-Neo wenn man auch bei kaltem Wasser paddeln möchte oder wenn viel geplanscht und geübt werden soll, gut passende Kinderschwimmweste sind für mich unerlässlich.
Die Gepäcktouren machen die Kinder im 2er mit je einem Elternteil, im 1er wird die große dieses Jahr eine erste kurze Tour machen, dann aber sicher mit weniger Tageskilometern und vielen Pausenstellen.

Gruß
Ralf
Re: Workshop "Kind & Kanu"
25. Januar 2014 12:02
Wer hat Erfahrungen mit dem Paddeln lernen aus eigener Kindheit?

Ich selbst mit 13 im Verein, haupsaechlich Slalom & Polo. Mit 15 "zur see gefahren". Mit 17 BCU 3* und mit 19 BCU 4*

Wie, in welchem Alter und in welchem Boot lern(t)en Eure Kinder oder Ihr selbst als Kind, das Paddeln?

Meine Tochte mit 8, zuerst im Eigen-bau 2/3 Maasstab Seekajak, dann mit knappe 10 Jahre mit Waterfield Qaanaaq 512x48cm, ~230 Liter. Bis jezt gemeinsame mehrtaegige Touren mit Camping und 20-30km/tag. Atlantik/Ostsee/Mittelmeer und Veranstaltungen (Greenland competitions, Costa Brava, Anglesey usw). Kinder freuen sich auch ueber Leistungen, also "Sternchen und Urkunden" und Wettbewerb/Teilnahme an Events. Zum 16. bekommt sie einen Alaw Bach geschenkt.

Was sind die speziellen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen? Spezielle Risiken?

Kinder unterkuehlen sich viel schneller als Erwachsener, also ist paddeln anstatt als Passagier mitfahren angesagt. Gleichfalls ordentliche Ausrustung von der gleichen Qualitaet wie Deiner. Tridfft auch beim Paddel zu also kein 750g Karbon fuer Mama/Papa und ein 1.5kg Alu/Holzpaddel fuers kind!

Wieso sind Kinder im Verein gut aufgehoben?

Sind sie nicht unbedingt, kommt auf den Verein an, und ob die Eltern auch Paddeln. Meine eltern waren Null interessiers, deshalb war ich eigenstaendig am Verein. IMHO.

Weshalb ein eigenes Paddel oder eine eigene Schwimmweste?

Siehe obem, besser paddeln als Passagier sein. Boot muss schmall genug sein dass ein Kind auch paddeln KANN, also keine 60cm!!!! Schwimmweste sollte JEDER tragen, ohne Ausnahme.

Warum und ab wann ein eigenes Boot? Bootsauswahl (Einer/Zweier/SoT/Polo)

Sobald wie moeglich, spatestens ab 12J (Koerperentwickelunggsbedingt) sind IMO Kinder zum "kleinen" Erwachsenerboot faehig. D.h. bei Seekajaks, z.B. den Rockpool Isel, Anas Acuta, Zegul/Tahe Greenlanders, SKUL Pilgrim und die vielen LV's. Aber mindestens 5M Laenge, Maximal 55cm Breite und unter 300 Liter Volumen sollte es haben. Kinder haben viel mehr freude wenn ssie eigenstaendig im eigenen Boot anstatt "Passagier" im Zweier sind, und koennen dabei viel mehr lernen (Paddeltechnik, Kenter und -rettungstraining usw.).
Re: Workshop "Kind & Kanu"
31. Januar 2014 11:33
Hallo Jens
spannendes Thema hier - da bekommt man ja fast wieder Lust, sich reinzuhängen...
Und das CeeGee direkt vor mir gepostet hat ist auch gut :-)

Also zuerst die Fragen:
Wer hat Erfahrungen mit dem Paddeln lernen aus eigener Kindheit?
Ich bin Quereinsteiger - vom Segeln kommend. Seit ich 10 bin, bin ich mit eigenen Booten oder denen der Familie unterwegs. Ich habe schon alles gemacht. Segel (auch Regatta) auf Jollen und Dickschiff, Rudern (Skiff und Renn-Skiff), Kanu, Kajak, Motorboot. Mich hat eigentlich immer alles interessiert, wenn es schwimmt. Seit ca. 10 Jahren bin ich nur noch im Kajak unterwegs und baue die Dinger auch gerne mal selber...

