Einfach nur großartig.!!!!

Nach der - Wilde Maas - Tour und Fahrzeug nachholen in den Niederlanden am Samstag,diese Reportage aus Rio mitbekommen...großartig !![www1.wdr.de]

Die Überlegenheit des Boots (Männer K4) war schon krass. Diese Goldmedaille hat dazu beigetragen, dass alle deutschen Rennkanuten am Ende mit ner Medaille heimgefahren ist. Das ist natürlich erst mal schön.

Aber es scheint leider auch die positive Seite eines Problem zu sein. Denn solche Erfolge befördern eine immer stärker vorherrschende Elite-only-Denke im Kanurennsport, die mir von unterschiedlichen Leuten mit entspr. Einblick schon erzählt worden ist: wer nicht die Chance hat, aufs Treppchen zu kommen, wird gar nicht erst mitgenommen. Nicht nur zu Olympia, sondern auch schon zu Jugendverbandsmeisterschaften nicht. Ich sehe die Gefahr, dass eine Sportart dergestalt im Geiste der totalen Erfolgsorientierung schon auf unterster Ebene immer weiter ausgemagert wird, bis sie vollends in eine bizarre Staats-Subventionsveranstaltung wie Bobfahren oder Eisschnellauf mutiert, die man nur wegen der Olympia-Goldmedaillen am Leben hält.

@ Arnim

Ich hätte dazu schreiben sollen,dass ich den Kommentator mit großartig meinte.Die Leistung der Paddler die natürlich auch.

Was du schreibst widerspricht eigentlich einen Artikel und Aussagen von Max Hoff,den ich heute morgen in der NRZ las .

Ich glaube aber,dass du gar nicht so verkehrt liegst.

Zitat
ak67
wer nicht die Chance hat, aufs Treppchen zu kommen, wird gar nicht erst mitgenommen. Nicht nur zu Olympia, sondern auch schon zu Jugendverbandsmeisterschaften nicht.

Das ist so im Wettkampfsport. Man muss sich da klarmachen, ob man Freizeitsport betreibt (Touren-, Wildwasser- und Seekajak, Paddeln mit Naturerlebnis etc) oder ob mann einen Wettkampfsport betreibt, bei dem es ultimatives Ziel ist, oben auf dem Treppchen zu stehen.

Wer seinen Hintern in ein Rennboot quetscht und auf das Startsignal wartet, weiss im Allgemeinen, was er da tut, und dass der Weg zur nächsten Regatta über eine gute Zeit beim Training oder bei der Quali führt ... mich bringen keine zehn Pferde an eine Startlinie (zumindest nicht im Kajak - ich nehme noch an Vereinsregatten mit meinem Hobie-Cat teil), deshalb stelle ich aber nicht den Wettkampfsport an sich in Frage.

Es gibt Vereine, die das Ausmagern verhindern wollen. Bei den Jüngeren werden dann durchaus welche mitgenommen, denen man im Vorfeld keine nennenswerten Chancen zuschreibt. Wer will, der darf. Wer andererseits trotz guter Trainingsleistungen partout nicht will, darf u.U. bestimmte Vereinsboote / -Ergometer / ... nicht nutzen.
Der Leistungsdruck und die Stärke der Konkurrenz nimmt zwar mit zunehmendem Alter auch zu, aber wer Sportsgeist hat, wird von seinem Trainer so schnell nicht im Stich gelassen.

Als Leistungssportler wäre ich viel zu untalentiert, sehe das aber dann nicht sonderlich kritisch, wenn Sport zwar im Vordergrund steht, aber nicht das ganze Leben dominiert. In Zahlen: 4x pro Woche geht noch, 6x ist neben Schule und Freundeskreis bedenklich. Kritisch finde ich, dass manche ihre halbe Kindheit und ihre ganze Jugend mit einem Sport verbringen ... vielleicht verplempern und dann mit 16, 18 oder 20 feststellen, dass sie jetzt keine Kinder mehr sind und dass irgendwas fehlt, was andere abgekriegt haben. Das müssen keine Mopedunfälle oder durchzechte Festivals sein, aber sie merken, dass sie anders geworden sind. – Eine schwierige Entscheidung.

Chris

Was wäre ein Wettkampf, wenn nur die drei Besten daran teilnehmen würden? Alle anderen haben doch eh keine Chance aufs Treppchen...

