Also,
ich hab ein Q-boat und konnte auch einen Greenland-T ausgiebig probepaddeln. Hier meine subjektiven Erfahrungen, erstmal zum Q-Boat: Hab ich mir vor ein paar Jahren gebraucht gekauft, als sich die Gelegenheit ergeben hat. Eigentlich wollte ich aber immer ein Nordkapp (Classic), das ist dann ein paar Monate später auch auf dem süddeutschen Gebrauchtmarkt erscheinen, also hab ich jetzt beide... Was Michael sagt, ist kann ich teilweise nachvollziehen, bei Seitenwind braucht das Q-boat ein Skeg, dann ist aber auch gut. Das flache Achterdeck halte ich allerdings für sehr gelungen, zum Rollen machts einfach nur Spass. Da ich hauptsächlich Tagestouren fahre, ist das aber vom Stauraum kein Problem, und das vordere Gepäckabteil ist sowieso riesig.
Trotz mittlerweile mehrerer Boote in meinem Arsenal schätze ich das Q-boat vor allem wegen seiner Allround-Qualitäten: Dreht auf der Stelle (Kielsprung), Steuerung über Kanten ist sehr direkt (zur kurvenäusseren Seite aufkanten). Das Q-boat ist genau gleich schnell wie das Nordkapp, wie in vielen Vergleichsfahrten mit Boots- und Paddlertausch herausgefunden. Der Einstieg durch die grosse Luke ist sehr komfortabel, trotzdem guter Halt wegen gut dimensionierter Schenkelstützen. In den typischen süddeutschen kurzen, 0.5-1m Windwellen liegt es durch den flachen Boden etwas nervöser als z.B. Nordkapp oder Lettmann Godthab, was aber die gute Kantensteuerung beim Surfen wieder wettmacht. Ausserdem taucht es nach dem Einspitzeln in eine Welle durch das stark gewölbte Deck im Vorschiff sehr gutmütig und recht trocken wieder auf, ohne seitliches Verschneiden wie die beiden vorgenannten Vertreter. Ich nehme das Q-Boat immer dann, wenn die Bedingungen etwas heftiger sind, zum Spielen eignet es sich für einen Jumbo wie mich perfekt. Wie gesagt, für die Grösse extrem wendig und rollfreudig, und dazu gehört es auch noch zu den schnelleren Seekajaks, mit dem man gut mit dem Rest des Rudels mithalten kann. Durch den schmalen Bug und die im Gegensatz zum Anas Acute bis ca. 1 m vor dem Heck recht breit und gerade auslaufenden Kanten saugt sich das Heck nicht so leicht fest, wie es der starke Kielsprung erwarten lässt.
Der Greenland T (und noch mehr der Greenland ohne T) hat die meisten Spielbooteigenschaften des Q-boats weiter auf die Spitze getrieben. Es ist deutlich weniger Boot, läuft in Wellen wesentlich nasser, rollt noch einfacher (aber nicht wesentlich) und dreht genauso gut, allerdings besser über die Innenkante. Seitenwind ist kein Thema, das Skeg braucht man nicht wirklich. Bei 7-8 km/h läuft er auch leichter, fährt darüber hinaus aber wesentlich schneller gegen eine Wand, weil das Heck gnadenlos absäuft und der flache und breite Bug recht viel Auftrieb erzeugt. Auch finde ich ihn besonders bei Wellen mit meinem Gewicht deutlich instabiler, man fährt eher unter Wasser. Für ein Leichtgewicht aber sicher kein Problem. Nur als einen schlechten Witz empfinde ich (für mich) den Sitz und die Schenkelstützen: Ersterer ist für meinen Hintern einfach viel zu sehr nach hinten geneigt, so dann man permanent in einen Rundrücken fällt, und zweitere sind so steil angestellt, dass sie dauernd in die Oberschenkel schneiden. Kleinere/leichtere Leute kommen damit aber sicher besser zurecht.
Beide Boote sind gut, aber unterscheiden sich im Charakter deutlich: Das Q-boat ist voll langstreckentaugliches Seekajak mit Spiellboot-Genen für seine Grösse und Gewicht erstaunlich wendig, das Greenland T eher ein Puristenboot was für Rollfanatiker und Grönland-Nostalgiker mit sehr direkter Verbindung zum Element und kleinem Gepäck. Ist in Wellen nicht mein Fall, aber vermutlich bin ich zu schwer. Q-boat fährt auf dem Wasser, Greenland im Wasser.
Ich hoffe, das hilft. Wenn es Dich mal nach München verschlägt, kannst du mein Q-boat geren mal probefahren.
Gruss,
Stefan
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