Wie, in welchem Alter und in welchem Boot lern(t)en Eure Kinder oder Ihr selbst als Kind, das Paddeln?
Mein erstes Boot im Alter von 10 war ein Optimist. Dann habe ich irgendwann die Übersicht verloren.
Meine Kinder (6 und 8) paddeln ein eigenen Einer, angelehnt an einen Greenlander bzw. Anas Acutas - von mir gezeichnet, gerechnet und gebaut.

Was sind die speziellen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen?
Kinder sind ambivalent. Mal ganz mutig und unbefangen und mal sehr mit dem Kopf dabei. Das ist Charakterabhängig.
Eine meiner Töchter hat sich ins Boot gesetzt und ist losgepaddelt. "Einfach so". Vorher haben wir viele Kajak-Filme "This is the sea I-III" geschaut. Sie wusste also ein wenig, wie es gehen könnte. Dann haben wir "gespielt". Ich im Trockenanzug im Wasser stehend und sie um mich herum... Ausserdem hat sie beim Bau des Kajaks geholfen.

Meine andere Tochter - jünger - war immer mit dabei und hat auch ihr Boot mit gebaut - ist ganz anders gewesen. Sie hat recht zaghaft im Boot gesessen und war unsicher. Irgendwann hat sie dann verkündet, dass sie erst schwimmen lernen muss, bevor Kajak lernen geht.
Wir sind IMMER mit Weste unterwegs.
Nach dem wir eine gefühlte Ewigkeit zum Badesee getigert sind, hat sei eines Tages verkündet, das sie jetzt Schwimmen kann und ist zum Beweiss zu einem Floss - ca. 50m entfernt geschwommen. Ohne Schwimmhilfe. Danach "konnte" sie Kajakfahren.
Auch beim lernen sind beide sehr individuell. Die Grosse schaut ganz genau, fragt und macht. Die Kleine muss das irgendwie im Kopf machen. Bei ihr geht es teilweise langsamer. Beide haben sonst die gleichen Fähigkeiten (Velo, Ski, Ballett, ...)
Als Papa/Lehrer ist man hier ziemlich gefordert. Was bei der Grossen gut ging, geht bei der Kleinen gar nicht... . Und die Kleine ist etwas frustriert, dass sie nicht so gut ist, wie die grosse Schwester...

Grundsätzlich ist ein Boot wie ein paar Schuhe oder eine Hose. Es muss passen. OK - es darf auch etwas zu gross sein, aber nicht viel zu gross. Meine Kids fahren den "Greenlander4 Kids - S".
Länge: 3800mm
Breite: 440mm
Tiefgang: 90mm
Volumen: 0.039 m^3
Auftrieb: 40kg
cb: 0.3623
Für ein Bild, hier Klicken

Grösser als dieses Boot sollte man für Kinder bis 10 oder 12 Jahren nicht bauen. Bei uns in der Familie ist man mit 5 Jahre alt genug für ein eigenes Boot. Wobei es kein Zwang ist. Mit 2-3 Jahren Erfahrung kann ein Kind auch schon recht gut sagen was passt und was nicht. Die ersten Änderungswünsche sind auch schon eingertrudelt... .

Beim Paddel sollte man die gleichen Grundsätze wie bei einem selbst anwenden. Es muss passen und darf nicht zu lang sein. Die Grosse fährt ein Werner Kinderpaddel (was ich zu schwer finde), die Kleine deswegen ein Werner Carbon Damenpaddel mit dem kleinsten Blatt und dem kleinsten Durchmesser. Beide verstellbar in der Schränkung. Die Grosse fährt am liebsten mit meinem Carbon-Stick (GP) und hat eine eigenen aus Holz "bestellt".

