Hallo,
ich habe mich einmal angemeldet, weil mich das Thema „Baidarka“ schon länger beschäftigt. Vielleicht kann ich dem Thema „Baidarka“ einen völlig anderen Kurs setzen.
Es wird zum Großteil off topic, hilft aber vielleicht, weil der Begriff "Baidarka" in meinen Augen hier im Forum zu lässig gebraucht wird.
Vorweg, ich habe eine naturwissenschaftliche Ausbildung genossen und die gängigen Strömungsformeln sind mir bekannt.
Das Thema „Flexibilität“ und „Baidarka“ enthält einige Problemen die auf Missverständnissen beruhen. Und dieses Thema könnte man eigentlich in die Tonne werfen, wenn man nicht tatsächlich „Baidarka“ und „Flexibilität“ meinte.
Ich meine dieses Thema gehört in die Tonne, weil es so nicht gemeint ist.
Es beginnt mit einer Definition:
„Baidarka“ ist russisch und heißt „kleines Boot“. Eine „Baidarka“ ist ein kleines russisches Boot.
Es geht hier, vom Kern der Frage her höchstwahrscheinlich nicht um die Flexibilität der Baidarkas, sondern um die der legendären Boote die damals, teils auch erst fünfzig Jahre später, als es sie nicht mehr gab, beschrieben wurden.
Das waren garantiert keine Baidarkas, auch wenn es gerne so dargestellt wird!
Dabei wurde später versucht, indem man die Konstruktionen der Baidarkas veränderte und „Gelenke“ einbaute, sich der legendären „Flexibilität“ der verschollenen Boote anzunähern.
Wer „Baidarka“ in die Suche eingibt und die Legende meint, sucht falsch!
Das zweite Problem liegt in einem technisch-physikalischem Missverständnis.
„Flexibilität“ ist höchstwahrscheinlich auch nicht gemeint, wenn man sich der Legendären nähern möchte.
Der evolutionäre Ansatz der aleutischen Frauen, die diese Boote bauten ist natürlich und einfach: Es gilt so viel Energie zu gewinnen oder zu erhalten wie möglich. Dabei bleiben Gesundheit und Sicherheit das oberste Bedürfnis.
Es kann nicht um „Flexibilität“ allein gegangen sein, sondern um „Elastizitäten“. Also um Energiespeicherung, Rückgewinnung und Umwandlung in Vortrieb.
Ein überstrahlendes Motiv des 18.Jahrhunderts, aus „Zar und Zimmermann“: Der Zar geht ins Ausland, um Boots- und Schiffsbau zu lernen, weil seine Landsleute es nicht können!
Das ist meine Verbindung zur Baidarka. Die Baidarka ist ein Boot, was die Sklaven benutzen mussten! Zum Schinden, Angst verbreiten und christlicher Erziehung zu Demut mit Mühe.
Dysons Baidarka ist die Karikatur einer russischen Baidarka, um damit auf die unterdrückten Aleuten, ihren Zustand in den amerikanischen Lagern, und auf die Wasserstoffbomben-Versuche bei den Aleuten hinzuweisen. Kalter Krieg und Hippiezeit. Das ist sein Verdienst und er wurde damit zum Nationalheld.
Keiner glaubte jemals, mit einem Boot, dass sich bereits bei ein paar Tropfen aufs Deck anhört wie Kriegstrommeln, man könne damit schlafende Seeotter aus dem Kelp pflücken.
Die Boote, als die Aleuten noch ihre matriarchalisch-naturschamanische Gesellschaft leben durften, waren völlig anders. Von den Materialen her und der Konstruktion. Die Funktionen der Bootsteile und die Fahrweise waren anders. Kräfteraubendes Ankanten? Eher wie Fahrradfahren. - Für mich sind sie so unterschiedlich in der Konstruktion, dass man ihnen eine eigene Fahrzeugklasse widmen sollte.
Es wurde kein Holz verwendet und schon gar nicht kreuzweise eingebaut. Gelenke? Nein, da irrt die christliche Seefahrt. Auch gab es kein Robbenfell in der Außenhaut. Das kam alles später.
Die freien Aleuten des 17.Jahrhunderts hatten viel bessere Materialien!
Die Frage bleibt, ob die Aussagen stimmen die in den Legenden stecken.
Immerhin befinden wir uns in der Steinzeit, mit Werkzeugen die sogar gegenüber den Steinwerkzeugen unserer Gegenden äußerst primitiv wirken.
Für mich eindeutig JA!
Die Hürden der „Wissenschaftler“:
Ein gutes Boot entsteht in einer langen Polarnacht.
Alle Aleuten waren gedopt!
Ein Paddler konnte allein, mit solch einem Boot einen großen Wal erlegen.
Die Boote der Aleuten wurden von den Frauen gebaut!
Sie brauchten gar keine guten Werkzeuge.
Die meisten Formeln gelten nicht.
Man braucht keinen Computer.
Jede gerade Linie ist überflüssig, absolute Maße auch.