In meiner Jugend bin ich viel mit Pferden unterwegs gewesen, auch auf Turnieren kleine Dressuren geritten. Als ich dann in einem Jahr in fast allen Prüfungen oben placiert war und ich wußte, daß mein (Pflege)Pferd für höhere Klassen nicht genug Gang mitbringt habe ich das Pferd an eine andere Reiterin abgegeben, die sich dann 'hocharbeiten' konnte. Ich wollte halt anderen Reitern nicht die Placierungen wegnehmen und selber nicht weiterkommen.
Dann habe ich wenige Wettkämpfe im Irish Dance mitgetanzt bevor meine Kinder da waren. Dort muß man sich von Level zu Level hocharbeiten (innerhalb der Altersstufen). Aber dort zählt daß mind. 5 TN an einem Tanz teilnehmen müssen, damit der erste aufsteigen kann. Je mehr Teilnehmer an einem Tanz desto mehr steigen natürlich auf. Das finde ich eine super Sache! So haben die Neuen immer eine Chance auf Erfolg und sie arbeiten sich mit positiver Erfahrungen hoch.

Nun weiß ich nicht, ob es im Rennsport auch erfolgsorientierte Einstufungen gibt. Wenn nicht, fände ich es gut, wenn darüber nachgedacht würde?


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"Die Welt wäre ohne Euch ohne Euch." (Helge Schneider)

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Moin,

ich habe das als Leistungssport gemacht und gehörte zu denen, die nicht zu Olympia gefahren, keine Weltmeister geworden und auch sonst nicht in die Analen des Kanusports eingegangen sind. Trotzdem fahre ich immer noch, fahre immer noch gern Rennen - eher im Drachenboot - und bin so oft es geht mit dem Rennboot auf dem Wasser. Dass ich deswegen in meiner Jugend etwas verpasst hätte, meine ich eher nicht.

Ich habe auch über einige Jahre Kinder trainiert - in einem kleinen Verein, der nicht die Kapazitäten und auch nicht den Anspruch hat, am laufenden Band deutsche Meister zu produzieren. Trotzdem oder vielleicht auch deshalb haben wir eine Menge Kinder, die gern und regelmäßig zum Training kommen, auch solche, die es aus welchen Gründen auch immer nie schaffen werden, irgendetwas zu gewinnen. Das ist auch nicht notwendig. Es gibt viele kleine Rennen, in denen auch die zweite und die dritte Reihe mitfahren und vielleicht auch erfolgreich sein können. Es braucht da auch keine Leistungseinstufung. Bei lokalen Rennen sind keine Elitefahrer am Start.

Zu Meisterschaften nehme ich natürlich trotzdem nur Kinder und Jugendliche mit, die auch in der Lage sind, mitzufahren. Warum soll ich es einem Kind oder Heranwachsenden antun, einen Vorlauf hinterherfahren und dann den Rest des Wochenendes zusehen zu müssen? Da kann er/sie sein/ihr Wochenende sinnvoller und weniger frustrierend verbringen.

Die zweite und dritte Reihe ist aber auch wichtig für die, die im Rampenlicht stehen. Bevor die nämlich dort ankommen, trainieren sie in ihren Vereinen, haben dort Trainingspartner, die sie fordern, die da sind, wenn sie nachlassen, die ihnen ständig am Heck hängen. Und, das ist vielleicht das wichtigste, ihnen die Heimat vermitteln, die sie im Hochleistungsbereich nicht mehr in dem Maße haben. Leute, mit denen man gern zusammen ist, auf dem Wasser und auch daneben. Ohne die Masse an Sportlern hinter den Topleuten würde es keine Topleute geben. Ich denke, die meisten von "denen da oben" wissen das.

Rennsport ist auch nicht nur Wettkampfsport. Es ist etwas besonderes, das Gefühl zu haben, dass jede Bewegung, jeder Krafteinsatz eine unmittelbare Reaktion hervorruft, das mühelose Gleiten, das Gefühl, die erste Welle in einen spiegelglatten See zu schneiden, der Tanz auf der Rasierklinge in hohen Wellen oder bei starker Strömung oder auch nur das Gefühl sich ausgearbeitet zu haben. Alles ist Rennbootfahren, nicht nur die Rennen selbst. Gäbe es das nicht, wären die hunderte Kilometer zwischen den Rennen nicht auszuhalten. Letztlich braucht es gar keine Rennen, um Rennboot zu fahren, so wie auch nicht jeder Rennradfahrer oder Läufer Wettkämpfe braucht.