Spezielle Risiken?
Keine Spritzdecke, bis die Kinder in der Lage sind, die wirklich zu beherrschen. Und eine etwas "zu grosse" Luke. Schwimmweste ist absolute Pflicht und ich denke ein gewisser Wärmeschutz auch. Unsere Kinder sind im Neo (Shorty) unterwegs.
Man muss selbst sein Boot so beherrschen, dass es alles Vollautomatisch geht, damit man sich auf das Kind konzentrieren kann. Im Notfall ist halt eine Schwimmeinlage und sehr schnelles Handel gefragt.
Die Kinder sollten nach der Paddel-Session die Möglichkeit haben, mit dem Boot zu spielen. Drinn stehen, sich kippen, aus dem Wasser raufrobben, in die Luke tauchen... alles Risiko-Begrenzung.

Wieso sind Kinder im Verein gut aufgehoben?
Keine Ahnung. Ich bin kein Vereinsmeier mehr, nach sehr schlechten Erfahrungen mit Leuten, die nur die eigene Sicht gelten lassen.
Grundsätzlich wären für mich aber die Bedingungen:
- Sehr gute Ausbilder mit entsprechenden Schulungen im Kinder/Jungenbereich und Sicherheitsbezug
- Gruppe von Gleichaltrigen
- Adäquates Material für Kinder (Boot, Paddel, Weste)
- Durchdachtes "Trainingsprogram", dass auf Bootsbeherrschung und nicht auf Leistung aus ist.


Weshalb ein eigenes Paddel oder eine eigene Schwimmweste?
Ist die Frage wirklich ernst gemeint? Wer bei der Frage angekommen ist, ob die Kids paddeln sollen, muss auch die Mittel in die Hand nehmen, die es braucht. Es muss ja KEIN Werner Paddel sein, man kann auch selber eines machen oder ein Gebrauchtes ändern, aber es muss passen. Bei der Weste ist es eine Grundsatzfrage. Kann ich damit leben, dass mein Kind ertrinkt? Wenn "NEIN", dann ist die EIGENE Weste, die passen MUSS, Pflicht.
Jeder kennt das, wie es aussieht, wenn Kinder auf einem zu grossen Velo fahren. Unsicher, wackelig, blöd... Genau so ist es im Boot. Ich für meinen Teil verstehe die Argumentation nicht "auf Zuwachs" zu kaufen. Ich kann einen komplexen Bewegungsablauf nur lernen, wenn ich nicht durch das Material behindert werde. Ich kann nur dann Freude an etwas entwickeln, wenn ich Erfolg dabei habe und spürbar im Können zulege. Es gibt zig gute Abhandlungen über die Gehirnfunktionen und das Lernen (Spitzer, Grolimund, Habermacher)... .