In der Fahrt gibt es weder Symmetrien, noch eine konstante Rumpflänge.
Der Konstruktionsansatz ist ein grundlegend anderer: nämlich kinderfreundlich und männerschonend.
Warme Füße und ein trockener Hintern.
Sie sollen sie sogar einen Düsenantrieb gehabt haben!
Das hört sich geradezu utopisch an. Wenn man weiß, wie es funktionierte, dann ist es wie mit dem Ei des Kolumbus.
Das kann eine Baidarka nicht leisten.
Es ist geklärt, woraus die Fahrzeuge waren, wie sie äußerlich aussahen, warum sie einen Doppelbug hatten. Es ist geklärt wie sie gebaut wurden, warum man keine Straklatten brauchte und wie man sie mit dem Trinkwasser als Ballast gefahren hat.
Es ist geklärt wozu die zweispannenlangen, umgerechnet auf unsere Körperlängen also 4m, sehr elastischen Doppelpaddel waren, und warum man Stechpaddel zum Fahren benutzte.
Zur Legende gehören die Profipaddler selbst.
Sie waren gedopt, alle, mit dem gleichen Zeugs wie Ötzi.
Es erscheint, wenn man bei WIKI-Google nachschlägt, immer wieder ein interessanter Satz.
>Da muss man sich wohl geirrt haben<, oder so ähnlich. Interessant deshalb, weil man versucht zu sagen, was nicht sein soll, aber seit Jahrtausenden so ist - Google zensiert.
Aber man findet bei Google-Youtube Jenes und damit vielleicht eine Erkenntnis.
„ceremony of baptism of the iqyax - bidarka homebuild in skin on frame following the plans of Zimmerly”
[
www.youtube.com]
Nachdem ich es mir angesehen hatte, habe ich mich gefragt, ob eine Mutter, wenn sie dieses Boot selbst gebaut hat, ihren Sohn damit auf die kalte Behringsee geschickt hätte, damit er dort vielleicht tagelang und völlig übermüdet einen Sturm abwettert . . .
Wenn jemand eine Baidarka bauen möchte, dann nützt das Wissen um die legendären Boote wenig. Das, was sie ausmachte, ihre Funktionalität, ist nicht als Baidarka umsetzbar.
Eine Baidarka ist für mich vergleichbar mit einem dieser Geräte in den Einkaufszonen, wo man Euros hineinstecken kann und die Kinder drauf zeigen: „Auto!“.
Was bleibt, sind Äußerlichkeiten, an denen man sich bei der Baidarka stört, die schlechten Kompromisse, bei denen man nicht so recht weiß wieso man es so gemacht hat.
Ein Doppelbug und ein Heck, die völlig andere zusätzliche Aufgaben hatten und anders aussahen.
Wie sonst kommt nur „die Bugform einer Baidarka hat keinen Einfluss auf die Geschwindigkeit.“ ins WIKI? -Wie weichsinnig, ein Boot ohne Bug, schwimmt das eigentlich?
Der Doppelbug ist das multifunktionalste Element gewesen und zur Galionsfigur verkommen, aber die Galionsfigur enthält Elemente die auf die ehemalige Funktionsweise hinweisen. Und der Geschwindigkeitsgewinn war gewaltig!
Das Heck ein miserabler Kompromiss. Das einzig Besondere, dass man bei der Dreier-Russendroschken-Baidarka ein Ruder anbinden konnte. –Ziemlich hinderlich in den Kelpwäldern, wirkt aber männlich wenn etwas runterhängt, sobald man das Boot aus dem Wasser hebt.
Diese legendären Fahrzeuge waren weiblich und hatten so etwas wie eine Scheide.
Heckseen hoben das Heck weniger an, beschleunigten sogar und Beutetiere konnten „außerhalb“ des Rumpfes befördert werden. Die Beute verlängerte dabei noch die Rumpflänge, so dass das Boot „schneller“ wurde.
Doppelhaut, Düsenantrieb und Selbstlenzung, Doppelbug, schmiegsam in den „Hüften“, aktive Beinarbeit beim Steuern und Fahren. Warme Füße! Wie wäre es mit 30% Energie-Ersparnis? Die Haut war immer elastisch gespannt und sie konnte sogar auf dem Wasser nachgespannt werden...
Geht es hier um die Wabbeligkeit von Booten, oder um diesen kompromisslos, mit Liebe konstruierten Mechanismus, der sich aus der Lebenssituation heraus selbst entwickelt hat?
Leider wäre das in meinen Augen keine Baidarka, kein Kajak und darum OT. Das Forums-Museum müsste umgestaltet werden.
Bin ich ein Troll?
Das war ganz bestimmt kein ballistisches Nylongewebe: Airbus hat doch tatsächlich versuchsweise, ein dem Original „nachempfundenes“ künstliches Aleutenboot-Hüllen-Material in schmalen Streifen auf die Flügel geklebt und sofort 3% Spritersparnis erreicht....
Liebe Grüße
Roger Weldone