Hallo Olaf,
Weihnachten vor genau 14 Jahren bin ich mit meiner Freundin Conny und zwei Faltbooten von Leipzig nach Lanzerote geflogen. Unser Ziel war die Umrundung der Insel per Faltboot und Zelt in zwei Wochen. Es war ein herrlicher Genuss von Freiheit und Abenteuer, dem deutschen Winter zu entfliehen und unter den verwunderten Blicken der übrigen Flug-Touristen bereits am Flughafen von Arrecife unsere Faltboote mit allem Gepäck aufzubauen und sodann über die nahe gelegene Schnellstraße zum nächst gelegenen Strand in Richtung Süden an die Playa de Matagorda zu schieben. Dort bauten wir unser Zelt auf, nahmen ein erstes Bad im Meer und organisierten unsere Abfahrt für den folgenden Tag.
Über die Ereignisse, die dann folgten, habe ich einen sehr anschaulichen Bericht geschrieben, der im SEEKAJAK NR. 63 der SaU vom Mai 1988 veröffentlicht wurde.
Die darin beschriebenen Umstände dürften auch heute noch aktuell sein. Falls Du diesen nicht mehr griffbereit hast, kann ich Dir gerne eine Kopie übersenden.
Aber soviel vorweg für Dich und Deine Frau als Warnung: Die Brandungsverhältnisse auf der dem Atlantik zugewandten Westseite der Insel sind extrem.
Du kannst sie zwar weit umfahren, aber wenn Du beim Anlanden in diese hinein gerätst, wirst Du Dein Boot nicht mehr beherrschen können und es besteht akute Gefahr für Leib, Leben und Boot. Gleiches gilt für die eigentliche kurze Überfahrt nach Fuerteventura und nach La Graciosa im Bereich eines möglichen Starts im Hafen von Orzola. Die der afrikanischen Küste zugewandte Seite der Insel kann dagegen sehr viel ruhiger sein. Doch auch dort erlebten wir dann Verhältnisse, bei denen ein Befahren mit dem Kajak oder Faltboot nicht mehr empfehlenswert war.
Auf den übrigen kanarischen Inseln sind ähnlich schwierige und gefährliche Brandungsverhältnisse zu erwarten. Für den allgemeinen Freiluft- und Genuss-Kajak/Faltbootfahrer kann ich die Kanaren daher nicht empfehlen. Selbst erfahrene Seekajakfahrer werden in den extrem steil brechenden Brandungswellen keine Chance haben.
Aber, wer am schnellsten und preiswertesten den harten, trostlosen deutschen Winter hinter sich lassen und seinen Urlaub dabei auch noch individuell, vorbei am Touristenstrom gestalten möchte, kann auf den Kanaren immer noch erstaunlich interessante und friedliche Freiräume finden. Entscheidend ist lediglich, welche Einstellung man dafür hat.
In Puerto del Carmen auf Lanzerote gerätst Du allerdings in eines der absoluten Touristenzentren der Insel, selbst wenn dieses durch den berühmten kanarischen Architekten Caesar Manrique noch einigermaßen harmonisch gestaltet wurde. Wir haben immer nur frei gezeltet; auch, als wir vom Faltboot auf den Mietwagen umsteigen mussten.
Dieser Einstellung sind wir bis heute treu geblieben. Bei den vielen Urlauben auf den Kanaren danach haben wir statt unserer Faltboote immer unsere Fahrräder im Flugzeug mitgenommen. Und einmal am Flughafen angekommen, war es stets ein köstlicher Genuss, statt mit dem Koffer im Reisebus zum nächsten Touri-Hotel zu fahren, das Fahrrad mit Zelt und Packtaschen zu satteln und vom Flughafen weg direkt den nächsten Strand unter mildem Meeresrauschen für die erste
Übernachtung im Zelt aufzusuchen.
Gestrandet nach vielen kleinen Kanaren-Abenteuern sind war dann auch nicht mit dem Faltboot, sondern mit dem Fahrrad auf Teneriffa. Nach anstrengender, aber sehr interessanter Berg-Fahrradtour entdeckten wir dort plötzlich und per Zufall eine Camping-Oase, mitten im Spannungsfeld zwischen den modernen,hochdynamischen und immer noch arachischen Strukturen der Insel. Vor der Flucht aus dem deutschen Winter schlagen wird dort auch heute noch immer noch gerne unser Zelt auf.
Herzliche Grüße und schöne Weihnachten aus Hamburg - Carlo Schagen.