Warum und ab wann ein eigenes Boot? Bootsauswahl (Einer/Zweier/SoT/Polo)
Ich gehe hier von einer Seekajak Familie aus...
Ab wann? Uh - schwere Frage. Das ist m.M. nach abhängig von den motorischen und psychischen Fähigkeiten des Kindes. Motorisch weil es eine gewisse Körperbeherrschung braucht, den Bewegungsablauf zu lernen. Das ist eine individuelle Entwicklung (Siehe auch Remo Largo - Kinderjahre). Kinder die viel draussen aktiv sind und zig Sachen machen, haben es da einfacher, als Kinder, die nicht motorsich gefordert sind. Dazu muss man sich eigentlich nur mal im Kindergarten umschauen. Die einen können rückwärts balancieren und Seilspringen und Schuhe binden, die anderen können nicht mal richtig Treppen steigen oder auf einem Bein stehen... . Das hat auch was mit Kraft und den gegebenen Möglichkeiten zu tun (Gefahren werden versus selber laufen).
Psychisch deshalb, weil ich bei meinen Kindern erlebt habe, wie es ist, dass die Motorischen Fähigkeiten da wären, aber im Kopf die Angst vor dem Tiefen Wasser sitzt (siehe oben).
Bootswahl: Ganz klar - 1er - Greenland-Style und angepasst auf die Grösse des Kindes oder so wie Anke es macht - Der Seehund sieht gut aus und das Paddel ist ein GP - das kann man gar nicht falsch anfassen...
Ab einer gewissen Körpergrösse dann Umstieg in ein zierliches EW-Boot (Anas Acuta, Tahe Greenlander).
Ich halte übrigens weder etwas von "Stützrädern" am Velo noch was von "Stützschwimmern". Man kommt als Kind auch mit 44cm zurecht und das Boot gibt einem ja Feedback, bis wohin man kippen darf. Es gehört auch dazu, einen Fehler zu machen. (Die Entenfeder zu greifen und plumps...). Erstaunte Blicke inklusive. Dann macht man es nur 1x oder 2x Falsch und versucht lieber besser an die nächste Feder ranzufahren... .


Wie sieht es aus, wenn man 6 Jahre ist und paddelt: http://www.holzbootsbau.ch/mywp/?p=844
Ein paar Gedanken, was man machen könnte: http://www.holzbootsbau.ch/mywp/?p=806

Utensilien zum Spielen:
Ball (Kajakpolo spielen, werfen im Boot)
Pet-Flasche mit Sand, damit sie aufrecht schwimmt (evtl. mit Schnur und Anker-Stein) zum Slalom paddeln oder für Rennen

Das mag dem Einen oder Anderen etwas provokant vorkommen, aber ist nicht bös gemeint. Unsere Gesellschaft und die Erwachsenen stehen den Kindern sehr oft im Weg (Stichwort: Helikoptereltern) - Kinder können sehr viel mehr als wir ihnen oft zutrauen. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, die eigenen Erwartungen mal beiseite zu legen und zu sehen, was sich entwickelt.
Touren gehen mit deutlichen Abstrichen... Sicherheit ist ein MUSS, kein Nice-to-Have. Sonst sehe ich das so wie CeeGee und Anke...

Die, die es lesen sollten, lesen dieses Forum eh nicht und paddeln wohl auch nicht, die die es lesen sind sich wahrscheinlich der Konsquenzen Bewusst und haben es tief im Innern eigentlich schon gewusst ... Wieviele Boote braucht ein Mensch? Eins mehr!!!!

Soweit meine Inputs - nach über einem Jahr Forenpause... .

Axel Thobaben
( [www.holzbootsbau.ch])
Infosammlung zu Paddelkindern
31. Januar 2014 22:14
Hallo Jens,


Ich fing mit ungefähr zehn im RZ85-Faltbootzweier mit meinem Vater an, damals mit Binnen-Tagestouren auf der Potsdamer Havel. Nach ungefähr zwei Sommern gerieten andere Dinge in mein Blickfeld, und erst zwei Jahrzehnte später kam ich als Erwachsener wieder auf den Geschmack. Damals wie heute bin ich bekennender Individualpaddler. Mit Fragen und Aufmerksamkeit kann man sich diverse Tricks und Techniken bei anderen abschauen, die jahrelanges friedliches Binnenpaddeln ermöglichen, und ich weiß mich mit dieser Ansicht nicht allein; für mich steht Naturgenuß an erster Stelle. Wenn ein Kind jedoch von vornherein kommunikativ geprägt ist, oder seinen ganzen Ehrgeiz in Paddeltechnik legt, oder die Eltern einen jungen Landesmeister erziehen wollen - dann ist der Verein mit Familien und eigener Kindersparte genau das Richtige. Dort lernt das Kind von Anfang an präzise Techniken, die sich ein Einzelpaddler mühsam zusammenstoppeln muß.