Ich denke, im "unteren Bereich" wird das vielfach auch so gelebt. Die Gefahr eines "Ausmagerns" besteht meiner Meinung nach nicht.

Grüße, vauWe

Hallo
Wenn Kanurennsport nur auf Höchstleistungen ausgerichtet wäre, würde der Sport wohl aussterben. Ich denke in den meisten Vereinen steht nicht die Leistung im Vordergrund, sondern Spass am Sport in einer Gemeinschaft. Dabei Ziele zu setzen und etwas zu pushen schadet sicher auch Kindern nicht. Besser als sie zu Hause vor den Fernseher / Computer zu setzen. Letztendlich wird niemand gezwungen. In meiner Kindheit gehörte Sport zum Alltag. Es war teils recht streng aber ich ging gerne hin und hätte jeder Zeit aufhören können. Nie hatte ich das Gefühl etwas verpasst zu haben. Ich habe viele Freunde kennen gelernt mit denen ich immer noch Kontakt habe. Es war eine schöne Zeit.
Grüsse
Martin

@vauwe

"Zu Meisterschaften nehme ich natürlich trotzdem nur Kinder und Jugendliche mit, die auch in der Lage sind, mitzufahren. Warum soll ich es einem Kind oder Heranwachsenden antun, einen Vorlauf hinterherfahren und dann den Rest des Wochenendes zusehen zu müssen?"

Das kann man verstehen, und es ist ja auch wesentlich teurer und materialaufwendiger, eine große Gruppe starten zu lassen. Aber ich entnehme deiner Aussage, dass man bei dir mit darf, wenn man gute Chancen hat, in den Endlauf zu kommen. Das ist ja schon mal viel weniger selektiv als 'Platz auf dem Treppchen'.

Ich sehe auch ein, dass ein Sport mit technisch begrenzten Startplätzen (so wie beim Lauf-Sprint, und halt anders als z.B. bei einem Volkslauf) selektiver vorgehen muss.

Mir würde es reichen, wenn die berechtigte Annahme besteht, dass der Zwischenlauf erreicht wird, und vielleicht noch ein Start im Mannschaftsboot ansteht. Nur um einem Sportler zu zeigen, dass er nichts kann, brauche ich ihn nicht starten lassen. Bei den älteren ist es etwas anders.. Die können selbst einschätzen, ob und welche Chancen sie haben. Einem Sportler, der das ganze Jahr trainiert hat, würde ich, wenn es möglich ist, auch dann einen Start nicht verwehren, wenn er chancenlos ist.

Zu Olympia ist anzumerken: ein Teil der Kanurennsportler wurde vorher gesperrt, da war es leichter, Medaillen zu gewinnen.

Der Kanurennsport bietet neben DM, Regionalmeisterschaften (wie ODM) auch zahlreiche Spass- und Genussregatten, wo es auch für jeden Sportler etwas zu gewinnen gibt: in Staffelläufen, im mixed C8 u.v.a. Kurzstrecken, Langstrecken, Marathon. Konkret: Sprintregatta Hof, Wengelsdorf, Calbe usw. Wichtig ist, den Sportler bei der passenden Regatta anzumelden.

Während sich mein Sohn (Schüler A) ernsthaft betätigte, stieg ich Ü50 (=AK C) ins Boot und hatte auch meinen Spass, siehe Fotos.

Dass 13-jährige heute 5-6 mal die Woche trainieren, um in der deutschen Spitze dabei zu sein, ist Irrsinn und das will ich für mein Kind gar nicht.

Eigentlich sollte es hier nur um die großartige Reportage !!!! gehen und nicht um Welt/Deutsche- oder sonstige Meisterschaften.
Diese Reportage stellt selbst..."Wo ist Behle..." klar in den Schatten.

Azubi, wolltest Du gerne ausführlicher über diese Reportage diskutieren, und wir hindern dich daran?

Nein Arnim,da gibt es nichts zu diskutieren. Ich vergaß nur,dass die meisten Seekajakfahrer humorlos sind und scheinbar zum Lachen in den Keller gehen.

Super Reportage!

Zum Einen war Gold natürlich schon mal richtig genial, zum Anderen war der Kommentator auch einfach sehr gut. Bei "...lasst es euch doch schmecken... rein mit der Medialle..." konnte ich echt nicht mehr