Moin,
ein bischen schwanger geht nicht.
Wenn dir im Wildwasser dein Leben lieb ist -gemeint ist echtes Wildwasser-
wäre jede Wahl einer nicht wildwassertauglichen Weste grob fahrlässig.
Dort treten die lebensbedrohlichen Situationen schlagartig ein, deine Weste muß geeignet sein.
Es wäre an sich kein Problem, so eine Weste auch ohnmachtssicher zu konstruieren, nur paddelst du damit so schlecht, daß du noch eher in Gefahr kämst.
Auf See minderst du deine Überlebenszeit mit einer Wildwasserweste zwar um 50%, aber erst mal schwimmst du und hoffentlich bist du so gut ausgebildet und in Übung, dass du weißt , wie du wieder ins Boot kommst.
Beim Wanderpaddeln ist eine Wildwasserweste nicht gerade der Hit, weil unbequem und overdressed, aber sie ist ein zuverlässiger Partner, solange du nicht in Ohnmacht verfällst Ähnlich ist es auf See, siedreht und hält dich nicht zuverlässig in Rückenlage mit überstrecktem Kopf und das Freibord zum Mund dürfte meistens zu gering sein.
Also, reicht es erst mal nur für eine Weste, muß es in oberster Priorität eine Wildwasserweste sein.
Über deren Beschaffenheit und Mindestausstattung herrscht auch am weitestgehenden Konsens. Man sollte sich aber vom Wildwasserefachmann beraten lassen, es gibt Plagiate, die gefährlich sind.
Auf See werden oft per Patrone aufblasbare Westen benutzt, die zwar ohnmachtssicher sind, aber im Wildwasser untauglich sind.
Eine Wildwasserweste ist auf See keineswegs ideal. Aber erst mal tut sie´s: sie hält dich erst mal oben und gibt dir etwas Zeit, bis du wieder in dein rettendes Boot gelangst. Sie ist warm und zwar nicht so bequem - aber es geht erst mal.
Reine Wanderwesten sind am ehesten fürs gemütliche Touren unter guten Bedingungen.
Auf See gingen sie zur Not zwar auch, aber sie wären von den drei Typen jetzt die schlechteste Wahl für dich, wenn du wirklich aufs Wildwasser und auf die See wolltest.
Mache dich doch beim HKV - Udo Beier - schlau. Und schau beim AKC nach, was du dort unter Westen findest.
Lange Jahre fahren einige Clubmitglieder bei uns überall, auch auf Flüßchen und auf der See, ihre Wildwasserwesten und völlig ohne Probleme. Seit einiger Zeit setzen sie auf See auch nur reine Kanu-Polowesten ein.
Ich hatte schwerste Bedenken, da sie z.B. nicht zum Abbergen taugen - die Träger reißen schnell. Aber die DGzRS äußerte sich im etwas uneinheitlichen Tenor mehrerer Vormänner im Prinzip wie folgt:
Die DIN-gerechten Westen sind am Besten. Wichtig ist aber im Ernstfall nur, daß ein Seenotopfer überhaupt eine Weste trägt. Auch Personen ohne adäquate Weste sind abbergbar. Unter Wasser geht rein gar nichts mehr, es sei denn, der Bootshaken ist noch lang genug.
Wanderwesten halten mechanischen Beanspruchungen im Wildwasser nicht ausreichend stand; sie verbleiben im Ernstfall nicht mal am Körper!
Seekayakwesten sind, sofern aufblasbar, im Wildwasser reinster Hohn.
Ohnmachtssichere Feststoffwesten können auf Wildwasser wegen Behinderung etc. und falscher Begurtung usw. nicht eingesetzt werden. Auf See quälen sie. Nichtohnmachtssichere Feststoffwesten tragen zwar, sind aber auch nicht die eben nichtexistente eierlegende Wollmilchsau. Sie wären auch zum Wandern und eben eingeschränkt auf See tauglich. (Nur wegen fehlender Ohnmachtssicherheit; dies wird auch etwas kontrovers diskutiert, sehr oft eben nicht für notwendig gehalten.)
Später, falls man Wert auf Ohnmachtssicherheit und Komfort legt, kann man eine leichte Weste mit Patronenauslösung anschaffen.
Die Wanderweste ist echt nur fürs ausschließliche Bummeln gut. Auf See wäre sie natürlich immer noch weit besser als rein gar nichts.
Somit verbleibt erst mal die Wildwasserweste. Sie sind deutlich teurer und hochwertiger und sollten über wildwaserspezifische Details wie Verschluß, der dank Umlenkung hohen Kräften wiedersteht, Karabinerpark für Cowtail etc., abwerfbarer Bergegurt usw. verfügen. Man kan sich an ihnen auch unter Wasserdruck bergen lassen, sie verbleiben bei richtiger am Körper. Sie benötigen keine Wartung. SSolche Westen werden auch von renommierten Seekayakschulen auf See erfolgreich eingesetzt. Es gibt sie auch mit Accesssoires, die sich auch besonders zum Seekayaken eignen. Man erhält solche Westen auch bei Seekayakhändlern fern der alpinen Wildgewässer.
Dass auf kleinen mecklenburgischen Seen auch ein Korkgürtel reicht, ist nicht anzunehmen. Eine plötzlich auftauchende Böenwalze vermag auch jeden norddeutschen Binnensee in Sekunden in einen brodelnden Hexenkessel zu verwandeln, wo das Herz in die Hose sackt und die Paddelstütze plötzlich mißlingt . Ist nur eine Frage der m/sec Wind und der Böigkeit.
Moin von der Förde Eckehard