Eine umfangreiche Erfahrungssammlung zu diesem Thema findet sich im Faltbootwiki unter dem Titel "Kleinkind im Faltboot" , die Links und Forumdiskussionen am Schluß beziehen auch mittlere und große Kinder ein. Dazu gibts eine schöne Geschichte von Günter Dollhäubl aus dem österreichischen KanuKanu-Wiki, die Mut zum Kinderpaddeln macht: "Mein Sohn Kenny".


Viel Spaß beim Lesen!

Gernot
Re: Workshop "Kind & Kanu"
01. Februar 2014 12:04
Hallo!
1. Meine Paddelanfänge liegen zu weit zurück, als das sie heute noch Erkenntniswerte hätten. (Holzkajaks, selbstgebaute Paddel)
2. Meine große Tochter begleitete mich mit 12 Jahren in den Verein. Wie damals - nördlich der Eider und in Klausdorf - üblich, war der "Eidereski" (Tönninger Eski) oder Klausdorfer Eski das Einsteigerboot in den Vereinen. (Jürgen Pietsch hat das Boot weiterentwickelt zum Habel). - Unser Jüngster (12 Jahre jünger) begleitete mich in einem gebrauchte Kinderkajak, wollte aber nicht in einen Verein.
3. Was sind die speziellen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen? Kinder: Grundsätzliches haben die "Vorschreiber" schon zusammengefasst. Aber auch Anke wies darauf hin: Kinder sind Individualisten und entwickeln auch besondere Bedürfnisse. Kinder lieben abwechslungsreiche Gewässer, wenn dann noch die Strömung die "Arbeit" erleichtert, motiviert das zusätzlich. Offene Gewässer ("da soll ich ganz rüber?") können Motivationskiller sein. Viel schöner sind die Überraschungen auf mäandernden Flüssen, auf denen hinter jeder Kurve ein neues "Abenteuer" warten kann. - Jugendliche - sind keine größeren Kinder, sie haben ganz andere Bedürfnisse. In meiner Jugendarbeit ging ich nach dem AIDA-Prinzip vor: A Attention bekannt machen. (z.B. auf einer Brücke stehenbleiben, wenn Paddler darunter durchgleiten oder ein Besuch in einem Bootshaus. I Intrest, Interesse wecken. "Darf ich mich einmal in ein Boot setzen", "warum sind die Boote unterschiedlich lang", "wo kann man paddeln"? D desired Wunsch zum Mitmachen wecken. "Vielleicht sollte ich mich doch zu dem Kajakprojekt anmelden". Dann A Action = Teilnehmen, mitmachen, dabeibleiben! (Über das Thema habe ich einen Artikel im Kanusport veröffentlicht "Mare Balticum", Jugendliche für den Kanusport gewinnen.
4. und 5. Die beiden Punkte können zusammen gehören, wenn die Eltern finanziell nicht in der Lage sind, eigene Boote und Zubehör anzuschaffen. Für den Verein sprechen auch andere Punkte wie Gemeinschaftserlebnis, unterschiedliche Perspektiven, fachliche Kompetenzen und besondere Angebote (früher ist meine Tochter mit dem IWW/EFKK nach Frankreich gefahren...und das zu einem Preis und einem Programm, das nicht zu toppen war. Natürlich hat ein eigenes Boot, das eigenen Paddel oder gar ein Trendi-Trocki für die Kinder was.....ABER! sie grenzen sich im Verein leicht aus. Noch ein Aspekt, das Paddeln kann, wenn so viel "Geld in die Hand genommen wird" einen elitären Touch bekommen.
6. Meine Tochter hat mit 13 ein eigenes Boot erhalten, sie konnte da schon beurteilen für welche Gewässer sie das Boot nutzen wollte.
Ich habe meinen Beitrag auf Beispiele beschränkt, die nicht schon von den anderen ausführlich behandelt wurden.
Gruß
Frank
Re: Workshop "Kind & Kanu"
02. Februar 2014 21:30
- Wer hat Erfahrungen mit dem Paddeln lernen aus eigener Kindheit?

Ich bin im Kanuverein aufgewachsen. Seit ich 6 Jahre alt bin sitze ich im Einerkajak. Wir hatten immer Kinderboote und waren auch mehrere Familien mit anderen Kindern. Ich hatte auf Fahrten in Gruppen immer das kleinste Boot, weil ich der Kleinste war und musste dann zusehen, dass ich hinten noch mithielt. Dabei verliert man die Lust. Trotzdem haben sich Grundlagen bei mir entwickelt, wie die Rolle, von denen ich auch heute noch profitiere.
Intensiv zu paddeln habe ich dann mit meinem eigenen Boot begonnen, über das ich dann auch zum Seekajak fahren kam.

- Wie, in welchem Alter und in welchem Boot lern(t)en Eure Kinder oder Ihr selbst als Kind, das Paddeln?

Meine Tochter habe ich nie gedrängt und sie hat sich immer bequem im Zweier von mir fahren lassen. Wenn sie sich dann mal in ein Kinderboot setzte, bemerkte man allerdings, dass sie sich viel von mir abgeguckt hat.
Mit etwa 7 Jahren hat sie ein eigenes Boot bekommen. Das eigene Paddel hat sie mit 4 Jahren (glaube ich) bekommen. Jetzt will sie mein kleines Rennpaddel haben. Für das derzeitige Wintertraining hat sie sich vorgenommen die Rolle zu lernen.

- Was sind die speziellen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen? Spezielle Risiken?

Das größte Risiko ist sicherlich die Bedürfnisse von Kindern nicht zu beachten, so dass sie den Spaß verlieren. Überforderung oder zu wenig Abwechselung wirken bei allen Dingen entmutigend und führen zur Verweigerung. Wichtig ist daher auch dem Kind seinen Willen zu lassen und zuhören, dass man auch erfährt, was das Kind will.

- Wieso sind Kinder im Verein gut aufgehoben?

Vereine haben im Idealfall Gleichaltrige Kinder, Kindgerechte Ausrüstung und auch ausgebildete Übungsleiter, die die Kinder motivieren können. Oft ist das besser, als dass die eigenen Eltern als Lehrer dienen. Beim erlernen der Rolle halte ich mich bislang bewusst bei meiner Tochter raus. Zumal ich von ihr bislang keine klare Antwort bekommen habe, ob ich ihr das zeigen soll.

- Weshalb ein eigenes Paddel oder eine eigene Schwimmweste?
- Warum und ab wann ein eigenes Boot? Bootsauswahl (Einer/Zweier/SoT/Polo)

Wenn der Verein alles Kindgerecht vorhält und die Ausrüstung immer zur Verfügung steht, ist das sicher nicht unbedingt nötig. Wenn man aber nicht immer alles im Verein zusammensuchen will oder der Zustand oder die Auswahl nicht den eigenen Bedürfnissen entspricht, dann holt man schon die Sachen für das eigene Kind.
Wer selber intensiv paddelt und das Kind auch viel im Boot sitzt, wird man sicher eher eigene Ausrüstung kaufen als bei Gelegenheitspaddler. Auch wird bei Intensivpaddlern die Ausrüstung entsprechend spezieller auf den Sport ausgerichtet sein.

Egal was man macht und wie man es angeht, der Spaß muß immer im Vordergrund stehen. Wenn ein Kind nicht freiwillig zum paddeln geht sonder dazu gedrängt werden muß, dann macht man irgendetwas falsch.

Gruß, Ulf
In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicke hier, um Dich einzuloggen

Meer erfahren - fair kommunizieren.